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  • Day 9

    Auf Nebenstraßen nach Sikkim

    August 14, 2023 in India ⋅ 🌧 24 °C

    Bis 1976 war Sikkim ein kleines unabhängiges Königreich im Himalaya. Dann ist Indien mehr oder weniger einmarschiert, hat den Königspalast umzingelt und das kleine Land annektiert. Es ist ganz interessant, sich dieses Land genau anzuschauen, dort oben im Himalaya. Aus indischer Sicht ist es flächenmäßig der zweitkleinste Staat, mit der geringsten Bevölkerung (600.000 Einwohner). Unter den 29 indischen Bundesstaaten steht er jedoch an siebter Stelle in Bezug auf die menschliche Entwicklung und an zweiter Stelle in Bezug auf das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf. Die Wirtschaft Sikkims wird von der Landwirtschaft dominiert. Seit Dezember 2015 ausschließlich in zertifizierter ökologischer Landwirtschaft. Es scheint auch, dass alle Emissionsgrenzwerte in Sikkim sehr ernst genommen werden. In den Städten werden die aktuellen Smogwerte ausgehängt und Hupen im Stadtverkehr wird hart bestraft.

    Wie man sieht, ist Sikkim etwas anders als der Rest Indiens. Durch diese Lage (und wohl auch durch die Nähe zu China) braucht man einen eigenen Passierschein, um nach Sikkim zu kommen: den restricted area preit (rap), auch bekannt als inner-line permitt (ilp). Er ist im Voraus kaum zu bekommen, und niemand weiß so recht, ob das überhaupt möglich ist. Der Grenzübergang an der Hauptstraße soll 24/7 geöffnet haben, aber ob es den Grenzübergang an unserer Nebenstraße überhaupt gibt, weiß auch niemand so genau. Wir versuchen es. Kaum haben wir den Grenzfluss überquert, wartet auch schon eine kleine Sicherungsmannschaft auf uns. Das Prozedere lässt sich wie folgt zusammenfassen:
    • Man begrüßt die Wachen vor dem Schlagbaum.
    • Man geht in das Wachhaus 1 und begrüßt alle dort anwesenden Grenzsoldaten.
    • Man geht in Wachhaus 2, dort ist ein netter Typ, der sich als Tourismusmanager vorstellt. Er macht einem die Kopien, die man vergessen hat mitzubringen. Füllt einem irgendwelche Formulare aus. Und schickt einen wieder in Wachhaus 1.
    • Im Wachhaus 1 ist inzwischen der Schäferhund aufgewacht und knurrt einen an. Etwas weiter im Hinterzimmer wird man dann belehrt, was man alles darf und was nicht. Vor allem, was man in Sikkim nicht darf. Vor allem darf man kein Satellitentelefon mit ins Land bringen. Das ist strengstens verboten. Steht auch auf dem überdimensionalen Poster an der Wand. Und dass wir uns unbedingt bei der Polizei melden müssen, weil wir kein Hotel angemeldet haben (der Typ hat uns dann ehrlich über WhatsApp dazu gedrängt). Dann gibt es viel Papier und man hat sein Preit.
    • Kaum hat man das Wachhaus 1 verlassen, kommt die Wachmannschaft vom Schlagbaum und man muss Selfies machen. Praktisch ist auch, dass der Wachmann gleichzeitig Touristenführer ist und alle, die über diesen Grenzübergang wollen, auf seinem privaten Instagram-Account postet.

    Dann ist man in Sikkim.
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