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  • Day 166

    Zwischen Welten

    February 11 in Italy ⋅ ☁️ 13 °C

    Dieser Titel ist geklaut .... passt aber gerade sehr gut. Zum Einen, weil ich gestern Abend bis Mitternacht das Buch von Juli Zeh/Simon Urban mit ebendiesem Titel ausgelesen habe. (Es ist gewohnt spannend und vielschichtig, meiner Ansicht nach aber nicht ihr bestes Buch; muss auch nicht. Der sich durch das ganze Buch ziehende WhatsApp/Mail-Dialog ist zeitweise erfrischend heiter und frech, für mich auf die Dauer aber etwas platt, schnoddrig und langatmig. Dennoch, die Dilemmata und Befindlichkeit der "Protagonist*innen"😉 werden gut nachvollziehbar. Die sehr intelligenten, filigranen und komplexen Themen-Verbindungen ihrer früheren Bücher bleiben mir jedoch stärker haften.

    Zwischen Welten zum Andern, weil sich mein Status massiv geändert hat: Renata ist am Donnerstag nach Hause geflogen und gut angekommen. Im Solo-Stil bin ich noch selben Tags durch die sizilianischen Berge in die Gegend von Enna gefahren. Da der Agro-Stellplatz des "Oliven-Onkels" Antonino zwar sehr ländlich ruhig, um diese Jahreszeit aber etwas schattig in der Senke liegt, bin ich anderntags weiter dem Aetna entgegen gefahren. Wunderschöne Ansichten.

    Die Stadt Adrano ist mir noch genauso vermüllt aufgefallen wie vor 4,5 Jahren; so habe ich gar nicht erst angehalten, die Stadt im Mittagsverkehr rechts liegen gelassen. Schade, ich hätte eigentlich gerne die sehr interessante Begegnung von damals im Pro-Loco-Büro (mit dem ehemaligen Anti-Mafia-Komissar Nicolo Moschitta) wieder aufgefrischt.

    Der Camping Mons Gibel oberhalb von Belpasso, an der Südflanke des Aetna und unweit der früheren Lavafelder ist schön und praktisch angelegt. Das durchgehende Hundegebell vom angrenzenden Tierheim/Hundeschule empfand ich allerdings ziemlich nervig (und traurig). Der Camping müsste also eher "Mons Gebell" heißen. Das und der Nieselregen waren Grund genug, weiterzuziehen.

    In Acireale ist an diesem Samstag "Siziliens größte und schönste Fasnacht" im Gang. Auf einem der Fest-Parkplätze kann ich eine überraschend ruhige Nacht verbringen. Schon imposant, welche grosse Gefährte - sehr fantasievoll, bunt und aufwendig, aus Cartapesta (Papiermaché) gestaltet- von Traktoren durch die Gassen gezogen werden. Die Wagen sind innwendig auf massive Eisengerüste gebaut und tatsächlich so bemessen, dass sie gerade noch knapp an den Balkonen vorbei durch die Gasse kommen. Imposante Bauwerke zwar, aber einfach unendlich laut; auf jedem Wagen riesige Mega-Lautsprecher und vor jedem Wagen ein DJ, langsam rückwärtsschreitend. Schade, hier hat die Technik die Menschen bzw Musikgruppen weitgehend verdrängt. Mein Fazit: muss man nicht gesehen haben; und ich kann damit gleich auch den Carneval von Rio, die Zürcher Love-Parade und Ähnliches abhaken.

    Am Sonntag schließlich die Weiterfahrt nach Siracusa, wo ich auf die Mittagszeit zum Workaway verabredet bin. Eine neue Welt.
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