• Wie neu geboren

    Jun 2–3, 2024 in Singapore ⋅ ☁️ 26 °C

    Leise, jazzige Musik dringt in mein Ohr. Dazwischen quetscht sich immer wieder die chinesisch anmutende Musik eines Handyweckers. Zum achten oder vielleicht auch schon zum neuntem Mal.
    Das hellbraune Ledersofa hier in der Silver Kris Lounge T3, hier in Changi, war mir ein gutes Bett für die letzte Nacht.

    Es ist kurz nach Mitternacht als wir vollkommen geschafft in den Schlaf fallen. Rainer im Snoozing Room und ich eben auf dem Sofa. Für alles ist gesorgt: Es gibt gute Kissen, eine Decke und Schlafmasken natürlich.

    Was für eine Odyssee! Dennoch.
    Alles was wir uns für den Kurzaufenthalt außerhalb des Singapore Airports vorgenommen haben, lief ab wie im Film.
    Landen - Gepäck schnappen - zwei Taschen für den morgigen Flug aufgegeben und dann mit dem Taxi zu HongLi gefahren. Sie ist momentan in der Türkei, hat uns aber ihre Zugangsnummer für ihr Apartment gegeben, wo wir unsere zwei Koffer abstellen. Nur für die Zeit unseres kurzen Vietnamaufenthaltes. Die Räume sind unglaublich heiß. Die Fenster leicht geöffnet. Auch die anderen im Haus haben weit geöffnete Fenster. Wir verstehen es nicht. Sollte aber nicht unser Problem sein. Wir sind ihr unglaublich dankbar, dass sie uns nun zum zweiten Mal auf dieser Reise so unschätzbar wertvoll dienen kann.
    Praktisch „klitschnass“ vor Schweiß versuchen wir ein Taxi zu bekommen. Geylang ist nicht die Marina. Ich sehe mich schon ewig laufen. Aber dann kommt die Erlösung.

    Eine ganz neue Erfahrung: Duschen in der Lounge. Es könnte mein Bad zu Hause sein. Das Toto-Washlet 😍, der Kosmetikspiegel. Alles ist sauber und modern. Während ich mich versuche etwas für den Tag aufzuhübschen, gehen mir die letzten Tage durch den Kopf

    Inkompetenz auf ganzer Linie nenne ich das, was uns bei Air New Zealand am Boden, nach dem nicht vollbrachten Flug begegnet.
    Man weiß einfach nicht wie man uns helfen kann. Was soll man davon halten. Wir sind die einzigen „Internationals“ auf dem Inlandflug gewesen. Alle anderen holen sich einfach ein neues Ticket nach Christchurch.

    Uns schickt man ans andere Ende des Airports - mit all dem Gepäck - wo uns ein fast fünfstündiger Verhandlungsmarathon erwartet. Von Frechheit bis Lügen ist alles dabei. Man kann uns keinen Flug nach Singapore anbieten. Wir werden nach Christchurch umgebucht.
    „Ja und dann?“
    „Dort wird man Ihnen weiterhelfen“
    Echt? Wir sind in Auckland.
    Dem Hub Neuseelands.
    Darauf lassen wir uns natürlich nicht ein!!!

    Es folgen mehrere Angebote mit Holzklasse und irgendwelchen Billigairlines.
    Eins steht aber schon fest: Den Flieger von Singapore nach Hanoi am morgigen Tag werden wir definitiv nicht schaffen. Wir buchen den schon mal um. Die Umbuchungsgebühr ist höher als der gesamte Hin und Rückflug. Das gebuchte Hotel in Hanoi ist auch nicht mehr änderbar.
    Es ist zum Schreien.

    Tatsächlich werde ich auch einmal sehr laut.
    Am Ende schlage ich einen Flug über Australiens Ostküste vor. Yoko, aus Nagoya, haben wir mehr Kompetenz zugetraut. Vielleicht aber ist da etwas, was sie uns nicht sagen darf. Ständig kommt eine Vorgesetzte und schaut auf den Schirm. Die können mir doch nicht glaubhaft versichern, dass es keine BC-Flüge vom Ende der Welt gibt. Dann geht es plötzlich ganz schnell. Auf dem Schriebs sind zwei Flüge notiert. Von Auckland mit ANZ nach Melbourne und von dort mit SQ nach Singapore. In zwei Tagen.
    Ach ja. Und es gibt einen Übernachtungsvoucher für eine Nacht. Die zweite Nacht müssen wir selbst zahlen.

    Wir sind misstrauisch und gehen am nächsten Tag zu Singapore Airline. Dort stehen wir nicht auf der Passagierliste. Also trotten wir wieder zu ANZ und dort versichert man uns, dass alles super ist.

    Am Abflugtag gibt es Bordkarten für den Flug bei ANZ nach Melbourne. Das Gepäck wird durchgecheckt. Die anderen Bordkarten sollen wir uns in Melbourne holen. Ich bin der Optimist - Rainer der Gegenspieler.

    Die Melbourne Lounge ist wie schon letztens brechend voll. Einige bekommen gar keinen Platz. „Fliegt überhaupt noch jemand Economy?“
    Na ja. Wir können nichts mehr objektiv einschätzen, wenn es nur einen Hauch mit Neuseeland zusammenhängt. All die schönen Bilder vom Erlebten hier in NZ, wollen sich nicht in den NZ-Kasten im Hirn einreihen.

    Als wir den australischen Boden touchen, fühlen wir uns wie zu Hause. Weg aus Neuseeland.

    Und es kommt wie schon befürchtet. Rainer sollte Recht bekommen. Das angebliche E-Ticket ist die Druckertinte nicht wert.

    Es gibt keinen gebuchten Flug für uns. Außerdem seien alle drei Flüge nach Singapore ausgebucht, erfahren wir in der Singapore Lounge.
    Wir sind am Ende 😩
    Der Loungemitarbeiter jedoch verspricht uns den Verantwortlichen von ANZ antanzen zu lassen. Wir sollen uns in der Lounge erst einmal ausruhen. Was immer im Hintergrund passiert ist, keine halbe Stunde später bekomme ich eine E-Mail mit der Nachricht, dass wir im Abendflieger sitzen. Kurze Zeit später erscheint der Loungemitarbeiter und bietet uns nun doch zwei Plätze im Flieger am Nachmittag an. Allerdings getrennt. Aber das haben wir schon auf dem letzten Flug an Bord wunderbar gemanaged.
    Als Rainer fragt ob es auch in der BC ist, ist unser Held des Tages ganz erstaunt.
    Und meint: Was sonst ?
    You have been mistreated enough

    Die SQ 228 ist heute eine ältere Ausgabe einer B777. Die Sitze sind riesig. Kurzzeitig denke ich, wir sind in der First Class. Sind wir aber nicht. In meiner kompakten Crossbody Bag befindet sich natürlich auch ein Zollstock. So kann ich sicher sagen: Die Sitzplätze sind 1.10Meter breit.
    Irre oder? Es gibt keine Overheadbins. Das gibt Raumgefühl wie im Wohnzimmer.
    Kurz nach 9pm Singapore Zeit ist unsere innere Uhr schon auf 1am des neuen Tages. Wir haben 4 Stunden geschenkt bekommen. Und noch mehr!
    Eine moderne Wohlfühlwelt 😍
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