• Architektur in Rio de Janeiro

    Sep 11–15, 2024 in Brazil ⋅ ☀️ 34 °C

    Wir haben uns eingegrooved in den Puls der Stadt. Vor Mittag kommen wir nicht los. Manchmal auch später. Beim Frühstück auf der Terrasse liegt Rio vor unseren Füßen. Es wird uns nicht langweilig, die Flugzeuge, die über den Kamm, auf dem wir wohnen, schrammen, zu beobachten. Sie machen einen wunderbaren Bogen noch vor dem Zuckerhut, bevor sie auf dem Stadtflughafen landen.
    Am liebsten würde Rainer einen Heliflug machen. Aber der Himmel ist immer leicht diesig. Es ist kein Smog, wie wir erst vermuten, es sind die dünnen Reste einer Rauchfahne, die aus den über hundert Bränden im westlichen Brasilien gen Osten zieht. Nicht alle Brände sind Folge der extremen Trockenheit. Einige sind gewollt. Es gehört nun mal zum traditionellem Zuckerrohranbau, dass vor der Ernte die Felder abgebrannt werden. Dabei verbrennen die Blätter, nicht aber das zu erntende Rohr. Diese Prozedur haben wir schon inverschiedenen Orten dieser Welt beobachtet. Nicht nur hier in Brasilien. Auch auf der Hawaiianischen Insel Maui oder im Osten Australiens.

    Nun. Mitte der Woche investieren wir endlich einen Tag in den Besuch der Copacobana. Wahrscheinlich war es die blödsinnigste Entscheidung, sich mit unserem Auto auf den Weg zu machen. Es ist kurz nach Zwei und wir kurven die lange Copacobana-nahe Avenida Atlântica sowie die sich anschließende Avenida Vieira Souto, die entlang des Ipanema Beaches führt, rauf und runter. Ich sag’s ganz ehrlich: Die Nerven liegen blank. Das Ganze im Schritttempo, denn nicht nur wir sind auf Parkplatzsuche. Nach der zweiten Runde plädiere ich für den Abbruch dieser nervigen Veranstaltung. Schließlich ist da eh nur Sand und Wasser!!! Ich bin schon ungehalten und will nur noch weg hier. Und dann? Ein Parkplatz. Direkt an der Copacobana! Rainer catcht glücklich mit den Wellen. Während ich mir einen Caipi am Strand mixen lasse. Ach ja. Im Nachhinein war die Entscheidung mit unserem Auto zu fahren doch die Richtige. Denn auf der Rückfahrt auf der vollkommen verstauten, mehrspurigen Straße wird uns klar: Hier hätte uns kein Uber abgeholt. Das war Tag 3.

    Rio‘s Architektur ist es selbst für uns Laien wert, einen ganzen Tag zu investieren.
    Wieder ziehen wir mit Auto los. Unsere Hausstrecke ins Zentrum kennen wir mittlerweile aus dem FF.
    Das freistehende Werk auf einer weitläufigen Fläche ist mir bei einer Uber-Fahrt aufgefallen. Deshalb steuern wir es als erstes an. Im kleinen Museum erfahren wir,
    dass es den gefallenen brasilianischen Soldaten im 2.WK gewidmet wurde. Hier lernen wir wieder einmal dazu. Denn dass Brasilien als einziges südamerikanischer Land am WK teilgenommen hat, war uns absolut neu.
    Ein wenig tricky ist die Suche nach einem Parkplatz in der Nähe des Museo do Amanhã, also dem Museum der Zukunft. Hier entscheiden wir uns gegen den Besuch des Inneren, sondern nehmen uns lieber Zeit, um das Gebäude staunend zu umrunden.

    Das letzte Objekt der Begierde ist das Museu de Arte im Nachbarort Niterói, dessen Gebäude vom brasilianischen Stararchitekt Oscar Niemeyer entworfen wurde. Die Fahrt über die Ponte Rio-Niterói, die bei der Eröffnung 1974 die zweitlängste Spannbrücke der Welt war, sollte ein zusätzliches Schmankerl sein. Es wird letztendlich der längste Stau den wir durchleben müssen. Am Ende kommen wir zu spät. Es ist schon dunkel und uns bleibt nur noch die Zeit bis zur Schließung des Geländes, um ein paar Aussenaufnahmen zu machen.

    Und dann kommt er. Der letzte Tag. Kolonialbauten im Zentrum sind das heutige Motto. Wir greifen zum Supertrick: Wir parken in einer gepflegten Tiefgarage im Zentrum.
    In der Câmara Municipal do Rio de Janeiro gibt es eine sehr interessante, kostenlose Führung für alle - in Englisch. Das Teatro Municipal dagegen, bietet nur Führungen in Portugiesisch an. Also bleibt es beim Beschau des Hauses von außen. Praktischerweise befindet sich auch die Nationalbibliothek am gleichen Platz, dem Praça Alagoas. Hier dürfen wir allerdings nur in das Foyer. Alle Drei gehören definitiv zu den schönsten und gut erhaltenen historischen Gebäuden in Rio.

    Zuletzt machen wir etwas ganz verrücktes: Wir fahren mit der für Touristen „gefährlichen“ Straßenbahn. Wir überlegen kurzzeitig, auf welche Gefahr wir uns da einlassen und entschieden uns glücklicherweise dafür. Die vier Linien der Strassenbahn wurden erst vor acht Jahren eröffnet, die Fahrt für über 65 jährige ist kostenlos und wer im Netz verbreitet, dass die Fahrt für Touristen gefährlich ist, der ist damit niemals gefahren.
    Wie auch immer. Bei 35 Grad sind wir froh nicht die gesamte Strecke bis zur Basílica de Nossa Senhora da Candelária laufen zu müssen.

    Vom „Fluss des Januars“ verabschieden wir uns beim Sunset auf dem Mirante Dona Marta. Dieses Mal nehmen wir auch den richtigen Rückweg 😉

    Der Abend auf der Terrasse von Patricia und Mic, unseren Vermietern, ist nicht nur nett, sondern rundet irgendwie unseren gesamten Aufenthalt ab. Bei ihnen bekommen wir einen guten Einblick in das Leben in Brasilien aus Sicht eines Deutschen und einer Carioca.
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