La Aurora International Airport

Heute ist Samstag und weil gestern Feiertag war, hat mir Paolo nicht nur angeboten den Unterricht nachzuholen, sondern auch, mit mir nach Santa María de Jesús zu fahren. Ein Dorf, etwa 10km von Antigua entfernt. Dort wird der „Dia de los muertos“, anders als im Rest des Landes, erst heute gefeiert.
Wir treffen uns um 7 Uhr morgens im Zentrum - verrückt was hier in der Stadt um diese Zeit schon los ist!!
Und dann habe ich auch endlich die Gelegenheit, hier den Nahverkehr zu nutzen. Das ist schon ein Abenteuer für sich. Die bunten und leuchtenden Busse, von denen ich in Antigua schon so viele gesehen bzw. ihnen ausweichen musste (die sorgen dafür, dass sie immer Vorfahrt haben) fahren anscheinend an diversen Stellen in der Stadt ab. Vielleicht stellt man sich aber manchmal auch einfach an eine Ecke und winkt. So richtig kann es mir auch Paolo nicht erklären. Man muss vielleicht hier geboren sein, um es zu verstehen. Er weiß es nämlich offensichtlich. Als der richtige Bus kommt (woher er das weiß… 🤷🏻‍♀️) ruft er und wir müssen erstmal ein paar Meter hinterher rennen. Dann steigen wir einfach durch die Hintertür ein, besser gesagt, wir klettern über eine Leiter hinein. Und dann geht die Fahrt los. Es schaukelt wie verrückt und wie die Leute ohne Sitzplatz es schaffen, nicht zu fallen, ist mir ein Rätsel. Die Fahrt kostet 10 Quetzales (1,20€) für uns beide. Neben dem Busfahrer gibt es eine andere Person, deren Job es ist, zu kassieren, beim Ein- und Aussteigen zu helfen, anzusagen, wo der Bus hinfährt bzw. anhält und vor allem lauthals auf der Straße dafür zu sorgen, dass der Bus Vorfahrt hat. Ich frage Paolo nach dem System der Verkehrsregeln. Seine Antwort: „Tu tienes reglas“ - ihr habt Regeln 😅 Ja, hier braucht man eher Mut und Glück!
Wir kommen auf jeden Fall heil und gesund in Santa María an. Und besuchen die Kirche. Ich finde es immer wieder interessant, dass sich in den katholischen Kirchen auf der ganzen Welt die Motive so gleichen, aber im Stil so unterscheiden. Es ist eine große Kirche und die Dekoration ist so bunt wie die Orte hier. Noch deutlicher wird der Unterschied, als wir dann auf den Friedhof gehen. Dort sind viele Familien an den (bunten) Gräbern ihrer Angehörigen und begehen den Tag der Toten. Überall ist Musik, die Gräber werden mit Blumen und Drachen geschmückt und die Menschen treffen sich hier, haben Picknick dabei und verbringen Zeit miteinander und mit ihren verstorbenen Familienmitgliedern. Es ist eine freudige Atmosphäre- von Trauer keine Spur. Mir gefällt das sehr gut und obwohl ich hier wahrscheinlich die einzige Nicht-Einheimische bin und oft verwundert angeschaut werde, fühle ich mich hier ganz wohl.
Zurück in Antigua zeigt mir Paolo noch den Friedhof in Antigua, der sich sehr von dem in Santa María unterscheidet. Keine Erdgräber gibt es hier, stattdessen viele Mausoleen, alte, verfallene und moderne bunt gemixt. Und lange Wände mit Platz für Urnenbestattungen. Hier auf diesem Friedhof ist es auch viel ruhiger (allerdings war der Feiertag ja auch schon gestern) und gesetzter. Es erinnert mich stark an einen Friedhof in Argentinien, den wir besucht haben. Vielleicht ist der spanische Einfluss in Antigua Ursache für den Unterschied. Ganz spannend, dass sich die Traditionen in zwei Orten, die noch nicht mal 10km auseinanderliegen so unterschiedlich entwickeln.
Paolo und ich trinken anschließend im Parque Central de Antigua noch einen Kaffee zusammen und ich habe diverse Unterhaltungen mit den Bekannten, die er hier trifft. Ziemlich effektive Unterrichtseinheit heute - sprachlich und im Bereich Landeskunde! Danke, Paolo!!Read more