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  • Day 49

    Doppelt gescheitert, viel Spaß gehabt

    February 18, 2018 in Argentina ⋅ ☀️ 33 °C

    Das Hauptbild hat heute eindeutig Martins Bike verdient. Es zeigt: Ein Motorrad kann auch ohne Seiten- oder Hauptständer auskommen. Ist der Sand nur genügend tief, dann steht es bombenfest. Ein herrlicher Moment, wie sich das Hinterrad ohne jeglichen Vortriebswillen einfach in den weichen Sand wühlt und Martin lässig absteigt. Die Eingrabungsstätte seines Bikes befindet sich zwischen San Juan und Mendoza. Genauer gesagt auf der Routa 153. Die verheißungsvoll mit ein paar schönen Kurven auf Teer beginnt. Dann in stabilen Gravel übergeht. Dann den einen oder anderen Bachlauf kreuzt. Und sich schließlich in einem Flussbett verliert, so dass wir nicht mehr weiter kommen. Erkenntnis des Tages: Das Schild "Calzada in mal estado" muss man ernst nehmen. Doch noch ernster ist der Hinweis "Calzada erosione" einzustufen, denn er signalisiert, dass die Straße im Grunde aufgegeben wurde.

    Das alles kam so: die eigentliche Fahrstrecke heute beträgt nur gut 150 km, schließlich soll genug Zeit in Argentiniens Weinparadies Mendoza sein. Phil, Will und Bernd wählen auch die Botega-Option, während Oliver, Manfred, Martin/Katrin und meine Wenigkeit (begleitet durch Marc im Van) beschließen, den Fahrtag durch einen kleinen Ausflug ins Gelände zu würzen. Wir scheitern allerdings mit dieser Idee grandios und zweifach. Nicht nur wegen des beschriebenen nahtlosen Übergangs der gewählten Straße in ein Flussbett, der unserem Tatendrang nach 40 km ein jämmerliches Ende setzt und uns zur Rückkehr auf gleichem Wege zwingt, was als schwere Männerniederlage gelten muss (Tipp übrigens an alle möglichen Nachahmer: niemals Einheimische fragen, ob die Straße befahrbar ist, die Antworten haben bestenfalls Unterhaltungs-, jedoch keinerlei Informationswert). Sondern auch, weil wir zuvor schon mit der Routa 5 eine fragwürdige Wahl getroffen hatten, die uns mit schwierigen Matschpassagen konfrontiert.

    Vergleichsweise safe ist es, im Schritttempo am Pfützenrand durch die glitschige Brühe zu schlingern. Und natürlich ist das auch die ratsame Strategie, zumindest für Hobbyfahrer wie mich. Doch irgendwie flüstert mir vor einer dieser Durchfahrten ein kleines Teufelchen ein, ich möge es doch einmal mitten durch mit etwas Speed probieren ("don't be a pussy"), und wäre es nicht wirklich ein hübscher kleiner Triumph, wenn genau dies gelänge? Bereits im ersten Drittel des Schlammlochs dämmert mir allerdings, dass der schmierige Untergrund keine idealen Voraussetzungen für mein Unterfangen bietet. Im zweiten Drittel trennen sich dann die Wege meines Vorderrads, das gerne nach rechts möchte, und des Rests der Mopeds, das sich für links entschieden hat. Im dritten Teil schließlich sind sich alle Kräfte wieder einig, aber eben nur die, die nach unten zeigen, und schon trennen sich Fahrer und Motorrad. Ergebnis: Mensch und Maschine sehen aus wie nach einem gemeinsamen Moorbad. Reumütig fahren wir eine Querung zurück zur Hauptstraße ...

    Doch ich bleibe mit meiner Bodenberührung heute nicht allein. Manfred verläßt das Sportgerät in Richtung Büsche, als er am Rande einer Pfütze aus dem Tritt kommt. Und Martin wirft später sein Moped im Sand weg, genau an der Stelle, wo er sich zuvor festgefahren hatte, nur eben auf dem Rückweg. Allein Oliver kommt unfallfrei durch, sorgt dafür aber beim abschließenden Tanken für den Lacher des Tages, als er sich an der Zapfsäule vergreift und sein Bike mit Diesel befüllt. Doch irgendwann ist auch dieses Problemchen durch Abpumpen gelöst, und wir tun das, was abends in Mendoza alle tun: Rotwein trinken und leicht blutiges Grillfleisch essen ("medium rare").

    Footprint zusammengefaßt: Doppelt gescheitert, viel Spaß gehabt.
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