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  • Day 18

    Endlich Panflöte

    January 18, 2018 in Peru ⋅ ⛅ 27 °C

    Damit es nicht untergeht: Verhungern tut hier niemand. Nun haben wir circa 3000 km vom Start bis heute zurückgelegt. Vom ersten Tag an säumen Händler, Werkstätten, Obststände und alle Arten von Kneipen die Straßen. Es wäre überraschend, wenn dies nicht genauso weitergehen würde. Die meisten, ich auch, bevorzugen zum Lunch "Sopa", in der Regel gibt es Gemüsesuppe mit Huhn. Und wo wir gerade in der Abteilung food and beverage sind, jetzt noch zwei Getränketipps. Unbedingt meiden: Inka-Cola (süß, klebrig, giftig-gelb), unbedingt trinken: Pisco-Sour, auf der Basis von Traubenschnaps (?), wunderbar erfrischend.

    Einschub @Serge: Toll, dass Du der Musiksache nachgegangen bist, wusste ich auch nicht, was Du da herausgefunden hast.

    Wir verlassen heute Ecuador und überqueren die Grenze zu Peru. Anlass für einen kurzen Nachtrag: Simon Bolivar gilt im Norden Südamerikas als der große Befreier und ist tatsächlich 200 Jahre nach seinem Wirken sehr gegenwärtig. Er wirkte keineswegs nur in Bolivien,sondern vor allem in Kolumbien, Ecuador und Venezuela - die drei Länder waren im Grunde auf dem Weg zu einer Art Großkolumbien, dann ging man doch getrennter Wege. In Vorbereitung auf die Reise habe ich einen Film über Bolivar entdeckt (Bilder), der leider etwas flach ist, aber immerhin die Stimmung der Unabhängigkeitssbewegung einigermaßen wiedergibt ... @Familiy: Danke, dass Ihr Euch Weihnachten mit mir durch den Film gequält habt.

    So, Geschichtsbuch wieder zu und zurück zum Grenzübergang, der etwas improvisiert wirkt. Dieses Mal dauert es nur 2,5 Stunden. Da wir alle mittlerweile das deutsche Effizienzstreben hinter uns gelassen haben, entwickelt sich das Ganze zur lustigen Angelegenheit. Zwei wichtige Tipps unserer Edelweiss-Tourguides: Nur die Papiere vorlegen, die gefordert sind (alles andere verkompliziert die Angelegenheit) und niemals die Motornummer angeben (zu lang, zu unordentlich, exakte Eingabe deshalb ohnehin unmöglich). Wir kaufen uns für 30$ eine Haftpflichtversicherung für Peru beim einzigen Versicherungsbüro vor Ort, das aus einem Schreibtisch, einer Glühbirne und einem Mitarbeiter besteht. Und bei der Verzollung bzw. Einfuhr nach Peru treffen wir auf Juan, der uns irgendwann selbst an den PC bittet, damit wir unsere email Adressen selbst eingeben. Könnte man sich so etwas in einem deutschen Amt vorstellen?

    Der Fahrtag von Loja nach Piura ist lang. Wir starten im Grünen auf über 2000 m, sinken immer tiefer ab und verlassen die Anden in Richtung Pazifik. Parallel dazu entwickelt sich das Klima: Nach kühlem und nebligen Beginn steigen die Temperaturen auf 35 Grad, und wir fahren durch savannenartige Gebiete. Mit erschreckender Armut und ihren entsprechenden Begleiterscheinungen. Kilometerlang werden Felder abgebrannt und Müll säumt die Straßen (kein Bild), das Ganze erinnert stark an das ebenfalls bettelarme Bangladesh. Die sonst so wunderbare Unmittelbarkeit des Motorradfahrens bildet hier ihre Kehrseite aus, denn es gib kein Entkommen vom beißenden Gestank dieser Szenerie..

    Zwischendurch ein Schreckmoment. Phils Vorderrad trifft einen Stein, das Motorrad bebt bedenklich, aber stabilisiert sich wieder. Puh. Nicht, dass die Straßen schlecht wären, aber wie schon Gerhard beim Vorbereitungstreffen ankündigte: expect the unexpected. Viele Erdrutsche lassen Geröll auf der Straße zurück, gelegentlich fehlt auch einmal ein komplettes Stück der Fahrbahn und versprengte Maultiere, die zurück zu Ihrer Herde auf der anderen Straßenseite wollen, handeln nicht immer überlegt.

    Oliver serviert das Bootbier, und wir spülen damit den Staub der Piura-Stadtdurchfahrt hinunter. Abends beim Chinesen (sic!) dann endlich ein Alleinunterhalter mit Panflöte (Video!), so hatte ich mir Peru vorgestellt. Anders als in unseren Fußgängerzonen möchte er aber keine CD verkaufen, sondern direkt Geld. Davon möge er sich bitte einen Poncho zulegen, so wie seine Kumpel, die nach Deutschland ausgewandert sind.
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