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Jan – Mar 2025

Kurs Südwest, die Zweite

Nach überraschenden "Heimaturlaub" nehmen wir den Reisefaden wieder auf. Christoph startet per Fähre Barcelona-Nador nach Südmarokko. Renata wird Ende Februar zum Sprachkurs nach Malaga reisen. Dann geht's wieder gemeinsam weiter durch Spanien. Read more
  • Omar war am Verlesen der wilden Pistazien (Mastix)Gastfreundschaft at it's best in der Auberge Amellagou bei Ali

    P7103 - im Hochtal von Amellagou

    Mar 11–13 in Morocco ⋅ ☁️ 16 °C

    Hinter Goulmima fahre ich auf der P7101 und später auf der P7103 in Richtung Ait Hani. Ich folge damit dem meist trockenen Flussbett des Oued Géhris (arab. Ghriss, was "weisser Reif" bedeutet). Dieser entspringt im Hohen Atlas, vereinigt sich nach rund 270km mit dem Oued Ziz und versickert schließlich mit diesem zusammen in der Wüste. Es sei der einzige Fluss Marokkos ohne jegliche Stauanlage.

    Im Hochtal von Amellagou sind der Fluss und dessen Grundwasserspiegel noch offensichtlicher Lebensquell. Das stark eingeschnittene Mäander-Tal ist dicht gesäumt von saftig grünen Gärten und kleinen Feldern.
    Esel mit Säcken, Frauen mit Brennholz-Bündeln, Männer mit der Hacke in den Feldern - ein emsiges Treiben, Hegen und Pflegen. Es ist ein wenig, als ob hier die Zeit stillgestanden wäre - in einem noch funktionierenden Mikrokosmos mit weitgehender Selbstversorgung. Sehr eindrücklich.

    Ali, der engagierte und schollenverbundene Hotelier, ist sichtlich stolz über das einzigartige Sozialgefüge und sorgt dafür, dass ein sanfter Tourismus der ganzen Talschaft kleine Verdienstmöglichkeiten verschafft. Ein Glück, dass dieses Tal nicht so berühmt ist wie die Todhra- und die Dades-Schlucht. Schöner und stimmiger ist es allemal.
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  • Er-Rich und Gorges du Ziz

    Mar 13–17 in Morocco ⋅ ☀️ 20 °C

    Den Kreis schließen - indem ich erneut ein paar Tage in und um Er-Rich verbringe. Den Fluss Ziz mit seinen verschiedenen Gesichtern nochmals erleben: wie er im flachen Hochtal um die Stadt mäandert, dann die heisse Quelle in seinem Bachbett beim "Baño natural de aguas termales Hamat Moulay Ali Cherif" und schließlich die imposanten Ziz-Schluchten.

    Zwei beschauliche und ruhige Tage - mitten drinn in der Erdgeschichte sozusagen - am Camping der Kasbah Jurassique. Wandern, Kraxeln, lauschen, schauen - und beim Durchwaten des Ziz muss ich doch noch kurz an meinen Namensgeber Christophorus denken.

    Hier in der Ziz-Schlucht geht doch tatsächlich das Gas zur Neige. Nun, dann gibt's halt kaltes Abendessen, kein Problem, makenmushkil. Ein weiterer Grund, bald nach Norden aufzubrechen, denn meine Gas-Festtanks kann ich erst in Spanien wieder auffüllen lassen.

    Ein schönes Gefühl, hier um Er-Rich die sieben Wochen Südmarokko nochmals Revue passieren zu lassen. Beim ersten Besuch war mein Blick noch eher abtastend, vorsichtig neugierig und interessiert offen. Diesmal empfinde ich bereits eine selbstverständliche Vertrautheit, weiss wo ich am Souk meine Oliven kaufen will und kenne den Coiffeur-Shop, der mich rasieren soll (zu 15DH die Rasur). Auch mit dem Nachfüllen des Telefon-Guthabens und mit den veränderten Gepflogenheiten während des Ramadans bin ich vertraut. Eindrücklich, wie die sonst so quirlige Innenstadt-Atmosphäre sich kurz vor 18.30 Uhr fast schlagartig beruhigt: Verkaufsauslagen zusammengeräumt, Rollläden runter, zack auf's Velo und schnell nach Hause. Denn zum Fastenbrechen im Familienkreis will keiner zu spät kommen; und schließlich treibt wohl auch der Hunger an.
    In den plötzlich fast leeren Gassen bleiben bloss der Müll und streunende Hunde zurück - und jene oft etwas zerlumpt wirkenden Menschen, die offensichtlich kein Zuhause finden können: Bettler, Kranke, Außenseiter. Beklemmend.

    Mit dem grossen Montags-Souk in Er-Rich schliesse ich den Bogen und fahre weiter nach Fes. Denn nun soll sich das Wetter endlich auch nördlich des Hohen Atlas stabilisieren.
    Also, auf an die Nordküste.
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  • Szenenwechsel & "Lost in the Rif"

    Mar 17–21 in Spain ⋅ 🌧 16 °C

    Es ist, als hätte ich zwischen Welten gewechselt. Montagmorgen noch am Souk in Er Rich. Buntes Treiben in archaischem Rahmen, nicht zuletzt beim Kräuter-Doktor mit seinen eindringlichen Ratschlägen an die Männer 🤔 (Video). Landschaftlich und von der kulturellen Atmosphäre her noch klar in Südmarokko.

    Dann die Fahrt nach Midelt, Atlas-Hochebene, und weiter nach Boulemane. Immer noch weite, flache und karge Hochebene, jetzt aber durchsetzt mit künstlich angelegten Obstbaum-Plantagen. Später riesige Felder mit Zwiebel-Mieten: die Zwiebeln sind lagenweise auf Steinmauern zum Trocknen ausgelegt, zuoberst mit einer dicken Schicht Stroh und einer Plane bedeckt, als Schutz vor Wetter und Frost.

    Weiter über den mittleren Atlas, zuoberst den baumlosen Jura-Höhenzügen nicht unähnlich. Die Vorkehrungen gegen Schneeverwehungen bestehen hier aus locker gemauerten Ziegel-Wänden. Dann abwärts, entlang der von Saumpfaden durchzogenen Schluchten. Um Sefrou beginnen die Kiefernwälder und weiter unten dann die Olivenhaine. Die Braun- und Ockertöne werden definitiv von Grüntönen abgelöst.

    Übernachtung im Camping Diamant Vert in Fes (75DH). Die Rindfleisch-Tajine mit Pflaumen kommt sehr schnörkellos auf den Tisch. Als einziger Gast im Camping-Restaurant nutze ich das WLAN und höre ein Interview vom Pioneers-of-Change-Online-Kongress.

    Dienstag dann der Start zur Rif-Etappe um 10 Uhr mit dem stillen Ziel, bei El Jebbah ans Meer zu gelangen. Dann aber gerate ich in Fes ins volle Verkehrschaos; die Hauptachse wird gerade frisch geteert und ist deshalb abschnittweise gesperrt. Schließlich finde ich doch noch raus aus dem Chaos von Fés, allerdings im Nordwesten statt wie geplant im Nordosten. Also zuerst einige Dutzend km in Richtung Chefchaouen. Dann wähle ich - auf Empfehlung von Frau Google - eine Pisten-Querverbindung Richtung Nordost. Ein extremes Auf und Ab in mittlerweile saftig grüner Landschaft. Baumlose Hügel, die von riesigen Getreidefeldern überzogen sind.

    Zahlreiche Marokkaner, die Autostopp machen. Hussein ist ein Hüne von Marokkaner, wohl ein wohlhabenderer Bauer. Wir verständigen uns ausschließlich gestikulierend und lachend. Er quittiert die Mitfahrgelegenheit überraschend mit "ganz stark msian". Dann zwei jüngere Marokkaner, der eine davon mit ausgeprägtem Kuhstall-Duft. Nur dank Tierstimmen-Imitation kriege ich raus dass er eine Kuh, zwei Schafe und einen Esel hat - und ernte sein anerkennendes Gelächter dafür.

    Ich kurve immer höher in die Hügel hinein, die Wolken verdichten sich, zeitweilige Regenschauer und ein grosser Regenbogen inbegriffen. In dieser sehr schroffen, abgelegenen und urtümlichen Gegend fallen mir - nebst den ausgesprochen schlechten, extrem schmalen und kurvigen Strassen - die zahlreichen Leute auf, die ihre Kuh am Strick den Strassenrand abgrasen lassen. Angepflockte Esel und Ziegen zuhauf. Und auffallend viele Frauen, die mit stark gebeugten Rücken riesige Brennholz- und Reisigbündel nach Hause tragen. Kinder, die mit dem Esel am Ziehbrunnen Wasser holen.

    Es wird immer offensichtlicher, dass diese inneren Rif-Berge nicht Teil der marokkanischen Tourismus-Strategie sind (von Chefchaouen mal abgesehen). Gerade im Vergleich zur gut ausgebauten Infrastruktur in Südmarokko sticht die Vernachlässigung dieser Gegend schon fast schmerzhaft ins Auge. Ja, und so kommt es, wie es kommen muss: meine ehemals asphaltierte Piste kurvt extrem steil ins nächste Tal hinunter, wird immer schmaler und löchriger. Als ich sehe, dass zuunterst ein Hochwasser führender Oued zu queren wäre ist definitiv Zeit zur Umkehr. Das 6,5m-Gefährt im steilen Strassenstück zu wenden wird zur Millimeter-Arbeit, gelingt aber gerade so knapp. Dann also 25km zurück und einen riesen Umweg in Kauf nehmen. Die immer noch schmale, löchrige und extrem kurvige Strasse führt mich - zuletzt in der Dunkelheit - auf die N2 bei Bab Taza. Parken, Essen, Schlafen. Dieser Tag endet mit 235 Kilometern in 7 Stunden und einem Schnitt von gut 33 km/h. Puuuh.

    Mittwochs weiter durch das saftig grüne Rif-Bergland nach Stehat und Oued Laou an Marokkos Nordküste. Nach gut sieben Wochen kann ich der Maus endlich wieder Meereswellen zeigen - und mir eine grillierte Fischplatte gönnen. Und dabei reift mein Entschluss: jetzt ist genug Marokko und Ramadan. Ich will noch vor den angekündigten Stürmen über die Strasse von Gibraltar.

    Somit ist das Donnerstags-Programm gesetzt: Fahrt Richtung Tetouan und Ceuta, unterwegs in die Waschanlage und nochmals volltanken (zu 11.3 DH = in etwa 1 CHF), Grenzübertritt (ging mit rund einer Stunde ganz glimpflich) und Fährticket besorgen (ist am Balearia-Fährschalter mit 67.20 € eindeutig am Günstigsten. Gegenüber directferries.com zu 84 € und ferryhopper.com zu 112 €). Dann die pünktliche und ruhige Überfahrt. In Spanien endlich wieder Gas nachfüllen und - welch ein Genuss - im Mercadona einkaufen, das volle Programm.

    Mein Marokko-Fazit: es waren acht einmalige und eindrückliche Wochen, mit unzähligen Besuchen und Begegnungen abseits der üblichen Pfade. Das "alleine Reisen" hat sich dabei als Segen erwiesen und mir so manche spontane Begegnung und Überraschung beschert. Besonders angetan bin ich von einigen abgeschiedenen Bergtälern. Und ja, das südliche Marokko ist und bleibt mein Favorit, mit der dortigen Echtheit, Einfachheit und Natürlichkeit fühle ich mich sehr verbunden. Au revoir, inshallah.
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    Trip end
    March 21, 2025