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- Feb 11, 2023, 11:00am
- ☀️ 24 °C
- Altitude: 1,633 m
- ChileSantiago MetropolitanVitacuraLo CurroCerro Manquehue33°21’3” S 70°34’55” W
Cerro Manquehue
February 11, 2023 in Chile ⋅ ☀️ 24 °C
Den einen ist ihr Hausberg heilig. Mir selbst ist vielmehr der Schlaf heilig bevor es auf einen Ausflug geht. Doch die Nacht war unruhig. Es ist Wochenende. Das heißt Verkehr bin spät in die Nacht, Feuerwehr und Krankenwagen von nebenan müssen öfter einmal ausrücken und ich selbst bin voller Vorfreude weil ich eigentlich gar nicht weiß wo es hingeht. Wenig Schlaf sind vorprogrammiert.
Ich bin verabredet auf einen Ausflug zum Manquehue, dem heiligen Berg vor den Toren Santiagos. Auf meine Frage wie das denn mit den heiligen Stätten in Chile gehandhabt wird und wieweit Nichtindigene heute überhaupt noch toleriert werden heißt es jeder Chilene trägt in seinem Blut mindestens zur Hälfte noch indigene Wurzeln und sobald ich von jemandem ebendieser Kultur eingeladen bin ist es mir ebenso gestattet den heiligen Ort zu betreten. Finde ich gut. Hab‘ also immer einen Chilenen zum Freund!
Genauer sind wir vier Freunde heute morgen. Um sieben Uhr dreißig treffen wir uns an einer U Bahn Station. Neuerdings ist das verdammt zeitig! Dann geht es über gähnend leere Straßen irgendwo in den Norden der Stadt. Von weitem sieht der Berg ziemlich mächtig aus und ich bin früh über drei Liter zu trinken dabei zu haben. Mit irgendwas muss ich ja Marschgewicht erreichen die anderen haben nicht einmal einen halbvollen daypack dabei. Der weg ist staubig und verläuft genau entlang der Südflanke steil bergauf. Ich habe bei dieser Aktion vielmehr den Eindruck wir sind eher zu spät anstatt zu früh dran. Aber ich will mich ja auch noch ein wenig eingewöhnen. Am Ende des Tages habe ich immerhin erstaunlich wenig Sonnenbrand.
Der Weg hat viele Gesichter. Wie ein Fluss mäandert er den Berg hinauf. Ständig zweigen Wege ab und vereinen sich vielleicht auch wieder. Der Eukalyptuswald am Fuß des Berges ist regelmäßig Opfer von Brandstiftung und wächst dann wieder wie Phönix aus der Asche. Später wird er abgelöst von Kakteenwald der auch gerade noch in seiner Blüte steht und oben irgendwann geht die Klettertour mit Hand und Fuß los - ohne Seil versteht sich bei der Ehre eines heiligen Berges. Wie ich hier wieder runter komme? Zum Glück habe ich heute keine Sandalen an.
Ersteinmal belohnt mich der grandiose Ausblick über Santiago. Auch mit Smog. So gut war die Sicht in den letzten Tagen noch nie! Erstmals sehe ich nun auch das Santiago in einem weiten Kessel zwischen kilometerhohen Bergen liegt. Ich habe in der Stadt z.B auch schon einige lokale Radfahrer getroffen. Und plötzlich erscheinen die mir alle Lebensmüde wenn die da irgendwo am Berg wohnen.
Zur Mittagszeit sind wir wieder zurück. Höchste Zeit bevor die Sonne doch noch erste Opfer fordert. Und ich bin äußerst dankbar dass mir diese Einladung zuteil wurde.Read more