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  • Day 64

    Windstärke 8-9

    March 5, 2018 in Argentina ⋅ 🌬 16 °C

    Das Verkehrszeichen mit dem windgepeitschten Baum kennt Ihr schon vom gestrigen Footprint, aber nun geht es mit dem patagonischen Dauerwind erst so richtig los. Vor allem auf dem heutigen, etwa 100 km langen Schotterstück (Bild 2: kurze Pause in the middle of nowhere) bläst es gewaltig, laut Wettervorhersage haben die Böen eine Beaufort-Stärke von 8-9 (Bild 4: kleine Infotafal dazu, denn Reisen soll ja auch bilden, und Entsprechendes gilt für Reiseblogs).

    Natürlich wäre es langweilig, wenn ich ständig über das Motorradfahren schreiben würde, aber angesichts dieser neuen Komponente "Wind" muss ich einen kurzen Exkurs für meine Motorradkumpels einschieben. Also: Im Grunde ist es auf den Schotterpisten hier so, dass man meistens ein oder zwei von Reifen festgefahrene Spuren findet, denen man folgt. Sie sind etwa 30-40 cm breit und können unter normalen Umständen mit circa 80 km/h befahren werden. Schließlich möchte man erstens vorankommen und zweitens nicht in jedes Loch tief hineinfahren, sondern lieber darüber hinweg. Und wie immer: Wenn man ordentlich auf den Horizont guckt, trifft man die Spuren recht gut und alles ist stabil, außer vielleicht dem Hinterrad, das gelegentlich etwas hin und her zappelt (wie es im Englischen so schön heißt: "the bike is fishtailing").

    Einige Zusatzkomponenten sorgen allerdings in gewissen Abständen dafür, dass man die Spur in Richtung tieferem Gravel oder festgebackenem Matsch verlässt, was wiederum sofort zu schlagartig erhöhtem Puls führt. Erstens: Man fühlt sich sicher und denkt an etwas anderes als "Spur halten". Zweitens: Die Spur ist plötzlich keine mehr, sondern plötzlich wechselt die Bodenbeschaffenheit. Und (neu!) drittens: Es packt einen eine Windböe und schiebt das Motorrad mitsamt Fahrer neben die Spur. Ich würde für heute mal so sagen: Wir hatten alle viel Puls, und das vor allem wegen des Windes.

    Da aus der Frauenriege schon mehrmals angemahnt wurde, ich würde keine südamerikanischen Männerbilder bloggen, was mangels Interesse meinerseits sicherlich auch stimmt, gibt es heute wenigstens einmal einen stolzen Tankwart im Gaucho-Outfit. Ich möchte ergänzen: Der junge Mann (und seine gesamte Familie) hat mit seiner Tankstelle inklusive Kiosk wirtschaftlich alles richtig gemacht, denn die nächste Tanke ist 200 km entfernt und die Stickersammlung beweist: Hier fährt keiner vorbei, ohne die Treibstoff-, Zucker- und Koffeinvorräte wieder aufgefüllt zu haben.

    Kurz vor unserem Zielort El Calafate öffnet sich die Landschaft und gibt erste Blicke auf Patagoniens berühmte Gletscherwelt frei - wer auf dem vorletzten Bild genau hinsieht, entdeckt den bizarren Monte Fitz Roy (3.400 m). Doch ich hoffe, morgen noch ein paar schönere Bilder machen zu können, denn es steht die Tour zum Gletscher Perito Moreno an.
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