• Im Mekong: Bến Tre

    12–15 mars, Vietnam ⋅ ☀️ 33 °C

    Der Mekong, der in Tibet entspringt und in Vietnam zum Delta wird, gehört zu den längsten Flüssen der Welt. Hier verbringen wir fünf Tage. Geplant waren eigentlich sechs. Aber das ist eine längere Geschichte.
    95 Kilometer sind es von Saigon bis zum Homestay InnerZen, nahe Bến Tre. Trotz aller Tricks des Fahrers brauchen wir für diese Kurzstrecke ganze drei Stunden!

    Das InnerZen liegt direkt am Bến Tre River, einem Seitenarm des Seitenarms… im Mekong Delta. Die Inhaber begrüßen uns persönlich. Beide sehen aus wie Jugendliche. Aber das täuscht. Die jungen Menschen sehen hier jünger als Gleichaltrige bei uns aus.
    Unser Zimmer entpuppt sich als ganze Etage. Sehr geschmackvoll im japanischen Stil entworfen.
    Am Ankunftstag machen wir nicht mehr viel. Besser gesagt Nix mehr. Außer lecker essen, das von Frau Hai gekocht wird. Essen wie Einheimische eben. Wir wissen nicht, was genau auf den sechs Tellern ist, aber es schmeckt ausgesprochen gut.

    Nur so auf der Veranda zu sitzen und zu beobachten in welche Richtung gerade das Wasser fließt, scheint verlockend. Ist aber bekanntermaßen nicht unser Ding. Fahrradfahren bei 34 Grad könnte man auch machen, aber das ist uns zu beschwerlich, weil die interessanten Punkte ziemlich weit voneinander entfernt liegen.
    Ein Scooter muss also her. Für sieben Euro pro Tag bekommen wir ein tolles Teil nebst Helm. Denn das ist in Vietnam Pflicht.
    Linh schickt mir noch fix per WhatsApp einen Plan wo es etwas zu sehen gibt und so kann die Erkundung der Umgebung beginnen.
    Die Produktion aus Bastmatten - unser erster Stopp - ist etwas, das Veranstalter ihren Gästen auch zeigen wollen. Zwei Frauen arbeiten und gefühlt vierzig Besucher gucken zu. Nun gut.

    Nun aber soll sich bezahlt machen, dass wir individuell unterwegs sind. Wir fahren zu einer Coconut-Candy-Factory. Klingt nach einer Fabrik, in der vorn die Masse reingesteckt wird und hinten die verpackten Bonbons millionenfach ausgeworfen werden.
    Nicht so hier.
    Drei Frauen teilen die Bonbonmasse ganz trivial mit einem Messer, um sie dann händisch erst in essbares Reispapier und dann in das bunte Papier zu wickeln.
    Wir bekommen sechs Bonbons verschiedener Geschmackssorten in die Hand gedrückt und sollen sie kosten. Die schmecken durchweg überraschend lecker. Sogar die mit Durian-Geschmack!
    Überzeugt kaufen wir mehrere Packungen in der Hoffnung, dass sie zu Hause auch noch so lecker schmecken.

    Richtig happy über unsere Beute machen wir uns auf den Weg zu den anderen von Linh empfohlenen Orten. Weit kommen wir jedoch nicht. Wir erreichen noch nicht einmal die nächste größere Straße als unser Pferdchen stehen bleibt. Benzin alle. Und nun?
    Ich liebe diese Länder, wo alles unkompliziert läuft. Ein Vorbeifahrender macht Andeutungen, dass wir da vorn gleich rechts Hilfe bekommen sollten.
    Eine Hütte, ein Gemischtwarenladen, ein Café?
    Es ist alles auf einmal. Hier gibt es selbstverständlich auch Benzin in Plastikflaschen. Genau so wie schon in Südamerika.
    Ok. Auf diesen überstandenen Schreck nehmen wir noch einen Eiskaffee. Aus Erfahrung in heimischen Breiten bin ich etwas skeptisch welche Brühe ich wohl angeboten bekomme… Aber nicht so hier. Der Kaffee schmeckt unglaublich gut. Nicht anders als der, den wir in der Kaffeeschule gebraut haben. Die Vietnamesen können es eben!
    Das nächste Highlight ist eine Coconut Processing Factory. Wieder ein Geheimtipp von Linh. Allein die Fahrt dahin ist schon die Reise wert. An der „Factory“ angekommen, verschlägt es uns schlicht und ergreifend die Sprache.
    Handarbeit pur.
    Es gibt so eine Art Stationen:
    Erst werden die geschälten und von Milch befreiten Nüsse mit einem schweren Messer geteilt, anschließend wird das Fruchtfleisch händisch mit einem Spezialinstrument aus der Schale ausgehöhlt, damit am Ende die braune äußere Schale abgeschält werden kann.
    Die Körperhaltung würde unsere verpimpelten Körper sofort in die Invalidenrente schicken. Die Arbeiter sind freundlich und wir dürfen zuschauen und sogar Fotos machen. Sie alle arbeiten in einem Akkord, dem man nur mit großer Hochachtung begegnen kann. Respekt können wir nur zeigen in dem wir diese Naturprodukte, die bei uns als „Pfennigartikel“ im Regal liegen, immer würdevoll verwenden.

    Zuletzt geht‘s über die „Countryside“ zurück. Eine unglaubliche Fahrt durch ein Gebiet voller Villas eingebaut in den Dschungel im Mekongdelta. Die sehr gute enge Straße ist nicht für Autos gedacht. Nur für Mopeds. Und nur solchen begegnen wir.

    Als wir ankommen, freut sich Linh, dass uns diese Tour so gut gefallen hat. Und kurze Zeit später bietet man uns die Dschunkenfahrt an, die erst für morgen geplant war, schon heute zu machen.
    Eine weitere außergewöhnliche Erfahrung. Denn wir starten kurz vor dem Sonnenuntergang in die engen Kanäle, müssen oft den Kopf einziehen wegen der tiefhängenden Palmenwedel, wir beobachten Fischer, die im Dunkeln im Wasser waten und ihre Reusen spannen.
    Auf dem Rückweg ist der helle Vollmond unsere einzige Leuchte. Das Wasser ist pechschwarz und alles, was man jetzt noch sieht, ist vereinzeltes Licht, das hier und da aus den Hütten kommt. Und den Sternenhimmel natürlich. Eine irre Erfahrung!
    Am Ende des Tages gibt es wieder Unmengen an Speisen. Wieder ist alles unglaublich lecker und wieder können wir nicht alles deuten, was wir hier essen. Aber ist das denn wichtig? Es schmeckt einfach.
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