Mit Zelt und Schlafsack durch Korsikas Bergwelt Read more
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  • Day 1

    Calvi

    August 12, 2018 in France ⋅ ⛅ 32 °C

    Auf Korsika den GR 20 zu gehen war mein Traum seit 6 oder 7 Jahren. Damals schon hatte ich mir Wanderführer besorgt und viel darüber gelesen, leider hat es sich nie ergeben. Ein Multivisionsvortrag vom DAV Bayreuth sowie zahlreiche Berichte von Bekannten haben den Gedanken immer wachgehalten bei mir, und in diesem Jahr sollte es endlich wahr werden.
    Wir planten gemeinsam bereits im März unser Vorhaben, Flo, ich und Frank, ein Kumpel von Flo. Wir wollten meist auf den Hütten übernachten, aber die Infos über den Weg und das Vorhaben, keine Hütten zu reservieren veranlaßte uns, ein Zelt mitzunehmen – da waren wir flexibler.
    Ein paar Wochen vor der Tour mußte Frank leider aus gesundheitlichen Gründen absagen, so waren wir nur noch zu zweit, und wir freuten uns einfach auf den Urlaub. Nach dem Donauradweg auf dem Rennrad war 5 Wochen Lauftraining angesagt, was mein Knie auf Stand bringen sollte – leider nicht genug, wie sich dann herausstellen sollte.

    Am Tag vor Reiseantritt war Taufe von Flos Patenkind, so daß wir nicht allzu früh ins Bett gekommen sind, ein gewohnter Start für uns. Unser Flug ging früh um 8:30 in München, also früh auf, ab zum Flughafen. Es ging alles gut, und wir waren bereits am Vormittag in Bastia, hatten von dort nach Calvi einen Mietwagen und sahen das erste Mal, wie hoch die Berge hier wirklich waren. Am Nachmittag haben wir uns Calvi angeschaut. Hier sieht man bereits vom Hafen aus Schneefelder in den Bergen, auch wenn es über 30 Grad hier hatte. Natürlich waren wir auch im Meer baden an einer Felsküste nahe des Hotels und gingen abends noch mal gut essen.
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  • Day 2

    Refuge d’Ortu di u Piobbu

    August 13, 2018 in France ⋅ ⛅ 21 °C

    Calenzana zur Refuge d’Ortu di u Piobbu
    Am Flughafen in Calvi gaben wir den Mietwagen ab nachdem wir noch gefrühstückt hatten und fuhren mit dem Taxi nach Calenzana auf ca. 200m. Dieses entließ uns dann quasi direkt am Startpunkt des GR20 am Rathaus und Dorfplatz des Ortes. Nach ein paar Anfangswegfindungsproblemen im Ort starteten wir in die Natur. Es war heiß, die Sonne schien, und es ging gleich ordentlich bergauf, so daß wir gleich durchgeschwitzt waren, von Beginn an tolle Wege und Aussichten. Die dunklen Wolken, die schon am Vortag über den Bergen hingen waren wieder da, und als wir die erste Scharte erreicht haben nach ca. 1000hm (Bocca u Saltu, 1250m) standen wir mittendrin. Sicht war gleich null. Danach ging es wieder hinab und hinauf, die ersten leichten Kraxeleinheiten folgten, man sah auch wieder mehr, aber so richtig aufgerissen hat es an diesem Abend nicht mehr bis zum Sonnenuntergang, zu dem wie längst an der ersten Hütte waren, der Refuge d´ Ortu di u Piobbu. Gehzeit waren bis hierhin 5,5h, Aufstieg 1350m, Abstieg 115m. Wir bauten dort unser Zelt auf. Da wir nur zu zweit waren, war uns Zelt lieber, nur Frank hätte die Hütte bevorzugt.
    Mein Knie hatte sich schon heute gemeldet, was mir sehr unangenehm war, zumal wir fast nur hochgegangen waren.
    Abends aßen wir das Menü in der Hütte und trafen David aus Berlin. Er war von Süden gestartet und hatte morgen seien letzten Tag vor sich bis Calenzana. Von ihm konnten wir schon einiges über den Weg in Erfahrung bringen – das war nicht schlecht.
    Die Hütte war gut ausgestattet, es gab Mietzelte, man konnte in der Hütte schlafen, es gab eine Kochstelle mit Geschirr und Töpfen, wo man sich auch selber was kochen kann. Duschen benutzten wir aufgrund der Schlange anstehender Leute heute nicht, wir machten Katzenwäsche an einer Quelle 100m von der Hütte entfernt.
    Die Ausstattung der Hütten war im Übrigen fast überall ähnlich. Man konnte sich auch Nudeln kaufen und selber kochen zum Beispiel. Das Bier war teuer (6 oder 7 Euro die Halbliterdose), der Wein eher nicht so – den günstigsten bekamen wir für 8 Euro/Liter.
    In der Nacht gab es heftig Gewitter, so daß am Morgen alles naß war.
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  • Day 3

    Carozzu Korsika

    August 14, 2018 in France ⋅ ⛅ 21 °C

    Refuge d’Ortu di u Piobbu zur Refuge de Carozzu
    Als wir früh aufstanden, war der Zeltplatz schon fast geräumt. So schwer konnte es ja nicht sein – 6,40h Gehzeit hatten wir an diesem Tag, 680m hoch und 950m runter. Warum also mitten in der Nacht aufbrechen!? Aber die Mehrzahl hier machte das so, übrigens auch auf der ganzen Tour dann, evtl. rechneten alle doch gegen Nachmittag meist mit Regen.
    Wir aßen ein französisches Hüttenfrühstück, packten unsere Sachen und liefen los. Es ging gleich wieder gut los, bald kam die Sonne und es war wirklich ein Gekraxel den ganzen Tag – mit wandern hatte es nicht viel zu tun. Für uns beide genial, aber das gefällt sicher nicht jedem. Erst Sonne, dann Wolken und dann Regen, nicht schlimm, nicht lange, aber wir waren da grad an Kletterstellen im Berg, die die Steine rutschig machten. Grundsätzlich war aber alles sehr griffig und gut zu machen.
    Zum Schluß ging’s trocken weit runter, wo ich mich sehr plagte. Mein Knie hat sich wirklich immens gesträubt, und ich war an diesem Abend nicht sicher, ob ich nach dem 3 Tag (nachdem wir hätten aussteigen können) weitergehen kann.
    Wir kamen an bei der Refuge de Carozzu, stellten wieder unser Zelt auf, duschten kalt und unterhielten uns diesmal mit einem Italiener und einer Engländerin, die beide allein unterwegs waren. Sie war Läuferin, wollte den ganzen Weg land bis in den Süden die Etappen doppeln und war mit gerade mal 8kg inkl. Zelt unterwegs. Respekt. Allerdings hat sie die vielen Klettereien bemängelt – sie hatte sich wohl eher auf Laufen eingerichtet, dem war hier nicht so. 1-2 Tage später sollten wir sie wiedertreffen. Sie hatte das Doppeln der Etappen seingelassen und sich eher zum Baden an den Gumpen vergnügt, somit nur der halbe Weg für sie – Planänderung muß auch mal sein!!
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  • Day 4

    Haut Asco

    August 15, 2018 in France ⋅ 🌬 24 °C

    Refuge de Carozzu nach Haut Asco
    Wir standen wieder später auf als die anderen und während wir frühstückten, die meisten schon losgegangen waren zog ein Gewitter auf, weswegen wir beschlossen, es abzuwarten und erst danach losgingen um halb 9 – die richtige Entscheidung. Es wurde ein toller Tag. 5h Gehzeit, 825m hoch, 675m runter, mehr klettern als laufen, einige seilversicherte Stellen und eine Hängebrücke nach Haut Asco, was eine Skistation ist mit Refuge und Hotel und Gites. Es bleib den ganzen Tag trocken und war großteils sonnig. Wir zelteten wieder.
    Heute war Wäsche waschen angesagt, das Wetter war gut, Dusche gab’s auch und zum Abendessen kochten wir uns selbst Nudel mit Tomatensoße. Unsere Wegzehrung für unterwegs war fast aufgebraucht, und so kaufen wir uns hier die erste korsische Wurst und Brot, ebenso Klopapier, denn das gab es hier nirgends. Mein Mitgebrachtes war am Ende.
    Der Tag war mit Schmerztabletten besser verlaufen für mich, und so gab es keine Frage mehr – weitermachen um jeden Preis. Ich wollte einfach den Weg gehen. Vor uns stand der schwerste und längste Tag der Tour über den Monte Cinto, den höchsten Berg der Insel mit 2706m.
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  • Day 5

    Refuge de Tighiettu

    August 16, 2018 in France ⋅ ⛅ 21 °C

    Haut Asco über Monte Cinto zur Refuge de Tighiettu
    Über Nacht hatte es geregnet, so daß die Wäsche, die schon fast getrocknet war, wieder naß geworden ist.
    Wir starteten auch früh, weil wir auf den Gipfel wollten, der ca. 2 Stunden mehr in Anspruch nimmt als die Tagestour sonst. Hatten gesamt eine Gehzeit von 9h, 1400 im Aufstieg und 1150 im Abstieg. Der Anstieg war schon gigantisch mit viel Geröll und teils versicherten Stellen, an denen sich die Leute manchmal stauten. Das Wetter war gut bis kurz vor der Scharte, wo der Weg zum Gipfel abzweigt. Wir kamen an einigen Schneefeldern vorbei. Mittagspause war noch in der Sonne, dann ging’s hinein in die Wolken und am Gipfel sahen wir nichts außenrum, leider. Rucksackdepot war 100m tiefer, so daß wir den Gipfel ohne Gepäck machen konnten. Beim Abstieg klarte es langsam wieder auf, es gab’ einen tollen Ausblick auf einen großen See und das Meer sah man sowieso jeden Tag immer mal wieder. Der Abstieg war lang aber toll. Segelflieger begleiteten uns. Als wir an der Refuge de Tighiettu ankamen hatte es ganz schön zugezogen, so daß wir gerade mit dem Zeltaufbau fertig waren, als es zu regnen begann. Unsere Sachen vom Wäsche waschen gestern, heute den ganzen Tag am Rucksack außen gehangen, waren noch immer nicht trocken und auch im Zelt hatte sich Feuchtigkeit gebildet, so verlief alles nicht ganz so rund.
    Abends saßen wir mit einer Belgierin am Tisch und einem alten Franzosen, der uns schon in Asco aufgefallen war. Wir unterhielten uns bruchstückhaft mit ihm, ihm gingen wohl die Schuhe kaputt, aber viel mehr war nicht zu erfahren, er sollte uns aber einige Tage später noch mal begegnen und dann wohl für immer im Gedächtnis bleiben.
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  • Day 6

    Refuge Ciuttulu Di i Mori

    August 17, 2018 in France ⋅ ☀️ 19 °C

    Refuge de Tighiettu zur Refuge Ciuttulu Di i Mori
    Früh war herrlichster blauer Himmel und Sonnenschein. Es ging gleich ziemlich steil bergab zu einer Bergerie, wo mir das Knie wieder sehr zu schaffen machte. Wir hatten heute eine kurze Etappe vor uns, 4,5h, 705m Aufstieg und 400m Abstieg. So hatten wir Zeit. Gestern war ja sehr lange und morgen wieder ein Gipfel als Ziel, so kam diese kleine „Pause“ sehr gelegen. Steile Bergwege nach unten, dann durch Pinienwald und schließlich wieder ein Anstieg mit Geröll und kleinen Klettereien bis bis wir vom Kamm aus die Refuge Ciuttulu Di I Mori sehen konnten. Es zogen schon wieder dicke Wolken aus dem Nichts auf, und wir waren wohl keine 5 Minuten an der Hütte, als es zu regnen begann. Nachdem das rum war bauten wir Zelt auf, wuschen uns am Waschbecken und lagen 1-2 Stunden im Zelt, einfach mal abspannen.
    Die Hütte wird scheinbar hauptsächlich mit Mulis versorgt. Am Abend ging ein Trupp mit einem der beiden runter ins Tal, um vermutlich am Tag drauf wieder hochzukommen.
    Beim Abendessen saßen wir mit einem Deutschen und seinen drei Kindern zusammen, ein Sohn und zwei Töchter, alle aber sicher schon um oder über zwanzig. War eine ganz nette Unterhaltung, sie waren lustig und eine richtig nette Familie. Sie spielten Tichu, ein Kartenspiel – das muß ich mir unbedingt einmal anschauen, hat interessant ausgesehen.
    Es gab einen tollen Sonnenuntergang, bei dem wir draußen standen.
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  • Day 7

    Castel de Vergio

    August 18, 2018 in France ⋅ 🌧 20 °C

    Refuge Ciuttulu Di i Mori, Paglia Orba, Castel de Vergio
    Es hatte nachts wohl wieder geregnet, alles war naß. Wir konnten unser Zelt erstmal stehenlassen, denn wir wollten den Paglia Orba besteigen, nach dem wir zum Platz zurückkehren mußten. Der Paglia Orba, ist ein 2550m hoher Berg. Im Führer stand etwas von 2er Kletterstellen, weißen Markierungen und Steinmännchen, denen man folgen sollte. Wir hatten beide Respekt vor dem Berg, ich vor allem, weil ich so etwas noch nie gemacht hatte. Ich war weder frei klettern noch hatte ich je 2er Kletterstellen am Berg, bei dem ich ohne Sicherung unterwegs war. Es ging los über Geröll leicht steigend bis das Klettern anfing, jede Kletterstelle genommen wurde mit dem Gedanken „ich muß da auch wieder runter“. Ein paar kritische Stellen waren dabei, aber doch nicht so viele, allerdings war von den weißen Markierungen nichts mehr zu sehen, es gab nur Steinmännchen. Anstrengend war es und eine sehr interessante Strecke, die wir beide aber mehr genossen. Oben noch ein langes Stück wie in einer Mondlandschaft bis der Gipfel vor uns lag. Schließlich standen wir oben, was ich vorher für fast unmöglich gehalten hatte. Leider war die Sicht nur nach einer Seite offen, aber wir standen oben und der Runterweg war leichter als gedacht. Ein paar Stellen, an denen Konzentration gefordert war, aber es hat einfach nur Spaß gemacht und die Stimmung für diesen Tag war immens gehoben.
    Als wir zurück zu Zelt kamen, war dieses fast trocken, allerdings waren schon wieder dunkle Wolken am Himmel. Wir packten ein, aßen etwas und weiter ging’s. Zunächst ein anstrengender Abstieg, die Sonne kam wieder und es kamen Gumpen, an denen einige zum Baden waren. Auch wir stoppten an einer solchen und stiegen hinein – es war einfach toll und sehr erfrischend. Der Weiterweg ging weiter hinunter, dann durch Wald und es war auf einmal wieder sehr windig und man hörte Donnergrollen. Irgendwo im Wald ging es los, so plötzlich, daß wir nicht mal mehr die Regensachen auspacken konnten, um uns trocken einzupacken. Bei der Ankunft auf dem Castel de Vergio waren wir vollkommen durchweicht und liefen zum Hotel dort, ohne zu wissen, daß kurz dahinter ein Refuge mit Zeltplatz war. Wir mieteten uns in einem Zimmer ein und trockneten dort unsere Sachen, auch Zelt und Isomatten auf dem Balkon. Die warme Dusche und das Abendessen tat gut, auch wenn wir es doch etwas bereuten, nicht ins Refuge oder auf den Zeltplatz gegangen zu sein. Im Laden am Refuge kauften wir uns Proviant für die nächsten Tage, u.a. eine fürchterliche Wurst, und wir sahen erstmals und einmalig auf dieser Tour die angekündigten Schweine in freier Wildbahn – ein riesen Erlebnis für mich.
    Insgesamt waren es dann 6,5h an diesem Tag, 630m hoch und 1200m runter.
    Beim Abendessen im Hotel war auf einmal wieder der französische Alte nebenan. Wir schätzten ihn auf über 70, hatten aber an diesem Abend keinen Kontakt zu ihm. Den letzten Schluck Wein nahmen wir mit auf’s Zimmer und genossen ihn auf dem Balkon dort.
    Etwas Gutes hatte das Hotelzimmer an diesem Abend – bei mir hatten sich seit heute Magenprobleme breitgemacht aufgrund der vielen Schmerztabletten für’s Knie. So konnte ich recht angenehm mehrmals in der Nacht aufstehen, um auf Toilette zu gehen...
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  • Day 8

    Refuge de Manganu

    August 19, 2018 in France ⋅ 🌧 18 °C

    Castel de Vergio zur Refuge de Manganu
    Dieser Tag sollte ein Wandertag werden. 4,4h Gehzeit, 625m hoch und 425m runter. Erst durch den Wald, dann bißchen hoch und runter, anschließend gerade durch Landschaften wie im irischen Hochmoor mit weidenden Kühen und Pferden um uns rum. Der alte Franzose war immer kurz hinter uns und wirklich schnell unterwegs. Uns machten meine Magenprobleme etwas langsamer, muß ich zugeben. Wir sahen faszinierende Formationen aus Wind und Wasser. Den Endspurt zur Hütte waren wir sehr schnell unterwegs, da sich schon wieder Unwetter ankündigte, und wir trafen quasi mit den ersten Regentropfen auf dem Refuge de Manganu ein. Alles sammelte sich erstmal in der Hütte, wir entschieden uns diese Nacht für Übernachtung im Refuge und hatten somit etwas zeit gewonnen. Duschen mußten wir heute nicht, dafür kochten wir abends Nudeln mit Tomatensoße und schnitten unsere fürchterlich schmeckende Salami hinein. Die Gute behielten wir für morgen unterwegs.
    An diesem Abend trafen wir auf eine Gruppe, die sich gefunden und seither zusammen gegangen war – ein Ami, ein Ire oder Waliser, eine Deutsche, ein Deutscher und ein französisches Pärchen. Wir aßen, tranken Rotwein, saßen und spielten Maumau, unterhielten und ab und zu mit den Leuten und lachten zusammen. Die drei Sprachen, deutsch, englisch, französisch gingen wild durcheinander. Von allem verstand ich das Meiste.
    Der alte Franzose drehte seine Runden. Er war unermüdlich jeden Abend und ging mit seiner Plastiktüte auf und ab, verschwand in sämtliche Himmelsrichtungen, kam wieder, um auf’ Neue aufzubrechen. Heute fotografierte ich ihn, wie er so ging.
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  • Day 9

    Refuge Pietra Piana

    August 20, 2018 in France ⋅ 🌧 23 °C

    Refuge de Manganu zur Refuge Pietra Piana
    Das Wetter früh war wieder toll, nach einer kurzen recht ebenen Passage ging es wieder ordentlich hinauf. Erst einfach Bergwege in Serpentinen, dann großen Steinblöcke und steiles Geröll bis zu einer Scharte, hinter der sich wieder andere tolle Bilder zeigen sollten. Mehrere kleine Bergtümpel und –seen, zu denen man hätte absteigen und baden können. Von hier oben ging es wieder kletternd bergab, später in einer Art Bachbett steil hinunter zur Hütte. Gehzeit 5,5h, 810m hoch, 590m runter.
    Als wir ankamen war noch das tollste Wetter, nur ein paar Wolken, wir bauten in Ruhe Zelt auf, breiteten ein paar Sachen aus und Flo wollte erstmal duschen gehen. Ich blieb beim Zelt. Er war keine 5 Minuten weg, als es zu tröpfeln begann. Ich packte schnell alles in Zelt und hechtete hinterher, denn jetzt schon goß es und begann fast erbsengroß zu hageln. Das Wetter war wirklich durchgängig überaus extrem hier in den Bergen. Es regnete bestimmt eine knappe Stunde, dann war es wieder vorbei und so langsam kam wieder die Sonne. Leider kühlte es bei diesen Güssen auch immer schnell ab. Wind war sowieso fast immer, so wurde es auch heute nicht mehr richtig warm. Jetzt konnte ich auch noch duschen und dann gab’s wieder selbstgekochte Nudeln.
    Wir trafen in der Küche Dominik und Sabine aus Berlin, die auch gerade am Kochen waren und saßen dann den ganzen Abend zu lange mit zu viel Wein zusammen. Sie liefen auch in die andere Richtung und waren nicht sicher, ob der restliche Teil was für sie wäre. Sabine hat wohl etwas Höhenangst.
    Die beiden hatten ein Stück Käse dabei, das sie irgendwo gekauft hatten und ließen uns probieren – nur ein kleines Stück... Das war der schärfste Käse, den ich je gegessen habe, echt verrückt, was es alles gibt. Ich glaube nicht, daß dieser Käse je aufgegessen wurde.
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  • Day 10

    Refuge de l’Onda

    August 21, 2018 in France ⋅ ⛅ 21 °C

    Refuge Pietra Piana zur Refuge de l’Onda
    Es gab zwei Varianten, eine nach unten und dann wieder hoch, die andere über den Grat rüber und dann runter zur Hütte. Wir entschieden uns für den Grat.
    Ursprünglich war der Plan gewesen, heute noch den Monte Rotondo zu besteigen, auch eine felsige Angelegenheit mit ausgesetzten Stellen. Es ist der 2. höchste Berg der Insel und liegt hinter der Refuge Pietra Piana. Beim Aufstehen war ein dermaßen starker Wind, zudem hing noch eine schwarze Wolke über dem Berg, so daß wir gemeinsam gegen dieses Abenteuer entschieden. Dazu kam jetzt wirklich gewaltig: Ich war einfach platt, meine Beine konnten nicht mehr und Flo hätte ein Tag Pause sicher auch gutgetan, aber jetzt mußten wir weiter, um unseren Zeitplan einzuhalten.
    Die Kammwanderung heute war echt traumhaft schön, ich wünschte mir, ich hätte sie mehr genießen können, denn ich mußte wirklich mit mir selber um jeden Schritt kämpfen. Hatte einfach keine Kraft mehr. Das Knie hatte sich mittlerweile eingelaufen, ich nahm auch seit gestern keine Schmerztabletten mehr, und es war so erträglich, aber der Körper war einfach am Ende. Ich war froh, daß mir Flo noch ein bißchen Gepäck abnahm, so daß mein Rucksack wirklich nur noch sehr leicht war. Lustig war, daß wir ein anderes Pärchen, das wir in den letzten Tagen schon immer wieder gesehen hatten, immer wieder hinter uns sahen. Er trug mittlerweile ihren Rucksack am Bauch vorne und sie gar keinen mehr. Ich war also nicht die Einzige, dachte ich... Am Zeltplatz erfuhren wir, daß sie sich nachts übergeben hatte und wirklich krank war, sei’s drum, ich war auch unten.
    Der Zeltplatz war riesig. Der alte Franzose war da, Joe, ein Österreicher, mit dem Flo sich gestern schon unterhalten hatte, saß vor seinem Zelt und die „bunte Gruppe“ von vorgestern traf auch wieder ein, allerdings etwas später. Sie waren den Weg unten rum gegangen und waren in den Gumpen dort baden gewesen. Heute war das Wetter wirklich mal den ganzen Tag gut und schien auch wirklich gut zu bleiben.
    Nach der relativ kurzen Tour, 4h, 435m hoch und 880m runter tranken wir mitten am Nachmittag ein Bier mit Joe, als der alte Franzose vorbeilief. Wir sprachen ihn an, also meist ich auf französich als Übersetzerin. Wir hatten ihn echt über 70 geschätzt, aber er war 66. Er setzte sich zu uns und erzählte uns seine Geschichte von dem Weg. Als wir ihn in Haut Asco zum ersten Mal gesehen hatten, hatten wir ihm ja nichtmal den Weg über den Monte Cinto zugetraut, aber jetzt vielen wir echt vom Glauben ab. Er hatte sich in Haut Asco nach einem Führer umgesehen, der mit ihm die gesperrte Route gehen würde. Es war da früher eine andere, wohl auch schwerere Route mit vielen Kletterstellen und Seilversicherungen, die seit ein paar Jahren wegen eines Unglückes gesperrt ist. Die wollte er gehen um jeden Preis. Einen Führer bekam er nicht, aber nachdem er einen Tag gewartet hatte, erklärte sich wohl ein Ortskundiger bereit, das Ganze mit ihm zu wagen. Die Route ist mittlerweile nicht mehr markiert, Seilversicherungen und alle Hilfestellungen abmontiert. Aber er, er, der alte Franzose war sie gegangen. Er erzählte, wie er Angst hatte, wie es steil runter ging, erzeigte uns später sogar noch Bilder auf seiner Kamera und sagte, daß ihn der andere immer mit dem Handy fotografiert hätte. Er war wahnsinnig stolz auf sich und dieses Abenteuer schien irgendwie fast sein einziges Ziel bei dieser Tour gewesen zu sein. Was hat es nur für ihn mit dieser Route auf sich? Immer wieder kommt mir der Gedanke, daß er eventuell jemanden gekannt haben könnte, der dort ums Leben gekommen ist.
    Später saßen wir noch bunt gemischt am Tisch, aber heute nicht sehr lange.
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