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  • Day 19

    Warum ist das Kind nicht in der Schule?

    January 19, 2018 in Peru ⋅ ☁️ 23 °C

    "Wahrscheinlich wird unter Reisenden nirgendwo so schamlos übertrieben, beschönigt, erfunden und gelogen wie bei der Schilderung von Großtaten, die man in weiter Ferne unter unüberprüfbaren Bedingungen vollbracht hat." Das schreibt Matthias Politycki in seinem sehr klugen und gut lesbaren Buch "Schrecklich schön und weit und wild: Warum wir reisen und was wir dabei denken". Und natürlich kann man auch mit Bildern schwindeln. Denn zugegebenermaßen: so schön, wie auf den Bildern, war es heute gar nicht. Im Gegenteil: Hier in der Disierto de Sechura im Westen Perus schreit einen die Armut an, und das sichtbare Zeichen dafür ist - wie bereits gestern beschrieben - stinkender Unrat rechts und links der Routa 1N. Wohlgemerkt: Das betrifft die gesamten 200km von Piura nach Chiclayo. Auch fahrerisch vollbringen wir keine Großtaten - es geht immer geradeaus. Allenfalls der starke Wind muss ausgeglichen werden, er erfordert selbst bei kurvenloser Fahrt eine leichte Schräglage und erhöht den Benzinverbrauch von 3,5 auf 5,0 l pro 100km.

    Wenn man so ereignislos dahinfährt, hat man viel Zeit zum Grübeln. Wie zweifelhaft ist eigentlich unsere Dieseldiskussion, wenn hier alles in Dreck und Chaos versinkt? Wir befassen uns in D mit den falschen Dingen und vernichten dabei unseren Wohlstand. Und zugleich tun wir wenig, um auf globaler Ebene die Lebensqualität zu verbessern. Denn so, wie sich das hier darstellt, wird das nichts mit einem besseren Leben in Peru. Jedenfalls sieht es hier nicht gerade nach Aufbruch und Entwicklung aus.

    Zurück in den Motorradalltag, denn tatsächlich stellt sich mittlerweile so etwas wir Routine ein. Beginnt unsere Fahrt noch mit zumindest ein bisschen Grünzeug, verabschieden sich Baum und Strauch mit zunehmender Fahrtdauer. Wir halten am verlassensten Ort der Welt für einen Trinkstopp (Hauptbild und Bild 2), und dann noch einmal mitten auf der Straße bzw. mitten in der Wüste, um der Trostlosigkeit ein paar skurrile Fotos zu entreißen. In der Nähe von Chiclayo gibt es an der Küste Lunch. Der Fisch ist (hoffentlich) frisch, zumindest können wir beobachten, wie am Strand so einiges aus dem Meer gezogen und direkt vor Ort entschuppt und gesäubert wird. (Mein) Highlight des Tages ist ein äußerst ernsthaftes und geschäftstüchtiges Mädchen, das zu uns an den Tisch kommt und allerlei Spielzeug feilbietet. Unser Tourguide Marc läßt sich alles erklären, und wir kaufen ein paar Kleinigkeiten. Wie alt mag sie sein? Warum ist das Kind nicht in der Schule?
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