Germany
Cremlingen

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Travelers at this place
    • Day 3

      Entlang der Oker

      August 12, 2024 in Germany ⋅ ☁️ 24 °C

      Unter der Woche sitzen wir gemeinsam in einem Bürogebäude in Wolfsburg und irgendwann stellte sich dann mal heraus das wir das gleiche Hobby haben, wir sind gerne mit dem Fahrrad unterwegs. Was liegt da näher als gemeinsam mal etwas zu unternehmen, gedacht, geplant und dann umgesetzt. Zwei Kollegen sind mit dem Zug von Wolfsburg nach Weddel gekommen, so konnten wir hier dann flott starten.
      Ich habe für uns eine schöne Route vom heimischen Weddel zunächst nach Braunschweig, wo wir am Regionalbahnhof Gliesmarode noch einen weiteren Kollegen getroffen haben, ins schöne Bad Harzburg geplant. Petrus hat es gut mit uns gemeint, auch wenn es am Tag zuvor noch kräftig geregnet hat, unser Reisetag sollte warm, sehr warm werden. Zunächst sind wir durch den Prinzenpark zur Volkwagen-Halle geradelt, um von dort immer linksseitig oder rechtsseitig der hier recht trüben Oker vorbei am Südsee, Stöckheim bis nach Wolfenbüttel zu fahren. Hier haben wir uns am Neuen Weg in der Bäckerei Schaper einen großen Cappuccino und ein leckeres Stück Käsekuchen gegönnt und da wir den sich bereits im Unruhestand befindlichen Kollegen schon lange nicht mehr gesehen hatten, gab es auch viel zu erzählen.
      Gestärkt ging es, die Jacken haben wir bereits hier schon gegen Westen getauscht, ein kleines Stück entlang dem Neuen Weg bis zum ersten Kreisel, hier führt der Radweg zur linken parallel zur Oker und rechtsseitig parallel zur hohen Mauer der örtlichen JVA. Nach ein paar hundert Metern haben wir Wolfenbüttel hinter uns gelassen und es ging bis Ohrum entlang der wenig befahrenen B4. Seit es die A36 gibt ist hier nicht mehr viel los. In Ohrum fuhren wir bei der Mühle über die Oker um danach hart rechts abzubiegen. Vorbei an alten Industrieanlagen führt der Weg bis zu einer kleinen schmalen und leider auch etwas morsch gewordenen Holzbrücke über die Altenau, der danach folgende Weg erwies sich als nicht befahrbar, er war von Brennnesseln zugewachsen. Da wir alle nur kurz trugen, ich führe das mal nicht weiter aus, als wieder ein paar Meter zurück. Hier erwartete uns eine sogenannte Rufschranke. Es gibt einen kleinen Kasten mit Knop, da drückt man drauf und bittet darum das man die Schranke öffnet. Eine nette Stimme kündigt noch einen Gegenzug an und danach wurde die Schranke geöffnet, drüben angekommen wieder den anderen Knopf drücken und sich fix bedanken.
      Es folgte eine kleiner Umweg über Kissenbrück und nach ein paar Minuten waren wir wieder zurück auf der geplanten Route wo es zügig über Börßum weiter zur aus dem 10. Jahrhundert stammenden Werla-Burganlage kamen. Die Aussicht von hier oben ist einfach fantastisch, der höchste Berg im Harz, der Brocken, mit seinen 1.141 Metern ünN liegt zum greifen nah, aber auch Schladen mit seiner bekannten Zuckerfabrik oder das zurückliegende Wolfenbüttel sind gut zu erkennen. Wir haben uns hier ein wenig ausgeruht bevor wir ein paar weitere Kilometer zum Eiscafé Adria gefahren sind. Unmittelbar an der tiefliegenden Oker kann man hier sehr leckere Eisspezialitäten genießen, mein Heidelbeerbecher war grandios.
      Nach einer guten halben Stunde ging es wieder los, die letzte Etappe, weiterhin parallel zu Oker und ohne Straßenberührung bis kurz vor Vienenburg. Hier hätte man auch ein Eis essen können, die Lage an der Hauptstraße und genauso dicht an den Schienen der Bahn die wir später auch noch nutzen werden, das Eis jedoch ist auch hier sehr gut. Ein bisschen durch den Ort geradelt ging es schnell wieder ab ins Grüne, nun parallel zur Altenau und vorbei an großen fischreichen ehemaligen Kieskuhlen wo man sich im großen Stil zum Angeln traf. Wir erreichten kurz danach bereits Bad Harzburg, radelten Richtung Bahnhof und weiter hinauf zur Soletherme wo sich ein kleines Kneippbecken mit eiskaltem Wasser befindet. Raus aus den Schuhen und Socken und zisch hinein ist kalte Nass. Eigentlich wollten wir ja noch ein bisschen weiter, hinauf auf den Burgberg, aber der eine Kollege hatte bereits keinen Strom mehr im Akku, also sind wir zurück in die City gerollt und haben im Café Flora den besten norddeutschen Kaiserschmarren gegessen bevor es mit dem Zug wieder zurück nach Braunschweig ging.
      Wir sind uns alle einig gewesen, es war eine sehr schöne Tour, gut geplant, tolle Möglichkeiten unterwegs nicht zu verhungern oder zu verdursten, Eis geht immer und die Rückfahrt mit dem Zug, besser geht’s nicht…es ruft nach einer weiteren Tour im September, mal schauen wohin es uns dann führt.
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    • Day 1

      Los geht's 🤩

      August 30, 2024 in Germany ⋅ ☁️ 17 °C

      Es ist soweit! Wir fahren in den Urlaub. Eine feste Abfahrtszeit hatten wir nicht im Sinn. Wir haben Zeit und können ganz entspannt losfahren. Ein perfekter Start in den Urlaub. Bei der Abfahrt regnete es. Der Abschied fällt leicht 🤣.

      Wir werden in letzter Zeit oft gefragt, warum wir schonwieder Urlaub haben. Also: unsen letzter Urlaub nach dem Bundesurlaubsgesetz, hatten wir im Februar! Der Urlaub im April musste ausfallen, weil sich eine Urlaubsanbeterin den Fuß gebrochen hat. Jetzt ist Ende August. Eng genommen, ist der letzte Urlaub fast sechs Monate her! Die Balkan-Reise war kein Urlaub, sondern Sabbatical! Ein großer Unterschied 🙃.

      Jetzt sind wir auf den Weg nach Genua/Italien. Dort werden wir morgen mit der Fähre nach Olbia/Sardinien/ Italien übersetzen. Naja, wenn es klappt. Unsere Fährzeiten wurden vor zwei Tagen geändert. Soweit kein Problem, allerdings haben wir noch keine neue, aktualisierten Tickets bekommen. Der Kundenservice des Fähranbieters ist etwas träge.

      Wir freuen uns auf die nächsten drei Wochen. Es wird eher ruhig zugehen. Wir haben wenig geplant und schauen vor Ort, was wir machen werden. Unsere Kinder hätten uns dies fast genommen. Die waren tatsächlich entsetzt, dass wir sie schonwieder alleine lassen. Ein späteres Gespräch konnte aber Klarheit bringen und sie haben uns versichert, dass es für sie ok ist. Im nächsten Jahr werden sie wieder mitkommen und wir werden wieder Familienurlaub machen. Es muss halt vorher geplant werden. Urlaubspläne in einem Angestelltenverhältnis lassen leider wenig Spielraum, Urlaubspläne mal eben spontan zu ändern.

      Update: Während wir auf den Weg waren, haben wir die aktualisierten Fährtickets bekommen. Alles wird gut.
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    • Day 134

      Cremlingen

      November 7, 2024 in Germany ⋅ ☁️ 8 °C

      3.055 TAGE AUF UNSERER
      LEBENSREISE IM BLAUEN BUS (Fahrtstrecke 0 km/ Gesamt 370.007 km / Ø121,11 km)

      Landvergnügenhof
      39638 Berenbrock
      Deutschland

      Zwei Tage bei meiner Tochter reichen aus, dass Hilde wieder glaubt, sie könne ihren eigenen Weg gehen. Die Freiheit des ungehinderten Spaziergangs mit den anderen Hunden führt schleichend bei Hilde zu einem durchgängigen Ungehorsam, solange wir draußen sind.

      Im Bus ist sie dagegen fast richtig anhänglich, man könnte meinen, sie sei ein bisschen aufdringlich. Wenn ich jetzt nicht einschreite, und mit ihr den Gehorsam konsequent umsetze, dann gerät sie regelrecht "außer Rand und Band".

      Langlebige Erziehung, weil - und jetzt kommst du - ich die wichtigen Schritte am Anfang nicht konsequent umgesetzt habe. Oder wie die Tiertrainerin sagt, du hast so einen charakterstarken Hund, entweder du brichst seinen Willen, oder du akzeptierst das, weil ihre Stärke auch unterwegs zu einem wichtigen Part in eurem Leben wird.

      Also habe ich es mit Liebe und Freundschaft probiert. Das hatte schon als alleinerziehender Vater doch recht gut funktioniert, wenn ich meine Kinder jetzt betrachte, obwohl ich schon froh bin, dass wir die heftigen Zeiten gut überstanden haben.

      Und so bin ich zwar nicht mehr in der Blütezeit meiner Energie, aber doch guter Hoffnung, dass wir unseren Weg mit Mut bestehen.

      Die Nacht war unruhig, mehrfach hat Hilde gebellt, weil etwas Ungewöhnliches draußen vor sich gegangen ist. Die Tochter meint, es leben wilde Katzen im Stroh, und manchmal käme der Fuchs vorbei. Auf jeden Fall ist der Hof am Morgen voller Spuren, meint die Hilde aufgeregt.

      Die feuchte Kälte von Bodennebel und Nieselregen zieht auch in den Bus ein, die Standheizung hält zwar dagegen, aber wir können sie immer nur für kurze Zeit ertragen, weil es dann gleich stickig im Bus wird. So kämpfen wir uns durch die Nacht, und mittlerweile werde ich von selbst um kurz vor fünf Uhr wach.

      Wieder ein langer Spaziergang, morgens habe ich dazu die Energie, was mich erfreut. Nachmittags wird es weniger und abends bleibt nur ein kleiner Weg übrig, der allerdings auch der Dunkelheit geschuldet ist.

      Solche Zeiten des temporären Anhaltens nutze ich nicht nur zum Wäsche waschen und Strom laden, sondern auch zu meiner "Lieblingsbeschäftigung" des Reduzierens. Ich hatte in den vergangenen Wochen schon die ein oder andere Idee, und jetzt die Zeit, es umzusetzen. Nichts Gravierendes, dafür leben wir im Bus schon ziemlich spartanisch.

      Aber es kristallisiert sich schon deutlich raus, dass ich keine Lust mehr habe zu kochen, geschweige denn anschließend zu spülen. Also brauche ich weder einen Topf noch einen Kocher. Das Essen macht mir aber durchaus noch Spaß.

      Heute bekommen wir die neuen Thermomatten für die Busfenster. Nach vier Jahren Dauerbenutzung sind sie komplett fertig, nichts ist für die Ewigkeit, so pflegt man ja zu sagen. Und im blauen Bus gibt es nach zwanzig Jahren Laufzeit ja ebenfalls ne Menge Verschleiß.

      Das kleine Seitenfenster ist undicht, sodass bei diesen heftigen Regenfällen die Sachen in einem Schrank ganz nass werden. Jetzt hat ein guter Freund die möglichen Zulaufstellen dicht gemacht, sodass ich jetzt abwarten muss, wohin das Wasser nun fließt.

      Mitte des Monats wird Alex feststellen, welche Reparaturen vor dem Winter noch anfallen, und welche Kosten dann auf mich zukommen. Es ist ein ständiger Kreislauf, und es kommt mir so vor, als würden wir dabei nicht zu den Gewinnern zählen.

      Obwohl ich keinen Grund dazu habe, zu klagen, selbst wenn das Finanzamt noch die Hand aufhält. Bisher sind wir in allem immer reich beschenkt worden, und können nur dankbar sein für das Leben, das wir genießen dürfen.
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    • Day 1

      Kinderzeit

      March 7, 2024 in Germany ⋅ ⛅ 8 °C

      Die Tage mit den Kindern gehen zuende, irgendwann innerhalb von einer Woche wird mir klar, dass es für uns Zeit wird zu gehen. Unser Lebensrythmus reißt an allen Enden auf, besonders der Wunsch, uns früh niederzulassen für die Nacht, wird von mir ignoriert, weil er nicht mit dem unserer Mitmenschen kompatibel ist.

      So gerne wir vorbeischauen auf einen Schwatz, wenn wir nicht spätestens mit der Dunkelheit jetzt in unserer Höhle verschwinden, dann gerät unsere Lebensruhe aus den Angeln. Und das meine ich nicht nur für mich, weil es mir dann schwer fällt, Hilde bricht sofort in einen Tiefschlaf, sobald ich die Fenster vom Bus zumache.

      Gestern haben wir den Sohn von der Arbeit abends um neun Uhr abgeholt, elf Stunden später sind wir zum Frühstück verabredet. Abschied nehmen, der Enkelzwerg ist süß, aber er nervt, sagt Hilde. Besuche sind schön, wenn ich einfach vor dem Ofen liegen kann, und von dort über der Wiese mein Bein hebe, auf dem Weg zum Bus. Wie heute bei der Dominice' Family.

      Aber gestern hat es Papa wieder übertrieben, zu Brigitte darf ich nicht ins Haus wegen der Katze, und bei Claus muss ich immer aufpassen, dass Papa nicht abhaut, um zum Arzt zu gehen. Habe schon gehört, wie sie für April einen Komplott geschlossen haben. Und als wir um zehn Uhr nachts endlich in unserer Sackgasse ankommen, bin ich platt.

      Ich schlafe sehr unruhig, bin total verschnupft, seit vier Uhr wach, die Vögel haben noch nicht angefangen zu zwitschern. Hilde liegt langausgestreckt im Bett, das Fenster ist offen. Obwohl ich nachts die Heizung leise mitlaufen lasse, weil die Gelenke so schmerzen von der Kühle im Land, dass ich kaum laufen kann. Aber morgens wirkt die Luft erstmal angenehm, nimmt sich die Wärme aus der Zeit unter der Bettdecke.

      Im Deutschland sind die Schränke immer voll, Essen, Trinken, Geschenke. Wir leben im Überfluss der Begehrlichkeiten. Und es fällt mir schwer, sie nicht einzukaufen, die Vorräte nicht gleich wieder zu ergänzen. Hier ist es tagsüber nicht so sonnig, dass ich in Parkplatznot mit Hilde bin. Wie in Portugal.

      Aber die Welt ist voller Viren, und ich habe ständig die Nase voll. Auch wenn ich der Einzige bin, der eine Maske trägt. Wie ein Makel, ein Aussätziger, der die anderen erinnert. Wir schreiben das Jahr nach C., das Leid von gestern ist nicht unser tägliches Brot heute.

      Hilde wird läufig. Als hätten wie sowieso nicht genügend Unruhe. Jetzt also wieder Abstand halten. Auf unserer Reise durch Deutschland, zumindest einen Teil des Landes. Menschen treffen, alte Freundschaften erneuern, neue Begegnungen zu probieren.

      Hier und da unsere Spuren hinterlassen, die des Blutes und die der Freude. Knapp drei Monate. Mit TÜV und Ärzten bleibt es wie immer spannend in unserem Leben. Ob der blaue Bus, ob wir da heil durchkommen. Jeder mit seinem Bündel an Sorgen.

      Die Vögel zwitschern doch auch jeden Morgen, nur eben noch nicht um fünf Uhr. Wenn ich aufstehe, weil der Tag mich ruft. Oder die Nacht mich loswerden will. So ein unruhiger Geist, so ein ruheloser Gast. Ja tatsächlich ist die Nacht von häufigem Aufwachen durchsetzt, als müsse ich immer schauen, ob der Morgen noch auf mich wartet.

      Die Tage waren schön. Eine Woche voller Leben und Freundschaft, vielen Gesprächen, manche Sorgen und diverse Hoffnungen, Nöte und Ängste, was werden wird, mit uns und unseren Kindern, der Welt, in der wir leben. Der kleinen und großen Welt, und die, die ganz weit weg von uns ist.

      Vorwahlen. Palästinenser. Was macht der Chinese. Fledermäuse fliegen lassen oder Ballons. Ich kenne Menschen, die reisen dort, sie sagen uns, wie freundlich die Bevölkerung ist, als gäbe es keine Regierung, die Freiheit bestraft. Als könne jeder machen, was ihm beliebt.

      Merkwürdig, dass Gastfreundschaft in den Ländern mehr ausgeprägt ist, vor denen ein Auswärtiges Amt, das aber im Inland ist, warnt. Und wie ist das bei uns, werden wir auch gastfreundlicher, wenn die Regeln sich verschärfen. Oder sind wir für immer verbrannt. Ein nachdenklicher Vergleich.

      Eigentlich wollte ich dir erzählen, wie schön die Tage sind mit den Kindern, den Enkeln, einigen Freunden. Aber übers Plaudern kommen wir schnell ins Grübeln. Gut, dass die Vögel endlich zwitschern.

      Am Ende bin ich frisch geduscht, sauber rasiert, der liebe Sohn hat noch so einige Sachen für mich geputzt und gereinigt, das geht ihm viel leichter von der Hand. Zum Schluß fahre ihn zur Arbeit, und uns bringe ich auf den Weg nach Westen.

      Wenn dich die genaue Route interessiert, dann kannst du uns auf FindPenguins folgen. Dort gibt es Texte mit einigen aktuellen Photos. Oder aber du möchtest bewegte Bilder sehen, die gibt es bei Polarsteps. Die Links füge ich bei.

      https://findpenguins.com/9msil0k9l9ebe
      https://www.polarsteps.com/BlackyPeter/10559847…
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    • Day 82–83

      Cremlingen

      September 16, 2024 in Germany ⋅ ☁️ 13 °C

      3.003 TAGE AUF UNSERER LEBENSREISE IM BLAUEN BUS (Fahrtstrecke 160 km/ Gesamt 363.981 km /Ø121,20 km)

      15.09.2024
      Parkplatz in
      Querum
      38108 Braunschweig
      Deutschland

      Nur wenn man ein Hund ist, dann kann Hund im blauen Bus diagonal vom Fahrersitz auf die Rückbank springen. Das macht bestimmt Spaß, braucht aber manchmal Hundemut, wenn Hilde zögert zu springen, die Notwendigkeit abzuwägen scheint.

      Sie könnte über die Palette klettern, auf der etliches steht, und müsste vorher durch den schmalen Mittelgang, den der Müllsack auch benutzt. Also ist ein gewagten Sprung sicherer, selbst wenn sie auf meinen Beinen landet, die von dieser nächtlichen Attacke nichts ahnen, wie Flummis nachhüpfen.

      Davon wache ich auf und natürlich auch, weil sie sich anschließend unter der Decke einrollen. Das braucht Platz und fast die Bettbreite von 60 cm, von der ich sie danach an die Wand zurückschiebe.

      Also bewegte Nächte, an die ich mich gewöhnt habe, denn in neun Jahren hat sich nicht viel geändert, nur das Bett ist schmaler geworden. Lese von einem Radfahrer, der mit Hund durch Skandinavien radelt und meint, dass er seine Nächte in Sheltern mit Oskar "regelrecht feiert".

      Als wir gestern durch die Hildesheimer Börde fahren, queren wir seinen Heimatort, von dem er in Indien wohl am Weitesten entfernt war. Seine ruhigen Kommentare tragen den Humor der norddeutschen Tiefebene, sodass ich dir gerne mal empfehle, seinen Reisen zu folgen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er tatsächlich sesshaft wird, aber wer weiß das schon.

      Auf Instagram findest du ihn unter @timo.schaper, im Internet unter
      linktr.ee/Weltreise.mit.Rad

      Auch wenn ich kein Radfahrer bin, liebe ich es, Menschen auf Reisen zu folgen, die den Elementen auf ihrem Weg sehr nahe kommen. Radfahren, Wandern, Segeln. Der blaue Bus begegnet den Menschen schon auf Distanz, und hält die Elemente ein bisschen fern, trotzdem ist er die nächste Möglichkeit für uns, sozusagen "am Ball" zu bleiben.

      Fast bar jeglichem Komfort, was gerade mit dem Ausfall der Standheizung sehr deutlich wird, leben wir zwar zurückgezogen, aber dennoch auf einer Ebene mit all denen, die unsere Wege kreuzen. In Rolfshagen stand ein Schild, dass der Platz an diesem Sonntag nicht benutzt werden kann, aber nicht, dass um elf Uhr vormittags der Umzug der "Dorfkinder des Auetals" stattfindet. Als der erste Traktor mit seinem bunten Anhänger voller grölender Musik und feuchtfröhlichen Menschen hält, ist es zu spät.

      So erleben wir einen Menschenauflauf mit Musik und Tanz unmittelbar vor uns, nach dem Motto auf dem Rolfshagener Wagen, "lieber Korn im Blut, als Stroh im Kopf". Ob der mögliche kausale Zusammenhang, der im Laufe des Lebens eintreten könnte, die Spanne zwischen jung und alt umfasst, ist mir nicht eindeutig klar. Auf jeden Fall kann man auch vor Mittag schon so betrunken sein, dass man sich zwischen die beiden verbliebenen Camper stellt, das "rotgeäderte Unding", wie einst Franz-Josef Degenhardt schon sagte, rausholt, und vor Aufregung angesichts der Menschenmenge nicht pinkeln kann.

      Ansonsten war es eine Stunde lautstarker Fröhlichkeit im lustigen Tanzspiel, dem ich nur mit Staunen folgen kann, weil sich mir leider diese Atmosphäre nie geöffnet hat, selbst wenn ich mich mit Freibier auf dem Dorf den örtlichen Geflogenheiten als Nachbar versucht habe anzupassen.

      Sie haben mich in Ruhe gelassen trotz meiner leichten Zunge, mit der ich den Fremden in mir immer wieder verraten habe. So ein Intellektueller hat in einem Dorf immer diesen Status, sie stechen auch hier heraus in ihrem Benehmen am Rand des Geschehens, trotz der uniformierten Bekleidung, deren Beschriftung das Dasein in der fröhlichen Bierseligkeit besingt.

      Denn wer würde sonst eine Boulebahn beim Freibad bauen, die dem korsischen Dorf nahe kommt, in dem man gerne Urlaub macht. Obwohl ich hier schon mehrfach war, hat nie jemand an lauen Sommerabenden seine Kugeln im Kreis fröhlicher Mitbürger in den Sand geworfen.

      Als die 20 Fahrzeuge lautstark unseren Ort verlassen, zieht der Nachbar aus Hannover die Vorhänge wieder zu, und wir fahren weiter durch Sonne und Wind über Hildesheim nach Braunschweig. Halten bei Mehle an für einen schönen Spaziergang, während über Elze ein Zeppelin in der Luft zu stehen scheint.

      Burgstemmen und Marienburg, Hildesheim in seiner ganzen Breite. In Braunschweig treffen wir kurz den Enkelzwerg, der bald schlafen gehen muss. Wir spazieren am Rübenfeld im Sonnenunter- und Mondaufgang durch den stillen Abend und besuchen Claus zum norwegischen Abendessen.

      Von der Sommerreise mitgebrachte Tomatensuppe mit Ziegenfeta "Geitost". Hilde flitzt durch den Garten zur Begrüßung und rollt sich auf dem Sofa ein, wir erzählen über die letzten Ereignisse hinweg, während der Abend müde wird, Hilde und ich uns im Bus vor der Tür schlafen legen.

      Der neue Tag im eleganten Grau erwägt einen hellen Streifen im Osten, wo vielleicht eine frühmorgendliche Sonne vorwitzig wie der erste Hahnenschrei den Morgen begrüßt hat, sich aber erschöpft wieder schlafen legt.

      Die ersten Regentropfen wie Rufe der Kraniche von den Rieselfeldern, an deren Rand wir spazieren gehen, den Morgen auf Hundeart begrüßen wollen.
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    You might also know this place by the following names:

    Cremlingen

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