Hellas - südostwärts

August 2023 - March 2024
Via Oberitalien an die Adria-Küste, durch das slowenische Soça-Tal nach Ljubliana. Dann gemeinsam mit Renata nach Montenegro, Albanien und schließlich auf den Peloponnes. Ob daraus wieder eine Überwinterung wird? Wir nehmen es wie's kommt . Read more
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  • Day 1

    Auf geht's

    August 30, 2023 in Switzerland ⋅ ⛅ 12 °C

    Ein letzter Blick ins abendliche Appenzellerland, am Vorabend auf der Hohen Buche. Der Bus ist gepackt und so kann es am Mittwochmorgen wie geplant losgehen.
    (Was vergessen ging, wird sich noch herausstellen. Zum Glück reist Renata in drei Wochen nach. 😉)Read more

  • Day 2

    Wieder mal Alp Butz

    August 31, 2023 in Switzerland ⋅ ☁️ 5 °C

    Renata hat noch ein Engagement zum Kochen bis Mitte September und so starte ich diese Reise solo. Renata wird am 19.Sept per Bahn nach Ljubliana nachreisen.

    Da es ohnehin südostwärts geht, liegt ein Besuch auf der Alp Unterbutz praktisch am Weg. Für die Älplerinnen Anneliese und Marlis geht eine sehr herausfordernde Wetterphase mit unerhörten Regenmengen und bereits zweitmalig frühem Schnee zu Ende. Marlis ist dankbar, dass ich einige Einkäufe besorgen und auf der unteren Alp schon mal die Zäune kontrollieren und reparieren kann. Und am Mittwochabend gelingt auch ein gemütliches Zusammentreffen. Schö isch dä Ustuusch gsii, Marlis. Es heimelet mi immer wieder uf de Butz-Alp.

    Schön, nach zwei Jahren wieder mal zu sehen, was sich verändert hat. Eine imposante neue Hängebrücke überspannt den Butzbach. Beim Blacken-Projekt wurde die abgedeckte Fläche zwar deutlich erweitert. Leider aber konnten sich an den Rändern unzählige Samenstände entfalten, ohne dass jemand diese rechtzeitig geschnitten hätte. So wird aus der angedachten Blacken-Bekämpfung ungewollt eine veritable Blacken-Zucht.

    Immerhin scheint das Prinzip der "Blackenbekämpfung durch Lichtentzug" angekommen zu sein und zu funktionieren. Im Dorf gibt's gleich mehrere Versuchsflächen und auch sichtbare Erfolge damit.
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  • Day 4

    Im Pass-gang über Splügen und Tonale

    September 2, 2023 in Italy ⋅ 🌙 9 °C

    Am Samstag führt mich eine eindrückliche Pässefahrt über den Splügenpass nach Chiavenna, durch das Veltlin zum Mittagshalt an die Adda und schließlich noch auf den Passo Tonale.

    Der Geheimtipp von Alan muss somit noch warten: immerhin gab's einen Kaffeehalt in Isola und ich konnte mir in diesem schönen Bergdörfchen schon mal eine Vorstellung machen über den Verlauf der Via Spluga. Die Cardinello-Schlucht wird auf mich warten. Vorerst möchte ich etwas Strecke machen und so richtig "in Fahrt kommen".

    Auf der Passhöhe des Tonale erwartet mich ein intensiv ausgebautes Skigebiet. Mitten hindurch geht die Grenze zwischen der Lombardei und dem Trentino/Alto Adige, also der Provinz Südtirol.
    Erstaunlich, wenn man bedenkt, dass genau hier im ersten Weltkrieg die Front der "guerra bianca" verlief. Überall auf diesen Höhen sind noch alte Befestigungsanlagen der österreichisch-ungarischen "Kaiserjäger" zu besichtigen.
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  • Day 5

    Arte Sella - Landart auf der Alp

    September 3, 2023 in Italy ⋅ ☁️ 18 °C

    Schon seit einigen Jahren liegt die Landart-Ausstellung Arte Sella auf meiner Wunschliste. Diesmal lässt sich die Route leicht so gestalten, dass Sella am Wege liegt.
    An den Wochenenden fährt ein "servicio navetta" die Besucher kostenfrei ins Valle di Sella. Gerne nehme ich dieses Angebot an und lasse derweil den Camper im Tal. Die enge Bergstrasse führt in ein Jura-ähnliches Hochtal mit abwechslungsreichen Wald- und Weideflächen.

    Seit 1987 entstand hier ein (etwas zu) gepflegtes Ausstellungsgelände. Eindrückliche Werke internationaler Künstlerinnen und Künstler sind auf zwei Rundgängen (Manga Costa und bei der Villa Strobele) bequem erreichbar. Die Ambiance erinnert durchaus an die BadRagartz-Triennale in parkähnlicher Umgebung. Eindrucksvoll sind die Werke allemal.
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  • Day 6

    Borgo Valsugana

    September 4, 2023 in Italy ⋅ ☁️ 22 °C

    Borgo Valsugana liegt im südlichen Trentino, im Ursprungsgebiet des Flusses Brenta (aus dem Caldenazzo-See). Die Gegend war noch bis vor 150 Jahren deutschsprachig geprägt: hier und insbesondere in den "sette communi" (zimbrisch: siben Komoín) auf der Hochebene von Asiago (Zimbern) konnte sich noch lange dieser altbairische Dialekt halten.
    Liegt vielleicht darin der Grund, dass ich gestern auf der Alpe Sella öfters den Eindruck hatte, eine deutsche Sprachmelodie zu erkennen, (wenngleich sich beim genaueren Hinhören eine italienische Konversation ergab)?
    Unzweifelhaft jedenfalls die Namensursprünge der Salumeria Schmid und der Casa Maier.

    Der sehr malerische Ort an der Brenta mit den farbigen und von Arkaden geprägten Fassaden hat schon mehrere Renaissancen hinter sich: Kriege (1862), Überschwemmungen (1882, 1966) und der Zusammenbruch der Seidenraupenzucht (aufgrund der Nosema-Pilzkrankheit Ende des 19.Jahrhunderts) haben den Ort stark gebeutelt und u.a. dazu geführt, dass viele Bewohner in das vorarlbergische Bludenz (heutige Partnerstadt) ausgewandert sind.

    Eine fantastisch ausgebaute Via ciclabile führt durchs ganze Valsugana bis nach Bassano del Grappa. So ist Radfahren (für mich) ein Genuss.
    Erstaunlich, wieviele (Renn-)Radfahrer und deutlich weniger -innen einem entgegen kommen. Das Etikett der "radverrückten Italiener" scheint nicht ganz aus der Luft gegriffen zu sein. Und noch erstaunlicher war, wieviele am Wochenende die dicht befahrenen und oft engen Passtrassen hochgetrampelt sind.
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  • Day 8

    Überraschungen am Fusse des Monte Grappa

    September 6, 2023 in Italy ⋅ 🌙 19 °C

    Durch das Tal der Brenta gings gestern nach Bassano del Grappa. Ein Ort, den wir von einer früheren Adria-Reise her noch in guter Erinnerung haben. Ja, die berühmte hölzerne Brücke Ponte degli Alpini steht noch als Wahrzeichen da.

    Und ja, ich habe nicht versäumt, dem Museo Poli über die Geschichte und Herstellung exzellenter Grappi wieder einen kurzen Besuch abzustatten. Das geht ja gewissermaßen unter "Weiterbildung". Natürlich mit kleiner Degustation und dem Einkauf flüssiger Erinnerungen.

    Anschließend gings noch 15km weiter auf den gemütlichen Stellplatz unterhalb des sehr stimmungsvollen Altstädtchens Asolo. Der abendliche Spaziergang ins Centro eines dieser "villagi piu belli d'Italia" wartete mit mehreren Überraschungen auf: Einzigartige Ausblicke in den Abendhimmel. Die Freiluft-Ausstellung "Hyle - le radici del futuro" mit eindrücklichen Bronce-Plastiken von Andrea Roggi. Lauschige Strassenrestaurants, darunter das traditionsreiche Caffé Centrale dei Fratelli Botter.

    Kurz nach acht stehe ich vor dem Municipio und stelle fest, dass dort im Saal um 20.15 ein kammermusikalisches Konzert gegeben wird. Wie sich herausstellt, sind es hoch begabte junge Musikerinnen und Musiker, die hier im Rahmen des Programms " music in resonance" einen Sommerkurs absolvieren. Einfach umwerfend, was diese jungen Talente in Solo- und Duo-Formationen zu Gehör bringen. Schon beim ersten Stück (Ludwig van Beethoven, Sonata Nr.3 in A-Dur für Violoncello und Klavier) höre ich gebannt zu - dieses habe ich auf einer alten CD in der Einspielung mit Pablo Casals.

    Eine Kostprobe vom Können der Schwestern Anja und Sophie Druml gibt's hier:
    https://youtu.be/tZPtbPjmflY?feature=shared
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  • Day 12

    Tag der irritierenden Eindrücke

    September 10, 2023 in Italy ⋅ ☀️ 31 °C

    Am Strand von Grado: wo gestern noch die Sonne (fast) im Meer versank, lädt das stille Wasser heut zum frühmorgendlichen Bad. Wunderbar erfrischend, friedlich, angenehm ruhig.

    Wenig später lese ich im Internet, dass keine 8 Stunden zuvor Marokko von einem schweren Erdbeben heimgesucht wurde. Das Epizentrum lag in der Nähe des Tizi-n-Test, jenes Passübergangs aus der Sous-Ebene, den wir noch Anfang Februar selbst überfahren hatten. Traurig und sprachlos.
    Kurze Zeit später versichern mir Abdessalam aus Agdz und Zaïd aus Tinjedad auf meine Nachfrage hin, dass sie zwar kräftig durchgeschüttelt worden seien, dass sie und ihre Familien jedoch unversehrt geblieben sind. Erleichterung und Ohnmacht gleichzeitig.

    Kurz vor Mittag wechsle ich wieder ins Landesinnere. Auf dem Weg passiere ich das gigantische Kriegsdenkmal von Redipuglia. Wie schon öfter auf dieser Reise durch Norditalien begegnen mir ungewollt Spuren der "grande guerra", des ersten Weltkriegs, hier die Schlachtfelder am Isonzo.

    1938, also noch kurz vor Beginn des zweiten Weltkriegs, sei dieses Mahnmal für 30'000 gefallene Soldaten errichtet worden. Beklemmt steige ich durch die gigantische Anlage, den Holzschnitt von Käthe Kollwitz mit dem eindringlichen Ruf "nie wieder Krieg!" vor dem inneren Auge. Und derweil wird in der Ukraine schon wieder ein Krieg inszeniert. Nein, Kriege sind keine Naturkatastrophe! Befremden.
    Auch darüber, dass dieses Mahnmal hier unter Mussolinis Herrschaft errichtet worden war; wohl nicht (nur) aus pazifistischer Absicht, wenngleich die Aufforderung am Eingang so gelesen werden könnte:
    "Nicht schaulustige Neugier, sondern die Einladung zur Nachdenklichkeit möge dich führen ". Und beim Ausgang: "Oh ihr Lebenden, die ihr hier rausgeht. Wenn ihr euch nicht ernsthafter und in der Seele gestärkter fühlt (als beim Eintritt), dann war euer Besuch umsonst."

    Dass auf dem Weg zum Parkplatz ein Restaurant gleich noch "articoli militari" (Berets + Zubehör unterschiedl. Grade) anpreist, macht die Ambivalenz dieses Ortes definitiv klar.

    Szenenwechsel:
    Bei Gradisco d'Isonzo installiere ich mich auf dem Stellplatz eines gemütlichen Biergartens direkt am Baggersee. Sehr gastlich und friedlich hier, notabene mit Gläsern vom Landshuter Brauhaus.

    Gradisco d'Isonzo ist dieses Wochenende Spielort von "Invisible cities - Festival Urbano Multimediale" (www.invisiblecities.eu). Nach einem Rundgang durch das Städtchen und an die Isonzo-Brücke lasse ich mich auf zwei besondere Darbietungen ein:

    "Rhizomas" ist die gemeinsame Performance einer englischen Schlagzeugerin (Tracy Lisk), eines japanischen Tänzers (Ryuzo Fukuhara) und eines deutschen elektronischen Klangkünstlers (Stefan Doepner), der auch mit Robotik arbeitet. Berührend, schrill, komplex, vielfältig; die Gleichzeitigkeit elektronischer Geräusche und Zuckungen - mit der lautlosen und hoch elastischen Präzision des sich bewegenden, tanzenden, Körpers - unterlegt mit dem rhythmischen Teppich des Schlagzeugs, hat eine beeindruckende und letztlich beruhigende Wirkung auf mich: keine Maschine wird je das feine Gewebe lebendiger Körper ersetzen können.

    Und schließlich noch "Earthphonia Live". Der Klangkünstler Max Casacci hat Geräusche und Klänge aus der Natur zu einer grossen elektronischen Symphonie multimedial vereint. Im Gespräch mit der Meeresbiologin Mariasole Bianco werden die Hintergründe und Motive seiner Kunst erfahrbar. Kunst und Wissenschaft im gemeinsamen Bemühen um Bewusstseinsbildung und Nachhaltigkeit, angesichts des fortschreitenden Klimawandels. Fasziniert (und etwas irritiert gleichzeitig).

    Beeindruckende Ausschnitte aus Casaccis "Earthphonia" finden sich auf Youtube, hier:

    https://youtu.be/0n1v2z6mCTQ?feature=shared
    (Oceanbreath: sounds from the sea)

    https://youtu.be/xdORFW9UoRM?feature=shared
    (Ta C'enc: sounds from the stones)

    https://youtu.be/FJuM-cN2OGo?feature=shared
    (Delta: Sounds from air)
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  • Day 14

    Cividale del Friuli

    September 12, 2023 in Italy ⋅ 🌙 21 °C

    Letzte Nacht stand ich - nach einer kurzen Fahrt durch die Hügellandschaft des Collio (einer der besten Weisswein-Gegenden Italiens) - auf einem unscheinbaren Parkplatz, gleich neben der Polizia Locale von Cividale del Friuli. Immerhin hat es gleich daneben einen Belvedere mit einem fantastischen Blick über das Flüsschen Natisone auf die Altstadt - und absolute Ruhe die ganze Nacht.

    Cividale del Friuli hat eine lange und besondere Geschichte. Nach den Römern sei die Stadt von den Langobarden besiedelt worden; in ihrer Blütezeit war sie gar Hauptstadt der Provinz, bis sie diesen Status an Udine abtreten musste. Die Altstadt wirkt sehr lebendig und gepflegt, auf vielen Häusern weisen informative Tafeln mit persönlichen Geschichten auf die einstmalige Bedeutung hin.

    Der Tempietto Langobardo wurde 2011 zusammen mit 10 anderen emblematischen Orten Italiens dieser Epoche in die UNESCO-Welterbe-Liste aufgenommen. Eindrücklich zu sehen, mit welcher Akribie und Präzision die Restaurationsarbeiten erfolgen: in der unscheinbaren Klosterkrche wurde kurzerhand ein Restaurations-Atelier eingerichtet, wo man den Restauratorinnen über die Schultern schauen kann.

    Im Monasterio Sta Maria in Valle, dem ehemaligen Ursulinerinnen-Kloster ist das einstige Klosterleben mit Klosterschule gut nachvollziehbar. Im ehemaligen Zellen-Trakt erfreut die Ausstellung eines friulanischen Künstlers.
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  • Day 15

    Bovec - im oberen Soča-Tal

    September 13, 2023 in Slovenia ⋅ 🌧 20 °C

    Steile und stark bewaldete Bergflanken säumen meinen heutigen Weg. Mindestens so steil wie in den Tälern des Tessin (und gefühlt mindestens so lang wie die Täler der Pyrenäen). Mit dem Überschreiten der Grenze zu Slowenien (unbemannt, niemand hat mich gesehen) bin ich definitiv auf dem Balkan angekommen, wenn auch in dessen nordwestlichster Spitze.

    Das Soča-Tal gilt als Eldorado der Wildwasser-Paddler. Ich installiere mich hier in Bovec auf dem Camp Liza für zwei Nächte. Wandernd, radelnd und paddelnd will ich diese Landschaft mit ihren aussergewöhnlichen Farben und Formen mir erschließen.

    Und ja .... ich hatte eine Kajaktour gebucht und voll genossen. Eine hervorragende Instruktion, gutes Material, tolle Erfahrung - natürlich auf einem Einsteiger-Abschnitt (I-II / was ich sonst mit Schlauchkanadier paddelte).
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