• Nakuru Nationalpark

    January 13, 2020 in Kenya ⋅ ☁️ 19 °C

    Heute Nacht hat es stark geregnet. Bei den unbefestigten Straßen könnte das gleich zum Problem werden. Heute liegt eine lange Autofahrt nach Nakuru vor uns. Und wenn wir Pech haben, dann bleiben wir in irgend einem Schlammloch stecken.

    Die ersten Meter gehen noch ganz gut. Zwar ist es etwas rutschiger als sonst aber der Fahrer hat den Geländewagen gut unter Kontrolle. Keine 10 Minuten vom Hotel entfernt geht es dann plötzlich nicht mehr weiter. Ein LKW ist von der Straße gerutscht und liegt nun mit beachtlicher Schräglage halb auf und halb neben der Straße. Unser Fahrer steigt aus und geht zusammen mit dem Fahrer eines weiteren Geländewagens zum LKW. Auf die Straße zurückbringen lässt sich der LkW nicht. Stattdessen wird das Heck so weit zur Seite gezaubert, dass wir mit den LandCruisern dran vorbei kommen. Der LKW-Fahrer muss jetzt bis morgen warten. Dann ist die Straße wieder trocken und die Chancen stehen besser, dass er nicht gleich wieder irgendwo hin abrutscht oder womöglich der Truck komplett umkippt. Ungewöhnlich ist das wohl nicht hier in Kenia und als LKW-Fahrer scheint man sich auf solche Situationen eingestellt zu haben.

    Weiter geht die Fahrt. Die Straße wird nicht besser. Der Schlamm wird mehr und die Reifen vom vorausfahrenden LandCruiser graben tiefe Furchen. Nur langsam kommen wir voran. GoogleMaps sagt, dass erst in knapp 10km wieder mit einer befestigten Straße zu rechnen ist. Ob wir das heute schaffen? Meine Hoffnung ist schon leicht am schwinden. Und da passiert es auch schon. Die Reifen des vorderen Wagens drehen durch, er kommt gewaltig ins schlingern und zack - festgefahren. Das kann ja heiter werden. Aus der Entfernung sehen wir wie alle Passagiere aussteigen. Der Fahrer versucht durch viel gasgeben und viel lenken den Wagen wieder frei zubekommen. Das Gefährt schaukelt so stark, dass ich schon glaube es liegt gleich auf der Seite. Aber dann bekommt der Wagen Grip und frei ist er.

    Unser Fahrer will das Glück nicht herausfordern. Er checkt zu Fuß im Umfeld die Lage. Die herbeigelaufenem Massai schlagen einen kleinen Bypass vor. Wie sich herausstellt eine gute Wahl. Zwar ist das auch kein asphaltierter Weg, um genau zu sein ist es eigentlich überhaupt kein Weg, aber der Geländewagen packt es, unser Fahrer kurbelt, schaltet, lenkt wie wild, wir werden von links nach rechts, von vorn nach hinten, von unten nach oben geschüttelt und dann ist es endlich geschafft. Wir sind durch. Der andere Wagen hat auf uns gewartet um im Fall der Fälle helfen zu können. So etwas ist im Hinterland Gold wert.

    Die restliche Fahrt auf der unbefestigten Strecke verläuft nahezu problemlos. Zwar ist hier und da mal die Straße weggebrochen oder der Fluss fließt nicht unter sondern über die Brücke aber das stellt für uns kein Hindernis dar. Kurz vor dem Abzweig befindet sich eine kleine Siedlung. Auch hier hat der Regen krasse Spuren hinterlassen. Was ich bis jetzt nur auf Fotos gesehen habe, sehe ich nun live. Ein Strommasten ist umgekippt, die Kabel liegen quer über die Straße. Abgeschaltet worden ist der Strom nicht, der Bereich auf der nassen Straße hat sich zur Todeszone verwandelt. Wie ich gelernt habe, ist man im Auto in solchen Situationen am sichersten. Und in der Praxis zeigt sich, dass die Theorie stimmt. Wir können die Stelle mit dem Fahrzeug passieren ohne das uns die Haare zu Berge stehen.

    Weiter geht die Fahrt durch Siedlungen, Städte, über Land vorbei an Feldern und Wiesen. Wir lassen die Stadt Narok hinter uns und freuen uns über die gut ausgebaute Strecke. Nach knapp 50 Kilometern endet die Freude respektive die Teerdecke abrupt. Die Straße ist noch im Bau. Bedeutet: ab hier geht es wieder über lehmige Straßen weiter. Der Boden scheint aber fester zu sein und Szenen wie von vor einer Stunde wiederholen sich zum Glück nicht.

    In Nakuru angekommen wartet ein Mittagessen auf uns. Zwei Stunden sind angesetzt um die Beine hochzulegen, von der Fahrt zu entspannen und neue Kraft zu sammeln. Und dann geht es los zum Game Drive Nummer drei.

    Der Nakuru Lake ist das Herzstück des Nationalparks. Ein See, der nur Zuflüsse, aber keine Abflüsse hat. Und genau das wurde hier zum Verhängnis. Bekannt war der Park für die Unmengen Flamingos. Da der Wasserstand in den letzten Jahren aber erst drastisch gefallen und dann noch drastischer gestiegen ist, wurde der Lebensraum für die Flamingos zerstört. Der See wurde zu tief sodass die Vögel nicht mehr gemütlich auf einem Bein im Wasser herumstehen konnten. Die Tiere sind ins Ausland geflüchtet, ob sie wiederkommen weis man nicht. Tansania zumindest freut sich jetzt über eine große Population Flamingos...

    Trotzdem ist der Park sehenswert. Landschaftlich begeistert uns die Szenerie. Immer wieder bieten sich uns fantastische Perspektiven. Ganz unvermittelt bleibt der Fahrer stehen und zeigt nach links. Und da entdecken wir die zwei hundeähnlichen Tiere im Gras. Was für ein Glück wir haben Schakale in freier Wildbahn zu sehen. Zwar schauen die Hunde ab und zu zu uns herüber, lassen sich ansonsten aber nicht stören und tollen im Gras herum.

    Auch wenn die Tierwelt hier in Nakuru einen Star verloren hat, ein Schwergewicht hat sich nicht vertreiben lassen. Und davon landen uns gleich 7 Stück vor der Nase: Nashörner. „Vor der Nase landen“ ist vielleicht etwas zu optimistisch formuliert. Wir sehen die Tiere aus stattlicher Entfernung. Für das perfekte Foto fehlt leider das passende Objektiv. Aber manchmal gibt es auch Situationen, die man nicht fotografieren sondern einfach genießen muss. Diese Tiere in freier Wildbahn zu sehen ist spektakulär.

    So hauen uns heute auch die Giraffen und die im Baum hängenden Löwen nicht mehr um. Ein weiterer Game Drive geht zu Ende und kurz bevor es komplett dunkel ist, kommen wir am Hotel an. Eine Sicherheitsmaßnahme, die man nicht außer Acht lassen sollte. Ein Überfall im Auto bei Nacht ist nicht ausgeschlossen und kann gefährlicher sein als die Konfrontation mit so manchem Raubtier. Sicher angekommen in der bewachten Anlage essen wir noch kurz zu Abend bevor wir hundemüde ins Bett fallen.
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