Germany
Eltingen

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Travelers at this place
    • Day 2

      Kuckum, Garzweiler und viele Fragen

      November 4, 2021 in Germany ⋅ 🌧 6 °C

      Der Tag beginnt mit einer Überraschung. Auf dem Weg nach „Kuckum bei Tag“ stoßen wir auf einen Wegweiser zu den bereits umgesiedelten Dörfern: Kuckum Neu, Keyenberg Neu, usw., dem wir neugierig folgen. Dass die Umsiedlung im Gang ist, war uns klar, aber dass sie in kompletten Dörfern erfolgt - staun! Wir stoßen auf ein Neubaugebiet von gigantischem Ausmaß, in dem ein Wohngebäude am anderen aus der Erde wächst, lauter schicke Einfamilienhäuser, und wir begreifen, dass viele Dorfbewohner das Entschädigungsangebot des RWE-Konzerns gerne annehmen - als lukrative Chance, ein neues Leben anzufangen oder doch ein neues Wohnen.
      Bei der Besichtigung von Alt-Kuckum müssen wir unseren nächtlichen Eindruck, die Einwohnerschaft kämpfe und hoffe noch, relativieren. Wie in den übrigen angezählten Dörfern hat auch hier der Exodus bereits statt gefunden; die meisten Vorgärten sind verwildert, die Mehrzahl der Häuser verwaist bis auf die, hinter deren Fenster Zimmerpflanzen stehen. In der Dorfmitte die Backsteinkirche mit spitzem Turm, ein von Bäumen und viel Grün umgebener Kirchhof., Vogelgezwitscher. Kuckum ist wirklich wunderschön, die Tatsache, dass es todgeweiht, verloren ist, geht mir zu Herzen. Vereinzelte Widerstands-Signale - Hundegebell, ein gelbes X, Parolen „Alle Dörfer bleiben“, „Kuckum bleibt“ - werden seinen Untergang wohl nicht verhindern.
      Ein Dorf ist ein Dorf ist ein Dorf, denke ich. Ein Dorf hat eine Geschichte, ein Neubaugebiet nur Häuser. Neubaugebiete haben keine Gassen, keine verschwiegenen Winkel, keine alten Eichen, keine Kirchhöfe, anstelle einer Seele haben sie nur Steine.
      Keyenberg ist entsetzlich still. Aber es duftet! Nach frischem Brot! Auch hier eine riesige verwaiste Backsteinkirche, dahinter aber - kaum zu glauben - eine funktionierende Bäckerei. Die Verkäuferin allerdings abweisend und unfreundlich, will mit einem recherchierenden WDR-Team nicht reden und S und mir weder einen Kaffee servieren noch eine Schneckennudel verkaufen. Na ja, vielleicht haben die Leute, die hier noch aushalten, die Neugier der Widerstands-Touristen, zu denen auch wir uns zählen müssen, satt.
      Soll man als Außenstehende gegen etwas protestieren, wenn die Mehrzahl der Betroffenen sich längst dagegen entschieden hat? Soll man sich einem Widerstand anschließen, aus dem sich die, die es angeht, längst verabschiedet haben? Für mich eine offene Frage. Die Leute im Protest-Camp Lützerath tun das. Sie kommen aus Berlin, aus Aachen, aus dem Main-Tauber-Kreis, aus Viechtach und aus Holland, sie kommen in alten Autos oder per Fahrrad, und sie sind alle jung. Sie übernachten in Iglu-Zelten, gezimmerten (Baum)häusern, gehen auf morastigem Boden auf provisorische Plumpsklos und halten wochenlang hier aus. Wo nehmen sie ihre Motivation her? Allerdings machen auch sie den eher zugeknöpften Eindruck einer geschlossenen Gesellschaft, Versuche, ins Gespräch zu kommen, scheitern. Nach einer Weile haben wir genug vom Waten im Schlamm und von unserer Rolle als Zuschauerinnen. Eins ist sicher: Zur Aktivistin tauge ich nicht.
      Es wird Zeit, einen Blick auf die Hintergründe des Dorfräumungs-Dramas und seine Verursacher zu werfen: Garzweiler I, den Tagebau, dessen ockerfarbenen Abbrüche hinter Äckern am Horizont schimmern wie Gebirge - weit weg, aber nicht unerreichbar. Warum nicht versuchen, an die Kante zu gelangen und einen Blick in den Krater zu werfen? Gesagt, getan. Nach 20-minütigem Fußmarsch querfeldein treten wir tatsächlich unbehelligt an die Abbruchkante diesseits der Grube. Die Luft bleibt uns weg. Ich war gefasst auf eine riesige Wunde, über die ich entsetzt sein würde, stattdessen bin ich hingerissen. Die aufgerissene Erde gewährt uns einen atemberaubenden Blick in ihr Inneres, eröffnet uns die Sicht auf einen Querschnitt ihrer verschiedenen Schichten in allen möglichen Braun- und Beige-Tönungen. Die Kohle wird mit zwei riesigen Schafelradbaggern gefördert. Zum ersten Mal sehe ich so eine Mine mit eigenen Augen. Ich muss an ein modernes Gemälde mit einer geradezu poetischen Note denken - schrecklich und schön zugleich.
      Hinter uns hält ein weißes Auto. "Sie wissen, dass das RWE-Betriebsgelände ist“, sagt eine Männerstimme. Nö, wir wissen natürlich NICHT ;-) ! Hier seien letzte Woche zwei Leute abgestürzt. Während S mit den beiden Autoinsassen verhandelt, fotografiere ich wie verrückt. Auf unserem Rückweg folgt uns der RWE-Wagen sage und schreibe fast bis zur Straße. Bei unserem Versuch, mit dem Auto noch einen öffentlichen Aussichtspunkt auf die Mine zu erreichen, werden wir von einer Gruppe Ordner in gelben Overalls abgewimmelt, die nicht nur uns, sondern alle anderen zurückschicken, die einen Blick auf den Tagebau werfen wollen. Wegen der Aktivisten, lautet die lapidare Antwort auf unsere Frage, warum. Wir machen noch ein paar weitere Versuche, die Zeche aus der Nähe zu sehen, doch überall, wo wir hinkommen, taucht gleich ein weißes Auto mit Wache haltenden RWE-Männchen auf.
      Wir fahren südwärts zum Hambacher Forst, der vor drei Jahren kurz vor der Rodung stand. Ungehindert erreichen wir die Aussichts-Plattform auf den Tagebau Hambach mitten im Wald. Vom damaligen Camp der Klimaktivisten sehen wir nichts mehr, wohl aber riesige Transportschneisen und Gleise, auf denen das schwarze Gold in Waggons abgefahren wird. Auch hier im Hambacher Forst hat die RWE mit ihrer Logistik Duftmarken für den geplanten Ausbau hinterlassen - überall.
      Auf der langen Heimfahrt nach Süden unterhalten wir uns. Wem gehört die Kohle in der Erde? Doch nicht dem RWE- Konzern, dessen Funktionäre sich vorort wie Gutsherren gebärden? Wem gehört der Grund und Boden, der in den Dörfern enteignet wird? Und was bedeutet eigentlich der Kohleausstieg 2038 oder früher? Heißt das, dass von da an die Kohle in der Erde bleibt? Oder darf sie nur nicht mehr verbrannt, jedoch auch weiterhin gefördert und beispielsweise ins Ausland verkauft werden? Dafür müsste sich RWE noch nicht mal mit Emissionszertifikaten freikaufen, mutmaßen wir, da es ja nicht sie ist, die Emissionen ausstößt. Fragen über Fragen, auf die wir an diesem Abend keine Antwort finden.
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    • Reisevorbereitungen

      August 23, 2020 in Germany ⋅ ☀️ 20 °C

      Letzte Vorbereitungen laufen. Tweety ist gewaschen, alle Betriebsflüssigkeiten gecheckt. Unsere Markise hat von Gordigear ein neues Flüsschen erhalten. Abgesehen von Bettwäsche und Klamotten alles gepackt. Das wird die erste lange Nutzung unseres neuen Dachzeltes. Mit am Start ist unser neues SUP-Board. Auf Stromanschlüsse am Platz können wir jetzt verzichten. :)

      Morgen starten wir dann gemütlich in drei Wochen Urlaub.
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    • Day 21

      Home Sweet Home

      September 13, 2020 in Germany ⋅ 🌙 13 °C

      Von unserer Heimfahrt könnte ich höchstens den Vergleich bringen:

      Kroatien - Chiemsee hatte die gleiche Fahrzeit wie Chiemsee - Stuttgart. 😂

      Wir sind also wieder gut zuhause angekommen.

      Nach dem Urlaub is mt ja bekanntlich vor dem Urlaub. 😉Read more

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    Eltingen

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