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  • Day 65

    Der Gletscher kalbt

    March 6, 2018 in Argentina ⋅ ☁️ 19 °C

    Und zwar ziemlich laut. Und ziemlich oft. Ich würde sagen, so etwa zehnmal während der Minitrekking-Tour, die uns heute auf den Perito Moreno Gletscher führt, etwa 70 km von El Calafate. Das Kalben bzw. Abbrechen von Eisnadeln in den Lago Argentino ist lauter als erwartet, manchmal fast explosionsartig, manchmal eher wie eine Lawinensprengung. Natürlich mit anschließender tsunamiartiger Welle. In Summe ein ganz großartiges Naturschauspiel.

    Wir starten die Bikes in der Morgendämmerung um 7 Uhr bei überraschend warmen 18 Grad. Auch die Annäherung an den Gletscher verspricht Spitzenwetter. Um 9 Uhr fährt uns ein Motorboot - als erste Gruppe - 20 Minuten über den See bis an die Gletscherzunge heran. Die Temperatur steigt sogar nochmals, auf über 20 Grad. Doch das ist alles trügerisch.

    Denn just in dem Moment, wo wir die Steigeisen angelegt bekommen (im Bild: Will und Bernd), um im Gänsemarsch ein Stück auf den Gletscher zu steigen, ändert sich das Wetter schlagartig. Es gießt in Strömen. Meine kapuzenlose Motorradjacke erweist sich dementsprechend als suboptimales Bekleidungsstück. Aber all das ist egal, denn die Eisskulpturen, die überraschend tiefen Blautöne und die gewaltigen Eismassen ziehen uns alle in ihren Bann. Pinguin Bonpland darf natürlich auch einmal auf das Eis. Er sieht mittlerweile etwas gerupft aus, dass es in meinen linken Seitenkoffer leicht hineinregnet, da ist der Dauerregen auf dem Gletscher dann aber auch egal.

    Schöner Abschlussgag der Tour: Es gibt Whiskey on glacier ice (habe leider nicht mitbekommen, wie alt das ist, aber sicherlich sehr, sehr alt). Wenigstens bei ein paar anderen Fakten habe ich unserem Führer aufmerksam gelauscht. Hier sind sie: Der Perito Moreno ist 30 km lang, aber nur einer (und bei weitem nicht der größte) von 300 Gletschern in diesem südlichen Eisfeld. Jeden Tag schiebt er sich zwischen 1,5 und 3 Meter voran und nimmt - anders als die Alpengletscher - eher an Masse zu als ab. Die Eisnadeln, die man z.B. auf Bild 3 sieht, sind 50 m hoch (weitere 130 m sind unter Wasser). Und das ganze Phänomen ist darauf zurückzuführen, dass an seinem Ursprung auf ca. 2.500 bis 3.000 m Höhe (eigentlich nicht sehr hoch ...) im Jahr etwa 30-40 m Schnee fallen. Wow!
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