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  • Day 55

    Guanajuato, Guanajuato, Mexiko

    February 21, 2023 in Mexico ⋅ ⛅ 18 °C

    Nach einer langen Autofahrt, grösstenteils auf der Carretera libre, zum Teil aber auch auf der gebührenpflichtigen Cuota, kam ich kurz vor Einbruch der Dunkelheit in Guanajuato an und wollte es noch schaffen, den Morill RV Park, den einzigen Campingplatz in der Stadt zu erreichen. Entgegen den Feedbacks auf der IOverlander App, dass der Platz schwierig zu finden sei, kam ich recht zügig an. Ich war begeistert von der Lage hoch über den Dächern der Stadt mit ihren farbigen Häusern und unzähligen Kirchtürmen. Wie es der Zufall wollte, waren meine kanadischen Bekannten Nicole und Tony auch vor Ort. Ich ergatterte für die erste Nacht einen Stellplatz neben ihnen und das für gerade mal Pesos 170 pro Nacht, was etwa €8 entspricht. Ein Schnäppchen für einen Schlafplatz an solch exponierter Lage. Einzig störend war manchmal das laute Hundegebell, welches in der Stadt 24h andauert. Aber man gewöhnt sich ja bekanntlich an vieles. Ich wusste auf Anhieb, dass ich mir für diese Stadt etwas mehr Zeit nehmen wollte und blieb 4 Nächte.

    Den kommenden Tag nutzte ich für Erledigungen und einen späten Spaziergang, um den Sonnenuntergang über der Stadt zu bestaunen. Als ich auf den Campingplatz zurückkam, war es bereits dunkel. Ich machte mich nochmals auf, um auf dem nächstgelegenen zentralen Platz etwas Essbares zu finden, doch auch in dieser 200 000 Einwohner Metropole standen vegetarische Menüs nicht auf den Speisekarten. Ich kehrte schließlich in einem Seafood-Restaurant ein, war aber sehr enttäuscht vom Gericht und entschied mich für den Rest meines Aufenthaltes wieder selber zu kochen.

    Guanajuato wird auch als Silberstadt bezeichnet. Bereits um das Jahr 1550 entdeckte man hier die ersten Silbervorkommen. Ende des 18. Jahrhunderts war die Stadt der weltgrößte Silbererzeuger und steuerte ein Sechstel des Silbers der gesamten Produktion in der neuen Welt bei. Aus der Zeit des Silberbergbaus zeugen heute noch die zahlreichen Tunnel, auf denen der Großteil der Stadt gebaut ist. Genutzt werden sie mittlerweile als Verkehrsverbindungen, Parkplätze und Gehwege. Guanajuato ist eine verwinkelte Stadt, in der keine Straße geradeaus führt. Die farbig bemalten Häuser, die größtenteils auf Hügel gebaut sind, lassen anhand von ihren alten Gemäuern auf die lange Stadtgeschichte schließen. Interessant fand ich auch, dass sich in den Gebäuden immer irgendeine Geschäftsidee, wie eine kleine Tienda, eine Taqueria, eine Lavanderia, eine Caneteria, eine Pescaderia, eine Fruteria etc. befindet. War mal nichts im Gebäude, so stand ein Verkaufswagen mit entsprechendem Inhalt davor. Auch kann man in Guanajato für relativ wenig Geld qualitativ hochwertige Lederwaren kaufen. Die Gelegenheit nutzte ich natürlich aus.

    Beim Streifzug durch die alte Kolonialstadt kommt man an vielen Kirchen, Basiliken und Kathedralen vorbei. Mit etwas Glück stößt man im Zentrum auch auf die Callejón del Beso, die sogenannte Kussgasse, die nur eine Breite von 68cm hat. Einem Aberglauben zu Folge, soll die Liebe ein Leben lang halten, wenn sich das Liebespaar über die beiden eng benachbarten Balkone küsst.

    Ein weiteres Highlight ist der Besuch des Mumienmuseums, welches sich unweit vom Stadtfriedhof „Panteon Muncipial" befindet. Als 1865 auf dem Friedhof neue Gräber benötigt wurden und man dafür alte ausräumen wollte, entdeckte man nicht verweste Leichen. Sie waren durch die trockene und mineralsalzhaltige Erde gut konserviert worden. Statt nun die Toten woanders beizusetzen, stellte man sie aus. Weltweit einmalig ist ein 7 Monate alter mumifizierter Fötus. Ich ging mit gemischten Gefühlen durch dieses Museum, da die Mumien alles andere als ein optisch bezauberndes Bild abgeben. Es sind Babies, Kleinkinder, Erwachsene, Erhängte, Ertrunkene, Ermordete, Menschen mit aufgeplatzen Bäuchen, offenen Mündern, nackt oder teilweise bekleidet zu sehen. Interessiert beobachtete ich, wie mexikanische Familien mit Kindern durch dieses Museum streifen, als sei es das Normalste der Welt. Der Eintrittspreis für eine erwachsene Person beträgt Pesos 97, was etwa €5 entspricht. Warum ich nur Pesos 28 bezahlte, erzähle ich guten Freunden gerne auf Anfrage ;).

    Da die Stadt wirklich sehr viel zu bieten hat und das Stadtbild von vielseitiger Architektur, Museen, Tunneln, Läden und Restaurants geprägt ist, nahm ich mir für die Erkundung 2 ganze Tage Zeit und es gibt sicherlich noch weitaus mehr zu entdecken.

    Die Weiterfahrt nach San Miguel de Allende fiel aufgrund der Schönheit der Silberstadt nicht leicht und doch freute ich mich darauf, einen weiteren Ort zu erkunden. Es waren gerade mal 1.5 h Fahrtzeit, die mich von meinem neuen Ziel trennten.
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