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  • Day 136

    El Cuyo, YUC, Mexiko

    May 14, 2023 in Mexico ⋅ ☀️ 33 °C

    Am Samstag, den 13. Mai ging es von Valladolid via Tizimín nach El Cuyo am Golf von Mexiko. Es war schon wieder eine Weile her, seitdem ich das letzte Mal Strandluft geschnuppert hatte und ich sehnte mich danach. Die Temperaturen auf der Yucatán Halbinsel waren hoch und ich freute mich auf den Wind, der auf El Cuyo, einem Hotspot für Kitesurfer, blies und vermutlich für etwas Abkühlung sorgen würde.

    Für die 150 km bis zu meiner neuen Destination zeigte mir Google Maps etwa 2.5 Stunden Fahrtzeit an und ich hatte wegen der Buschbrände, die vor allem auf der letzten Strecke zwischen Tizimín und El Cuyo wüteten, mal wieder ein flaues Gefühl im Magen. Ich dachte mir aber, solange die Einheimischen durchs „Krisengebiet“ fahren, mache ich das auch und der Isuzu und ich kamen schließlich unbeschadet auf der schmalen Landzunge an. Der Ort versprühte vom ersten Moment an Charme, wohl deshalb weil er noch so ursprünglich auf mich wirkte. Hier gab es keine großen Hotels, sondern nur Ferienhäuser und Zeltplätze. Ich war auf der Suche nach Páach Kan, dem laut IOverlander einzigen Campingplatz für Fahrzeuge vor Ort. Ich fand ihn auf Anhieb und es überraschte mich mittlerweile nicht mehr, dass ich auch hier wieder die einzige Camperin war. Ich checkte bei einer Großfamilie ein, die auf dem kleinen Grundstück lebt. Maria hat 8 Kinder, wovon 6 noch bei ihr wohnen, das Jüngste ist erst etwas älter als 1 Jahr. Der Vater der 7 älteren Kinder verstarb vor 4 Jahren. Einer der erwachsenen Söhne lebt mit Frau und der 4-jährigen Tochter ebenfalls vor Ort und an diesem Wochenende war noch die 4-köpfige Verwandtschaft aus Cancún da.

    Den Nachmittag des Anreisetages nutzte ich erst einmal dafür, mich auf dem Sandplatz einzurichten. Die Söhne von Maria stellten mir einen Sonnenschirm auf und räumten um mich herum etwas auf. Außerdem hatte ich eine größere Amazonbestellung vor Ort, die ich nun in Empfang nehmen wollte. Auf manche Sachen freute ich mich schon länger, wie z.B. auf einen stabilen Campingtisch, Ersatzzahnbürsten für die elektrische Zahnbürste, die es in Mexiko nicht zu kaufen gab und auf neue Laufschuhe. Als mir die Schwiegertochter von Maria dann 2 Pakete in die Hand drückte, wurde ich stutzig. Das konnte nicht sein. Ich ging, die halbe Großfamilie im Schlepptau, zum Zeltplatz nebenan und tatsächlich befand sich dort der Rest meiner Bestellung. Also selbst die Sachen, die aus den USA geliefert wurden, hatten es bis El Cuyo geschafft. Es war ein Segen und noch dazu ein Fest, als es ans Auspacken ging. Ich hatte die ganze Familie am Tisch, die sich genauso freute wie ich, auch wenn für sie am Ende nur ein paar Kartons als Präsente übrig blieben ;-(. Nachdem die Amazon-Aktion abgeschlossen war, schaute ich mir den Strand noch kurz an, an dem der Wind extrem blies und verbrachte danach einen ruhigen Abend auf dem Campingplatz. Trotz meiner neuen 10-köpfige Nachbarschaft war die Lautstärke angenehm.

    Am Sonntagmorgen ging es dafür um 5 Uhr morgens bereits mit der Arbeit los. Erst später realisierte ich, dass sonntags bei Páach Kan gebruncht werden kann und ich zählte etwa 5 Personen, die dieses Angebot nutzten. Außerdem war die 4-köpfige Verwandtschaft vor Ort und die Musik aus der Tube lief lautstark. Die kommenden Tage kam in das sogenannte Restaurant Pàach Kan niemand mehr. Warum wurde mir kurz darauf klar. Ich verbrachte den Sonntag teils auf dem Campingplatz, teils im Ort und teils am Strand, wo es wieder genauso windig war, wie bereits am Tag zuvor. Am Abend saß ich mit der Familie und den Verwandten zusammen. Der Strom war seit dem Morgen ausgefallen und er sollte so schnell nicht wiederkommen. Auf El Cuyo seien diese Ausfälle normal, sagte man mir, als er nach 20 Stunden noch immer nicht wieder zurück war. Kein Strom bedeutete kein Wifi und die mobilen Daten existierten auch nicht. Ich blieb also bei der Familie, auch wenn ich von deren Unterhaltung nicht viel verstand. Mein Spanisch war noch immer “poquito.”

    Am frühen Montagmorgen reiste die Verwandtschaft zurück in die Stadt und danach lief irgendwie nichts mehr bei Pàach Kan. Maria sah ich vor 11 Uhr vormittags weder am Montag, noch am Dienstag und nachdem sie auftauchte, begab sie sich augenblicklich in die Hängematte. Die Kinder waren selbstständig und kümmerten sich rührend um den Nachzügler. Ich habe Maria von Montagvormittag an keinen Finger mehr rühren sehen und den Rest der Familie ebenfalls nicht. Überall lag der Müll rum, im Bad waren Haarbüschel auf dem Boden, auf den Tischen des „Restaurants“ Essensreste, die natürlich wiederum Fliegen anzogen. Es war fürchterlich und kein Familienmitglied schien dieses Chaos zu stören.

    Um der unbefriedigenden Situation zu entfliehen, entschied ich mich am Montagvormittag für einen Streifzug durch den Ort. Ich wollte ein paar Fotos machen und mich den schönen Seiten von El Cuyo widmen. Es war so ein besonderer Ort und ich war mal wieder dankbar dafür, dass mich der Isuzu bis hierhin gebracht hatte. Wäre ich ohne das Auto wohl jemals hierher gekommen? Die Wahrscheinlichkeit ist gering. Ich genoss während meines Spaziergangs den ruhigen türkisblauen Ozean, den weiten Sandstrand, die kreativen Murals an den Häuserwänden, die wenigen Restaurants mit ihren ansprechenden Menüs und bestaunte die Pelikane am Hafen. In El Cuyo ticken die Uhren noch langsamer und dieser Ort entschleunigt mit größter Sicherheit. Ich hatte ein weiteres Paradies entdeckt.

    Als ich dann wieder zurück zum Campingplatz kam, hatte sich nichts verändert. Maria chillte noch immer in der Hängematte, der Rest der Familie ebenfalls und der Müll lag nach wie vor überall herum. Am schlimmsten fand ich, dass sie keine Ambitionen hatten, mir als Gast einen schönen Platz anbieten zu wollen. Es war ihnen egal und mich begann es zu ärgern.

    Am nächsten Morgen, es war nach meiner dritten Übernachtung bei Páach Kan erlebte ich das Selbe wie am Montagmorgen. Die Kinder gingen noch immer nicht zur Schule, standen zuerst auf, jedoch erst zwischen 9 und 10 Uhr morgens, gefolgt von Maria, die sich sofort in die Hängematte schwang. Ich hatte mich zur Abfahrt entschieden, obwohl ich eigentlich 4 Nächte in El Cuyo bleiben wollte, aber unter diesen Umständen war das für mich nicht mehr möglich. Ich fühlte mich zunehmender unwohl und es schien Maria nicht im Geringsten zu interessieren.

    Nachdem ich durchs Tor gefahren war, spürte ich Erleichterung in mir aufkommen. Ich war wirklich beeindruckt davon, wie sehr mich Páach Kan zuletzt gestresst hatte. Ich erlebte so etwas vorher in Mexiko nie und danach auch nicht mehr. Das Chaos wurde mir wirklich zu viel. Ich verließ El Cuyo auf der gleichen Straße, auf der ich 3 Tage zuvor gekommen war in Richtung Colonia Yucatán. Nachdem ich die nächstgrößere Gemeinde sicher erreicht hatte, denn es herrschten unterwegs wieder verheerende Buschbrände, sollte es nach Cancún weitergehen. Unterwegs realisierte ich, dass mal wieder ein Werkstattbesuch anstand. Ich roch Benzin. Ein Problem, welches ich bereits kannte. In der 700 000 Einwohner Stadt fand ich zügig einen Mechaniker, der einen neuen Dichtungsring an der Benzinleitung anbrachte. Nach 2 Stunden Arbeit war ich $600 (€30) los, hatte gegenüber einen Einkauf bei Walmart gemacht und fuhr mit dem Isuzu Richtung Zentrum. Ich wollte vor einem Hostel übernachten und hatte am nächsten Tag Termine und einige Dinge zu erledigen. Darüber werde ich aber im nächsten Footprint mehr berichten.
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