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  • Day 55

    Oh Blue Mountains, where are you?

    February 21, 2019 in Australia ⋅ 🌫 13 °C

    Der Wecker klingelt um 5:30 Uhr morgens, so früh wie seit Wochen nicht mehr. Ich fluche etwas beim Aufstehen, warum tun wir uns das an? Ich weiß, dass es Susi nicht anders geht und sie gekonnt versucht das Klingeln des Weckers zu überhören. Keine Chance, wir müssen raus. Schließlich haben wir für heute einen geführten Ausflug in die Blue Mountains gebucht, eine Art „Grand Canyon“ etwa 90 km nördlich von Sydney. Wir hören, dass es draußen ordentlich regnet, das steigert natürlich nicht sonderlich die Motivation, das warme Bett zu verlassen. Was für ein Mist, die Wettervorhersage hat gestern doch noch vorhergesagt, dass es heute mit hoher Wahrscheinlichkeit trocken sein soll. Nur 15% Regenwahrscheinlichkeit, wobei ich eigentlich nie richtig verstanden habe, was das tatsächlich heißt. Ich gehe aber mal davon aus, dass es somit nicht den ganzen Tag regnen soll. Wir raffen uns also auf und nehmen die nächste Bahn zu unserem Treffpunkt im Zentrum Sydneys. Zumindest bekommen wir auf diese Weise mal den alltäglichen Berufsverkehr mit und die schwachen Erinnerungen ans Berufsleben kehren für einen kurzen Moment zurück. Als wir die Harbor Bridge überqueren, können wir am Horizont sehen, wie sich einige Sonnenstrahlen durch die Wolkendecke drücken. Der Regen hat inzwischen auch aufgehört. Das macht doch Hoffnung für den Tag.
    Am Treffpunkt angekommen gönnen wir uns natürlich erstmal eine kleine Koffeinspritze und sind schließlich bereit für die Blue Mountains. Ein paar Minuten später treffen wir auch schon unseren Guide Peter, einen sympathischer australischen Lehrer um die 50, der auch gerade eine kleine Auszeit macht und die freie Zeit nutzt, um Besuchern die Schönheit der Blue Mountains zu zeigen. Zu unserer Runde gesellt sich dann auch noch Emma, eine Chinesin in etwa unserem Alter, die aus San Francisco kommt, bei AirBnB arbeitet und gerade Sydney bereist. Unsere kleine Gruppe ist damit schon komplett und wir starten unsere Fahrt Richtung Norden auf eine Höhe von bis zu 1000 m. Doch die Wetteraussichten sind inzwischen nicht wirklich vielversprechend. Es wird wohl den ganzen Vormittag regnen, wenn nicht sogar den ganzen Tag. Ich stelle mich also auf eine feuchtfröhliche Wanderung ein, bin aber noch motiviert, denn wir sind ja mit Regenjacke und wasserdichten Schuhen gut gerüstet. Peter ist auch noch guter Dinge, das Wetter hier könne schnell umschlagen, bei Wolken haben die Blue Mountains einen ganz besonderen Charme und die Natur zeigt Facetten, die man an sonnigen Tagen so nicht sehen kann. Am ersten Ausblickspunkt angekommen holt uns allerdings die Realität ein, und Peter kann uns leider nur mit Worten schildern wie wir jetzt eigentlich über die Blue Mountians in die Weite des Tals blicken würden. Wir sind inzwischen von einer dichten Nebelwolke umgeben, die die Sichtweite auf schätzungsweise knapp 50 m einschränkt. Peter ist noch optimistisch, dass sich der Nebel im Laufe des Tages noch lösen wird oder er uns zu Aussichtspunkten bringen kann, die eine freie Sicht gewähren werden. Was er zu diesem Zeitpunkt sicherlich selbst noch nicht weiß: wir werden die Blue Mountains an diesem Tag leider überhaupt nicht zu Gesicht bekommen 😩
    Wir verbringen die nächsten Stunden damit von einem Aussichtspunkt zum nächsten zu fahren, immer wieder auszusteigen, mal ein paar Schritte zu gehen, zu versuchen, eine Sicht auf die Blue Mountains zu erhaschen. Es ist wie verhext: die Wettervorhersage wird von Stunde zu Stunde schlechter und kurze Momente der Hoffnung mit Regenpause und etwas Licht am weißem Himmel werden kurze Zeit später durch einen weiteren Regenschauer oder eine dichte Nebelbank wieder zerstört. Am frühen Nachmittag muss schließlich auch Peter eingestehen, dass nichts mehr zu machen ist und gibt auf. Ein solches Wetter habe er seit Monaten nicht mehr erlebt. Volltreffer!!!
    So verwunderlich es klingt, wir erleben trotz allem einen abwechslungsreichen, interessanten und erlebnisreichen Ausflug. Peter erzählt uns viel über die australische Natur und die Blue Mountains, wir schnüffeln an verschiedenen Eukalyptusbäumen und Teebaum-Pflanzen, wandern durch mystische nebelige Wälder, machen Pause an eindrucksvollen Gesteinsformationen, diskutieren über die hohe Baristakunst in Australien, besichtigen bunte Street Arts, Susi darf auf einem antiken alten Flügel spielen und wir schauen uns eine lokale Kunstgalerie mit tollen Bildern an (unter anderem natürlich auch von den Blue Mountains, so dass wir sie indirekt ja doch irgendwie sehen können 😉). Peter macht wirklich einen tollen Job, uns trotz des miserablen Wetters bei Laune zu halten und zu motivieren (man merkt, dass ihn die Gegend persönlich wirklich begeistert und seine Leidenschaft ist).
    Alles in allem hat sich das frühe Aufstehen also dennoch gelohnt und vielleicht soll uns ja auch diese Naturschönheit Australien am heutigen Tag bewusst verborgen bleiben, damit wir einen guten Grund haben, irgendwann nochmal nach Sydney zurückzukehren 😊
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