France
Varennes-Vauzelles

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Travelers at this place
    • Day 5

      Das Phantom

      April 25, 2019 in France ⋅ 🌧 10 °C

      Trip 5, Tag 5: Freier Tag in Nevers

      Schwer zu sagen was besser ist, noch um neun im schönen Château-Bettchen zu liegen und den draußen kreischenden Krähen zuzuhören oder-, zu wissen heute nicht schon wieder mit Sorgfalt den blöden Rucksack packen zu müssen und zusätzlich die noch blöderen Koffer.
      All unsere Dinge in den Koffern richtig zu verstauen verlangte ein Talent für vorausschauendes- und logistisches Denken. Die Aufgabe klang einfach, war aber komplex. Sie lautete: Verstaue alles so, dass du beim nächsten Öffnen alles sofort wiederfindest ohne den halben Koffer „umzugraben“ und ohne beim nächsten Packen möglichst wenig Zeit zu verschwenden. Das war eindeutig Marions Baustelle.
      Wenn ich es dennoch gewagt habe Hand anzulegen dauerte es beim nächsten Packen eben 20 Minuten länger. Das war ein gutes Argument mich davor zu drücken.

      Mit Spannung suchten wir nach dem Frühstücksraum und nach unserer Gastgeberin, das Phantom. Und tatsächlich, irgendwie war da eine Tür die wir gestern als solche gar nicht erkannten. Und, wow, was für ein schöner altehrwürdiger Raum, mit Eichen-Holz getäfelt und aufgewertet mit einem herrschaftlichen Kamin und alten Stuckdecken. Jeder Tisch war mit weißen Tischdecken festlich eingekleidet, jeder Stuhl mit weißen Hussen (Mag ich eigentlich gar nicht, finde ich spießig). Sie alle waren elegant herausgeputzt obwohl außer uns hier niemand wohnte, was für ein schönes Bild. Auch das festliche Frühstücksbuffet war für französische Verhältnisse außergewöhnlich und hielt alles feil was zwei kleine Herzen-, das Eine aus Mecklenburg und das Andere Bayern, als Grundlage für einen vielversprechenden Tagesstart erwarten. Allerdings mit der kleinen Einschränkung, dass die Auswahl akribisch abgezählt war. Eine Scheibe von jedem pro Gast, mehr war nicht drin.
      Und das Phantom?

      Es erschien ein paar Minuten später aus einer Geheimtür, die versteckt in die Holztäfelung integriert war, wie die Tür zu einem Geheimgang, die in diesem Fall vermutlich zur Küche führte. Selbstverständlich sprach das Phantom, Typ gut genährte Madame, eine typische Französin (Nicht negativ gemeint), Mitte 40 und blond, kein Deutsch. Meine französischen Sprachkenntnisse, aus rund fünf Vokabeln bestehend, eine davon "café" und eine weitere "s'il te plait", reichten aber aus, um Selbigen zu ordern. Genauso schnell wie das Phantom erschien verschwand es auch wieder nach dem Servieren des Kaffees. Da Serviceorientierung bei so einem Phantom nicht unbedingt zur Allgemeinbildung gehört, wozu auch, wollte es gar nicht wissen, ob wir noch einen anderen Wunsch hätten. Auch Empathie zählt nicht unbedingt zu seinen Stärken. Fragen wie „woher kommt ihr“ (es wusste ja, dass wir Fernwanderer waren) oder wie geht es Euch, passten einfach nicht zu einem Unsichtbaren.

      Wie auch immer, das Frühstück ohne Musik, dafür aber mit unangenehmer „Flüsteratmosphäre“ im schönen Herrenzimmer, war großartig, mit kleinen Macken. Nur die Bestellung der zweiten Runde Kaffee beim Phantom war etwas herausfordernd. Zwar hörten wir es irgendwo hinter der Geheimtür mit einem Kind sprechen, lokalisieren konnten wir es aber nicht. Die Geheimtür war von unserem Raum aus weder sichtbar noch hatte sie eine Türklinke. Unsere genervten Rufe erweckten mit ordentlich Zeit dazwischen seine Aufmerksamkeit. Ein netter, vielleicht zwölf Jahre alter Junge und vermutlich der Sohn des Phantoms, wurde an die "Front" komandiert und nahm, etwas englischsprechend, unsere Bestellung auf.

      Nach dem Frühstück hatte ich viel aufzuarbeiten wofür ich während der Wanderphase kaum Zeit finde, weil wir dann abends immer viel zu erschöpft sind. Wenn es dann an einem freien Tag auch noch ein einigermaßen funktionierendes Internet gibt, muss ich die Gelegenheit nutzen. Da müssen Fotos in die Cloud hochgeladen werden, erste Notizen über das Erlebte für diesen Block geschrieben-, oder die Planung der nächsten Tage überprüft werden, insbesondere darauf, ob es nicht doch noch irgendwo auf den Wanderetappen der kommenden Tage ein geöffnetes Restaurant oder eine eben solche Bar gibt.

      Erst am frühen Nachmittag waren wir soweit uns die Außenanlage des Anwesens anzusehen. Das Auto des Phantoms war schon wieder verschwunden und wir schon wieder allein.
      Zunächst viel auf, dass das gesamte, mit weißen Splitt belegte Areal vor dem Haus, inklusive der Parkgelegenheiten, derart mit Hundescheiße gepflastert war, dass man sich nur im Slalom-, ganz weit geöffneten Augen-, und größter Vorsicht darauf bewegen konnte. Die Hündchen des Phantoms zeichnete dafür verantwortlich, oder nicht doch die Madame, der vermutlich der Bewegungsdrang abhanden kam? Ich hasse nichts, aber auch gar nichts mehr als Hundescheiße unter dem Schuh, pfui.

      Dann entdeckten wir noch einige riesige Bäume am Ende des Areals auf denen hunderte von Krähen genau den Krach verursachten, der uns am Morgen den Ausschlaf raubte. Uns war bis dahin nicht klar wie nervig die sein können. Naturschützern, zu denen wir uns im Übrigens auch selbst zählen, empfehle ich eine Nacht zum Ausschlafen im Château zu verbringen.
      Zufällig kam ein Paketbote auf den Parkplatz gefahren der natürlich das Phantom auch nicht antraf, das Problem aber offensichtlich schon kannte und wusste was zu tun war. Wie auch immer, beim Wiedereinsteigen meinte er nur zu uns „I hate those crows, they should be shot, but they won't let us“. Na ja, nicht gerade die feine Englische.

      Es gibt hier angeblich auch einen Pool, nämlich den, der uns vom „Gaul“ ins Hirn gepflanzt wurde. Wir träumten gestern davon dort entspannt in der Sonne zu liegen, uns zu erholen und ordentlich „einzubrennen“. Die Fotos in Booking waren entsprechend vielversprechend, hatten aber wenig mit der Realität zu tun. Es ist schon erstaunlich, welche Fähigkeiten sich so mancher Fotograf im Laufe seines Lebens aneignet.
      Der Pool war ziemlich heruntergekommen und für den Sommerbetrieb noch nicht vorbereitet. Das Areal war ungepflegt, ohne einladende Gartenmöbel und natürlich überall mit Hundescheiße garniert, wo immer man auch hinsah. Niemand scherte sich drum, einfach nur ekelig.
      Und selbst wenn alles Top gewesen wäre, der bedeckte Himmel und die lächerlichen zehn Grand wären alles andere als flauschig gewesen, abhaken!
      Unser Klimaerwartubgsindex war ohnehin schon wieder ordentlich am abschmieren.

      Ein Taxi brachte uns in die Altstadt von Nevers, mittlerweile regnete es. Nichts mehr zu sehen vom schönen Wetter von heute Morgen. Zwischenzeitlich war es schon wieder spät am Nachmittag. Unglaublich, wie so ein freier Tag einfach verdampft, wir waren hungrig.

      Marion hatte die Nase von dem ganzen drei- oder fünf Gänge Scheiß bereits nach ein paar Tagen ziemlich voll und brachte die Idee eines einfachen Bistros ins Spiel wo es vielleicht ebenso einfaches Essen gibt. Wir entdeckten das „Le Lord“ zufälliger Weise ganz in der Nähe des Restaurants von gestern Abend. Gott sei Dank, denn mittlerweile schüttete es aus allen Schleusen.

      Was für eine grandiose Wahl, nette Menschen, eine gemütlich-lockere Atmosphäre, coole Musik, super nettes Personal und ein Angebot an Speisen und Getränken, das auf ein Blatt Papier passte, es war herrlich unfranzösich.
      Die Salate, die wir uns unter anderem bestellten, waren mit die Besten die wir bis dahin gegessen haben. Wirt und Kellner konnten nur schwer glauben, dass zwei Menschen allein so viel essen können. Man merkte, dass das Personal sich freut uns zu Gast zu haben, es war schön bei Euch im „LE Lord“, danke.

      Um wenigstens noch ein bisschen von der vielversprechenden Stadt zu sehen spazierten wir ein wenig in der Altstadt herum, es hatte aufgehört zu regnen.
      In kleinen Läden kauften wir Baguette und etwas regionale Wurst und regionalen Käse. Köstlich, das haben sie echt drauf die Franzosen.

      Von Nevers haben wir, wenn man es genau nimmt, kaum etwas gesehen. Dafür hat die Zeit einfach nicht gereicht, wie schade.

      Abends dann, wieder im Château-Bettchen, ohne zuvor das Phantom gesehen zu haben, verdrückten wir leider auch noch einen großen Teil unseres wertvollen Schatzes. Da uns aber unser „Fitbit Charge 3“ jeden Tag bis 50.000 Schritte und einen täglichen Kalorienverbrauch von vier- bis sechstausend Kalorien anzeigte kümmerte uns das wenig.

      Als wir an morgen dachten fühlten wir uns bereits irgendwie abgehetzt. Nur ein Tag Pause, nach 90 Kilometern Wandern in nur drei Tagen, war eigentlich zu wenig. Der eine Tag war einfach nur so „verdampft“. Wir hatten nicht das Gefühl uns regeneriert zu haben.

      Vor uns liegen jetzt fünf Wandertage mit 142 Kilometern, macht jeden Tag einen Schnitt von gut achtundzwanzig Kilometer. Danach ein weiterer Tag „Erholung“ im „Le Rianon“, einem vielversprechenden „Chambre d'hote“ in der Nähe von „Malleret-Boussac“.
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    • Day 51

      Nevers

      July 3, 2020 in France ⋅ ⛅ 23 °C

      Terminus pour la Loire à vélo, nous sommes arrivés à Nevers en train et nous sommes installés pour 3 nuits dans un Airbnb (une pension pour chevaux,le rêve !), le temps de voir Marine, Chhun, Maé et Liou.Read more

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    Varennes-Vauzelles

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