• Geduld ist angesagt

    3 de noviembre de 2023, Chile ⋅ ☀️ 13 °C

    Tolar Grande ist sicherlich eine fantastische Filmlocation. Klare Sonne und tiefblauer Himmel. Überreste eines Bahnhofs aus besseren Zeiten, flachgehaltene Häuser mit kleinen Fenstern und breite Straßen. Dazu Menschenleere. Kurz gesagt: absolute Trostlosigkeit.
    Und wenn nicht gerade ein Trucker durchfährt und den Sandboden aufwirbelt, ist die Sicht bis zum Kosmos garantiert.

    Kurz nach 7am (bei -4Grad Celsius) sitzen wir im Auto. Winken dankbar Helene und ihrem Mann und machen uns auf den Weg gen Grenze. Wir beide sind keine Frühaufsteher, aber zugegeben macht das Licht alles wunderschön. Auch Tolar Grande 😉

    Es geht durch das Valle de Diablo. Etwas schluchtig mit viel Talblick - sehr nett. Der Name erschließt sich mir nicht. Wer weiß, was die Quetcha (hiesige Indígenas) hier erlebt haben.

    Wir sind so im Frieden mit der Entscheidung, das Gebiet einen Tag früher zu verlassen. Und damit auch Argentinien vorerst tschö zu sagen.
    Wir kommen ja im Dezember wieder!

    Bis zur Grenze nach Chile sind es etwa 150 Kilometer. Klar, dass wir wieder auf einer Rumpelroute unterwegs sind. Aufgegeben habe ich den Kampf gegen den Staub im Innenraum. Überall feiner Sandstaub! Ich hasse es!
    Kurz vor der Grenze testen wir zum ersten Mal unseren Kocher aus. Nach anfänglichen Problemchen das Ding in Betrieb zu nehmen, kriegen wir den Kaffee super hin. Eigentlich waren jetzt noch Cornies mit Milch angedacht. Leider ist die Milch sauer. Wir haben vergessen sie in den eingebauten Kühlschrank zu stellen. Nun gut. Wir sitzen auf der Kofferklappe schauen auf einen riesigen Salar, die Sonne brennt und wir trinken Kaffee nebst trockenem „Vogelfutter“, wie meine Mutter es immer nannte. Fühlt sich an wie die volle Freiheit.
    Die Grenze am Paso Sico ist schon in Sichtweite. Wir werden einen Tag früher in San Pedro de Atacama sein. Vielleicht aber - so die spontane Idee - campen wir. Jetzt, wo wir auch den Kocher bedienen können😂
    Einziges Problem: hier gibt es weit und breit keinen Shop, um irgend etwas Essbares aufzutreiben. Die Papiere für den Grenzübertritt mit dem Mietwagen habe ich glücklicherweise mit einer +/- 2 Tage Toleranz beantragt.
    Am Grenzübergang stehen wir vor einer Schranke, die der Beamte auch nicht vor hat zu öffnen. Denn diese Grenze ist für den privaten touristischen Transfer geschlossen!
    What?
    Zum zweiten Mal fühle ich mich von Alejandra, der Mitarbeiterin der Autovermietung schlecht beraten. Hätte sie mir nicht sagen müssen, dass wir hier nicht rüberkommen? Offensichtlich nicht. Ich musste Ihr zwar alle Grenzstationen mit Datum nennen, in den vielen Unterlagen finde ich aber nur die Länder die gewechselt werden. Nicht den genauen Standort 😐

    Es wären ja nur 60 Kilometer bis zum Paso de Jama, sagt der Grenzbeamte. Hier jedenfalls kommen wir nicht rüber.

    Die 60 Kilometer entpuppen sich als 175! Und zwar bis auf die letzten 30 auf unbefestigtem Wege inklusive einiger Pässe bei bis zu 4.500 Höhenmetern.
    In dem einzigen Dorf mit Menschen fragen wir uns nach einem Mercadito durch. Aber es ist Mittagszeit. Eine Frau ist gnädig und öffnet das kleine Fenster zu ihrem Shop. Wir sollen sagen, was wir kaufen wollen. Wie nett. Aber wir wissen ja nicht, was sie alles hat. Die Eingangstür will sie nicht öffnen. Da fahren wir eben ohne etwas zu kaufen weiter.

    Kurz vor dem Paso de Jama, im gleichnamigen Ort, gibt es eine Tankstelle. Seit fünf Tagen die erste mit Benzin. Wir hätten ja noch weiter ohne zu tanken fahren können. Denn unser Tank fasst unglaubliche 120l und auf dem Dach stehen zwei Kanister zu je 30l. Unsere Reserve für Uyuni, sagte Alejandra. Aber diese Reserve werden wir mit diesem riesigen Tank wohl nie brauchen. Egal. Wir stehen also an der Tanke, der Wechselkurs macht das Benzin spottbillig, in der Schlange - wie das in Argentinien so Usus ist. Man tankt in Südamerika nie allein. Man wird bedient. Hier jedenfalls in Slow-motion. Ich bin auf 180. Um diese Zeit hätten wir schon in San Pedro sein können.
    Eine Stunde später ist auch unser Tank vollgetankt. Wenige Minuten später sind wir an der Grenze.
    Auch hier sind Nerven in Stahldrahtausführung nötig.
    Es würde den Rahmen sprengen den Vorgang hier zu beschreiben. Ich kann nur sagen, dass wir hier ad hoc beschliesen, die Reiseroute zu ändern und nur noch den notwendigen Grenzübergang nach Bolivien zu tätigen. Den weiteren, im Norden Boliviens, wieder nach Chile werden wir uns nicht mehr antun.
    Entlang der Ruta del Desierto geht es weiter 157 Kilometer bis San Pedro de Atacama. Die Landschaft auf dieser Verbindung ist grandios. Und trotz des langen Tages, bleiben wir hier und da stehen, um das Gesehene zu erfassen.
    Halb Acht, also 12.5 Stunden später stehen wir vor dem Hotel, das erst ab morgen reserviert ist. Das Refugio Don Tomás. Refugio im wahrsten Sinne des Wortes. Ein Platz der so gar nix mit der Außenwelt zu tun hat. Westlicher Luxus - wie man das so kennt - UND eine 3qm große Dusche, um all den Staub loszuwerden. Als Schmankerl, weil wir nun insgesamt 5 Nächte hier bleiben werden, gibt es kostenlose Reinigung unserer Wäsche. Ich krieg mich vor Grinsen nicht ein. Wenn die wüssten, welche Wäscheberge sich in den letzten 3 Wochen angesammelt haben 🤭
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