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- Jul 12, 2024
- ☁️ 19 °C
- Altitude: 71 m
United StatesBlack Lake61°34’12” N 149°20’40” W
Schlumpfproblem

Kennt ihr diesen Moment, wenn ihr in irgendeiner schwierigen Situation im Leben keinen Ausweg mehr sieht und mit dem Rücken an der Wand steht?
Genau dies ist uns schlussendlich in Anchorage passiert. Angefangen hat das Ganze schon vor längerer Zeit. Unser Schlumpf hatte immer wieder schlagartige Überhitzungsprobleme. Die Nadel die die Kühlwassertemperatur anzeigt schnellt schlagartig in den roten Bereich und das Überdruckventil am Kühler öffnete um den Überdruck abzulassen. Danach konnten wir teilweise hunderte Kilometer weiterfahren, ohne dass das Problem wieder auftauchte. Nach Absprache mit Schrauberkollegen und intensiver Internetsuche klang das ganze nach Luftblasen die sich irgendwo im Kühlkreislauf befinden.
Da das Problem Richtung Anchorage immer häufiger vorkam entschlossen wir das Kühlsystem zu entleeren und kauften uns im Teileshop eine Vorrichtung um auch die letzten Luftblasen aus dem System zu bekommen. Wir entlüfteten das System immer wieder doch das Problem trat leider immer häufiger auf… Als das Kühlwasser dann einen leicht öligen Film aufwies und ich leichten Abgasgeruch warnehmen konnte verhärtete sich meine schlimmsten Befürchtungen.
Wir machten also einen Test am Kühlerdeckel, der Abgase anzeigen sollte doch wir erhielten kaum Verfärbung in der Testflüssigkeit. Wir suchten also diverse Werkstätte auf welche alle wenn sie sich dann überhaupt Zeit für uns nehmen wollten die gleiche Meinung hatten. Spätestens als sie die Ölrückstände und den Abgasgeruch im Kühlwasser rochen war für alle klar, dass unsere Zylinderkopfdichtung zumindest eine noch kleine Undichtheit hat.
Bedeutet für uns also, dass wir jederzeit liegenbleiben könnten und die Dichtung die zentral im Motor liegt ersetzen müssen. Dafür muss man den Motor ziemlich zerlegen was die Reparaturkosten sehr kostspielig macht.
Wir klappern also zig Werkstätte ab und telefonieren mehrere Tage wie wild doch…… Leider hat niemand vor dem September Zeit um sich das Problem überhaupt mal genauer anzusehen. Manche Teile hätten Wochen bis monatelange Lieferzeiten und dies auch noch ohne Garantie. Originale Teile von Ford bekommt man für unseren Motor leider nicht mehr viele. Schlussendlich bekommen wir von einer kleineren Garage mal eine Offerte. Der Endpreis ist ziemlich hoch und als ich dann noch sehe, dass sie billigste Chinateile kalkuliert haben stirbt auch diese einzige Option für mich. Als wir dann in den Googlerezessionen auch noch lesen, dass die Garage immer schummelt mit den Terminen wann die Arbeit erledigt sind steht für uns fest, dass wir uns auf ein solches Experiment nicht einlassen können.
Wir suchen also verzweifelt nach Schiffen die die vielen Touristen aus den USA und Kanada nach Nordkanada oder Alaska schiffen um uns einen Platz auf einem Boot zu sichern. Die Dame am Telefon sagt uns, dass alle Schiffe bis im Winter ausgebucht seien… Wir versuchen also bei einer Verschiffungsfirma anzufragen, ob wir einen Container buchen können um uns irgendwie in einer grösseren Stadt im Süden auszuladen, damit wir dort die Reparatur machen können zu bekommen. Wir könnten diese Option zum hohen Preis und ohne Garantien machen. Also auch diese Option ein Rückschlag.
In den USA und Kanada sieht man überall Fahrzeuge und Anhänger eines Zügelunternehmens welches Uhaul heisst. Wir fragen also an ob wir einen Zügelwagen mit Autoanhänger bekommen können. Dies wäre möglich gewesen doch die 5500USD wären auch ein ziemlich teures Unterfangen.
In der Zwischenzeit verschlechterte sich unsere Problematik am Auto täglich, bis ich den Entschluss fasse etwas Fatales für unseren Motor zu machen. Ich überbrückte das Heatercore um es zu retten und Schüttete ein spezielles Mittel ins Kühlwasser, dass kleinere Undichtheiten an der Zylinderkopfdichtung verschliessen kann. Leider verklebt dieses Produkt nicht nur die Undichtheit sondern auch alle Kanäle und beweglichen Teile. Dies bedeutete für uns, dass wir schlussendlich bedeutend mehr ersetzen werden müssen als nur die Dichtung, doch irgendwie mussten wir mobil bleiben bis wir eine Lösung gefunden haben. Doch gab es die Lösung überhaupt?
Nach mehreren regnerischen und kalten Tagen fiel uns langsam die Decke auf den Kopf. Die Standheizung die entschied auszusteigen machte das Ganze nicht besser. Nach einigen kalten Nächten standen wir also mit gestressten Gemüter auf einem Parkplatz. Bigna erkältet und mir sind irgendwie die sonst so zahlreichen Ideen ausgegangen. Wenn man mit dem Rücken so an der Wand steht und dringend eine Lösung braucht, jedoch die komplette Kreativität weg ist wegen dem ganzen Stress der die letzten Tage, dann weiss man, dass es wirklich keine einfachen Lösungen mehr gibt.
Wir hatten immer noch die unglaublich riskante Variante einen Versuch zu starten die knapp über 1000km nach Whithorse eine Stadt im nördlichen Kanada zu starten, jedoch führte die Strasse durch ziemlich abgelegene Natur ohne Werkstätte.
Da wir nicht weiter wussten entschlossen wir eine 2 Dollar (CAD) Münze zu werfen. Auf der einen Seite die Queen und auf der anderen Seite der Bär. Die Queen wäre Reparatur mit den Chinateilen in Alaska zu Elitepreis ohne Garantie und der Bär soll für den mutigen Versuch der Selbstrettung aus der «Insel» Alaska gelten. Die Münze landete auf dem Bär.
Wir fuhren also direkt nach diesem Münzwurf bereits am späten Abend los und wollten es noch bis nach Glacier View schaffen. Wenn das Produkt die Dichtung nicht reparieren konnte, dann werden wir es auf den kommenden 1000 Höhenmeter sicherlich zu spüren bekommen. Im Zweifelsfall könnten wir uns für teures Geld sicher noch zurück nach Anchorage Abschleppen lassen.
Voller Adrenalin und Anspannung fuhren wir also los Richtung Norden und Nacht.Read more
Traveler
Guet kennsch diis auto so guet😉
Traveler Eine weitere Option wäre, den Wagen ganz zu ersetzen. Dies ist natürlich auch nicht billig. Aber es ist zu befürchten, dass der jetzige Schlumpf noch mehr Probleme gibt.
Traveler Stimmt diese Option haben wir auch durchdacht, jedoch ist diese Teurer und wir müssten einen Pickup kaufen der weitaus schlechter behandelt wurde als Schlumpf. Für die Menschen hier ist ein Pickup oder Auto einen Gebrauchsgegenstand. Da wird nicht jeden Sonntag gebutzt und Poliert. Zudem haben die Fahrzeuge durch das unglaubliche Salzen der kalten Winterstrassen hier unglaublich viel Rost. Einen neuen Pickup können wir uns auch hier nicht leisten. Zudem gibt es für uns noch bürokratische Hürden. Man kann als Ausländer nicht in jedem Land einfach ein Auto kaufen und als nicht Wohnsässiger einlösen und eine Einheimische Autonummer bekommen. In Alaska und einigen Bundesstaaten der USA würde dies jedoch zumindest mit Unwegen gehen. Doch wie wäre es mit Schlumpf? Kann ich mein schweizer Fahrzeug hier einfach so verkaufen? Muss ich es vorher importieren und teuren Zoll und Gebühren bezahlen? Wenn ich es Verschrotte, kann ich dann mit einer Verschrottbestätigung wieder aus dem Land ausreisen oder bekomme ich Probleme? Könnte also durchaus sein, dass teuer zurückverschiffen und in Europa verschrotten oder Verkaufen wenn noch möglich besser/ günstiger wäre. Angesichts dieser Kosten kann ich Schlumpf noch viele Male reparieren.
Traveler Die Option hätte natürlich viele andere Probleme verursacht und auch viel Zeit und Geld verschlungen.