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  • Day 38

    Lo que me Falter

    February 16 in Mexico ⋅ ☁️ 17 °C

    Heute geht es mit einer Tour in den Bundesstaat Michoacán zum Santuario Mariposa Monarca - dem Überwinterungsgebiet der Monarchfalter. Diese orangenen Schönheiten legen zum Überwintern in Mexiko den ganzen Weg von Kanada bis hierher zurück - Wahnsinn! Die meisten Falter fliegen allerdings nicht den gesamten Weg, sondern teilen sich das als Generationenprojekt auf - die übliche Lebenserwartung des Falters liegt bei einem Monat. Wenn sie allerdings wandern - und die Wanderung kann 8 Monate dauern - legen sie eine Diapause ein, werden somit in der Zeit nicht fruchtbar, und leben dann 8-10 Monate.
    Diesen Plan und unwirkliche Fotos aus dem Internet von 1000 fliegenden orangenen Monarchfaltern im Wald vor Augen werde ich um 6.40 Uhr eingesammelt von Isaac, meinem Fahrer. Wir holen noch zwei weitere Teilnehmerinnen ab und treffen den Rest der Truppe dann in unserer Frühstücks-Location in La Marquesa. Schnell stellt sich heraus - ich bin in einer Gringo-Tour gelandet - außer mir nur Amerikaner. Aber wenigstens nette und es ist sogar eine deutsche Auswandererin unter ihnen.
    Dann gibt es eine Sopa azteca zum Frühstück, die ein bisschen schmeckt wie eine warme, herzhafte Version von Cornflakes, und ich darf unglaublich amerikanischen Konversationen lauschen. Danach fahren wir weiter und kommen schließlich in El Rosario an, raus aus dem Wagen und es wird losgewandert. Um die locals zu unterstützen bekommen wir einen Guide zur Seite gestellt und dann geht die zähe Tour den Berg hinauf los - im Schneckentempo und mit tausend Pausen. Anfangs ist der Himmel nur leicht bewölkt, je länger es dauert, desto weiter zieht sich die Wolkendecke jedoch zu. Und es ist ordentlich kalt - auch deswegen macht es mir wechselwarmem Geschöpf etwas aus mich so langsam fortzubewegen - ich habe die Sorge festzufrieren.
    Ab einem gewissen Zeitpunkt treffen wir endlich den Star des Tages - den ersten flatternden Monarchfalter zwischen den Baumkronen - und dann auch am Wegrand mehr und mehr von ihnen. Oben angekommen ist das Bild irgendwie beeindruckend - millionen Falter sitzen wegen der Kälte eng zusammengekuschelt in den Bäumen, wodurch etwas unförmige, braune Zapfen entstehen und ich freue mich diese weit gereisten Berühmtheiten hier sehen zu dürfen.
    Aber machen wir uns nichts vor, dennoch ist das Bild etwas enttäuschend, wenn man auf ein orangenes Schmetterlingsmeer am Himmel gehofft hat. Aber so ist das nun mal mit der Natur. Und abgesehen davon, dass es für uns eine magere Ausbeute ist, ist die für diese Jahreszeit unnormale Kälte für die Falter lebensbedrohlich. Also sollen sie mal lieber kuscheln.
    Dann geht es wieder runter und es gibt erst mal Tacos und Atole.
    Anschließend treten wir die Heimreise an und kommen nach Ewigkeiten auch wieder in Mexiko-Stadt an. Zur Belohnung für mein schlechtes Spanisch schenkt mir Isaak noch ein paar Pfirsiche zum Abschied und frierend verziehe ich mich schnell in mein Hostel. Ich will eine warme Dusche nehmen, doch hier erwartet mich nur kaltes Wasser - wie furchtbar! Ich friere also weiter bis ich es endlich unter meine warme Bettdecke schaffe. In diesem Moment kann ich so richtig mit den Monarchfaltern mitfühlen - da ist man ewig weit gereist und freut sich auf die Wärme und dann sowas! Aber zum Glück überlebe ich - im Gegensatz zu so manch einem frierenden Falter - meine rauen Lebensbedingungen und somit auch Tag 38.
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