• Auf dem Weg zu den Gates of Lodore

    Oct 17–20 in the United States ⋅ ☀️ 12 °C

    Was ich an den „Amis“ so liebe, ist ihre Kontaktfreudigkeit. Vollkommen unverbindlich kommt man ins Gespräch. Eine Drei-Generationen-Familie sitzt am Nebentisch im Frühstücksraum. Der einzige Mann ist Missionar aus Salt Lake City. Er spricht sehr gutes Deutsch, das er vor 50 Jahren während seiner Zeit in Deutschland erlernt hat. Er gibt uns Tipps für die Umgebung hier. Aber wie so oft kennen wir letztendlich mehr als er. Außer den Moonshine Arch. Den kannten wir tatsächlich noch nicht. Es sei ein kurzer, einfacher Spazierweg bis dahin. Ne Viertelstunde vielleicht.
    Gern nehmen wir den Tipp an. Denn der passt gut in unsere heutige Tour zu den Gates of Lodore.
    Ausgerechnet heute kommen wir nicht aus‘m Knick. Wir starten erst um Elf. Und dann müssen wir erst einmal tanken 🙄

    Von Vernal braucht‘s etwa eine Viertelstunde bis zum Abzweig in die
    Bettys Nippel - was für ein Name😂
    Der Weg entpuppt sich als „more dufficult“ - so steht es jedenfalls auf den Wegweisern nach einem kurzen ersten Abschnitt. Mein Knie, das ich schon etwas lädiert mit auf Reisen genommen habe, schreit nach Hilfe. Aber da kann ich jetzt keine Rücksicht nehmen. Ich will den Arch sehen.

    Nach einer Dreiviertelstunde teils sehr steiler Abschnitte stehen wir am Ziel. Der Arch ist riesig. Es wäre zu schade, wenn wir von ihm nicht erfahren hätten. Der Rundweg ist übrigens drei Kilometer lang.

    Kurz nach Eins stehen uns noch 95 Meilen bevor, für die GoogleMaps zwei ganze Stunden veranschlagt. Das wird aber knapp!
    Die Strecke führt uns am Flaming Gorge Reservoir vorbei. Ein Stausee mit 170 km² Wasseroberfläche. Schön anzusehen. Aber die Zeit drängt.
    Dann verlassen wir Utah nach Wyoming, um dann wieder nach Utah und letztendlich nach Colorado einzureisen. Die Weite der Landschaft ist unfassbar beeindruckend. Die Straße ist für das abgelegene Gebiet überraschend gut.
    Dreiviertel Vier erreichen wir den Campground an den Gates of Lodore. Die Sonne steht schon tief. Eigentlich ist das hier eine Vormittagslocation. Für‘s Picknicken bleibt keine Zeit. Der Trail lockt. Schaffen wir es noch rechtzeitig, um vor Dunkelheit zurück zu sein? Rainer ist total entspannt und macht mir Mut.
    Dieses Mal bin ich cleverer und nehme die Wanderstöcke mit. Gut so. Denn der Weg ist gerade am Anfang ziemlich steil. Mit jedem Höhenmeter wird die (Über)-Sicht besser. Am Ende des Weges schauen wir in das Gate. Ein Eingang wie mit Vorhängen. Nur sind die Vorhänge Steilwände. Einfach herrlich.

    Nun bleibt doch noch Zeit um etwas zu essen. Wir nutzen nicht die Bänke auf dem Campingplatz, sondern stellen unsere Campingstühle direkt an den Jetty. Hier kommt sowieso niemand. Jetzt ist ja keine Saison.
    Gestärkt treten wir die Rückfahrt an.

    Die Sonne ist fast schon hinter der Bergkette verschwunden, als ich zwei Geweihe im gelben Dickicht entdecke. Zwei? Es sind Drei. Drei stolze Wapitis. Die sind gar nicht scheu und lassen sich ganz entspannt fotografieren.

    Später überqueren noch viele andere, allerdings kleinere Hüpfer unsere Straße. Wildwechsel bei Dämmerung eben.

    Als wir Vernal erreichen, ist es schon spät. Und dunkel. Ausgerechnet heute warten zwei schöne, große Ribeyes im Kühli. Wir müssen sie auch heute verarbeiten. Denn morgen ziehen wir weiter. Und wahrscheinlich werden wir dort keine Küche haben.
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