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  • Day 37

    Coyoacán - ohne Diego

    February 15 in Mexico ⋅ ☁️ 25 °C

    Wie könnte der Tag besser beginnen als mit ein paar Gruselgeschichten?! Stimmt, es gibt keine bessere Art und Weise und so höre ich mir ebensolche über das Stadtviertel Tepito (unweit unseres Hostels gelegen) von einer Mitreisenden an - man solle bloß nicht in dessen Nähe kommen, hier gebe es alles, Drogen, Waffen, Entführung, Organraub.
    Eines der Dinge, die ich in Mexiko gelernt habe - ich habe definitiv zu wenig Phantasie für Verbrechen - zum Glück, je mehr Möglichkeiten an Verbrechen sich auftun, desto mehr Sorgen muss man sich ja machen. Der Organraub ist jedenfalls ein neuer Aspekt auf meiner Reise, sodass ich den heutigen Tag in stetem Bewusstsein meiner beiden vorhandenen Nieren verbringe.
    Nach diesem netten Gemeinschaftsbad-Plausch brauche ich erst mal eine Beruhigungs-Chocolate und dann geht es zum Nationalpalast, um mich für Diego Riveras Murales zu registrieren. Leider geht die Besichtigung nur im Rahmen einer Tour, wofür ich nach einigem Anstehen einen Platz um 15.30 Uhr bekomme.
    Genug Zeit also für Frida Kahlo vorher - also ab nach Coyoacán! Mein Frida-Slot ist um 12 Uhr, sodass ich vorher noch einen Cappuccino beim Mercado de Coyoacán trinken und die gemütliche Stimmung dort genießen kann und dann geht es ins Casa azul.
    Hier ist es ganz schön voll - ehrlicherweise fast etwas zu voll - aber das Museum ist schön. Es werden weniger ihre Werke, als eher ihre Kollektion an Lebensgegenständen und ihre Kleidung ausgestellt, die ja auch irgendwie Kunst sind. Und natürlich kann man durch den wunderschönen Garten schlendern, in dem riesige Monsteras die Bäume hochklettern. Abgesehen von dem regen touristischen Treiben kann ich mir richtig vorstellen wie schön es gewesen sein muss hier zu leben, insbesondere wenn noch ein paar Affen durch den Garten springen.
    Nach dem Museumsbesuch schlendere ich etwas durch Coyoacán, statte dem Markt nochmal einen Besuch ab, um noch ein paar lästig mitzuschleppende Souvenirs zu erwerben und laufe dann entlang der Avenida Francisco Sosa in Richtung des Parks. Das Viertel ist richtig schön, breite Straßen, bunte Häuser, gemütliche Cafés, kein Gefühl von Unsicherheit, keine Nieren-Verlustangst.
    Während ich eine Weg-Mango verzehrend weiterlaufe, so vor mich hinträumend wie es wäre in einem blauen Haus in Coyoacán zu leben, fällt mir plötzlich etwas auf den Kopf - ich werde Opfer eines Vogel-Darmangriffs! Zum Glück scheint es nur ein kleiner Darm gewesen zu sein, trotzdem bisschen eklig und das vor meinem Date mit Diego. Aber soll ja Glück bringen... also schnell mal abgetupft (oder einmassiert, so genau kann ich das nicht sagen) und weiter in den Park. So langsam muss ich mich etwas sputen, sodass der Parkspaziergang eher einem Powerwalk gleicht. Ich rufe mir wieder ein Uber, aber leider habe ich allerlei Verspätungen nicht mit eingerechnet und so komme ich 20 Minuten zu spät am Nationalpalast an. Eigentlich würde man ja denken das ist eine normale Zeitverschiebung für Mexiko, doch Diegos Türsteher kennen keine Gnade - Termin verpasst. Kein Diego heute. Ich bin etwas enttäuscht, aber vielleicht klappt es beim nächsten Mal ja dann zumindest mit Häufchen-freier Frisur.
    Also ruhe ich mich kurz aus, gehe dann Geld abheben und etwas essen im Café De Tacuba - absolutes Kultcafé, spätestens seit der Band. Hier bestelle ein Gericht mit Nopal - sehr lecker. Dann bezahle ich und hierbei fällt mir auf, dass ich erstmalig andere 500 Peso-Scheine aus dem Bankautomaten bekommen habe - und wie könnte es anders sein, als dass Diego Rivera mich hiervon anschaut. Das ist doch ein Witz.
    Danach hole ich mir noch wie alle Mexikaner etwas für mein morgiges Frühstück im Zuckerparadies (der Pasteleria Ideal), wo allerlei Leckereien für unglaublich wenig Geld angeboten werden. Wenn ich schon um meine Organe fürchten muss, verhunze ich sie vorher wenigstens noch schön mit Kiloweise Zucker.
    Dann geht es zurück zum Hostel und abgesehen von einem neuen Verfolgungswahn überlebe ich Tag 37 somit dennoch in toto.
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