Georgia
Modega

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Travelers at this place
    • Day 72

      Schneeabenteuer und Hunderettung

      December 6, 2019 in Georgia ⋅ ☀️ -3 °C

      Am Morgen genießen wir den Blick auf das Höhlenkloster bei Sonne und brechen nach dem Frühstück wieder Richtung Norden auf. Der Plan ist, auf der Landstraße weiter zufahren und damit schön die Runde über den Skiort Bakuriani zu schließen. Die Straße führt entlang des Flüsschens Paravani und geht dann wieder Richtung Norden. Hier ist die Straße fast kerzengerade und führt über eine Hochebene, an deren Rändern der kleine Kaukasus mit zunehmenden bedeckteren Schneegipfeln uns zum Staunen und Freuen bringt. Kurzer Toiletten- und Fotostopp und weiter geht's in die herrliche Landschaft. Dann hört plötzlich die schön geteerte Straße auf, die uns bisher schnell vorangebracht hat und es geht auf schneebedecktem Feldweg weiter (wohlgemerkt handelt es sich laut Google Maps noch um eine "größere" Landstraße). Mit Winterreifen, Schneeketten im Gepäck, einiger Erfahrung und Abentuerlust geht es munter weiter. Als dann das Navi sagt, wir sollen der Straße links weiter folgen und frische Reifenspuren nur geradeaus führen, werden wir langsam skeptisch. Der angesagte Weg führt jedoch wirklich nach Bakuriani, geradeaus nur in ein nahegelegenes Dorf. Dann nach links. Der Schnee wird tiefer, die Reifenspuren deuten daraufhin, dass vermutlich in den letzten Tagen jemand hier gefahren ist oder je nach dem, wann der letzte Schnee fiel, der die Spuren leicht bedeckt. Immer öfter geht der Grip verloren, Zeit für die Schneeketten. Fluchend, nicht bei warmen Wetter das Anlegen der neuen Ketten gestestet zu haben, müht sich Maurice mit kalten Fingern und YouTube, da die englische Übersetzung der türkischen Anleitung nicht immer Sinn macht, und letztendlich klappt es. Nach 100 m nachziehen und weiter geht's. Der Schnee wird jedoch weiterhin tiefer und die Strecke geht tendenziell bergauf. Die Vernunft siegt nun und wir beschließen umzukehren. Wir müssen nur eine Stelle zum drehen finden auf der einspurigen "Straße" ohne, dass wir daneben im weit tieferen Schnee stecken bleiben. Nach einiger Zeit Rückwärtsfahren bietet sich die Gelegenheit und etwas Rumgedrifte klappt die gewagte Aktion. Schade, dass wir zurückfahren müssen, aber dort hinzukommen hat sich trotzdem gelohnt, eine Wahnsinns-Winterlandschaft erfreut uns und einige Fotos müssen gemacht werden.
      Wir arbeiten uns zurück zum Anfang der Asphaltstraße und als wir die Schneeketten abnehmen wollen, stellen wir fest, dass eine Kette nicht mehr da ist! Beim Drehen waren noch beide dran. Da war wohl die Kombi aus Schnee UND katastrophalem Feldweg mit immer wieder großen Steinen zu viel. Kathi läuft noch etwas zurück, um sie zu suchen, aber wir müssen sie schon weiter oben verloren haben. Währenddessen hält ein Ortsansässiger neben Louie und fragt, ob er helfen kann. Da er nur Russisch und Georgisch versteht, ist es schwierig, ihm zu erklären, dass Kathi gerade eine verlorene Schneekette sucht. Auf jeden Fall macht er deutlich, dass die Strecke nach Bakuriani nicht befahren werden kann wegen so viel Schnees und man die große Runde zurückfahren muss, die wir gekommen sind.
      Also geht es zurück, schon doof, uns hätten noch 40 km gefehlt, nun müssen wir 140 km Umweg fahren. Da es schon späterer Nachmittag ist, werden wir es nicht ganz schaffen und wir beschließen, auf dem Parkplatz der Festung in Achalziche zu übernachten.
      Die schwarzen kreisförmigen Gummispuren auf dem Parkplatz lassen uns vermuten, dass es nachts etwas lauter werden könnte. Wir stellen uns an den Rand und fragen noch bei der Security der Festung, ob das in Ordnung ist: "No problem".
      Kathi zaubert noch ein leckeres Curry, später driftet ein einziges Auto kurz über den Parkplatz und die Nacht bleibt ruhig.
      Am Morgen brechen wir zügiger auf, weil wir mit Tamara und Christoph vom George Rest Camp, also dem Hostel, wo wir vor ein paar Tagen waren, ausgemacht haben, dass wir ein oder zwei Straßenhunde von Chaschuri mit nach Tiflis (Tbilisi auf Georgisch) zur Tierklinik mitnehmen können, damit diese dort geimpft, kastriert/sterilisiert und markiert werden. Erst scheint das Vorhaben ins Wasser zu fallen, weil "Murakami" nirgends zu finden ist. Kurz bevor wir jedoch an der Stadt vorbei fahren, erhalten wir die Nachricht, dass sie ihn gefunden haben und wir fahren zum Hostel.
      Murakami ist maximal 1 Jahr alt und auf der Straße schon eher lebhaft, kriegt noch mal Fressen und Trinken und kommt dann recht schnell Dank Locken mit Futter in unserer Fahrerkabine. Er bleibt ruhig und nach einer kurzen Testfahrt, kann es Richtung Tiflis losgehen. Kathi als Beifahrerin kümmert sich die ganze Zeit um Murakami, gibt ihm Streicheleinheiten und manchmal ein paar Futterbröckchen. Insgesamt bleibt er ruhig und guck aus dem Fenster, will sich aber nicht wirklich hinlegen, so viel Vertrauen ist dann wohl noch nicht da. Nach 45 Minuten auf halber Strecke machen wir wie empfohlen eine Pause und lassen Murakami hinaus, er springt er hinaus und scheint aktiv sein zu wollen, geht aber nach ca. 1 Minute freiwillig wieder ins Auto. Besser könnte es nicht laufen. Die restliche Fahrt verläuft auch ruhig und kurz vor Ankunft an der Klinik legt er sich dann doch richtig hin, nachdem er vorher öfter im stehen die Augen zugemacht hatte.
      Dank Beschreibung und Ankündigung klappt die Übergabe reibungslos und eine extrem liebe Tierkrankenpflegerin nimmt Murakami entgegen. Wir dürfen noch etwas herumgucken, den anderen Hunden (u.a. zwei dreibeinigen süßen Welpen) Hallo sagen und Fragen stellen.
      Dann geht es weiter zu einem der "Shelter", einer Art privaten Hundeauffangstation, wo verwahrloste und verletzte Straßenhunde aufgenommen werden und so gut es geht umsorgt werden. Der Besuch ist jedoch herzzerreißend. Ein leerstehendes leicht verfallenes Haus, teils ohne Fensterglas, bietet Zuflucht für ca. 50 Hunde jeglichen Zustandes. Im Garten geht es noch lebhaft zu, im Haus wird es schon ruhiger, in einem Zimmer können Welpen in Ruhe schlafen, im Gang verletzte Hunde sich erholen. Wir werden in ein weiteres Zimmer geführt, wo "Rilke", unser nächster Fahrgast, mit drei anderen Hunden ist. Man kann das Zimmer wohl am besten als "Traumazimmer" bezeichnen. Rilke wurde angefahren und hat ein verletzes Bein, welches operiert werden muss. Er ist aber komplett ruhig, guckt nur etwas herum und lässt alles über sich ergehen. Vermutlich noch der Schock. Ein anderer großer Hund kann seine beiden Hinterbeide nicht mehr nutzen und robbt aufgeregt über den Boden, seine Hinterteil hintersichherschleifend, um auch gestreichelt zu werden. Am schlimmsten ist aber ein großer Schäferhund, der am Boden auf einer Pappe liegt, er wurde auch angefahren und ist wohl vom Kopf abwärts gelähmt. Nur sein Kopf kann er bewegen und schaut mit traurigen Augen, was im Raum passiert. Wie schlimm es sein muss, ein großer Schäferhund, der stark und aktiv war und der jetzt komplett eingeschränkt nur liegen und gucken kann.
      Wir müssen uns losreißen und tragen Rilke in unser Auto. Wir übergeben ihn der Tierklinik und erfahren, dass Murakami schon operiert wird und in Kürze fertig ist.
      Wir warten noch auf ihn und streicheln ihn noch mal, er ist noch betäubt und merkt nichts.
      Es ist Nachmittag geworden und wir wollen noch einkaufen, am Ortseingang haben wir einen großen Carrefour gesehen und dieser wird nun angesteuert. Ein Konsumparadies für uns, wir finden vieles, was wir für länger entbehrt hatten unter anderem frischen Spinat und vor allen Dingen mitteleuropäischen Käse!! Ausgiebig ausgestattet fahren wir zu einem ausgesuchten Hostel, von dem park4night schreibt, man könne sich mit Vans in dem Innenhof stellen. Wir haben Glück, es ist Platz und wir stehen sicher und recht zentral in Tiflis.
      Uns fällt ein anderer Citroen Jumper mit deutschem Kennzeichen auf, ist das nicht der Camper, der beim Campingplatz in Samsun neben uns stand und der am nächsten Morgen frühs gleich wieder weg war?!
      Kathi nimmt Kontakt auf: "So sieht man sich wieder!" - "Sorry, I don't unterstand!". Also geht es auf englisch weiter und das ganze klärt sich. Peter ist Australier und normalerweise mit seiner Frau unterwegs durch Europa. Den Van hat er von Pössel gekauft und auch in Deutschland zugelassen bekommen, weil er das als Australier nicht hier könnte. Damals hat er unseren Van nicht erkannt und als Lieferwagen abgetan. Er und ein anderes australisches Pärchen (Grant & Sara, die mit einem Geländewagen-Anhänger-Gespann unter britischem Kennzeichen fahren) wollen gerade etwas zu Abend essen gehen und laden uns kurzerhand ein, mit zu kommen.
      So werden wir durch Tiflis zu einem extrem leckeren und preiswertem Restaurant geführt und haben einen wunderbaren Einstand in der Hauptstadt, bevor wir müde in unser Bett fallen!
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