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  • Day 209

    Suchitoto, Cuscatlán, El Salvador

    July 25, 2023 in El Salvador ⋅ ☀️ 34 °C

    Von El Tunco fuhr ich Richtung Norden bis ins Künstlerstädtchen Suchitoto. Die Stadt befindet sich etwa 50km von der Hauptstadt San Salvador entfernt und hat ca. 25 000 Einwohner. Es ist die Kulturhauptstadt El Salvadors und jedes Wochenende findet ein Fest für Kunst und Essen statt. Suchitoto ist eines der bedeutendsten Zentren des Tourismus im Land. Die spanische Kolonialarchitektur und die alten Kopfsteinpflasterstraßen locken viele Touristen in den Ort. Von der Küste kommend hatte ich eine Weile zu fahren. Ich entschied mich bewusst gegen die Fahrt durch die Hauptstadt San Salvador und konnte auf meiner gewählten Route noch etwas am Pazifik vorbeiziehen. Nachdem ich den Küstenstreifen verlassen hatte und in nördlicher Richtung weiterfuhr, nahmen die Herausforderungen zu. Die von Google Maps vorgeschlagene kürzeste Route war, wie schon so oft, ein einziges Abenteuer. Irgendwie wirkte der längere Zeit vor mir fahrende Pritschenwagen plötzlich vertrauenserweckend und ich blieb ihm auf den Fersen. Ich folgte ihm, sowohl auf dem immer schmaler werdenden Feldweg, als auch durch das über das Ufer getretene Flusswasser. Irgendwann änderte sich unsere Route, doch dann war wieder ein anderer Wagen vor mir, der Mut machte. Das letzte Stück bis zu meinem Ziel, schaffte ich schließlich alleine.

    Ich versuchte bei einer auf der IOverlander App angegebenen informellen Campsite namens „Centro Arte para La Paz“ einzuchecken und das war kompliziert. Die Frau machte Kopien von meinem Pass und bat mich um USD 8 pro Nacht. Ich fragte dann nach einem Stromanschluss und bekam keine aussagekräftigen Antworten mehr. Irgendwann tauchte eine Frau aus den Vereinigten Staaten auf, die mir mitteilte, dass sie den Parkplatz nur aus gutem Willen für Camper zur Verfügung stellen, und dass sie Zusatzwünschen nicht entsprechen würden. Sie seien eine gemeinnützige Gemeinschaft, die die lokale Bevölkerung unterstütze. Da ich mich hier nicht wirklich willkommen fühlte, forderte ich meinen bereits bezahlten Betrag für 2 Nächte Camping zurück und fragte bei dem nur unweit entfernten „Vegas Grandpa Hostal“ nach einer Übernachtungsmöglichkeit. Ich hatte Glück. Im Vegas war ich für 3 Nächte der einzige Gast, bekam ein Zimmer mit Klimaanlage und eigenem Bad, benutzte die Küche, konnte gratis Wäsche waschen und mein Auto im Innenhof unter Dach parken. Pro Nacht bezahlte ich gerade einmal USD 20 für „mein“ Hotel. Ich genoss es in vollen Zügen. Es kam mal wieder alles, wie es kommen soll.

    Am Mittwoch wollte ich mich im Künstlerstädtchen etwas genauer umsehen. Da sich das Vegas Grandpa nahe des zentralen Platzes und Stadtparks befand, begab ich mich zuerst dorthin. Am Morgen war es hier noch nicht so hektisch und geschäftig und der Blick auf die Parroquia de Santa Lucía war von allen Seiten sehr beeindruckend. Aber auch das Schlendern auf den alten Kopfsteinpflasterstrassen, das Betrachten der gut erhaltenen Kolonialarchitektur und das Verweilen in einladenden Cafés und Restaurants lohnte sich in Suchitoto. Am späten Nachmittag kam ich am attraktivsten wirkenden Batik-Geschäft der Künstlerstadt vorbei, dem „Arte Añil.“ In diesem Laden entwirft, färbt und näht Irma Guadron die Kleidungsstücke selber und verkauft sie zu nicht ganz günstigen Preisen. Da gerade wenig los war, hatte Irma Zeit und führte mich durch ihr Atelier. Sie erklärte mir die Färbetechnik mit Indigo und verkaufte mir schließlich ein Batikkleid aus ihrer Kollektion für €80. Da ich bald über die Grenze nach Honduras wollte, hatte ich nicht mehr allzu viele USD in bar bei mir und wollte mit Kreditkarte bezahlen. Ich war sehr überrascht, als mir Irma mitteilte, dass in ihrem Laden keine Kartenzahlung möglich sei. Bei diesen Preisen ??? Ich zahlte schließlich in bar, hatte letztendlich noch USD 20 in der Tasche und wollte am nächsten Tag Geld am Automaten beziehen. Irma war unterdessen die Freundlichkeit in Person, erzählte mir, dass sie schon einmal in Deutschland war, probierte ein wenig deutsch zu sprechen und wollte sich am nächsten Abend mit mir zum Essen treffen. Ich hatte nichts dagegen und sagte zu. Zurück in „meinem“ Hotel ließ ich den Tag dann entspannt ausklingen.

    Der Freitagmorgen begann mit Störungen, welche sich in Suchitoto summierten. Im übrigen Teil des Landes hatte ich sie glücklicherweise nicht. Ich schaute bei allen Geldautomaten der Stadt vorbei und keiner war bereit, Geld auszuspucken. Ich hatte noch USD 20 im Portemonnaie, einen weiteren Tag in Suchitoto und wollte am nächsten Tag über die Grenze. Das war definitiv zu wenig. Ich fragte bei 2 Banken, ob ich Bargeld tauschen könne, die Antwort war NEIN. Dann überlegte ich mir, das teure Batikkleid an Irma zurückzugeben. Schließlich war ich in einer Notlage. Als ich den Laden betrat und ihr und ihrer Tochter mein Anliegen kundtat, wurden sie unfreundlich. Ich war beeindruckt davon, wie sich die gestrige überdurchschnittliche Höflichkeit und gute Laune ins Gegenteil kehrte und verließ den Laden, ohne weiter mit diesen Frauen zu diskutieren. Ich hatte noch immer kein Geld. Zu guter letzt entschied ich mich, mit meiner Visa Card Geld zu beziehen und dachte erst, dass ich hohe Gebühren auf den Bezug zahlen müsse, aber glücklicherweise zog mir mein Kreditkartenunternehmen nur die üblichen Gebühren der lokalen Bank ab. Ich bekam wieder bessere Laune und ich hatte Geld in der Tasche. Es war bereits später Vormittag, als ich endlich zu den Naturschönheiten Suchitotos aufbrechen konnte. Die Stadt liegt am Suchitlán See, welcher das größte aufgestaute Gewässer des Landes ist. Den Blick auf den See kann man von verschiedenen Orten in der Stadt genießen. Ich entschied mich für 3 Aussichtsplattformen. Danach ging es die ca. 2 km zu Fuß weiter zu Cascada los Tercios. Ich zahlte einen geringen Obolus unter USD 1 Eintritt und war die einzige Besucherin am Wasserfall. Aufgrund des wenigen Regens herrschte hier Trockenheit. Dafür konnte man die interessant geformten Basaltsteinformationen besser betrachten und von den beiden Miradors nochmals einen atemberaubenden Blick auf den Stausee genießen. Bei 36 Grad im Schatten lief ich zu Fuß wieder zurück nach Suchitoto, wo ich mich auf ein eiskaltes Regia (für mich das einzig gute Bier in El Salvador) und eine kalte Dusche freute.

    Am Freitagmorgen startete ich früh die Fahrt ins nächste Land. Destination Nummer 6 sollte Honduras sein. Ich war etwas nervös, denn es gilt als eines der gefährlichsten Länder der Welt. Meine Nervosität war allerdings unbegründet.
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