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  • Day 17

    History, Cocktail und Peinlichkeit

    November 22, 2023 in Vietnam ⋅ ☁️ 32 °C

    Der Tag startet mit einem Cà phê trúng (Eierkaffee) - etwas gewöhnungsbedürftig aber der Schaum ist gar nicht schlecht. Anschließend gibt es einen Tag voller Geschichte - erst geht es ins War remnants museum, das brutal detailliert die Verbrechen des Vietnamkrieges dokumentiert und das erschreckend zeitgemäß erscheint.
    Weiter geht es auf die Spuren der Cu chi guerillas zu den Cu chi Tunneln. Letzteres ist eine gewöhnungsbedürftige Veranstaltung, auf dem Gelände liegt eine Shooting range und man kann gegen Geld mit einem Gewehr rumballern. Während man also durch den Wald läuft und sich die engen Tunnel ansieht, in denen sich die Cu chi guerillas vor dem Beschuss der Amerikaner versteckten, hört man im Hintergrund Touristen zum Spaß mit Gewehren auf Scheiben feuern. Fühlt sich irgendwie unangebracht an. Aber gut. Die Tunnel selbst sind winzig (an einigen Stellen nur 40 cm Durchmesser), da kann man sich gut vorstellen, dass die amerikanischen Soldaten dort stecken geblieben sind. Heutzutage gibt es für uns Touristen etwas vergrößerte Tunnel, um das Gefühl darin mal zu erleben ohne stecken zu bleiben. Ich schaffe dennoch nur ein kurzes Stück und wähle dann den Ausgang - die Claustrophobie siegt irgendwann immer. Aus mir wär wohl kein guter Guerilla geworden.. Zum Abschluss gibt es noch Tapioka mit Zucker und Erdnuss und es geht wieder zurück in die Stadt. Dort löse ich mich von meiner Gruppe und genieße im lauten Moped-Geröhre mutig Street food von der Co giang street. Neben mir zündet währenddessen jemand liebevoll eine Zigarette als Opfergabe an und steckt sie neben ein Räucherstäbchen auf einen Stab. Und das ist nicht das erste Mal, dass ich das sehe. Scheint ein ganz schöner Kettenraucher zu sein dieser Buddha...
    Da ich eh in der Gegend bin und etwas innere Desinfektion nach dem zweifelhaften Essen sicher nicht schaden kann, entscheide ich mich im Anschluss für einen Cocktail in der Chill Skybar auf dem Dach einer Bank. Das kostet mich ziemlich Überwindung, sowas habe ich Zuhause noch nie alleine gemacht. Dementsprechend fühle ich mich völlig fehl am Platze - allein, ungeschminkt, Wanderrucksack auf dem Rücken und Whitebread-Schuhe an - Attraktivitätsfaktor -1000. Ich ermahne mich zu Charakterstärke (vor allem will ich den schönen Ausblick sehen!) und ziehe es trotzdem durch, bestelle mir einen Mojito und genieße den Blick über die Stadt. Jedenfalls für 5 Minuten, dann will der Kellner sein Geld, mein Bargeld reicht nicht aus und meine Karte funktioniert nicht. Peinlich, peinlich, peinlich. Sogleich werde ich wie eine cocktailstehlende Schwerverbrecherin von ihm zum Bankautomaten eskortiert, nur um festzustellen, dass auch da nichts funktioniert. Der Grund: Kreditkartenlimit erreicht. Ich hab ja an Vieles im Voraus gedacht, aber mein Kreditkartenlimit zu erhöhen war natürlich nicht dabei. Der Versuch das von unterwegs zu beheben, scheitert leider kläglich und so bleibe ich eine Verbrecherin, schlürfe als solche meinen Cocktail der Schande auf und hinterlasse schließlich meinen Personalausweis um Bargeld aus dem Hostel zu holen. Zumindest komme ich so in den Genuss einer kleinen Scooter-Rundfahrt durch die nächtliche Stadt und fühle mich so richtig local. Am Ende sind dann auch alle Schulden beglichen und ich schäme mich nur noch ein bisschen. So sehr wollte ich meine Charakterstärke dann eigentlich doch nicht auf die Probe stellen...
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