• Ma: Boston, geschichtsträchtige Orte

    15. februar, Forente stater ⋅ ☁️ -4 °C

    Viele Grüße aus dem winterlichen Boston, hier ist es genauso kalt wie in Deutschland. Wahrscheinlich ist hier aber noch mehr Schnee.
    Zu den ganzen Geschichten zu Boston und der amerikanischen Unabhängigkeit kann ich jetzt keinen Roman schreiben, Stichpunkte: Boston Massaker, Boston Tea Party, Concord, Lexington, Bunker Hill, Besetzung durch die Briten und dann Abzug derselben. Nur einige Bemerkungen der Reihe nach.
    Rein geographisch hat sich Boston in den letzten 200 Jahren verändert. Ursprünglich war Boston eine Halbinsel. Westlich, am Charles River war Schwemmland, das zumindest bei Flut unter Wasser stand. Im Stadtzentrum gab es drei Hügel. Im 19 Jh. hat man die Hügel abgetragen und das Schwemmland aufgefüllt, d.h. die Innenstadtfläche ist jetzt größer und etwas flacher als vor 200 Jahre. Der geschichtliche sog. "Beacon Hill" existiert also garnicht mehr als Hügel :-)
    Ursprüngliche Bewohner waren natürlich zuerst mal die "Indianer", dann gab es einen Einsiedler der die Puritaner auf seinem Land siedeln ließ. Die Puritaner waren "Dissenters" der Church of England. Sie feierten kein Weihnachten (heidnisches Fest), dafür aber "Thanksgiving", also ein Erntedankfest.
    Zur Vorgeschichte der Unabhängigkeit gehört der "French and Indian War", bei uns auch als siebenjähriger Krieg (Preußen-Österreich) bekannt. Nach Kriegsende wollte das Englische Mutterland die Kriegskosten von den Kolonisten zurückholen. Nun gab es aber in den Kolonien (s. auch Jamestown) schon seit frühester Zeit von den Kolonisten gewählte Parlamente. Die Maxime des Parlaments war "No taxation without representation". Man wehrte sich also dagegen, dass von London aus bestimmt wurde, welche Steuern erhoben werden sollten. Wie gesagt, zu den Details der Auseinandersetzungen zwischen Parlament und Britischem Gouverneur siehe die obigen Stichpunkte. Schauplätze der diversen Versammlungen waren das "Old State House" als Sitz des Gouverneurs und des Parlaments sowie die "Faneuil Hall" und die "Old South Church" (später Old South Meeting) als Versammlungsstätte der Bostoner Bürger oder des Parlaments, nachdem dieses vom Gouverneur aufgelöst worden war. Original ist allerdings nur die "Old South Church", die jetzige Faneuil Hall wurde nach der Unabhängigkeit neu gebaut und das Old State House erlebte auch Umbauten.
    Noch ein für mich eher grundsätzliches Fazit: Es gibt hier zu Gewalt/Krieg einerseits und Freiheit andererseits anscheinend ein anderes Verständnis als etwa in Deutschland. Überall sieht man also Heldendenkmäler aus dem Unabhängigkeitskrieg, aber auch aus den späteren Kriegen bis zum "War against terror".
    Was die Freiheit anbelangt, so war in der Old South Church (in der bis heute öffentliche Reden und Veranstaltungen stattfinden) eine kleine Ausstellung. In den 20er Jahren wollte ein Bürgermeister "Anstoß erregende" Veranstaltungen verbieten, sei es ein Theaterstück von William Faulkner, sei es der Ku-Klux-Klan, sei es eine sozialistische Rednerin. Heute sieht man das anscheinend eher kritisch und tritt eher für Redefreiheit ein.
    Ebenfalls diskutiert werden dort "illegale", mehr oder weniger gewalttätige Aktionen. So lehnte George Washington die Boston Tea Party ab, da dort unnützerweise wertvolle Güter vernichtet worden seien. Die Diskussionen gingen weiter bei Streiks, Bürgerrechtsbewegung bis zum Sturm auf Kapitol durch die Trump Anhänger. Die Denkweise ist also eher ähnlich der der Franzosen (Sturm auf die Bastille) als der treuen Deutschen Untertanen :-).
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