Camping Rastila, Helsinki, Donnerstag, 4. Juli 2024
Martin kränkelt immer noch, aber mit vereinten Dopingkräften wird er physisch und mental aufgebaut. Damit sind wir nach dem Frühstück startklar für das City Sightseeing. Ute und Anneliese begleiten uns. Zum Glück ist die Metro-Station Rastila, von wo uns die Linie M1 direkt ins Zentrum bringt, nur zwei Geh-Minuten vom Camping-Eingang entfernt.
Zuerst gilt es, die Tageskarten zu lösen, was gar nicht so einfach ist. Die lokale ÖV-App HSL ist zwar punkto Routenplanung etc. Spitze, aber Martin wundert sich, dass er nach Hinterlegung der Kreditkarte und der ganzen Abwicklung kein Ticket bekommt. Das ist ja fast so wie bei der DB-App in Deutschland!!
Bald stellt sich heraus, dass man in Finnland bei solchen Transaktionen noch vor dem Bankeinzug klärt, ob der Kunde bei seiner Bank überhaupt kreditwürdig ist. Das Ticket selbst müssen wir in einem zweiten Anlauf lösen - jetzt klappt es. Aber bei Regine wird die Visa-Kreditkarte nicht akzeptiert und wir haben keine Ahnung warum…Darum lösen wir auch ihre Tageskarte über Martins Kreditkarte.
Regine hatte zuerst daran gedacht, die Karte an der Metro-Station zu lösen, worauf sie zum Glück verzichtet und dies schon am Campingplatz erledigt hat. Denn als wir zur Metro kommen und Annelise das Ticket am Automaten lösen will, funktioniert dieser nicht! Und auch Annelieses Karte will die HSL-App nicht akzeptieren und wieder muss Martins Kreditkarte herhalten…
Mit einem Sprint die unendlich lange Rolltreppe hinunter, schaffen wir es, die nächste Verbindung in die Innenstadt gerade noch zu erwischen. Die Fahrtzeit bis zur Haltestelle ‚Universität‘ beträgt zweiundzwanzig Minuten.
Wir wollen eigentlich zum Hauptbahnhof und der dahinter liegenden Zentralbibliothek, aber die Finnen haben vergessen, dort eine U-Bahn-Station zu bauen; vermutlich war die Uni wichtiger… :-)
So spazieren wir über den riesigen Bahnhofsvorplatz, betrachten innen im Bahnhof die großzügige Innenhalle und wundern uns, wie wenig Personen morgens um diese Zeit (etwa 10 Uhr) unterwegs sind - weder zu Fuss noch im Auto. Lediglich einige Fahrradfahrer begegnen uns in einer affenartigen Geschwindigkeit; haben sie doch fast überall auch breite Fahrradstrassen zur Verfügung - ein Paradies für Radfahrer.
Die 2018 eröffnete Zentralbibliothek Oodi ist ein spektakulärer Bau aus Holz, Beton und Glas mit waghalsig geschwungenen Formen (s. die tollen Fotos von Regine!).
Wir schlendern daraufhin durch die teure Einkaufsmeile der Innenstadt, besuchen die Akademische Buchhandlung, die vom Star-Architekten Alvar Aalto erbaut wurde und lassen es uns nicht nehmen, kurz das Magnum-Eis-Imperium zu betreten, ein sehr schönes Gebäude, das früher einmal ein Theater war und mittlerweile den Passanten ein schönes Café zum Verweilen bietet und für fünf Euro die Möglichkeit, sein eigenes Eis selbst zu kreieren. Wir verschieben diese Kreation und haben leider am Abend keine Zeit mehr dazu.
Während wir darauf warten, dass Magnum um 11 Uhr öffnet, beobachten wir mit Interesse einen jungen Mann, der einen grossen Koffer nach sich zieht, diesen einige Meter vor uns öffnet und mit einem ausgeklügelten System einen Verkaufsstand aufbaut. Wie wir erst am Ende seiner Installation sehen, will oder muss er Passanten ansprechen und ihnen Verträge für den Stromanbieter „Väre“ aufschwatzen. Seine Motivation tendiert gegen Null und sein Outfit (von dem wie leider kein Foto haben) lässt sehr zu wünschen übrig. Wir ordnen es ein zwischen locker lässig und schlampig.
Da wir ja noch anderes sehen wollen, reissen uns los schweren Herzens los; allzu gerne hätten wir gewusst, ob er sein „Einsatz“ von Erfolg gekrönt war.
Ute verabschiedet sich nun von uns und wir spazieren zum nahegelegenen Dom, der gemäss Internet „äusserst sehenswert“ sein soll. Der wenig Kirchen-interessierte Martin bleibt auf den Steintreppen vor dem Dom sitzen und die Damen kaufen sich ein Kombiticket à 10 Euro für drei Kirchen; dies in der Annahme, dass auch die berühmte Felsenkirche hierin inbegriffen sei.
Nach fünfzehn Minuten tauchen sie schon wieder auf und berichten, dass der Dom ausser den überlebensgrossen Statuen von Martin Luther und Philipp Melanchthon, einer grossen Orgel und einer riesigen Krypta (in der gerade ein Gottesdienst stattfindet) kaum Farbiges biete: Die Fenster sind „normal“ aus Glas und der Kirchenraum selbst ist recht nüchtern und ohne Ausschmückungen.
Unser nächstes Ziel ist die Felsenkirche, die wir mit der Strassenbahn 2 erreichen.
Wie Regine und Anneliese beim Eingang feststellen, ist diese aber nicht im Drei-Kirchen-Ticket enthalten. Also schleichen sie sich in einem geeigneten Moment an der Kontrolle vorbei, ohne zu bezahlen: Immer diese Ausländerkriminalität! :-) Martin wartet wieder draussen. Die in den Fels gehauene Kirche ist etwas ganz Besonderes: rund, die Wände drei Meter hoch im Fels, darüber Glas und oben ein leicht gewölbtes Dach aus Holz, das aussieht wie eine übergrosse Kippa. Die Akustik sei sehr gut, so die Aussage im Internet.
Wir sind schon ein wenig fussmüde und nehmen erneut die Linie 2 der Strassenbahn, um einmal deren ganze Strecke abzufahren. An der Endhaltestelle weist uns der Fahrer auf Englisch (!) freundlich darauf hin, dass er hier jetzt elf Minuten Pause machen wird. Wir sind natürlich einverstanden. Was hätten wir auch sagen sollen…
Nach einer Weiterfahrt von einer knappen Viertelstunde sind wir am Touristenhafen, wo der alte Fischmarkt (heute eine Ansammlung von Delikatessengeschäften und Bistros) liegt und eine grosse Anzahl von Barkassen, welche die Touristenschar herumschippern. Regine und Anneliese nehmen Kurs auf das riesige Schulschiff „Buque Escuela Gayas“ (aus Ecuador), das anlässlich von „Tall Ships Races Helsinik 2024“ vor Anker liegt. Eine Besichtigung wäre ohne Eintritt möglich, aber beide Damen sind nicht gewillt, sich am Ende einer gut 150 Meter langen Warteschlange einzureihen. Also genügen Fotos von aussen.
Anschliessend besuchen wir das Tourist Office, eine wenig geglückte Holzinstallation, den „Fischmarkt“ und anschliessend die russisch-orthodoxe Uspenski-Kathedrale. Hier kommt sogar Martin mit!
Jetzt wollen wir noch in die alte Nationalbibliothek (eine Institution mit Millionen von Büchern, von denen wir zum Glück nicht alle anschauen müssen), die architektonisch sehr hübsch ist. Und hier können wir auch die Toiletten gratis benutzen!
Anschliessend brauchen wir zur Erholung unserer heiss gelaufenen Fusssohlen dringend eine längere Tramfahrt, dieses Mal mit der Linie 4. Wir fahren an die weit aussen auf einer Halbinsel liegende Endstation und wieder zurück bis zum Bahnhof. Es ist schon spät geworden und wir müssen uns ein wenig sputen, um mit der Metro rechtzeitig zum Abendessen um 20 Uhr im Camping zu sein. Auch dieses Mal erwischen wir die U-Bahn sozusagen „in letzter Minute“ und Martin schafft es noch, seine getrocknete Wäsche abzuhängen.
Lech hat wieder ein leckeres Abendessen zubereitet: heute mit Karotten, einer Ladung Kötbullar (Hackfleischbällchen) und „Nudeln“ (Martin weist die kulinarisch etwas unterbelichteten deutschen Mitreisenden darauf hin, dass es sich hier eindeutig um Hörnli handelt :-).
Unser letzter Abend in Finnland: Es geht ans Aufräumen und Einpacken, damit wir morgen auf der Fähre alles Notwendige dabei haben.Read more
Traveler Na, das sind ja Geschichten 😃
Traveler
im Hintergrund das alte (neu renovierte) Olympiastadion, vorne Verpflegung und Merchandise FC Kiffen
Traveler Ich freue mich immer auf eure Berichte und Fotos 😁😎 vielen Dank dafür.
Traveler Das ist sehr lieb und freut mich sehr! Lg