DR Congo Boma Airport

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Travelers at this place
  • Day 190

    Tag 190, 176 Km/24408 Km

    March 7 in DR Congo ⋅ 🌩️ 30 °C

    Am frühen Morgen beginnt er, der Tag an dem ich in die Demokratische Republik Kongo einreisen werde. Es gäbe eine unregelmäßig fahrende Fähre von Cabinda-Stadt nach Angola, aber Nutzen steht leider in keiner Relation zum Aufwand, also kann es eigentlich nur über Land weiter gehen. Wir fahren durch die Innenstadt von Cabinda, optisch keine Augenweide. Die Straßen sind maximal kaputt, Wellblechhütten ziehen sich die Berge hinauf, Müll überall. Es wird portugiesisch gesprochen, was mich im Zusammenspiel mit dem optischen Eindruck der Stadt wieder einmal an ein Armenviertel in Rio de Janeiro erinnert. Auf dem Weg gibt es zig Tankstellen, vor allen lange Schlangen von bis zu 200 Autos. Oft beginnt die Schlange von Fahrzeugen schon weit bevor die Tankstelle überhaupt zu sehen ist. Für Diesel und Benzin wird hier im wahrsten Sinne des Wortes tagelang angestanden, schon morgens schlafen die Leute in den Autos vor den noch nicht geöffneten Tankstellen. Ähnliches Bild vor Geldautomaten, Supermärkten, Getränkehandel.
    Es geht zügig zur Grenze, die Seite von Cabinda ist easy und in 20 Minuten erledigt. Man stempelt das Carnet in einem Schuppen, in dem sich Berge von losen Papieren in den Ecken auftürmen.
    Dann geht es auf die andere Seite, in die Demokratische Republik Kongo. Die Pässe werden eingesammelt, schließlich auch der Nachweis der Gelbfieberimpfung. Dann geschieht nichts mehr. Stundenlang sitzen wir auf einer Holzbank in der Ecke. Der Chef ist nicht da, er ist der Einzige der den Stempel in den Pass drücken darf. "Wann kommt der Chef?" frage ich. "Bald." die Antwort. Nach zwei Stunden gewährt man uns, das Fahrzeug schon einmal beim Zoll zu deklarieren. Wir sitzen 30 Minuten in einem Zimmer während der Beamte uns Fragen wie "Wieso habt ihr nicht gebetet, bevor ihr den Raum betreten habt" fragt. Die 30 Minuten dienen ausschließlich der Befragung mit irgendwelchen absurden Fragen, schließlich weist er eine seiner Mitarbeiterinnen an, dass wir die Fahrzeuge einführen dürfen.
    Es geht zurück zur Polizei, der Chef ist noch nicht da, also warten wir eine weitere Stunde. Schließlich kommt jemand, gekleidet in Zivil zu uns und fragt auf französisch: "Na, schon müde?" Wir sitzen fast vier Stunden auf der Holzbank und wissen nicht, wann es weitergeht und ob überhaupt, also ja, wir sind müde. "Gut, hier eure Pässe, dann dürft ihr jetzt einreisen." Leider nur die halbe Wahrheit, wir müssen noch ins Büro der Gesundheitsbehörde, da liegen seit vier Stunden die Impfnachweise, jetzt muss noch alles von den Impfpässen in ein Buch geschrieben werden. Schließlich dürfen wir weiter, beide Autos an, rückwärts vom Hof, als 5 bewaffnete Polizisten zu uns kommen. "Aussteigen, alles ausräumen, alle Schränke auf, die Autos werden jetzt durchsucht." In der Demokratischen Republik Kongo ist man noch nicht bereit für Touristen und das wird sicherlich auch noch ein paar Generationen dauern. Am mittlerweile späten Mittag dürfen wir dann irgenwann wirklich weiter. Dass mir die schwierigste Prüfung des Tages noch bevorsteht, weiß ich zu dem Zeitpunkt noch nicht.
    An der Grenze gibt es auch hier keine Versicherung für Heiner, also geht es ohne weiter.
    Die Straße wird zur Piste, Tiefsand und Schlamm wechseln sich ab. Überall Autos mit unzähligen Kanistern, die Diesel über die Grenze von Cabinda schmuggeln. Irgendwann gibt es wieder Asphalt, zeitgleich beginnen die Polizeikontrollen. Wir werden zig mal angehalten, ich muss aussteigen, die Schränke öffnen, den Pass vorzeigen. Wir kommen nach Boma, unserem Tagesziel. An einer unübersichtlichen Kreuzung fahre ich in eine Einbahnstraße, welche nicht durch ein Schild gekennzeichnet ist, sondern dadurch, dass mir ausschließlich Fahrzeuge entgegen kommen. Bevor ich drehen kann, steht ein Polizist an meinem Seitenfenster. Er ist außer sich, schreit mich an, was mir denn einfällt. Kein Argument ist jetzt mehr wirksam. Dann kippt die Stimmung. Er ist der Meinung, wir wären Terroristen. Mehrfach sagt er, er wird uns gleich erschießen, formt mit den Fingern eine Pistole und hält sie sich an den Kopf. Es geht hier nicht um Schmiergeld, dass ist mir mittlerweile klar. Die Situation ist ernst, richtig ernst. Im Kongo gibt es derzeit Krieg und wir wären hier um seine Stadt zu überfallen, so die Annahme. Es eilt eine seiner Kolleginnen herbei aber diese bekommt ihn nicht beruhigt. Plötzlich sagt er, er nimmt uns fest, macht mit seinen Händen die Geste von Handschellen. Er sammelt Pass und Führerschein ein, setzt sich auf ein Motorrad, wir sollen folgen. In Boma gibt es ein großes Polizeirevier, hier halten wir an. Er übergibt unsere Dokumente an seinen Chef, spricht mit ihm in einer mir nicht bekannten Sprache. Dieser kommt nun zu uns und das erste was er tut ist uns anzuweisen ab sofort kein Deutsch mehr untereinander zu sprechen, die Situation entwickelt sich nicht gut. Wir folgen in ein klimatisiertes Büro, in dem der Polizeichef sitzt. Er begrüßt uns immerhin freundlich, sagt dann aber wir sollen schon einmal bei der deutschen Botschaft in Kinshasa anrufen. Die gesamte Konversation läuft auf französisch, keiner der anwesenden Polizisten spricht englisch. Ich erkläre dem Chef, dass ich die Nummer nicht kenne, erzähle darauf los, was wir hier machen, wieso wir da sind und dass nicht einmal klar ist, wieso wir überhaupt festgenommen werden. Der Vorwurf des Terrorismus wiegt schwer, wir könnten Waffen dabei haben - haben wir aber nicht. Er telefoniert nun selber mit der kongolesischen Einwanderungsbehörde, ist die ganze Zeit nicht unfreundlich, wird dann aber plötzlich nett zu uns. Er wünscht, dass wir eine gute Zeit in Boma haben, fragt noch wo wir übernachten. So schnell wie die Stimmung auf der Straße gekippt ist, so schnell entspannt es sich hier. Schließlich dürfen wir gehen, auch wenn ich bis zu diesem Zeitpunkt eigentlich schon mit einer Nacht in der Zelle gerechnet habe.
    Mittlerweile ist es fast dunkel als wir die Kirche von Boma ansteuern. Hier lässt man uns die Nacht bleiben, während es plötzlich an zu Gewittern und zu Schütten beginnt.
    Ich hatte vor der DR Kongo von Anfang an Respekt, es gibt mannigfaltige Probleme im ganzen Land, Rebellen, autonome Gruppierungen, die jüngsten Geschehnisse im Osten des Landes. Das der erste Tag jedoch gleich so beginnt, damit hatte ich nicht gerechnet. Bis zur Grenze nach Angola sind es noch 120 Kilometer, eine Tagesreise. Sollte alles gut laufen, die Polizei morgen gnädig sein und die Grenze nicht wieder unendlich lange dauern, ist dies die erste und letzte Nacht in der Demokratischen Republik Kongo.
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  • Day 122

    Ein Tag mit Eigentlich

    May 5, 2024 in DR Congo ⋅ ☀️ 35 °C

    Unserer gestriger Übernachtungsplatz ist heute Morgen genau noch so schön wie er gestern bei Sonnenuntergang. Eigentlich die besten Vorzeichen für einen guten Tag und eigentlich wollten wir heute Angola erreichen.
    Eigentlich.... Wir kennen das ja schon!
    Am Ortsausgang einer kleinen Stadt halten wir an, weil es Internet gibt. Juli arbeitet am PC und ich baue das provisorische Fenster aus Holz ein. Und da waren sie wieder, die 85%. Natürlich war es wieder zu groß, also heisst es erst richtig zuschneiden. Langsam kommen ein paar neugierige Kinder und Jugendliche. Ich schnappe mir den ältesten, mir zur Hand zu gehen, beim setzten von ein paar Nieten am Staufach für die Treppe. Als ich fast fertig bin, rollt ein neuer 3 Achser Mercedes Langschnauzer hinter uns an. Es sind die Nomaden 51 Mike und Sabine, die schon seit 10 Jahren unterwegs sind. Ihr Auto hat 22 Tonnen Kampfgewicht und 420PS. Das interessiert mich und wir verabreden uns an einem 60 km weiter im Overlander markierten Platz zum Frühstück. Offensichtlich sind die beiden gegenüber den Locals nicht gut zu sprechen, den die paar Kinder und Frauen die rum stehen machen sie nervös. Sie fahren schon mal vor, während ich das Werkzeug zusammen packe und wir kurze Zeit darauf auch los fahren. Noch keine 500m gefahren, stellt Julia fest, dass ihr Handy nicht mehr da ist. Den LKW auf den Kopf stellen, nützt diesmal auch nichts, das Handy ist unauffindbar. Julia versucht es über find my Phone zu orten, was bei Samsung nicht ganz so einfach ist. Die Verifizierung hierfür sollte über das eigene Handy stattfinden- das man ja sucht. Schlampinchen ist aber auch ein Fuchs, zumindest EDV Technisch. Mithilfe meines Handys und Google kann sie ihr vermisstes Teil keine 500 m weit entfernt orten. Da ich derweilen in den umliegenden Häusern nach den Kindern, die jetzt plötzlich nicht mehr da sind, bzw nach dem Handy frage, weiß die Umgebung dass etwas nicht stimmt. So haben wir schnell 25 Männer und Kinder an unseren Fersen. Wir gehen den Hang hoch und suchen bei zwei Häusern, doch jedesmal bewegt sich das Signal weiter. Oben am Berg sehen wir am gegenüber liegenden Hang 3 junge Burschen, die auch bei uns am LKW waren und denen ich Geld versprochen habe, wenn sie umherfragen und das Handy wieder bringe. Ich schreie laut "Stopp, Stopp" und die ganze Meute hinter uns beginnt laut zu brüllen, wie ein Art Kampfschrei und laufen den dicht bewachsenen Hang hinunter, den Burschen hinterher, die nun ebenfalls beginnen zu laufen. Eine wilde Jagd entwickelt sich. Ich versuche den Burschen querfeldein den Weg ab zu schneiden, aber durch das teilweise sumpfige Gebiet, das manshoch mit dichten Büschen und Gräsern bewachsen ist, ist es mit meinen afrikanischen Flip Flops ein eher aussichtsloses Unterfangen. Als ich wieder zur Meute stoße, hält der Älteste, mit roten Lackschuhen bekleidete ein Handy in der Hand. Da es aber keine Hülle mehr hat, kann ich nicht erkennen ob es das von Julia ist. Er erklärt mir er sei der Chief hier vom Ort und wir müssten jetzt Mama finden. Ach ja Julia war ja irgendwo am Berg oben geblieben? Oder hat sie sich wieder alleine auf die Suche gemacht? Leicht nervös beginne ich nach ihr zu rufen und die Meute mit: "Julia, Julia" tönt es mit afrikanischem Akzent aus mehreren Kehlen gleichzeitig. Wir finden sie oben am Berg. Sie identifiziert das Handy, das der Alte nicht aus der Hand gibt als das ihrige und so ziehen wir mit dem ganzen Tross den Hang hinunter Richtung JuSe. Dort übergibt er das Handy einem groß gewachsenen Zivilisten, der sich als Polizist ausgibt. Ich hatte bevor die Jagd begann einem Jungen 100 France gegeben, um mit einem Mopedtaxi die Polizei zu holen. Die beiden diskutieren ewig und es wird mir zu bunt. Da nur einer der Männer gebrochen Englisch spricht, ist es nicht so einfach, doch ich mache ihnen unmissverständlich klar, dass ich sofort das Handy wieder haben will und wir dann schnurstracks das Land in dem es Diebe gibt verlassen werden. Als er mir das Handy gibt, verlangt einer der Jungen die davon gelaufen sind Geld, wir hätten das Handy ja wieder! Jetzt schlägts 13! Ich mache eine Geste des Einsperrens und Aufhängen und bahne mir energisch mit dem Handy in der Hand einen Weg zur Fahrertür. Julia sitzt schon drin. Tür zu und verriegeln! Während sich der Luftdruck der JuSe noch aufbauen muss, schlägt einer der mitgelaufenen Männer mit der flachen Hand gegen meine Tür. Sie möchten Geld, weil sie uns geholfen haben. Ich drehe das Fenster hinunter und schau ihm mit einer eiskalten Miene, wie Jean Clotte vanDam bevor er einen mit bloßen Händen umbringt, und deute nur auf den Aufkleber unter mir an der Tür: Don't touch my car! Endlich hat der Luftdruck 8 bar und wir können unter lautem Gejohle der Leute wegfahren. Nur Schade, dass sich mir keiner in den Weg gestellt hat.
    Am vereinbarten Treffpunkt sehen wir nur noch die Spuren vom 3 Achser, also fahren wir ohne weiteren Stopp weiter um so schnell wie möglich aus dem Scheiß Land zu kommen. Was kann man auch von einem Land erwarten, dass sich den Russen und dem Sozialismus verschrieben hat!? EIGENTLICH nix!
    Also nix wie raus hier.
    Auf gut ausgebauten Straßen kommen wir so schnell nach Matadi. Und die Stadt hat einen eigenen Fotoprint verdient.
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