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  • Day 183

    San Juan und San Pedro La Laguna

    June 29, 2023 in Guatemala ⋅ 🌧 21 °C

    Der Ecocampingplatz „The Hub“ war wahrlich anders, als Pasaj Cap auf der gegenüberliegenden Seeseite in San Marcos La Laguna und ich benötigte einen Moment, um mich vom Luxuscampieren auf das einfache Campingdasein umzustellen. Das Auto parkte ich neben meinen kanadischen Bekannten, die ich letztmals in Mexiko gesehen hatte, auf einer Wiese mit hoch stehendem Gras. Nebenan befanden sich Maisfelder. Im Gebäude, welches vis a vis unserer Fahrzeuge stand, gab es eine Gemeinschaftsküche, sowie Toiletten und Duschen. Gerade neben den sanitären Anlagen und ohne Tür dazwischen schliefen 2 Volontäre aus den USA in einem Massenschlaflager, die hier eine Woche gegen Kost und Logis 3 Stunden pro Tag arbeiteten. Zu tun gab es vor allem beim Unterhalt der Außenanlage, aber auch im Innenbereich war der Besitzer Marcos immer am werkeln. Am Tag meiner Ankunft unterstützte er mich beim Aufbau meines Vordaches, was alleine nicht zu schaffen ist. Es war eine gute Entscheidung, Zeit dafür zu investieren, denn am Lago de Atitlán regnete es mittlerweile täglich. An diesem Tag war der Regen besonders intensiv und glücklicherweise konnte ich den Abend im Camper der Kanadier verbringen, da ich ihnen das Dogsitting zugesichert hatte. Darko, deren Hund und ich suchten für mehrere Stunden Schutz im Fahrzeug. Nachdem Vanessa und Patrice wieder zurück waren, unterhielten wir uns noch eine Weile, bevor ich mich ungern rüber zum Isuzu begab.

    Am Freitag hatte ich mir viel vorgenommen. Ich wollte mir das Städtchen San Pedro und die Pueblo Mágico San Juan La Laguna anschauen. Die Kanadier brachen bereits früh zum Spanischunterricht auf, während ich mir noch Zeit für ein ausgiebiges Frühstück ließ und erst gegen 11 Uhr vormittags startete. Ich lief vom Campingplatz aus zum Bootsanleger in San Juan und leistete mir für Q10 (€1.20) das Wassertaxi nach San Pedro. Die Fahrt dauerte gerade einmal 2 Minuten. Nach meiner Ankunft am ersten Bootsanleger im Touristenort spazierte ich durchs Stadtzentrum, vorbei am Stadtpark und der festlich geschmückten Kirche. Daran, welche Fiesta gerade in San Pedro gefeiert wurde, erinnere ich mich nicht mehr. Ich lief von hier aus weiter Richtung See. Etwas fiel mir in San Pedro besonders auf und das waren die vielen betrunken Männer, die überall herumstanden, -saßen oder -lagen. Da machte ich lieber einen Bogen rum. Unten am See bot sich mir dann ein völlig anderes Bild. Die Touristenmeile war gepflegt, es reihte sich Laden an Laden, ein Restaurant ans andere und vorbei kam ich auch an einigen Sprachschulen, wofür der Ort vor allem bei Backpackern bekannt ist. Ich lief die Flaniermeile entlang und stoppte schließlich am Seeufer, wo ich einer Waschfrau bei ihrer schweren Arbeit eine Weile zuschaute. Im Zentrum hatte ich zuvor einem Händler eine große, reife Mango abgekauft, die ich ihr schenkte. Da bereits ein paar Stunden vergangen waren und ich mir San Juan La Laguna auch noch anschauen wollte, entschied ich mich, mit dem Wassertaxi zurückzufahren. Mein Fazit: Es war schön, San Pedro gesehen zu haben, aber es versprühte in meinen Augen eher weniger Charme.

    Umso bezaubernder war dann aber San Juan La Laguna. Es trägt den Titel einer Pueblo Mágico zu Recht. Schon nach Verlassen des Bootssteges taucht man in eine quirlige, farbenfrohe Welt ein. Man flaniert die Hauptstraße hinauf, vorbei an Cafés, die lokalen Kaffee anbieten und verkaufen, an Eisdielen, deren Eiscremes Lust auf Mehr machen, an Souvenir- und Bekleidungsgeschäften, an Galerien und Ökoläden. Über mir schwebten farbige Schirme, Ballone, Glöckchen und andere Accessoires. Strassenmusiker spielten auf der Marimba gemeinsam bezaubernde Klänge. Je weiter ich nach oben spazierte, umso bunter waren auch die Hauswände bemalt mit wundervollen Motiven der lokalen, indigenen Bevölkerung. Es war atemberaubend. Als ich dann schließlich an der kleinen Steinkirche ankam, entschloss ich mich allmählich den Rückweg anzutreten. Es wurde schon langsam dunkel.

    Ich war überrascht, dass sich plötzlich 4 Campingfahrzeuge auf dem doch recht wenig Platz bietenden Gelände vom „The Hub“ befanden. Von der Ankunft von Sylvia und Mathias aus München, die ich letztmals in San Cristóbal in Mexiko gesehen hatte, wusste ich bereits. Vor ihnen stand noch ein Wohnmobil mit französischem Kennzeichen mit einer 5-köpfigen Familie plus Hund darin. Den Abend verbrachte ich mit den Münchnern in der Gemeinschaftsküche bei einem guten Essen und mehreren Gläschen Wein.

    Am Samstag, den 1. Juli wollte ich wie geplant weiter zum Vulkan Acatenango. Ich informierte die französische Familie, die am Morgen um 9 Uhr bereits zur Wanderung aufzubrechen schien, über mein Vorhaben. Sie mussten ihr Wohnmobil wegfahren, damit ich rauskam und sie meinten, dass dies kein Problem sei, da Frau und Kleinkind sowieso vor Ort bleiben würden. Ich ging mit Sylvia und Vanessa noch für einen Einkauf auf den Markt und war dann am Mittag zur Abfahrt bereit. Nun wurde es problematisch. Mathias hatte das Wohngefährt bereits auf die Straße gefahren, aber bei der Französin lief es nicht gut. Das Wohnmobil steckte in einem Erdloch fest. Marcos durfte nach langem Diskutieren den Wagen der Franzosen aus der Kuhle herausfahren. Danach setzte sich die junge Frau wieder selber ans Steuer und schaffte es nur ein paar Meter rückwärts, bis sie den fahrbaren Untersatz abstellte und auf ihren Partner wartete. Dieser kam gegen 14 Uhr, es waren etwa 2 Stunden vergangen, zurück. Die Französin fing plötzlich wutentbrannt an zu schreien und beschimpfte mehrere Personen auf dem Campingplatz. Wir versuchten alle die Fassung zu bewahren, bis sie schließlich abbrausten. Für niemanden von uns war ihr Ärger wirklich nachvollziehbar und so entschieden wir uns, einen Haken dranzusetzen.

    Kurz nach 2 Uhr nachmittags konnte ich dann schließlich in San Juan La Laguna starten. Der Isuzu ging diesmal schon auf dem Platz aus, jedoch nach zweimaligem Zünden wieder an. Ich hatte 127km zu fahren und Google Maps zeigte etwa 3 Stunden Fahrtzeit an. Am Abend wollte ich in der Ortschaft Aldea La Soledad noch den Aufstieg zum Vulkan am nächsten Morgen organisieren. Nach dem Abschied von Freunden und vom wundervollen Lago de Atitlán ging es bergauf.
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