• Ein Abenteuer der besonderen Art 🚂

    4.–5. huhtik., Vietnam ⋅ ☁ 26 °C

    Heute erwartet uns die teuerste Übernachtung der gesamten Reise.
    Nein es gibt keinen Pool - auch keinen saukalten 😂 - und auch keine private Toilette. Waschen und Zähneputzen fallen flach. Dennoch kann diese Übernachtung was. Sie bringt uns nämlich von Zentral- nach Nordvietnam. Nach Ninh Binh.
    Für die Entfernung von etwa 560 Kilometern braucht’s ganze zwölf Stunden.

    Dieses Unterfangen kostet mich persönlich Nerven. Ich bin definitiv nicht entspannt genug dafür. Nicht mehr.
    Erst bestellt Rainer den Grab viel zu spät, der Fahrer tut sich schwer das Piligrame Resort zu erreichen, bis ich darauf dränge einen neuen Grab zu buchen. Denn die Zeit drängt. Doch auch mit dem nächsten Grab gibt es Probleme. So - dass die Hotelmitarbeiterin, die zum Winken als Abschied am Eingang steht, das Ganze übernimmt. Ganz plötzlich - welch’ Wunder - steht dann doch ein Auto da.
    So erreichen wir kurz vor knapp den Ga Huáșż. „Ga“ ist ein Wort, das aus der französischen Kolonialzeit übernommen wurde und steht für „gare“, also Bahnhof.

    Bahnhof verstehen auch wir. Denn Vietnam mag viele Touristen, aber selten ist etwas in Englisch beschriftet. Der erste Wartesaal ist knackevoll. Ob wir hier richtig sind, ist nicht klar. Ich schicke meinen Rainer in die Spur. Und nein. Hier sind wir falsch. Wir müssen in eine andere Wartehalle.
    Die Tür zum Bahnsteig direkt ist geschlossen und wird auch von einer Angestellten streng bewacht. Also ist warten angesagt. An der Wand hängt ein riesiger Bildschirm, auf dem ein alter Mr Bean - Komikfilm läuft.
    Kurz nach dem die Ankunft des Zuges zweisprachig, also auch in Englisch angesagt wird, sperrt man die Tür auf.
    Alles erinnert mich in diesem Moment an Zeiten als ich noch als kleines Kind mit meinen Eltern per Zug an die Ostsee gefahren bin: Die Beleuchtung ist schummrig, die Menschen drängeln, keiner weiß wo er hin muss und jeder flattert mit seiner ausgedruckten Reservierung in der Luft. Denn man bucht nicht nur den Zug, sondern ein Abteil in einem Wagon einer bestimmten Firma, der aber wiederum bei der Einfahrt nicht gekennzeichnet ist. Auf JEDEM Wagon steht nämlich das Gleiche drauf.
    Eine Marktverkäuferin, die auf dem schon sehr engen Gleis auch noch Andenken, Chips und allerlei Snacks verkauft, deutet dann hin, dass Lotus Train (unser Wagon) da weiter vorn ist.
    Na gut. Das kann ja was werden.
    Als der Zug einfährt wirkt er um ein Vielfaches größer, weil wir auf einem etwa einen Meter breiten Bahnsteig stehen. Hinter uns folgen gleich zwei Stufen nach unten. Sehr praktisch gemacht. Anscheinend aus Zeiten als man noch allein verreiste 😂

    Vor uns stehen sechs lautstarke Franzosen die alles blockieren.
    Ich - von Geburt an nicht wirklich groß - empfinde die Treppen wie einen Aufstieg. Rainer hievt unser Gepäck rein und dann? Dann müssen wir sehen ob wir wirklich richtig sind. Wir haben ja Zeit. Nämlich zwölf lange Stunden 😉
    Die Franzosen entpuppen sich als ziemlich unsympathisch. Sie sind laut und furchtbar schockiert über die Enge. Denn sie haben sich offensichtlich die Vierer-Abteile größer vorgestellt. Ihr reichliches Gepäck macht Probleme.
    Ein ständig sich wiederholendes „Merde“ ist alles was durch den gefüllten Gang zu hören ist. Keiner kann weiter. Das Merde-Volk kommt nicht klar. Bis ich mich genervt zeige und sie auffordere den weiteren Gang frei zu machen. Unser Abteil befindet sich gleich dahinter. Ich habe beim Buchen tiefer in die Tasche gegriffen und ein Zweierabteil gebucht. Wie die meisten übrigens. Vietnam ist nämlich nicht nur billig.

    Rainer ist von unserer Koje ganz begeistert. Kuschlig und gemütlich findet er sie. Während ich die Fotos beim Buchen vollkommen falsch verstanden habe. Denn ich dachte wir hätten eine kleine Toilette im Abteil. Außerdem kann man kein Fenster öffnen. Und das kann ich gar nicht leiden. Die Belüftung an der Decke kriegt’s nicht hin. Jedenfalls am Anfang nicht.

    Schockiert bin ich zudem als wir losfahren. Schaukeln im Zug ist normal. Aber in dieser Dimension ? Außerdem quietschen die Räder als wenn sie nicht zu diesen Schienen passen würden.
    Es gibt dann noch eine Runde kostenlose alkoholische Getränke - im Preis inbegriffen sozusagen.
    Außerdem stehen auf dem Tisch allerlei Sachen zum Essen. Als Abend- und Morgensnack.

    Der Servicemitarbeiter hat sein Nachtlager am Übergang zum nächsten Wagon aufgestellt und das Fenster im Gang weit aufgerissen. Das ist meine Rettung. So kommt durch die undichte, klapprige Tür etwas frische Luft von draußen rein.
    Die ersten drei Stunden komme ich nicht zum Schlafen. Es ist zu wackelig und zu laut. Dann wird wohl unser Wagon umgekoppelt. Jedenfalls hört es sich so an. Ob wir nun auf anderen Schienen fahren, weiß ich nicht. Aber nun scheinen die Räder zu den Schienen zu passen und die Fahrt wird ruhiger.

    Am frühen Morgen, gegen Sieben, kommt ein Kaffee/Tee-Service vorbei. Wir beide mampfen das leider schon etwas schlappe Croissant in uns hinein. Draußen sieht es ungemütlich aus. Es nieselt.

    Als wir Ninh Binh erreichen regnet es sogar. Der Ausstieg ist hier viel komfortabler, weil es den Ausstieg auf einer Ebene ohne diese schrecklich hohen Treppen gibt.
    Ein Grab müsste her. Der Mibilfunk-Empfang ist grottig. Und wir werden ständig von Taxifahrern angesprochen. Das nervt ein wenig. Der letzte dann ist ziemlich anhänglich, checkt für uns den Grab-Preis und bietet den Gleichen an. Ok.

    Jetzt gehts in den Hang Mua Eco Garden. Diese Unterkunft kennen wir schon vom letzten Jahr und wissen was uns erwartet: Nämlich ein breites Bett zum Ausschlafen …
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