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- 日11
- 2020年1月9日木曜日
- ⛅ 22 °C
- 海抜: 1,971 m
ケニアMaji Moto1°20’42” S 35°42’36” E
Herausforderungen einer Kultur

Heute stehen zwei soziale Projekte auf dem Tagesplan. Beide haben direkt mit der Kultur der Massai zu tun. Mit der Kultur und den damit verbundenen Schattenseiten. Der Spagat zwischen Tradition und Menschenwürde wird in der Community, in der wir aktuell leben, gewagt.
Los geht es gegen 9 Uhr zur Enkiteng Lepa School, ein Internat für Mädchen. Vorbei an der heißen Quelle und den Wasserbecken laufen wir ein kleines Stückchen und sind nach knapp 20 Minuten an der Schule angekommen. An der Schulmauer ist in großen Lettern zu lesen „Tausche keine Mädchen gegen Kühe, gib ihnen Schulbildung!“. Und damit ist der Nagel auch schon auf den Kopf getroffen. Häufig werden Mädchen gegen Kühe getauscht. Die jungen Mädchen landen so in einer Kinder-Ehe, alle Chancen für ein glückliches Leben werden ihnen verbaut. Dagegen stellt sich die Community, bei der wir wohnen. Wenn die Community von einem Fall Wind bekommt in dem die Gefahr besteht, dass ein Mädchen zwangsverheiratet werden soll, wird das Mädchen hier her gebracht. Ebenso können Mädchen hier her flüchten. Hier bekommen sie Schulbildung, Unterkunft, Sicherheit und die Chance für ein erfolgreiches Leben.
Madam Silvia, eine Lehrerin der Schule, berichtet, dass aktuell 164 Schülerinnen diese Schule besuchen. Eine andere Lehrerin erzählt uns, dass es zum Teil in der Massai-Kultur grausame rituelle Handlungen an Mädchen gibt. Für die Community ein klares no-go. So werden auch Mädchen hier her gebracht, denen eine Beschneidung bevorstehen würde.
Die Klassen, die wir besuchen, begrüßen uns mit einem Lied. Neugierig stellen die Kinder uns Fragen. „Wie heißt ihr?“, „Wo kommt ihr her?“, „Wie heißt der Präsident in eurem Land?“. Ein Erlebnis, eine besondere Erfahrung. Wahrscheinlich für beide Seiten.
Montags und freitags muss die Schul-Uniform getragen werden. An diesen Tagen wird die Flagge auf dem Schulhof gehisst. Die restlichen Tage tragen die Mädchen die traditionellen Massai-Gewänder. Durch die Errichtung dieser Schule wendet man sich zwar gegen Teile der Kultur, man setzt aber auch ein Zeichen, dass man sich nicht von der Kultur abwendet oder seine Wurzeln vergisst.
Jetzt haben wir den Vormittag erlebnisreich hinter uns gebracht. Langsam wachen wir aus dem Suppen-Koma auf und machen uns bereit für den Nachmittag. Auf dem Plan steht ein Besuch im Witwen-Dorf. Schon heute Morgen sind wir in diesem kleinen Dorf gewesen und haben die Kühe gemolken. Jetzt haben wir die Möglichkeit die Frauen kennenzulernen, die eigentlich aus der Gesellschaft ausgeschlossen worden sind. Eine Frau darf in der Massai-Kultur nur ein einziges Mal heiraten. Stirbt ihr Ehemann muss sie eigentlich die Dorfgemeinschaft verlassen. Somit ist der Verlust also ein doppeltes Schicksal. Auch hier geht die Community mit gutem Beispiel voran. Durch die Errichtung des Witwen-Dorfes bleiben die Frauen Teil der Gemeinschaft. Sie haben eine Herde Kühe die ihnen ermöglicht für den Lebensunterhalt zu sorgen.
Wir kommen an dem Dorf an und werden mit einem Lied begrüßt. Es ist keine Spur von Trauer zu sehen. Herzlich werden wir in das Dorf eingeladen. Ein kleiner Handwerkskunst-Basar ist aufgebaut. Perfekt um ein Souvenir für unsere Reise-Wand zu suchen. Etwas echtes, etwas handgemachtes, etwas mit Geschichte und Erinnerungswert. Und kein billig in China produzierter Ramsch. Die Einnahmen aus diesem Basar nutzen die Frauen um sich davon neue Kühe zu kaufen. Wir freuen uns drei tolle Dinge gefunden zu haben.
Im Dorf stehen die für Massai üblichen Wohnhäuser. Eines der Häuser dürfen wir besichtigen. Pfiffig gebaut aber extrem eng, dunkel und nach Feuer riechend ist es. Man merkt, dass in Kenia das Leben größtenteils draußen stattfindet. Ansonsten wäre es unvorstellbar auf so engem Raum mit bis zu 9 Leuten zu leben.
Fernab von den üblichen Touristen-Routen haben wir heute noch einmal einen tieferen Einblick in die Kultur der Massai bekommen. Ungeschönt, ehrlich aber auch mit Hoffnung. Mit Hoffnung, weil Maji Moto mit seiner unkonventionellen Art versucht ein Beispiel zu sein wie trotz der Wahrung von Traditionen die Würde und Unversehrtheit aller Menschen möglich sein kann.
Fun-Fact zum Schluss: Es ist bei den Massai die Aufgabe der Frauen die Häuser zu bauen. Von Grund auf. Ohne die Hilfe von Männern.もっと詳しく
Karl-Josef PlatteEin Silberstreif am Horizont