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  • Day 200

    Tazumal und Joya de Cerén

    July 16, 2023 in El Salvador ⋅ ☁️ 32 °C

    Am Sonntag, den 16. Juli verließ ich den Parkplatz des geschäftigen Restaurants El Faro am Lago Coatepeque bereits um 9 Uhr morgens. In meinem AirBnb in der Hauptstadt San Salvador konnte ich allerdings erst um 14 Uhr einchecken und entschied mich deshalb, mir in den kommenden Stunden zwei Sehenswürdigkeiten in der Umgebung anzuschauen.

    Für die archäologische Stätte Tazumal fuhr ich sogar nochmals ein Stück zurück, vorbei an Santa Ana bis in die Stadt Chalchuapa. Nur unweit vom geschäftigen Stadtzentrum entfernt, befinden sich die beiden Pyramiden. Ich war an diesem Morgen eine der ersten Besucherinnen, aber auch später kamen nur wenige Interessierte hinzu. Für diese Sehenswürdigkeit musste ich keinen Eintritt bezahlen. Am Eingang wurde mir mitgeteilt, dass das Museum für die Öffentlichkeit zur Zeit wegen Renovierungsarbeiten nicht zugänglich sei. Schade, denn dort sollen sich sehr interessante Ausstellungsstücke befinden, wie z.B. die abgezogene Haut eines geopferten Menschen, die einer göttlichen Statue als Kleidung übergezogen wurde. Aufgrund des geschlossenen Museum war es mir also nur möglich, die Ruinen der bedeutendsten Maya- Stätte El Salvadors zu besichtigen.

    Über die Geschichte von Tazumal ist nicht viel bekannt. Wahrscheinlich wurde die Stadt um 100 n. Chr. erstmals besiedelt. Tazumal entwickelte sich zu einem regional bedeutenden Handels- und Kultzentrum. Eine wichtige Rolle spielte der Import und die Verarbeitung von Obsidian. Jade, Kakao, Baumwolle und Salz wurden verkauft. Die Bewohner stellten kunstvolle Keramikschalen her, die auch in weit entfernten Gebieten gefragt waren. Im Zentrum des Ortes wurden mehrere 15 m hohe Pyramiden errichtet, umgeben von Wohnquartieren. Im 6. Jahrhundert bedeckte eine Eruption den Boden der Region mit einer etwa knietiefen Schicht Tephra (vulkanische Lockerstoffe). Man vermutet, dass der Maisanbau zum Erliegen kam und viele Einwohner in das heutige honduranische Copán geflohen sind und zu dessen Aufstieg beigetragen haben. Um das Jahr 1200 wurde Tazumal dann endgültig aufgegeben. Die Maya-Stätte wurde in den 1940er Jahren von amerikanischen Archäologen untersucht und in den 1950er Jahren restauriert und rekonstruiert.

    Nachdem ich die recht überschaubare archäologische Stätte angeschaut hatte, war es noch immer nicht an der Zeit für die Fahrt in die Hauptstadt. Deshalb entschied ich mich für die Besichtigung einer UNESCO Welterbestätte namens Joya de Cerén, die sich nur noch 50 Fahrminuten entfernt von San Salvador befindet. Diese archäologische Stätte ist besonders, denn es handelt sich hier um die Ausgrabung eines präkolumbischen Dorfes der Maya, das unter Schichten von Vulkanasche erstaunlich gut erhalten blieb. Der Ausgrabungsort gilt als einer der wichtigsten archäologischen Fundstellen Mittelamerikas. Da sie im Gegensatz zu anderen Maya-Ruinen das Leben des einfachen Volkes zeigt, wird Joya de Cerén oft auch als „amerikanisches Pompeji“ bezeichnet. Der Ort wurde erst 1976 durch Payson Sheets, einen Professor der Anthropologie an der University of Colorado, wiederentdeckt und seitdem ausgegraben. Teile des Ausgrabungsgeländes sind mit einem Metalldach abgedeckt worden.
    In unmittelbarer Nähe zur Ausgrabungsstätte befindet sich ein Museum, für welches man etwas mehr Zeit mitbringen sollte. Die Geschichte des Maya-Dorfes wird hier auf großen Tafeln ausführlich beschrieben und es sind zahlreiche Fundstücke ausgestellt. Mit einem Eintrittspreis von USD 10 war Joya de Cerén sicherlich nicht ganz günstig, aber lohnenswert war sie aufgrund ihrer Einzigartigkeit auf jeden Fall. Hier ging es um die Lebensweise des einfachen Volkes, anstatt wie üblich in den Ausgrabungsstätten, um die hohen Priester.

    Nachdem ich mir für die Besichtigung der Fundstellen und für das Museum gute 2 Stunden Zeit gelassen hatte, sollte es nun wirklich in die Hauptstadt gehen. Ich kam nach einem intensiven Regenschauer auf der 6-spurigen Autobahn wohlbehalten bei meiner Unterkunft in der Colonia San Mateo, einem Stadtteil von San Salvador, an. Der Verkehr lief hier extrem schnell und ich war heilfroh, dass ich nicht weiter ins Zentrum vordringen musste. Mein Gastgeber Henry war zum Check-In vor Ort und er empfing mich sehr herzlich. Es tat gut, mal wieder 4 Wände um mich herum zu haben.
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