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- Day 42–44
- October 9, 2024 - October 11, 2024
- 2 nights
- ☀️ 13 °C
- Altitude: 3,548 m
ChileQuebrada Putre18°11’56” S 69°33’27” W
Über Codpa nach Putre

Adventure Zone Chile de Norte
Tag 4&5
Zwei Wege führen nach Codpa:
184 Kilometer auf einer rumpeligen „Kraut und Rüben“- Piste oder 374 Kilometer auf einer asphaltierten Straße. Für beide Strecken braucht man etwa fünf Stunden.
Die Wahl fällt auf die längere Strecke. Da lässt mein Fahrer nicht mit sich diskutieren, er will nicht wieder durchgeschüttelt werden.
Auch wenn wir zum Frühstück erfahren, dass die längere Strecke eventuell gesperrt ist. Aber dazu später mehr.
Erst einmal benötigen wir wieder Benzin. Ganz klar, dass es in der Grenzstadt Colchane keine Tanke gibt. Wozu auch. Wer aus Bolivien kommt, hat dort schon für etwa 40 Cent pro Liter getankt. Die Touranbieter haben eh immer Kanister mit und Individualreisende wie wir, müssen sehen, wie sie klar kommen. Kein Problem. Wir haben gelernt, hier gibt es genügend Orte, wo Benzin verkauft wird, nur wir erkennen sie nicht als solche.
Also fragen wir unseren Hotelier. Die Frage kommt zur rechten Zeit, da er auch gerade tanken muss. Wir folgen ihm also in eine Nachbargemeinde, zu einem Haus das für uns natürlich niemals als Benzinlager zu erkennen wäre. Zwei Frauen schmeißen den Laden. Sie verkaufen das Benzin in 20-Liter Kanistern. Der Inhalt des ersten Kanisters passt prima rein. Vom zweiten passt nur ein Drittel. Als Rainer großzügig darauf verzichten will, fällt nicht nur mir sondern auch dem Hotelier die Kinnlade runter. Aber wie könnte man den Rest transportieren?
Kein Problem. In der „Pampa“ gibt es immer eine Lösung.
Wir kippen unsere nur noch ein wenig gefüllte 6-Liter Wasserkanister aus - Rainer macht es ganz umweltfreundlich und gießt damit das Bäumchen neben dem Haus, das vermutlich noch nie gegossen wurde 😂 (den verwunderten Blick der zwei Frauen hätte ich tatsächlich fotografieren sollen). Eine der Frauen reicht einen Lappen und einen Stock um die Flasche weitestgehend frei vom Restwasser zu machen und dann wird umgefüllt. Es bleiben weitere zwei Liter im Kanister. Die füllen wir in eine Wasserflasche, die wir auch bei den Frauen kaufen. Für 40 Liter zahlen wir umgerechnet 50€. Damit kann man doch super leben 😎
Die Ruta 15 die gleich in Colchane beginnt, zeigt sich als eine richtig gut asphaltierte Straße. Unsere Freude währt aber nicht lange. Denn schon wenige Kilometer später wird sie zu unbefestigten Staubpiste. Das ist zum 🤮
So ganz sicher bin ich nicht ob die Entscheidung gut war. Aber Rainer lässt sich nicht beirren. Irgendwann haben wir auch diese Hürde überstanden, erreichen die Panamericana, die Ruta 5, die einzige zivilisierte Verbindung von Nord nach Süd hier im Norden Chiles.
In Huara einem Nest, wo die Ruta 15 auf die 5 trifft, versuchen wir unsere Vorräte aufzufüllen. Nicht leicht aber letztendlich realisierbar.
Bald führt uns die Ruta 5 auf 285 Höhenmeter runter. In einem Tal - beidseitig begrenzt durch ultrahohe glatte Bergflanken - kommt es zum Stillstand. Erst vermuten wir, dass der Grenzübergang zwischen der Verwaltungsregion Tarapacá und Arica y Parinacota der Grund sei. Wir stehen in einer unendlichen Reihe zwischen Truckern. Nach einer Viertelstunde - gefühlt natürlich ne Stunde - fährt ein PKW an uns vorbei. Auch der hinter uns prescht nach vorn. Wir also auch. Ohnehin sind es vielleicht nur eine Handvoll PKW‘s unter hunderten Truckern. Im Vorbeifahren sehen wir, dass ein Truck still stand und alle sich hinter ihm eingereiht haben. Vor ihm war alles frei. Oh Mann. Das hätte man wissen müssen!
Es folgt nun ein extremer Anstieg. Denn meist führen die Straßen nicht im Tal sondern an einem Berghang. Diese Straßen werden durch definierte Sprengungen sozusagen in den Berg gerammt. Das haben wir bisher überall hier im Norden Chiles so gesehen.
Die vorhandene Panamericana, hier in einer Höhe von über tausend Metern, sollte verbreitert werden. Die Sprengung letzte Woche war erfolgreich aber der Berg wurde in der Nacht an dieser Stelle instabil und gestern kam es zu einem Bergrutsch. Nun droht die gesamte Strasse an dieser Stelle abzurutschen.
Klingt nicht nur gruselig. Es ist gruselig, als wir über diesen Abschnitt fahren. Die Straße wird im Wechsel einspurig betrieben. Und nicht nur das. Jedes Auto fährt auf Anweisung allein durch. Am Rand stehen Experten und uns scheint es, als ob sie dauernd die Stabilität prüfen.
Bis Codpa ist es nicht mehr weit. Erst fahren wir auf einer Hochebene von über 3.200 Höhenmetern, um uns dann in die Quebrada de Vitor in eine Höhe von 1.850 runterzuschrauben.
Es ist schon später Nachmittag, als wir im engen Kessel, in dem Codpa liegt, ankommen.
Irgendwie ist es mir nicht wohl so eingezingelt zu sein. Die zwei etwa 800 Meter hohen Berghänge haben etwa einen Abstand von 200 Metern. Ich habe keine Platzangst, aber ich teile es Rainer mit, dass ich mich hier nicht wohlfühlen kann. Eine Vorahnung?
Die Unterkunft ist wirklich hübsch. Es gibt kleine Bungalows, die in einer Reihe stehen. Das Grundstück ist lang und bis zum Restaurant sind es über 150 Meter. Hier befindet sich auch ein geheizter Pool. Perfekt also. Wir sind nicht die einzigen Gäste heute Nacht. Ein Schweizer Ehepaar wohnt im Bungalow nebenan.
Zum poolen können wir uns dann doch nicht aufraffen. Ruhen uns lieber aus.
Die Inhaberin der Lodge ist extrem engagiert und obwohl es für die heutige Nacht nur so wenig Gäste gibt, bietet sie uns an, hier zu Abendbrot zu essen. Das können wir ihr schon aus Respekt nicht abschlagen.
So weit - so unspektakulär.
Die Front des Bungalows ist vollverglast, aber weil wir beide mit Schlafmaske schlafen, kriegen wir von der Außenwelt so gar nichts mit.
Kurz vor Drei hämmert jemand, dabei sehr laut rufend, kräftig an unserer Tür. Ich werde wach, lifte meine Schlafmaske und sehe im etwaigen Abstand von acht oder zehn Metern eine rot glühende Feuerwand!
Wir sollen dringend das Auto wegfahren. Das steht direkt neben dem Feuerwall. Was niemand, außer uns weiß ist, dass wir im Kofferraum - für deutsche Verhältnisse- Benzin auf ziemlich abenteuerliche Weise transportieren 🙈
Ich wecke rasch Rainer, der vollkommen konfus reagiert. Mein „Fels in der Brandung“ verliert vor Todesangst die Nerven. Überraschenderweise bin ich wie mit Scheuklappen auf das Nötigste konzentriert und fühle mich eher ruhig. Gebe nur noch definierte Anweisungen.
Rainer fährt das Auto vor. In wenigen Minuten haben wir das meiste unserer Dinge im Auto. Einiges bleibt stehen. Denn auch ich will nur weg aus dem Kessel.
Die Flammen vor uns sind etwa zwei oder drei Meter hoch. Wenige Schritte weiter sehe ich ne Feuerwand die locker fünf bis acht Meter hoch ist. Von einer sich nähernden Feuerwehr ist nichts zu hören oder sehen. Die Männer auf dem Grundstück versuchen händisch das Menschenmögliche.
Jetzt aber nix wie weg! Entlang der engen Gasse die einen gewissen Abstand zum Brandherd bietet. Verwundert sind wir, dass in den umliegenden Häusern alles dunkel ist. Als wenn alle schlafen würden. Wir sehen nur drei oder vier Leute, die uns entgegenkommen. An einem vermeintlich sicheren Platz treffen wir die zwei Schweizer, die wie wir erst einmal rätseln, welcher Weg raus auf die Ausfallstrasse führt. Als wir eine gewisse Höhe erreichen und einen Blick in die roterleuchtete Schlucht haben, bleiben wir stehen und beobachten den Brand. Sehen auch, dass unsere Bungalows noch stehen.
Rainer kommt auf die irrwitzige Idee die zurückgebliebenen Sachen zu Fuß zu holen. Von so viel Blödsinn bin ich geschockt und kann ihn dann doch erfolgreich vom Vorhaben abhalten.
Wir fahren so lange, bis wir eine weite Ebene erreichen. Hier fühlen wir uns sicher. Es ist auf dieser Straße, die wir gestern Nachmittag gekommen sind. Wir befinden uns auf einer Freifläche bei 3.200 Metern.
Draussen ist es stockdunkel.
Für den faszinierenden Sternenhimmel über uns, haben wir keinen Sinn frei.
Wir versuchen zu schlafen.
Aber das geht nicht. Wir sind zu aufgedreht und spekulieren über den Auslöser des Brandes.
Dann beginne ich zu frieren. Ich bin barfuß und trage nur Flipflops. Nun kommt der Schlafsack zum Einsatz. Zum Glück, dass wir den haben.
Nach zwei Stunden!!! fährt der erste Löschwagen an uns vorbei. Der kommt vermutlich aus dem über hundert Kilometer entfernten Arica. Codpa selbst scheint keine Feuerwehr zu haben. Wir haben auch niemanden mit einem Feuerlöscher hantieren sehen.
Der zweite Feuerwehrwagen kommt ne Viertelstunde später an uns vorbei.
Wir warten auf den Sonnenaufgang. Den können wir kaum erwarten. Und dann passiert etwas, das nur im kitschigsten Film passiert: Eine Sternschnuppe lange und deutlich ist am Himmel zu sehen. Unglaublich.
Als es hell wird, fahren wir zurück zur Lodge und wollen auch schauen, ob keiner Person etwas passiert ist. Als die Inhaberin uns sieht, kommt sie auf uns zu und es kommt zu einer langen tränenreichen Umarmung. Niemanden ist etwas passiert. Auch gibt es kaum Sachschäden an der Lodge. Dank unermüdlichen Einsatz ihrer Leute. Denn, was wir gestern nicht gesehen haben ist, dass da ein Bach fließt. Außerdem wurde Wasser aus dem Pool gepumpt.
Noch immer gibt es einen Schwelbrand. Doch beidseitig wird dieser von der Feuerwehr kontrolliert. Alles riecht nach Rauch. Der Weg vor den Bungalows ist voller Ascheteile. Aber mehr als das ist hier glücklicherweise nicht passiert.
Wir holen unsere restlichen Sachen. Wir werden noch zum Frühstück eingeladen. Denn das war im Preis mit drin. Aber wir lehnen dankend. Die Frau hat sicher ganz anderes zu tun.
Wir verlassen die Schlucht auf der anderen Seite. So war auch der Plan, denn da geht es nach Putre. Unserem heutigen Ziel.
Am Straßenrand steht ein „Bombero“, also ein Feuerwehrmann. Wir fragen nach der möglichen Ursache. Und die macht einfach nur wütend. Denn vermutlich hat ein Gast des Hotels auf der anderen Seite des Flüssleins unachtsam eine Zigarette ins Gebüsch geworfen.
Wir fahren so lange, bis wir die rauchgeschwängerte und stechend riechende Quebrada verlassen, bevor wir einen weitenläufigen Platz finden, um zu frühstücken.
Die weitere Fahrt auf dem „Circuito de las Misionenes“, der A-35 wird begleitet durch eine wundervolle Landschaft. Aber irgendwann schlägt die Müdigkeit so zu, dass wir stehenbleiben müssen und fast eine Stunde schlafen. Schlafsäcke brauchen wir nicht. Denn draußen sind es vielleicht nur 15 Grad. Aber bei 3.500 Höhenmetern ist die Sonne so stark, dass wieder Flipflop-Time angesagt ist 😎
Über den weiteren Weg gibt es nicht viel zu schreiben. Landschaftlich einmalig gespickt mit wenigen kleinen Gemeinden, die alle eine auffällig schöne Kirche haben. Um die in Pachama zu sehen, verlassen wir die Ebene von 3.7 und tauchen 300 Meter ab. Hier vertreten wir uns auch etwa die Beine. Der Himmel ist unglaublich dunkelblau. So wie man den nur in sehr hohen Gegenden dieser Welt sehen kann.
Etwa 32 Kilometer vor dem Ziel, in Zapahuira, erreichen wir die Ruta 11. DIE Ost-West-Verbindung zwischen der Grenze Boliviens und Arica. Der Hafenstadt und damit dem Anschluss zur Welt für Waren aus Bolivien. Dementsprechend ist diese immer extrem gut frequentiert. Leider ist der Abschnitt, es sind 26 Kilometer, noch im Bau. Wir müssen zum hoffentlich letzten Mal über eine Staubstrasse, die aber top präpariert ist. Dennoch fühlt man sich nicht so vergackeiert wie in Deutschland. Die Strecke ist nur auf das notwendige Maß eingeschränkt UND es wird gebaut. Überall sind Bauarbeiter am werkeln. Und wie fleißig sie schaffen, werden wir auf dem Rückweg am Sonntag sehen.
Noch bevor wir Putre sehen, sind wir uns einig, dass, wenn unsere Lodge in einer engen Schlucht stehen sollte, wir sofort wieder auschecken werden.
Putre liegt tatsächlich in einer Schlucht bei 3.560 Metern Höhe. Allerdings ist es eine sehr weitläufige Schlucht, umgeben von einer einzigartigen und schönen Vulkanlandschaft.
Nur für die Statistik: Die heutige Strecke von Codpa nach Putre war 176 kurvige Kilometer lang. Dabei beträgt die Luftlinie nur 73.3 Kilometer.
Wir checken im Terrace Hotel ein. Das Hotelgelände unterscheidet sich deutlich von der Umgebung. Es ist ein begrünter Garten mit allerlei Blumen. Auch Löwenmäulchen wachsen hier. In dieser Höhe!
Unser Zimmer ist wirklich hübsch eingerichtet. Mit uns ist heute, nach diesen Erlebnissen, nicht mehr viel anzufangen. Ein Kaffee, ein Becher Cupnoodels für jeden und dann fallen wir in den Tiefschlaf.Read more
TravelerOh mein Gott! Zum Glück ist euch nichts passiert!!!!
SYLWIA B.Danke Oli. Uns passiert doch nichts. Wir haben doch ein Date zu Weihnachten 😍
TravelerDie Landschaft ist schon der Hammer 🔨, die Erlebnisse mit Feuer und einem Auto voller Benzinkanister braucht man aber nicht wirklich. Deine Schilderungen haben mich außerdem 40 Jahre zurück versetzt, denn ich hatte auf einmal deutlich vor Augen, wie wir mit Trabi und zwei vollen Benzinkanistern 🫣 im Kofferraum nach Tschechien gefahren sind. Immer in der Hoffnung, dass uns niemand hinten drauf fährt. So, jetzt ruht euch erstmal aus und stärkt euch für neue Abenteuer und Erlebnisse. 👍
SYLWIA B.Ja. Die an die Zeit mit den Kanistern kann ich mich sehr gut erinnern. Wir mussten die immer bei meinem Arbeitskollegen ausleihen, weil es keine zu kaufen gab. Aber damals sah ich keine Gefahr. Die waren ja aus Metall
TravelerJa, die Kanister waren zwar aus Metall, dafür hatte aber der Trabi keinerlei Knautschzone. 🙄
SYLWIA B.😂 und wir haben es überlebt !!!
Traveler🙏🤣