BABYBOOMERS 🫶🏻 SUDAMÉRICA

August - December 2024
A 107-day adventure by SYLWIA B. Read more

List of countries

  • Uruguay
  • Argentina
  • Chile
  • Brazil
  • Germany
Categories
None
  • 46.5kkilometers traveled
Means of transport
  • Flight32.2kkilometers
  • Car6,628kilometers
  • Bus4kilometers
  • Walking-kilometers
  • Hiking-kilometers
  • Bicycle-kilometers
  • Motorbike-kilometers
  • Tuk Tuk-kilometers
  • Train-kilometers
  • Camper-kilometers
  • Caravan-kilometers
  • 4x4-kilometers
  • Swimming-kilometers
  • Paddling/Rowing-kilometers
  • Motorboat-kilometers
  • Sailing-kilometers
  • Houseboat-kilometers
  • Ferry-kilometers
  • Cruise ship-kilometers
  • Horse-kilometers
  • Skiing-kilometers
  • Hitchhiking-kilometers
  • Cable car-kilometers
  • Helicopter-kilometers
  • Barefoot-kilometers
  • 46footprints
  • 107days
  • 857photos
  • 1.1klikes
  • Jetzt gait dat lot do hain…

    August 29, 2024 in Germany ⋅ ☀️ 31 °C

    …unser geflügelter Begriff für „Jetzt geh‘s los“

    Unsere zweite Südamerikareise soll eine Ergänzung der letzten Reise sein. Es hat uns einfach richtig gut gefallen auf diesem Kontinent.
    Die Route schon ungefähr im Sinn, dachte ich, sei die Planung easy peasy.
    Falsch gedacht.
    Das LH- Meilenkonto für einen Freiflug gut gefüllt reicht vorerst für den Rückflug im Dezember. Der soll unbedingt ab Buenos Aires gehen. Dank des 30fach Meilenregens über Booking, konnte auch der Hinflug gebucht werden. Aber wohin war die große Frage. Nach Santiago de Chile, dem Wunschziel, wurden nur Verbindungen mit Avianca angeboten. Nach den Erfahrungen vom letzten Jahr war ein erneuter Flug mit denen keine Option.
    Buenos Aires am Anfang und am Ende der Reise zu setzen wäre nicht ganz optimal. Südamerika hat sicherlich so viel mehr zu bieten. Da fällt mir zum Beispiel Brasilien ein!

    Long story short : Wir beginnen unsere erneute Südamerika Erkundung in Brasiliens São Paulo.
    Es folgt der Norden Chiles, ein Teil Argentiniens und dann? Osterinsel oder Patagonien/Feuerland? Wir entscheiden uns für Letzteres. Die Aufenthalte in den bekannten Orten Patagoniens sollten gemütlich geplant sein. Überall so fünf oder sechs Tage. Aber Pustekuchen. Im Juli ist das meiste für November nicht nur schon ausgebucht , sondern die Preise verderben einem den Spaß. Alles dezimiert ergibt am Ende der Planung einen eher knackig kurzen Aufenthalt. Die nun gewonnene Zeit verbringen wir im südlichen Uruguay, von wo wir im Anschluss mit der Fähre nach Buenos Aires die Rundreise beenden. So viel zur Vorgeschichte.

    Es ist also so weit.
    Der Donnerstag früh beginnt mit einem Termin zur letzten PRT Spritze, um meine Bandscheibe zu beruhigen. Es folgen die aller allerletzten Ideen zur Optimierung des Gepäcks. Zwei Koffer sollen es maximal werden. So ganz schaffen wir es nicht. Die Schlafsäcke und die Unterlagen kommen in eine Extratasche, die so klein ist, dass sie auf den Inneramerikanischen Flügen als Handgepäck durchgehen.
    Kurz nach halb Vier rollen wir mit einem Carsharingauto von Miles vom Hofe.
    Wenige Meter später erster Halt. Jeden Tag eine gute Tat - sagt Rainer immer. Eine Frau steht am Straßenrand und gestikuliert ganz aufgeregt, dass wir anhalten sollen. Ein Mann liegt direkt vor seinem Grundstück. Hilfe ist gefragt. Ein anderer Fahrer springt auch herbei. Es sind 33Grad Celsius. Der Mann hat’s einfach nicht geschafft reinzukommen. Sie tragen ihn rein - raus aus der Sonne!

    Der erste Flieger startet kurz nach 18Uhr und landet in Frankfurt JWD. Mit dem Bus machen wir praktisch noch ne Sightseengtour am Frankfurter Airport. Bis zum nächsten Flieger weilen wir in der Lounge des Terminals B. Das Essensangebot ist echt zum Abgewöhnen. Wie Resteessen in der Schulkantine. Egal.
    Der Sekt ist 👍🏽

    Kurz vor Zehn sitzen wir im
    Stübchen (Oberdeck der Boeing 747) und werden von sehr nettem Personal betreut.
    Die Boeing D-ABYC stand seit drei Tagen im Hanger und ist elende aufgeheizt. Da bringen die neu kreierten LH-Cocktails Avionic auch keine Abkühlung. Dafür machen sie entspannt. Und zudem sind sie ganz nach unserem Geschmack 😎
    Zum ersten Mal habe ich mir im Vorfeld eine Speise bestellt. Und gucke da, die gab es so nicht auf der Speisekarte im Flieger. Das war neu für mich. Ich dachte eigentlich, dieses Vorbestellen ist vollkommen unnötig. Wieder etwas dazu gelernt.

    Der Flug ist alles andere als ruhig. Da hat sich meine Turbli-App aber kräftig verschätzt.
    Nach elf Stunden Flug landen wir im tief winterlichen São Paulo. Es ist kurz nach Vier und wir haben schon mal knapp 20 Grad.
    Die Immigration erfolgt fast im Durchlauf. Dafür stehen wir ewig am Gepäckband. Denn die Koffer mit den Priority-Anhängern kommen als letzte aufs Band 😛
    Der Rest läuft wie am Schnürchen. Geld ziehen am ATM, mit dem Uber nach Itaim Bibi, einem Stadtbezirk im SW der Stadt. Hier checken wir im Edifício Forma Itaim, einem Apartment-Gebäude ein, das ich bei AirBnB entdeckt habe. Leider habe ich mir zwar den Code notiert, nicht aber die Nummer des Apartments. Vier Türen haben wir zur Auswahl. Wir nehmen die, die ein entsprechendes Schloss hat. Also geben wir den Code wie angewiesen ein. Ganz plötzlich hören wir eine Stimme von innen, die immerzu sagt: Das ist mein Apartment!
    Hä?
    Sofort schiessen mir Szenarien einer Doppelbuchung durch den Kopf! Die Tür geht auf und die Bewohnerin zeigt auf die gegenüber liegende Tür. Wie unangenehm 🥴
    Tatsächlich klappt es hier mit dem Code. Die Wohnung ist schön. Die Aussicht außergewöhnlich. Es folgen ein paar Fotos und dann fallen wir ins Bett.
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  • São Paulo

    August 30, 2024 in Brazil ⋅ ☀️ 30 °C

    São Paulo - unser Einstieg in Brasilien. Nicht nur die größte und leistungsstärkste Stadt Brasiliens - nein, auch ganz Südamerikas. Mit Umgebung soll es mehr als 22 Millionen Einwohner hier geben. Ok. Ich sag mal „knapp“an Tokyo, (37 Millionen) vorbei geschrammt Hier haben sich Hoechst, VW, Mercedes und Siemens niedergelassen, die kräftig zur Wirtschaftsstärke beitragen.
    Bei der Vorbereitung auf diese Stadt habe ich nichts „greifbares“ gefunden. Es steht so Einiges auf der Liste. Aber es gibt kein rundes Bild ab. Hab mir dann aber von der netten Flugbegleiterin, die hier
    schon öfter war, einfach mal ihre Tipps aufschreiben lassen. Und als der Purser uns seinen Aufenthalt kurz vorgestellt hat : „Ich ess‘ ne halbe Kuh und trinke Rotwein“ war das Programm eingetütet.

    Nach dem komatösen Schlaf, dem unsere Körper trotz flatbed in der BC vorhin erlegen sind, stürzen wir uns ins Getümmel, kaufen ein paar Lebensmittel ein, gehen am Abend (zu Fuß!) bei Rico’s lecker essen.

    Wir wohnen in Itaim Bibi, einem angesagten Viertel. Der Eingang zum Haus hat eine Art Schleuse, die als kleiner Garten mit Teich getarnt ist. Kurzbewohner wie wir werden jedes Mal gecheckt.
    Das Apartment ist sehr cool. Das Wohnzimmer ist eine Art Terrasse an zwei Seiten verglast. Fantastischer Ausblick garantiert. Das Haus befindet sich in der Einflugschneise des Stadtflughafens Congonhas, der vermutlich so viele Starts und Landungen wie Frankfurt hat. Wenn wir überflogen werden, befinden sich die Flugzeuge in einer Höhe von etwa tausend Meter. Gebannt starren wir aber immer wieder nach oben, wenn Helis von all den gegenüberliegenden Dächern starten während Flugzeuge im Landeanflug sind.

    Mit dem Besuch des Samstagmarktes in der Praça Benedito Calixto, beginnen wir die wahre Erkundung der Stadt. Ein schöner Flohmarkt mit Dingen, die wir hier nie vermutet haben. Die Menschen sind entspannt. Es gibt Livemusik, Gegrilltes und Bier, das in einer Art gezapft wird, bei dem uns die Kinnlade runterfällt.
    Zu Fuß geht’s zur Batman Alley, ein Areal voller Wandbilder. Auch hier herrscht klasse Stimmung. Von Unsicherheit absolut keine Spur.
    Ganz nach unserem Geschmack ist die Bezahlweise: Selbst am kleinsten Stand zahlen wir mit Watch, ganz ohne Bargeld.

    São Paulo ist riesig. Wir schlendern durch die Straßen Pinheiros und sind begeistert von allem, was wir sehen und erleben.
    Noch haben wir keinen Mietwagen und lassen uns auch am Tag 3 mit Uber kutschieren. Es geht zur Pinacoteca do Estado, einem Museum mit Werken, die überwiegend von Brasilianischen Künstlern stammen. Bemerkenswert ist nicht nur der Inhalt sondern der Bau und der danebenliegende dschungelartige Park. Der Eintritt ist für uns über 60jährige übrigens kostenlos!

    Das nächste Ziel, das mit seinen 5.000 Wohneinheiten einst größte Wohngebäude der Welt (Edifício Copan) liegt im offiziellen Zentrum der Stadt, das nicht zu den sichersten gehören soll.
    Die Häuser hier stehen
    sehr eng so dass ein Gesamtbild des Copan absolut unmöglich ist.
    Gleich daneben steht das zweithöchste Gebäude der Stadt, das Edifício Itália, zu dessen Aussichtsterrasse es einige Hürden zu bestehen gilt. Erst heißt es, der Eintritt kostet 50 Realos, wir sollen aber in der drüber befindlichen Bar konsumieren und dort auch zahlen. Doch der Barkeeper hat keine Zeit für uns. Gerade zeigt er einem anderen Paar die Stadt. Erst warten wir brav. Eine ganze Weile. Das ist uns irgendwann auch zu blöd. Wir entscheiden dann ohne Cocktail und ohne Erklärung durch die Fensterscheibe zu gucken. Die Aussicht flashed mich überhaupt nicht. Es ist ein homogenes Häusermeer ohne markante Gebäude. Irgendwie sind alle Häuser Hochhäuser. Direkt am Fuße entdecke ich das Copan. Ein Foto und wir gehen. Das Ganze ist uns zu blöd. Mein Fazit zum Terrassenbesuch: Touri-Nepp

    Bis zur Viaduto do Chá sind es laut Google nur 12 Minuten. Machen wir doch gleich zu Fuß - meint Rainer. Es ist Sonntag, die Shops in der Fußgängerzone geschlossen. Nur ein paar Obdachlose und Suchties sind unterwegs. Als Rainer beinahe auf eine tote Ratte tritt, bin ich nicht ganz überzeugt, dass diese Entscheidung die richtige war. Aber dann erscheint ein Polizeiauto. Wahrscheinlich aus Vorsicht. Denn bei Lichte gesehen, hat mich niemand angebettelt bzw. angefasst. Sind einfach mal - auf deutsch gesagt - arme Schweine die hier rumlungern. Und alle haben mit sich zu tun.
    Hinter dem Viadukt lassen wir uns von einem Uber abholen. Wir sind immer noch im Zentrum, als wir eine Straße fahren, die ich wohl nie vergessen werde. Menschen wie Schlachtvieh, wie parallel gestapelte Sardellen liegen am Straßenrand. Furchtbar. So etwas haben wir weder in Indien noch in Nepal gesehen.
    Nun lassen wir uns zur Avenida Paulista bringen. Denn sonntags wird die 2.8 Kilometer lange Straße für den Autoverkehr geschlossen. Was hier statt findet ist pure Lebensfreude. Menschen tanzen ausgelassen zu Livemusik, Familien sind mit Kindern unterwegs, überall wird Musik gemacht und gute Laune verbreitet. Es ist extrem voll. Und von dem Zustand im einsamen Zentrum ist nichts zu spüren. Wir snacken ein paar brasilianische Spieße, trinken Bier und schauen dem Trubel zu. Wie herrlich.

    Am letzten Tag holen wir unseren Mietwagen für die kommenden drei Wochen bei einer Stadtstation von Movida ab. Wie nicht anders zu erwarten, spricht hier absolut niemand englisch. Technik die begeistert hilft da weiter. Wir bekommen einen flotten Jeep Compass mit dem wir den Einkauf für die nächsten Tage im entlegenen Ubatuba tätigen.

    Da bliebe noch die halbe Kuh - und zwar für jeden - auf dem Plan. Bei einem Rodízio im Barbacoa lassen wir es uns schmecken. Eine Art BBQ auf brasilianisch, bei dem die
    Kellner mit frisch Gegrilltem so lange vorbeikommen, bis man per deutlichen Zeichen andeutet, dass man satt ist. Mitten im Restaurant steht noch eine Salatbar. Die Bezeichnung irritiert. Vermeintlich gesunde Salatblätter findet man kaum. Es gibt Unmengen an verschiedenem Antipasti, Käse und Fisch bis zum Abwinken.
    Da kommt man schon an die Grenze der Dehnbarkeit seines Magens 🥴

    Vier Tage São Paulo war ein guter Einstieg. Die Stadt besteht wie auch Berlin aus vielen Stadtbezirken die für sich allein eine Stadt sind. Mein erster Eindruck die Sicherheit betreffend ist wieder anders als befürchtet. Es ist eine Großstadt mit lebensfrohen, sehr freundlichen Menschen. Wenn man von Favelas absieht, lebt die Gefahr vermutlich im Zentrum, einem Stadtbezirk, den man bei Dunkelheit meiden soll.
    In Itaim Bibi, Pinheiros, Jardim Paulista oder Bela Vista dagegen, konnten wir uns bedenkenlos bewegen.

    Die ganze Story und noch mehr Bilder gibt es hier:

    https://born4travel.de/travel/brasilien2024/sao…
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  • Prumirim & Paraty

    September 3, 2024 in Brazil ⋅ ⛅ 25 °C

    Aus dem modernen São Paulo geht es für vier Nächte nach JWD. Prumirim, ein Ort der nicht einmal das Prädikat Dorf verdient, besteht aus ein paar im tiefen Atlantischen Regenwald versteckten Gebäuden.

    Die Fahrt dorthin zieht sich elende lang. Für diese Fahrt habe ich extra den etwas längeren dafür landschaftlich schöneren Weg ausgesucht. Aber das Wetter meint es nicht gut mit uns. Das gilt zwar als vollsonnig, aber der aufsteigende Dunst aus dem Regenwald fällt tief und alles ist nur noch diesig.
    Die Straßen fahren sich gut. Aber kurvig ist die Fahrt. Glücklicherweise gibt es nicht nur eine Standspur sondern auch Leitplanken. Und wenn es mal endlich geradeaus geht , dann hat man ganz fiese fette Bumper eingebaut. Da gibt es die, die fast 20 cm hoch sind und die, die man nur einmal übersieht. Die praktisch das Pendant darstellen. Es sind grabenförmige Vertiefungen. Das schüttelt einem so mächtig das Hirn durch!

    Es ist schon fast dunkel, als wir unsere Unterkunft erreichen. Umgeben von viel Grün, bestehend aus monströsen Blättern steht das Haus, wo in deren obersten Etage unsere Wohnung ist. Die sieht wirklich schön aus. Doch der Geruch nach feuchten Kellerwänden ist ätzend. Da hilft auch kein Lüften und keine Klimaanlage. Glücklicherweise riechen weder Handtücher noch Bettwäsche so.

    Der Ausblick aus unserem Loft ist zu jedem Tageslicht anders und wunderschön.

    Einen Tag widmen wir dem Ort Paraty. (Para ty = für dich)
    Mit einer ausgesprochen verträumt romantischen, autofreien historischen Altstadt. Und nur das schauen wir uns an, schlendern durch die Gassen. Die einstige Bepflasterung ist noch erhalten. Damals, 1820 war dies eine Rarität und Ausdruck für den Reichtum einer Stadt. Doch ich bin eindeutig aus einer anderen Zeit. Trotz flacher Sandalen ist das Gehen furchtbar anstrengend. Ständig muss man gucken wohin man tritt.
    Paraty war einst der wichtigste (Gold)Hafen. Hier wurden die in Ouro (das wir später auf unserem Trip durch Brasilien noch besuchen werden) geförderten Edelesteine und Gold nach Portugal verschifft. Als eine Straße gebaut wurde und Paraty unwichtig wurde, begann die Ära des Kaffees und des Zuckerrohrs aus dem das Cachaça entstand.
    Nach so viel Geschichte ist’s irgendwann auch gut. Ein schönes Restaurant - natürlich mit Aussenterrasse - ist genau das Richtige. Typisch brasilianische „Snacks“ kommen auf den Tisch. Die Portionen sind riesig. Beim Wort „Bolinho de feijoada“ habe ich an etwas Kleines, an Bällchen gedacht. Falsch gedacht 😉

    Cocktails kann man übrigens in Brasilien wirklich gut. Immer sind sie gut abgestimmt. Nicht zu süß. Und nicht zu alkoholisch. Und niemals mit Fertigsäften. Dafür wartet man auf die so lange wie auf eine Speise 😂
    Hier in Paraty trinkt man den Jorge Amani. Gewidmet dem brasilianischen Schriftsteller dessen berühmtestes Werk „Gabriela“ hieß. Es versteht sich von selbst, dass passend dazu in Paraty ein Cachaça-basierter Likör namens Gabriela kreiert wurde. Und der ist wirklich lecker.

    Ansonsten verbringen wir die Tage faulenzend. Bis zu den zwei Stränden sind es nur wenige Schritte. Rainer lässt es sich trotz hoher Wellen nicht nehmen ins Wasser zu gehen. Für mich ist das Nichts. Aber ich bin auch nicht die Wasserratte.

    Unser Aufenthalt fällt auf Wochentage. Am Strand ist wenig los. Es gibt drei Beachbars. Wir kommen nur bis zur ersten. Die kann alles, was wir brauchen:
    leckere 🍸
    Am Abreisetag, ein Samstag, trauen wir dann unseren Augen nicht. Drei Reihen Liegestühle und alles belegt. Na ja. Da haben wir unbewusst alles richtig gemacht.
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  • Fluss des Januars

    September 7, 2024 in Brazil ⋅ ☀️ 34 °C

    Wenn man‘s weiß ist alles ganz klar. Rio de Janeiro heißt nichts weiter als der Fluss des Januars. Entdeckt am 1.Januar 1502 - vom Seefahrer Gaspar de Lemos - der glaubte in eine Flussmündung einzuschiffen. Dank GoogleMaps kann uns so etwas natürlich nicht passieren. Denn die Mündung ist keine. Sondern eine riesige Bucht namens Guanabara.

    Dennoch muss ich mich outen. Denn mein Leben lang war Rio für
    mich die Copacabana und dieser Zuckerhut, wo die Christusstaue drauf steht. Alles falsch - wie ich jetzt erkennen musste. Jetzt wo ich hier bin. Reisen bildet, das wissen wir alle, die wir gern die Welt bereisen oder viele Bücher lesen.

    Aber von vorn. Vom verträumten Prumirim geht’s endlich nach Rio. Die Straßen sind im sehr guten Zustand und deshalb geht es flott voran.
    In São Paulo haben wir schon gelernt, dass anders als in anderen Ländern, in Apartments Kapselmaschinen bereit stehen, jedoch ohne Kapseln. Diese müssen selbst gekauft werden. Klingt vielleicht logisch. Für eine Kaffeemaschine würde ich ja auch den Kaffee kaufen. Aber hier gibt es in jeder Unterkunft eine andere KapselMaschine 😐
    Deshalb kaufen wir auf dem Weg nach Rio in einem Shoppingcenter, von einer Dimension wie es in Asien oder den USA stehen könnte, bei Nespresso ein paar Kapseln für die kommende Woche ein.

    Unser Apartment im Barrio Santa Teresa erreichen wir am frühen Abend. Die Einrichtung ist stylisch. Die Raumaufteilung beeindruckend. Alles würde ich genau so haben wollen. Beim genaueren Blick gibt es jedoch Dinge, bei dem die Praktikabilität dem Stil weicht.
    Just als Rainer das Gepäck aus dem Auto entlädt, kommen die Vermieter, die - welch eine Wohltat - deutsch sprechen. Mic, ein Bayer und Patricia, eine waschechte Carioca, wie sich die Einwohner von Rio nennen. Sie sind super nett und locker drauf. Beide sind Kunstschaffende. Kennengelernt haben sie sich in Köln.
    Rainer hat schon erkundet, wo man ein paar Lebensmittel kaufen kann. Wie so oft sagt ihm die Bezeichnung „Favela“ nix.
    Für andere Unwissende: Es sind die Townships von Rio. Wo man insbesondere als Touri nie rein sollte!

    Rainer: „In der Favela nebenan können wir Lebensmittel kaufen“
    Ich: „Wie bitte? Ich geh doch nicht in eine Favela einkaufen!“
    Darauf unsere Host: „Es ist aber nicht so ‘ne schlimme Favela 😳
    Ich kann ja mitkommen“ sagt Mic.

    Nur wenige Schritte entfernt beginnt die Favela. Tatsächlich frage ich mich, wie es trotz meiner genauen Recherche passieren kann, dass wir in dieser Nachbarschaft die Unterkunft gemietet haben.

    Mic ist kein Unbekannter hier in der Favela und grüßt jeden mit Handschlag. Wir dackeln hinterher und gucken ganz freundlich. Tatsächlich sind es eben auch nur Menschen, die eben sehr beengt und ärmlich wohnen. Ein Unsicherheitsgefühl kommt überhaupt nicht auf.

    Ansonsten gibt es viel zu erzählen. Vor allem zu Rio. Das werde ich jetzt in mehreren Footprints schreiben.
    Aber eins ist klar: Rio ist eine Stadt im Grünen, hat ’zig „Zuckerhüte“, der Cristo hat seinen eigenen, die Copacobana ist ein Strand wie jeder andere, allerdings kommt ein bekleidet sein in einem Badeanzug, dem Tragen eines Abendkleides gleich. Denn: egal welche Figur man hat: Der Bikinischlüpper gehört in die Arschritze gedrückt!
    Die Architektur bietet das volle Repertoire, ein Unsicherheitsgefühl ist absolut übertrieben und nicht zu letzt war die Wahl unsere Basis in Santa Teresa aufzuschlagen, das auch das Montmartre von Rio genannt wird, ein Glücksgriff!

    Wer jetzt erwartet, dass wir am ersten Tag schon die Must-do‘s besuchen, der wird enttäuscht sein. Denn Sonntag in Südamerika ist Familien- und Freunde-Treffen-Tag. Wir folgen den Tipps unserer Hosts, lassen uns ins Zentrum von Santa Teresa bringen und… Ja wir lieben es sofort und fühlen uns pudelwohl. Coole Klänge, Stände mit Handwerskunst, die man als solche bezeichnen kann, und Bars ohne Ende. Wie nicht anders zu erwarten, bleiben wir recht schnell in einem Lokal hängen. Ich werde einfach nicht müde, mich zu wiederholen, wie ansteckend der brasilianische Spirit ist.
    Ein Churrasco (Fleisch-Wurst-Spieß) am Straßenrand und weiter geht es eine Abkürzung über sehr steile Treppen. Glücklicherweise müssen wir die nur runter. Rauf wäre bei über 30Grad der Horror! Am Ende landen wir auf der Ferria do Glória, ein herrlich authentischer Obst- Gemüse- und Fressmarkt. Beim Anblick der verschiedenen Produkte fragen wir uns, was das alles sein soll. Wie bestellt werden wir angesprochen. Es ist Patricia und Mic. Die beiden sind schon gut drauf und gehen mit uns zurück, um uns die Produkte zu erklären und uns deren Lieblings-Caipi mit Ingwer zu empfehlen.
    Alles in Allem war der Sonntag so abseits der typischen Highlights ein erfolgreicher Einstieg in die Zeit hier in Rio de Janeiro.
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  • Rio de Janeiro

    September 8, 2024 in Brazil ⋅ ☀️ 32 °C

    Die Herausforderung zum Wochenbeginn ist all die Fähnchen, also meine Marker auf GoogleMaps, so zu verbinden, dass es eine schöne Route wird. Ist nicht so einfach aber Dank Helas Tipp (aus Ingrids Forum) haben wir mit einer Woche vermutlich genügend Zeit für Rio eingeplant.

    Am Montag geht’s mit unserem Auto ins Zentrum Rio de Janeiro‘s, nach Glória.

    Für die erste Attraktion, die Escalera Selarón, brauchen wir gefühlt drei Minuten. Auf den 250 vom chilenischen Künstler Selarón mit bunten Fliesen belegten Treppenstufen sind vermutlich gerade alle Rio-Touristen unterwegs. Man sieht außer Menschen von hinten praktisch gar nix. Abgehakt!

    Die pyramidenartige Kathedrale von Rio dagegen ist den Besuch nicht nur von außen wert. Perfekt wäre jedoch, wenn wir den Zugang sofort finden würden. Bei weit über 30Grad umrunden wir den monströsen Bau in falscher Richtung (umgekehrt gelaufen wären wir gleich da😉 )
    Der Innenraum bietet fünf tausend Sitzplätze und zusätzlich fünfzehn tausend Stehplätze. Die Kanzel ist mittig positioniert. Eine Messe hier mit zu erleben, muss wohl sehr beeindruckend sein.

    Der Rest des Tages läuft etwas planlos ab. Erst entpuppt sich
    der Kaffee im schönen Kolonialbau als Fehlkauf - weil der so ungenießbar süß ist.
    Dann fällt uns erst während der Fahrt zu den Stränden Copacobana und dem danebenliegenden Ipanema ein, dass wir unsere Badesachen nicht mitgenommen haben. Wie nicht anders zu erwarten sind aber die Parkplätze an der Copacobana sowieso dicht. Am Ende des Ipanema gibt es dann aber einen schöne Aussichtsterrasse zum beobachten und Caipi schürfen.

    Ein wenig Tag ist noch übrig und wir fahren zum Cristo Redentor. Jedenfalls ist das der Plan.
    Aber kurz bevor wir oben ankommen ist Schluss. Man will unser Auto per Valet irgendwo parken und wir sollen für 300Real (etwa 50€) ein Ticket kaufen. Mal zwei …🤔 ergibt ja hundert Euro. Nee. Das kann nicht sein. Also machen wir uns auf den Rückweg und entdecken unterwegs das Hinweisschild „Mirante Dona Marta“. Von hier gibt es einen kostenlosen Rundumblick auf Cristo und das abendliche Rio de Janeiro.
    Richtig happy, weil die Fahrt nach oben doch noch ein Erfolg war, haben wir wohl irgendeine Abfahrt verpasst. Als sich dann die Frage stellt: rechts oder links, guckt erst eine Frau sehr seltsam in unsere Richtung und dann sagt der daneben stehende Motorradfahrer zu uns: „Comunidade“ 🤔
    Aber als er merkt, dass wir das nicht verstehen, schiebt er ein „Favela“ nach. Wir sollen umkehren. Anscheinend gucken wir beide immer noch bedeppert und er deutet an, dass wir ihm folgen sollen. Er führt uns die gesamte Strecke bis zur Hauptstraße zurück.
    So viel Aufmerksamkeit und Hilfsbereitschaft macht uns sprachlos.

    Am Folgetag gehen wir die Sache professioneller an. Uber bringt uns zur Corcovado Bergbahn am Bahnhof Cosme Velo. Hier knattert sich die Zahnradbahn, gebaut von Stadler Rail AG aus der Schweiz, auf eine Höhe von 710 Meter. Teilweise bei einer beängstigenden Steigung. Ach so. Das Ticket kostet übrigens 97.5 Real pro Person, was knapp 16€ sind. Einen Rabatt für Senioren gibt es nicht. Dafür aber bekämen wir mit diesem Ticket für die Bahnfahrt - festhalten! - zum Jungrauenjoch ganze 50% Off 🤣Die Cariocas haben doch Humor. Oder?

    Oben sind wir nicht allein. Aber ich hatte mir das dennoch wesentlich voller vorgestellt. Das wirklich Schöne ist nämlich, Chinesen haben Brasilien noch nicht auf dem Schirm. Also muss man auf ein Plätzchen mit dem besten Background nicht lange warten. Alle sind sehr höflich zueinander.

    Anschliessend lassen wir uns zum Parque Lage im Barrio Jardim Botânico am Fuße des Corcovado (Berg auf dem Cristo steht) bringen. Der sehr gepflegte wirklich schöne Park, war einst die Residenz des Industriellen Henrique Lage, dessen Bau nun besonders wegen des tollen Cafés am Pool ein Anziehungspunkt ist. Die Wartezeit einen Tisch zu bekommen, ist „unpredictable“ und so entscheiden wir uns nur für den Rundgang auf der Balustrade, der für Senioren kostenlos ist.
    Auf dem Rückweg entdecken wir eine Art Bunker, der sehr schön von Pflanzen kaschiert ist. Ja wer hätte das vermutet? Auf engstem Platz befinden sich hier mehrere Aquarien!

    Uber‘s beste Kunden entscheiden sich nun noch für eine Fahrt zum Confeitaria Colombo. Einem historischen Kaffeehaus, das zu den schönsten der Welt gehören soll. Gegründet 1894 im Belle Époque Stil besticht es durch riesige Kristallspiegel, die seinerzeit aus den Niederlanden gebracht wurden. Ein wirklich tolles Ambiente. Der Kuchen - und das sage ich als Nichtkuchenesser - ist köstlich! Der Kaffee eher nicht. Wahrscheinlich kommt der aus Kolumbien. Der hat mir schon in Kolumbien nicht geschmeckt.

    Nun wird es eng! Im dichten Stau geht es wieder mit unserem Lieblingscarrier Richtung Pão de Açúcar, auch als Zuckerhut bekannt. Die Sonne steht schon sehr tief und ich befürchte schon im Dunkeln oben anzukommen.
    Aber als Senior in Brasilien zu sein macht Freude. Denn wir zahlen nicht nur die Hälfte des Preises (knapp 15€) sondern dürfen mit der Priority-Lane an allen Schlangen vorbei nach ganz vorn.
    Und so schaffen wir es gerade noch so, der untergehenden Sonne zuzuschauen.

    Den Tag runden wir in einem gehobenen französischen Restaurant bei uns um die Ecke in Santa Tereza ab. Und dieser Part wird dann wirklich der schwächste des Tages. Eine halbe Stunde Warten auf die Vorspeise, eine weitere auf die Hauptspeise kann schon mächtig auf die Stimmung drücken. Von dem schönen französischen Brauch die Wartezeit mit einem „amuse bouche“ zu verkürzen, hat man hier noch nichts gehört. Aber als sich mein Entrecôte als Schuhsohle erweist, wird mir klar: Vornehm essen gehen, ist nix für mich.
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  • Architektur in Rio de Janeiro

    September 11, 2024 in Brazil ⋅ ☀️ 34 °C

    Wir haben uns eingegrooved in den Puls der Stadt. Vor Mittag kommen wir nicht los. Manchmal auch später. Beim Frühstück auf der Terrasse liegt Rio vor unseren Füßen. Es wird uns nicht langweilig, die Flugzeuge, die über den Kamm, auf dem wir wohnen, schrammen, zu beobachten. Sie machen einen wunderbaren Bogen noch vor dem Zuckerhut, bevor sie auf dem Stadtflughafen landen.
    Am liebsten würde Rainer einen Heliflug machen. Aber der Himmel ist immer leicht diesig. Es ist kein Smog, wie wir erst vermuten, es sind die dünnen Reste einer Rauchfahne, die aus den über hundert Bränden im westlichen Brasilien gen Osten zieht. Nicht alle Brände sind Folge der extremen Trockenheit. Einige sind gewollt. Es gehört nun mal zum traditionellem Zuckerrohranbau, dass vor der Ernte die Felder abgebrannt werden. Dabei verbrennen die Blätter, nicht aber das zu erntende Rohr. Diese Prozedur haben wir schon inverschiedenen Orten dieser Welt beobachtet. Nicht nur hier in Brasilien. Auch auf der Hawaiianischen Insel Maui oder im Osten Australiens.

    Nun. Mitte der Woche investieren wir endlich einen Tag in den Besuch der Copacobana. Wahrscheinlich war es die blödsinnigste Entscheidung, sich mit unserem Auto auf den Weg zu machen. Es ist kurz nach Zwei und wir kurven die lange Copacobana-nahe Avenida Atlântica sowie die sich anschließende Avenida Vieira Souto, die entlang des Ipanema Beaches führt, rauf und runter. Ich sag’s ganz ehrlich: Die Nerven liegen blank. Das Ganze im Schritttempo, denn nicht nur wir sind auf Parkplatzsuche. Nach der zweiten Runde plädiere ich für den Abbruch dieser nervigen Veranstaltung. Schließlich ist da eh nur Sand und Wasser!!! Ich bin schon ungehalten und will nur noch weg hier. Und dann? Ein Parkplatz. Direkt an der Copacobana! Rainer catcht glücklich mit den Wellen. Während ich mir einen Caipi am Strand mixen lasse. Ach ja. Im Nachhinein war die Entscheidung mit unserem Auto zu fahren doch die Richtige. Denn auf der Rückfahrt auf der vollkommen verstauten, mehrspurigen Straße wird uns klar: Hier hätte uns kein Uber abgeholt. Das war Tag 3.

    Rio‘s Architektur ist es selbst für uns Laien wert, einen ganzen Tag zu investieren.
    Wieder ziehen wir mit Auto los. Unsere Hausstrecke ins Zentrum kennen wir mittlerweile aus dem FF.
    Das freistehende Werk auf einer weitläufigen Fläche ist mir bei einer Uber-Fahrt aufgefallen. Deshalb steuern wir es als erstes an. Im kleinen Museum erfahren wir,
    dass es den gefallenen brasilianischen Soldaten im 2.WK gewidmet wurde. Hier lernen wir wieder einmal dazu. Denn dass Brasilien als einziges südamerikanischer Land am WK teilgenommen hat, war uns absolut neu.
    Ein wenig tricky ist die Suche nach einem Parkplatz in der Nähe des Museo do Amanhã, also dem Museum der Zukunft. Hier entscheiden wir uns gegen den Besuch des Inneren, sondern nehmen uns lieber Zeit, um das Gebäude staunend zu umrunden.

    Das letzte Objekt der Begierde ist das Museu de Arte im Nachbarort Niterói, dessen Gebäude vom brasilianischen Stararchitekt Oscar Niemeyer entworfen wurde. Die Fahrt über die Ponte Rio-Niterói, die bei der Eröffnung 1974 die zweitlängste Spannbrücke der Welt war, sollte ein zusätzliches Schmankerl sein. Es wird letztendlich der längste Stau den wir durchleben müssen. Am Ende kommen wir zu spät. Es ist schon dunkel und uns bleibt nur noch die Zeit bis zur Schließung des Geländes, um ein paar Aussenaufnahmen zu machen.

    Und dann kommt er. Der letzte Tag. Kolonialbauten im Zentrum sind das heutige Motto. Wir greifen zum Supertrick: Wir parken in einer gepflegten Tiefgarage im Zentrum.
    In der Câmara Municipal do Rio de Janeiro gibt es eine sehr interessante, kostenlose Führung für alle - in Englisch. Das Teatro Municipal dagegen, bietet nur Führungen in Portugiesisch an. Also bleibt es beim Beschau des Hauses von außen. Praktischerweise befindet sich auch die Nationalbibliothek am gleichen Platz, dem Praça Alagoas. Hier dürfen wir allerdings nur in das Foyer. Alle Drei gehören definitiv zu den schönsten und gut erhaltenen historischen Gebäuden in Rio.

    Zuletzt machen wir etwas ganz verrücktes: Wir fahren mit der für Touristen „gefährlichen“ Straßenbahn. Wir überlegen kurzzeitig, auf welche Gefahr wir uns da einlassen und entschieden uns glücklicherweise dafür. Die vier Linien der Strassenbahn wurden erst vor acht Jahren eröffnet, die Fahrt für über 65 jährige ist kostenlos und wer im Netz verbreitet, dass die Fahrt für Touristen gefährlich ist, der ist damit niemals gefahren.
    Wie auch immer. Bei 35 Grad sind wir froh nicht die gesamte Strecke bis zur Basílica de Nossa Senhora da Candelária laufen zu müssen.

    Vom „Fluss des Januars“ verabschieden wir uns beim Sunset auf dem Mirante Dona Marta. Dieses Mal nehmen wir auch den richtigen Rückweg 😉

    Der Abend auf der Terrasse von Patricia und Mic, unseren Vermietern, ist nicht nur nett, sondern rundet irgendwie unseren gesamten Aufenthalt ab. Bei ihnen bekommen wir einen guten Einblick in das Leben in Brasilien aus Sicht eines Deutschen und einer Carioca.
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  • Arraial do Cobo

    September 14, 2024 in Brazil ⋅ 🌬 27 °C

    Arraial do Cobo ist, wenn ich nur die Entfernung von Rio in Kilometern betrachte, einen Katzensprung entfernt. Wahrscheinlich aber auch nur wenn man die Schnellstraße nimmt.
    Wie immer machen wir auch heute alles anders.
    Wir nehmen nämlich all die Gartenwege durch‘s Land. In den Orten erwarten uns wieder diese nervigen Bumper. Dazwischen… Es gibt kein wirkliches Dazwischen. Entweder ein Ort reiht sich an den anderen Ort oder der Weg ist eine Rüttelstrecke. Aber nur so sehen wir das Brasilien, wie es lebt. Vom laiben kann keine Rede sein. Ein Restaurant zum Rasten
    begegnet uns nicht. Oder. Sie sehen nicht einladend aus.

    Am schönsten aber ist der letzte Abschnitt direkt zwischen dem Meer und den Lagunen. Letztere haben fantastische Strände. Rechterhand tost das Meer so stark, dass es aus eigener Kraft Lagunen am Strand geschaffen hat. Nicht nur eine Pfütze. Solche die viele Meter, vielleicht auch ein oder zwei Kilometer lang und zig Meter breit sind, laden zum Verbleiben ein. Das Wetter ist perfekt. Aber wir nehmen uns keine Zeit, machen weder ein Foto noch bleiben wir. Denn wir haben immer noch einige Kilometer vor uns und kommen gefühlt nicht recht vom Fleck!

    Am frühen Abend - das heißt kurz bevor die Sonne ins Meer plumpst - erreichen wir unser Domizil. Das Iodo Guesthouse. Unser Wohnzimmer ist die riesige Terrasse mit Blick auf die Bucht. Ansonsten ist es eine kleine nette Wohnung mit einer schönen modernen Küche.
    Das Wetter ist schön. Nicht perfekt. Ohnehin ist es kühl. Vorbei die Zeit mit Temperaturen um die 35Grad. Hier müssen wir uns mit 10 Grad weniger begnügen. Also trage ich am Abend eine Strickjacke.

    Den einen Tag nehmen wir uns den nahegelegenen Strand vor. Denn direkt vor unserem Haus kann man nicht baden. Für die 1.9 Kilometer brauchen wir 20 Minuten mit dem Auto. Nicht weil es etwa Stau gibt. Nein. Wir haben Angst mit dieser Fahrt das Auto zu zerstören.
    Durchgerüttelt angekommen gucken wir nicht schlecht, als wir die vielen Treppen sehen. Ich kann das gar nicht glauben und will da erst nicht hinunter steigen. Einfach aus Angst vor dem Rückweg.
    Etwas mehr als 270 Treppen geht es zum Non-Plus-Ultra-Strand, dem Prainhas do Atalaia. Die Farben gleichen den im Südosten Australiens. Nur dass das hiesige Wasser viel angenehmer zum Baden ist.

    Am nächsten Tag geht es in das Saint Tropez Brasiliens. Nach Buzios. Tatsächlich sieht es hier ein wenig wie Mittelmeer aus. Bekannt wurde Buzios, als ein schwerreicher Mann den halben Ort aufkaufte und sich anschließend eines genialen Tricks bediente, um es bekannt zu machen: Er lud Brigitte Bardot für einen Monat ein und beherbergte sie im einzigen Luxushotel des Ortes. Die verliebte sich dort in einen Algerier und blieb ein halbes Jahr. So wurde Buzios zur beliebtester Badewanne der Cariocas. Ich finde den Ort schön. Von den 29 Badestränden besuchen wir keinen. Wir schlendern an der Promenade entlang und verkosten die tollen Caipis, in verschiedenen Restaurants.

    Am letzten Tag ist Freizeit angesagt. Wir gammeln etwas auf der Terrasse und leiden auch ein wenig unter dem Baulärm der umliegenden Grundstücke. Ich schreibe etwas an meiner Website und Rainer spielt mit Drohni.
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  • Petrópolis - Cariocas Sommerfrische

    September 18, 2024 in Brazil ⋅ ☀️ 29 °C

    Die recht kurze Fahrt vom sonnigen Arraial do Cobo in die Serra de Petrópolis wollen wir mit einem Bad in den Lagunen, die wir auf der Hinfahrt aus Zeitmangel ausgelassen haben, schöner machen. Leider ist bald keine Sonne mehr da. Und so entscheiden wir uns, noch bevor wir überhaupt die Lagunen erreichen, um und fahren auf dem kürzesten Weg zu der Schnellstraße, die man getrost als eine Mischung aus unserer Autobahn und Schnellstraße vergleichen kann.

    Der Ortsname Petrópolis klingt für mich wie ein Mix aus Griechisch und Russisch. Tatsächlich soll es hier die größte Community an Deutschsprachigen geben. Hier fand Stefan Zweig mit seiner Frau Schutz auf der Flucht vor dem Nationalsozialismus, die allerdings im Doppelsuizid endete. Um sich die Casa Stefan Zweig anzuschauen fehlte uns letztendlich die Zeit.

    Das Klima mit frischeren Temperaturen ist der Grund, weshalb es auch als Sommerfrische der Cariocas genutzt wird. Genau so hat schon Kaiser Pedro I diese Berglandschaft zu schätzen gewusst, der sich hier ein schönes Schloss baute, das später von Piedro II zur kaiserlichen Sommerresidenz wurde. Dieses schauen wir uns am ersten Tag an. Tatsächlich ist der Garten eine wundervolle Oase und das Schloss, in dem wir keine Fotos machen dürfen, zeigt uns, was man mit so vielen Räumen veranstalten kann. Denn alle sind noch mit originalen Möbeln ausgestattet. Mein persönlicher Favorit ist das Nähzimmer. Einfach weil ich auch selbst gerne schneidere. Ich hab eine gute Fantasie und hab’ auch keine Mühe mir vorzustellen, wie all die Frauen (denn geschneidert haben früher nur Frauen) hier bei einem kleinen Cachaça (der Caipi war noch nicht erfunden) zusammen saßen, genäht haben und ihre eigene Welt hatten. Während die Männer versuchten die Welt zu gestalten.
    Am meisten aber beeindruckt mich, dass diese Königs, die sich eigentlich alles leisten konnten, ihr gesamtes Leben der Tageszeit anpassten nur um kein elektrisches Licht nutzen zu müssen. So gab es Lunch schon um 9Uhr und spätestens zwischen 16 und 17Uhr wurde diniert.
    🤔 Gut, dass ich nicht zu dieser Gesellschaft gehörte.

    Unweit des Palastes steht die Catedral São Pedro de Alcântara. Erbaut 1884 bis 1939 im Stil der französischen Neugotik. Nach den wunderbaren Kirchen, die wir vor zwei Jahren in Italien und den reich verzierten Kirchen in Kolumbiens Bogotá besucht haben, ist es die erste Kirche deren Reichtum sich in Form wunderschöner Fenster, Wandmalereien und schöner Stuckarbeiten ausdrückt. Grad als wir da sind, spielt jemand an der Orgel. Ein Ton der unter die Haut geht.

    Das Crystal Palais, einst wurden hier die königlichen Orchideen gezüchtet, ist nun nur von außen fotogen. Ansonsten eine Enttäuschung weil es leer ist.

    Der Ort Petrópolis scheint mir wie ein Labyrinth. Kaum eine Strasse, die einen Kilometer geradeaus führt. Ständig geht es kurvenreich, hoch und runter. Ein Ort, der einer Tischdecke aus lauter kleinen Häusern gleicht und auf einer Hügellandschaft liegt. Die Häuser sehen wesentlich Europäischer aus. Keine „halb Fertigen“ die wir unterwegs gesehen haben.
    Wo sich die deutschsprachige Community versteckt, wissen wir nicht. Wie überall in dem Brasilien, das wir bisher bereist haben, spricht kaum einer Englisch. Ausgenommen in einem kleinen Hotel, das wir nah der Sightseeingtour gefunden haben. Ein Hinterhof wie eine Oase. Eine Rettung vor der Hitze. Obwohl die Stühle mit einem Fell belegt sind. 30Grad sind es hier. Von wegen Sommerfrische 😆
    Hier spricht die Serviererin Englisch.
    Der Salat mit reifen Früchten des Landes und dazu ein …
    Na Ihr wisst schon. Ein Caipi. Dieses Mal mit Melone😋

    Am nächsten Tag machen wir uns auf nach Teresópolis. Eine landschaftlich schöne Strecke. Natürlich super kurvig. Der Ort gefällt uns gar nicht. Es ist etwas „hazy“ und so sehen wir „Gottes Finger“ im Parque Nacional da Serra dos Órgãos wie durch einen Schleier.
    Zum Wandern ist uns zu 🥵
    Deshalb fahren wir alsbald zurück in unsere Oasis, wie der Eigentümer unserer Unterkunft, sein Anwesen nennt. Tatsächlich steht das sehr moderne Haus inmitten eines von der Größe kaum übersehbaren Grundstücks aus wilder Natur, gezähmt zu einem Park. Alles ist eine Augenweide. Im Inneren hat René, der Host, jeden Millimeter mit Deko-Objekten belegt. Sehr fotogen. Ist allerdings auch eine Geschmacksfrage.
    Ich persönlich fühle mich von der ersten Minute unwohl. Warum - das kann ich nicht in Worte fassen. Gern würde ich eher abfahren. Aber Rainer kommt nicht mit.
    Unser Raum ist riesig. Aber modern dunkel. Er nennt es Suite. Wir können ja den Salon benutzen. Doch da entdecke ich eine Überwachungskamera 😐 Sicherheit hin oder her. Aber er kann es nicht ernsthaft als meine Suite bezeichnen.
    Die Küche, die laut Booking zum Zimmer zugehörig ist, dürfen wir nicht nutzen. Es gibt auch keinen Wasserkocher. René lechzt ständig nach Lob. Für das Zimmer, das er vermietet oder auch für sein Frühstück. Letzteres ist gut. Aber nicht erwähnenswert. Er kocht uns Kaffee. Aber wenn er nicht da ist, stellt er Stühle vor den Zugang zur Küche. Das macht mich sprachlos.
    Nun gut.

    Petrópolis hat gute Restaurants. In die Churrasceria am Lago Sul gehen wir gleich an zwei Abenden essen. Am Abend dazwischen essen wir im Zentrum. In’s Mejoria. Beide bieten Fleisch von unglaublicher Qualität an. Und preiswerter als in Rio ist es zudem.

    Nach drei Nächten bin ich froh, dass es weiter geht. Eigentlich nur wegen der Oasis by Lota.
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  • Ouro Preto - Schwarzes Gold

    September 22, 2024 in Brazil ⋅ ☀️ 28 °C

    Nach knapp sechs Stunden Fahrt auf einer sehr ordentlichen Bahn landen wir in Cachoeira Do Campo. Beim Buchen stand da, dass sich die Pousada (Gasthof) in Ouro Preto befindet. Aber wir wollen mal nicht mit der Goldwaage daherkommen, denn das Anwesen ist sehr schön und einen tollen Pool hat es auch. Das Zimmer ist Mini und hat einen alten Landhaus-Look. Das ist allerdings gar nicht so alt. Die Eigentümer haben alte Balken, Bretter, Kisten und Holz von alten Anwesen zusammengetragen und ein neues Haus in dem Stil der Gegend entworfen. Auch die Spalten zwischen den Fenstern. So kann jede Mücke rein und raus.

    Am ersten Abend und den folgenden Tag ist Bed-Day angesagt. Vollkommen geschwächt komme ich kaum die fünf Stufen zum Zimmer. Keine Ahnung was genau ich habe. Bei jeder Bewegung zieht ein Frösteln meinen Körper hoch. Ich schlafe am Ankunftstag zwei Stunden tief und fest. Und nach dem leckeren Abendbrot im Haus gleich danach zehn Stunden am Stück. Und dann am Nachmittag des Folgetages ist der Spuk vorbei. Ich fühle mich bereit aufzustehen. Und es geht mir recht gut.
    Es ist Sonntag am frühen Abend als wir uns aufmachen nach Ouro Preto. Der Ort ist wie ausgestorben. Die Tagesbesucher weg und die untergehende Sonne macht so schönes Licht.

    Ouro Preto liegt im Bundesstaat Minas Gerais, das eine ausgesprochene Bergarbeitergegend ist. Hier wurden Edelsteine gefördert und Gold - 1700 und 1820 - sagenhafte 1200 Tonnen, das 80% der damaligen Weltproduktion ausgemacht hat. Und dann? Dann wurde es nach Paraty gebracht um es nach Portugal zu verschiffen.
    In Paraty waren wir am Beginn der Reise.
    Ouro Preto bedeutet übrigens Schwarzes Gold. Wegen der leicht schwarzen Verunreinigung durch Eisenoxid.
    Der Ort ist der historisch bedeutendste Ort Brasiliens.

    Unser Reiseführer hat nicht zu viel versprochen. Denn es ist sehr hübsch hier und die Häuser gut in Schuss. Wir kommen also auch nochmals am Tag her, besichtigen eine Kirche von innen. Alle anderen anzufahren ist unmöglich. Dann müsste man hier mindestens eine Woche bleiben.
    Wenige Kilometer weiter befindet sich die allererste Stadt und die später sogar die Hauptstadt im Bundesland war. Namens Mariana. Viel kleiner ist sie. Aber die Altstadt muss sich in keinster Weise im Vergleich zu Ouro Preto verstecken. Tolle Häuser und ebensolche Kirchen. Die Räume des Rathauses darf man während der Amtszeit einfach so betreten. Wie cool ist das denn?

    Die Höhenunterschiede in den Orten sind enorm. Unheimlich ist der Gang besonders wenn es bergab geht. Egal ob zu Fuß oder mit Auto. Da kommt es sicher auf 45% Gefälle.
    Die Verbindungsstraßen sind kurvig. Und so bewegen wir uns bei Höhen zwischen 950 und 1.300 Metern. Mal sind wir oben. Mal im Tal.
    Die Gegend ist sehr schön anzusehen. Auch wenn unterwegs die Verkehrsschilder, die Blätter und die gesamte Natur mit roten Staub belegt ist. Die große Ära des Goldes ist vorbei aber gebuddelt wird immer noch. Es wird nach wertvollen Erzen gesucht. Ganze Berge werden umgebuddelt und zeitweise versetzt. Die Erde muss in Abfangbecken zwischengelagert werden. Und nicht alle Dämme sind sicher. Erdrutsche sind hier keine Geschichten aus alten Zeiten.
    So tangierte eine Mure den Ort Mariana im Jahr 2015 mit wenigen Toten. Viel mehr, nämlich 272 starben in Brumadhino 2019. Das nachdem der TÜV Süd kurze Zeit vor dem Bruch den Dammes diesen als sicher erklärte: https://www.tagesschau.de/wirtschaft/unternehme…

    Bevor wir in den nächsten Ort ziehen, lassen wir uns in der auf dem Gelände angeschlossenen Schnapsbrennerei zeigen, wie man hier jedes Jahr etwa 80 Tausend Liter Cachaça herstellt, diese dann in den Fässern veredelt und zum seltenen Envelhecida Cachaça mit einem Alkoholgehalt von 48% macht. Übrigens … im Foyer des Chão de Minas, so der Name der Pousada, steht ein Fass Cachaça an dem man sich jederzeit kostenlos bedienen kann. Zum Caipi muss man den sich aber selbst mischen.
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  • Belo Horizonte

    September 25, 2024 in Brazil ⋅ ☀️ 33 °C

    BH - so kürzen die Belo-Horizontinos den Namen ihrer Stadt ab. Natürlich ohne zu wissen, was es im Deutschen heißt 😉.
    In portugiesisch ist es dann aber dann ein „beagá“. Die Hauptstadt des Bundesstaates Minas Gerais ist die sechstgrösste Metropole Brasiliens und erscheint uns fast schon unüberschaubar. Wir steigen in einem Mercure im Stadtbezirk Lourdes ab. Das erste uns zugewiesene Zimmer mussten wir beanstanden. War doch auf deren Website in dieser Zimmerkategorie eine Nespresso Maschine abgebildet. Man mag mich nun kleinlich nennen. Aber der Rezeptionist versteht mich und wir bekommen kostenlos ein höherwertiges zugeteilt. Denn nur dort sind stehen die Maschinen.

    Nun gut. Was machen wir also in dieser Stadt? Wie immer sind wir etwas planlos unterwegs.
    Am ersten Abend verschlägt es uns in eine Churrasceria, die bei TripAdvisor auf Platz 2 steht. Die Fahrt dorthin ist der Horror. Obwohl die Straßen drei- oder vierspurig sind, opfern wir nicht nur viel zu viel Zeit, sondern auch Nerven, um das schlechteste Fleisch auf unserer Brasilienreise zu essen. Am besten ist der 10 Jahre alte portugiesische Towny😋

    Am Folgetag geht es zu Fuß zur Praça da Libertade, dem historischen Zentrum. Tatsächlich ist der Platz ein Ort umgeben von schönen Kolonialbauten, kombiniert mit modernen Häusern, entworfen von niemand geringeren als Brasiliens Stararchitekten Oscar Niemeyer. Seine Werke sind architektonisch klar strukturiert, auch für mich als Laien sehr gut erkennbar. Übrigens werden uns Niemayers Werke ab nun immer wieder über den Weg laufen.

    Was wir hier in Brasilien gelernt haben ist, dass man als Tourist die Montage am besten im Hotel bleibt. Denn alle Attraktionen, Museen und Paläste sind montags geschlossen. Die Ausnahme macht der Palácio da Liberdade. Ein Statussymbol und einstiger Sitz der Regierung, das 1898 eingeweiht wurde. Der öffnet seine riesigen Pforten nur am Mittwoch, also heute, für die Öffentlichkeit. Der Eintritt ist frei und die Besichtigung höchst interessant.
    Danach geht’s in die einstige Bancó de Brasil, die heutzutage auch ein Kunstmuseum ist. Wie gewohnt ist auch hier der Eintritt frei. Erst irren wir durch die Räume und suchen das Sehenswerte, bis wir den verglasten Innenhof finden, in dem man die Kunstwerke - die auf mich wie Bastelarbeiten einer Vorschulklasse wirken - liegend betrachten kann. Ok. Man kann denken, was man will. Aber am Ende, als wir dank Übersetzer den Inhalt verstehen, bin ich angetan und überlege, ob ich einer solchen experimentellen Kunst offener gegenüber stehen würde, wenn solche Ausstellungen bei uns kostenlos wären.

    Vollkommen aufgeheitert, auf der Suche nach einem Café werden wir in einer Seitengasse fündig. In einer Art Garage erleben wir wieder einmal super nette Momente mit Brasilianern, die weder unsere noch wir deren Sprache beherrschen. Es ist schwer zu beschreiben. Aber bei einer solchen Herzlichkeit schäme ich mich, am Anfang der Reise so verängstigt (um mein Eigentum) und voreingenommen den Brasilianern gegenüber gewesen zu sein. Wir stehen also vollkommen überfordert vor dem Menü der vielen Kaffees. Als wir dann aber mit dem Übersetzer zu Potte kommen, lässt sich der Barista erst einmal unsere Übersetzer-App zeigen, lädt sie runter und aus Dankbarkeit dürfen wir eine weitere Rarität aus seinem Repertoire, nämlich einen Erdnuss-Kaffee ganz kostenlos probieren.

    Die Frühlingstage sind bekanntlich kurz. Wir flitzen dann - allerdings mit Auto - noch zu einer Kirche gebaut im eklektischen Stil, eine Drogeristin sucht für mich am Computer ein Geschäft aus, wo ich Therapy Tapes für mein lädiertes Knie bekomme und dann schaffen wir es gerade noch so zum Praça do Papa, von dem man einen Blick auf BH hat. Leider ist dieser geschlossen und wir entdecken einen noch höher gelegenen Mirante. Doch der Ausblick ist diesig. Diesig von den Rauchfahnen die von irgendwo aus den Tiefen Brasiliens kommen.

    Am nächsten Tag geht es Richtung Airport. Unterwegs bleiben wir an der Ingreja de São Fransisco de Assis stehen. Eine Kirche mal ganz anders. Entworfen von? Na klar. Oscar Niemeyer. Und dann drehen wir noch eine Runde um den neuen Sitz der Regierung Mineras. Ganz klar ein Werk von Oscar Niemeyer.

    Die letzte Nacht in BH übernachten im Airporthotel, bringen den Mietwagen zum entfernten Autovermieter Movida zurück. Und obwohl es für gewöhnlich nur Shuttles zwischen Movida und Airport gibt, bringt man uns direkt ins Hotel. Kein „Das geht nicht, es gibt Vorschriften“, kein „Das ist ein Umweg“. Es würde den Rahmen sprengen, wenn ich alle Nettigkeiten der Menschen hier beschreiben würde.
    Nun gut.
    Brasilien ist noch nicht abgehakt. Das nächste Ziel ist die Hauptstadt Brasilia, die auf den Reißbrett entworfen wurde. Aber das wird ein neuer Footprint.
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