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  • Day 59

    San Miguel de Allende, Mexiko

    February 25, 2023 in Mexico ⋅ ⛅ 26 °C

    Ich fuhr die knapp 100 km von Guanajuato nach San Miguel de Allende gemächlich über Land. Landschaftlich gab es außer einer kargen trockenen Wüstenlandschaft nichts zu bestaunen. Ich durchquerte einige typisch mexikanische Kleinstädte, plante aber für einen Halt keine Zeit ein. In San Miguel de Allende war ich zuerst einmal überrascht vom massiven Verkehr an diesem frühen Samstagnachmittag. Die Straßen wirkten geschäftig auf mich und ich sah wieder vermehrt „Gringos“, wie in diesen Breitengraden Touristen im Volksmund genannt werden, auf den Gehwegen flanieren. In San Miguel de Allende sind etwa 10-15% der ca. 80 000 Einwohner Ausländer, vorwiegend Rentner aus Nordamerika. Es gibt auch eine größere Anzahl an Künstlern aus den USA, die sich in dieser inspirierenden Stadt niedergelassen haben. Zudem existieren hier vegane, vegetarische, organische Restaurants und Läden, westliche Supermärkte, Boutiquen, Galerien, Sprachschulen, Beautysalons, Ärzte, Yogastudios etc.. In San Miguel fehlt es dem Touristenherz an Nichts.

    Nach etwa einer Stunde im Stau hatte ich mein Vorhaben, noch einen Waschsalon zu finden, aufgegeben und verschob die Suche auf den Montagmorgen. Stattdessen machte ich mich nun auf den Weg zum San Miguel RV Park, indem ich mit meinem Isuzu ein paar Nächte stehen wollte. Auf Empfehlung einer Reisebekannten aus den Staaten hatte ich im Voraus reserviert und das war schlau, da der Campground wirklich sehr stark frequentiert ist, u.a. auch mit Langzeitcampern aus den USA und Kanada, den sogenannten Snowbirds. Es dauerte noch eine ganze Weile, bis ich diesen Ort gefunden hatte und ich war schließlich froh, endlich angekommen zu sein. Es waren mal wieder 2h nur mit der Suche nach der Wäscherei und des Campingplatzes vergangen.
    Der Platz ist eine Oase der Ruhe, verglichen mit dem quirligen Zentrum von San Miguel de Allende. Links und rechts vom Stellplatz befinden sich Tennisplätze in Familienbesitz, die 7 Tage pro Woche belegt sind. Auch ich habe mir mal eine Stunde Tennisunterricht gegönnt und mich gar nicht so dumm angestellt. Ab und zu kann eine neue Erfahrung nicht schaden ;).

    Der Campingplatz ist ein sehr sozialer Ort und man kommt sofort mit anderen Campern in Kontakt. Ich habe so etwas vorher auf meiner Reise noch nicht erlebt, es geschätzt und es sind Freundschaften entstanden. Im San Miguel RV Park wird man immer in ein Schwätzchen verwickelt, man geht gemeinsam Essen, einige Camper besuchen die Sprachschule zusammen und man trifft sich nach Sonnenuntergang oft noch auf einen Drink. Ich habe es so sehr genossen, dass ich meine Weiterreise von Tag zu Tag verschob und letztendlich ganze 7 Tage und Nächte in San Miguel de Allende blieb. Die 7. Nacht ist im RV Park übrigens gratis, während die anderen mit Pesos 450, was etwa €22 entspricht, für einen Campingplatz eher hochpreisig sind. Naja, Frau lebt nur einmal.

    Nachdem ich mir also erstmal viel Zeit für das soziale Miteinander genommen hatte und die wirklich exklusiven Supermärkte der Stadt erkundet hatte, ging es nach einigen Tagen ins historische Zentrum, welches sehenswert ist. Die Stadt San Miguel de Allende wurde am 7. Juli 2008 zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt. Besondere Sehenswürdigkeiten sind der Plaza de Allende, sowie die
    Parroquia de San Miguel Arcángel (Kathedrale), die in rosafarbenem Stein und gotischem Stil im 17. Jahrhundert erbaut und 1880 nach Vorlage des Ulmer Münsters umgebaut wurde. Viele weitere Kirchen prägen das Stadtbild. Lohnenswert fand ich auch den Aufstieg zum Mirador (Aussichtspunkt), der dem Besucher ein gigantisches Bild auf die Stadt und ihr Umland bietet. Jede Gasse, jeder Straßenzug, sowie jede Häuserzeile in San Miguel de Allende wirkten einzigartig auf mich. Ich machte mich am nächsten Tag nochmals zu einem Streifzug durch die Stadt auf und es war wieder zauberhaft. Dieser Ort berührt und hat ein besonderes Flair.

    An einem Abend unterhielt ich mich mit einer deutschen Langzeitcamperin auf dem Campingplatz, die übrigens schon 13 Jahre mit ihrem Mann in einem MAN auf dem Platz lebt, was ich nach einigen Tagen begann zu verstehen. Sie empfahl mir, unbedingt bei den Feierlichkeiten „El Señor de la Conquista", die am Freitag in der Stadt starten sollten, dabei zu sein. Dabei tanzen indigene Völker aus der Gegend mit ihren farbenfrohen Outfits im prähispanischen Stil den ganzen Tag vor der Parroquia mit 33 Schritten auf ein Kreuz zu (einer für jedes Lebensjahr Christi) und dann 33 Schritte zurück.
    Ich blieb für den Auftakt der Feierlichkeiten und es lohnte sich wirklich. Diese Tänze gingen unter die Haut.

    Am Samstag, den 4. März verließ ich die Stadt. Es war ein Abschied von einem besonderen Ort und von Freunden. Es ging ca. 300 km weiter südöstlich zu den Pyramiden von Teotihuacán unweit der Metropole Mexiko City.

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