• Tiwanku - 3.958 Meter üNN

    November 18, 2023 in Bolivia ⋅ ☁️ 17 °C

    Wieder einmal steht uns ein langer Fahrtag bevor. Es ist aber nun wirklich der letzte auf dieser Reise. Google sagt, wir sollen mit 7.5 Stunden rechnen. Machen wir🫡

    Der Weg führt uns über den nordöstlichen Teil des Sajama NP. Hier, so kann man es auch schon auf der Karte des NP’s sehen, befinden sich riesige Areale auf denen Alpakas leben.
    Tausende grasen auf einer Art Feuchtwiese. Das Areal ist abgezäunt mit zwei dünnen Drahtsträngen. Einige Tiere büchsen dennoch immer wieder aus. Vermutlich kommt hier eh nur selten jemand vorbei.
    Aber nun kommen wir.
    Alle, egal ob Vicuñas, Llamas oder Alpakas, alle sind extrem scheu. Unser geflügelter Witz ist die Aufschrift im Berliner Tierpark:
    „Achtung. Lama. Spuckt und beißt!“
    Die haben uns angelogen! Jetzt wo wir hier sind, haben wir sie enttarnt. Diese Schisshasen wagen vor Angst selbstmörderische Manöver, um auf die andere Seite in Sicherheit zu kommen. Ich glaube nicht, dass eins der Tiere spuckt oder beißt.
    Und wir? Wir haben auch Angst. Nämlich, dass wir heute Abend Alpaka-Gulasch kochen müssen.

    Am Ende des NP stehen riesige Steinformationen. Und ich kann nicht anders als das hier, immer wieder mit der Rote-Steine-Welt in den USA zu vergleichen. Auch auf dem weiteren Weg auf der gut asphaltierten Ruta 1. Beidseitig tangieren wir Cañons, deren Schluchten zu Fuß zu erobern, viele Menschenjahre kosten würde.

    Ein schneebedeckter massiver Berg weckt meine Neugier. Google meint: Es sei der Illimani.
    „Der ist hier?“ denke ich. Das ist doch gefühlt kurz vor La Paz!
    Da wollen wir doch gar nicht hin! Mir scheint, als wären wir zu weit gefahren! Es folgen Szenen einer Ehe. Denn Rainer streitet seinen Fehler ab. Egal. Wir kehren um, fahren den bestmöglichen Weg in die richtige Richtung. Leider ist es wieder eine Rumpelstrecke. Bis Viache. Einem größeren Ort mit ATM‘s und zwei Tankstellen. Beides kommt uns sehr gelegen.

    In Tiwanaku kommen wir kurz nach 5pm an. Die Rezidame legt ihren Lutscher zur Seite, als sie uns sieht. Na gut. Sie kriegt dennoch einen Pluspunkt, weil sie englisch kann. Unser Zimmer ist wieder einmal basic. So basic, dass es nicht einmal kostenlose Pflegeprodukte gibt. Aber das bringt uns nicht um. Wir sind rundum Selbstversorger. Viel schlimmer ist die Matratze. 2019 haben in einem Kloster in Ladakh auf sandgefüllten Matratzen geschlafen. Ich dachte das wäre nicht zu toppen. Aber eine Matratze, die bei der Nutzung, die Springfedern bis zum Maximum zusammendrückt, ist die Härte! Aber als hoffnungsloser Optimist, sehe ich dabei einen Vorteil: Ich kann die ganze Nacht den Sternenhimmel beobachten und den Schein am Horizont, der durch die Lichtverschmutzung des 70 Kilometer entfernten La Paz entsteht.
    Am nächsten Morgen sind wir beide gerädert. Frühstück gibt es auf dem Zimmer. Wie gesagt. Selbst sind Mann und Frau.
    Granola, Milch und Kaffee haben wir an Bord. Und einen Wasserkocher natürlich auch.
    Ach ja. Erwähnenswert ist noch die Prozedur des Auscheckens. Während Rainer versucht, das Auto von der Parkfläche zu befreien (alles ist schön abgeschlossen), versuche ich auszuchecken. Aber hier ist niemand. Auch begegne ich keinem Gast. Waren wir etwa die einzigen Übernachtungsgäste in diesem 3-stöckigen Hotel🤔
    Das Zimmer haben wir im Voraus gezahlt. Also lege ich den Schlüssel auf den Tresen und gehe. Vorbei an den zwei Kötern, die sich im Windfang niedergelassen haben um vor der Sonne zu flüchten.

    Die UNESCO Ausgrabungsstätte schauen wir uns anschließend an. Die ist wenig erforscht aber recht interessant.
    Am Andenkenkiosk komme ich endlich zu meiner Alpakamütze. Mit dem typischen Muster. Zwei weitere kaufen wir für unsere deutschen Enkel, die diese wegen der Nähe zu den Alpen bestimmt gut gebrauchen können. Es sei denn, die zwei Süßen, stets gepamperten niños der westlichen Welt, finden sie nicht zu kratzig. Denn Alpakawolle ist keine Vicuñawolle. Dafür tierisch warm.

    Zu letzt geht’s ins Dörfchen. Heute ist Sonntag und Markttag. Klasse. Denn wieder einmal sind wir im richtigen Leben Boliviens unterwegs. Die Marktfrauen sitzen natürlich auf dem Boden.
    Rainer kauft - bitte festhalten! - 3 Paar Socken, weil seine während der Reise dem Lochfrass zum Opfer gefallen sind.
    Unkosten: 10 Bolivianos = 1.30€
    Und weil unsere nächste Unterkunft eine Küche haben wird, kommen Tomaten und Eier mit.

    Was nun kommt? Das kann ich schon verraten. Ein Unterkunft der anderen Art mit unverstelltem Blick auf den größten und höchstgelegenen beschiffbaren See der Welt (wer wird hier mit Superlativen sparen 😂) und endlich Urlaub ohne Wecker ⏰
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