Germany
Scharteisensee

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Travelers at this place
    • Unterwegs mit Humboldt im ewigen Eis

      June 14, 2021 in Germany ⋅ ☀️ 15 °C

      Der Tag verheißt viel Hitze. Anstrengend wird er allemal und er soll mich wieder einmal Demut lehren.
      'So schön Brandenburg auch sein mag, die Mecklenburger Seenplatte ist bestimmt auch schön.' denke ich mir. Über Schloss Boitzenburg steuere ich geradewegs an die Mecklenburgische Grenze. Neben dem Schloss gibt es im Marstall eine Eismanufaktur, eine Schaubäckerei und einen Chocolatier. Wer soll sich da denn entscheiden? Jetzt vor Mittag werden noch die Torten angerichtet und der Kaffee frisch geröstet. Hmmm. Das duftet! Oh und ich hätte mich so gern ein bisschen durch die Schokolade probiert. Aber ich muss mit erschrecken feststellen dass die bei den Temperaturen auf dem Rad keine 10 Minuten durchhalten würde. Das Eis tropft auch schneller aus der Waffel auf den Fußboden als ich schlecken kann. Zugegeben will ich mir den fürstlichen Kaffee und Kuchen als dritte Option dann lieber nicht leisten. Die Preise stehen dem herrschaftlichen Schloss, das wirklich gleich nach den Königsschlössern eines der schönsten in Brandenburg ist, in nichts nach. Kein guter Start in den Tag!
      Ich hatte in den Tagen zuvor einen Motorradfahrer gefragt welche Route er mir in Richtung Norden vorschlagen würde. Ich solle doch in die Seenlandschaft nach Feldberg fahren. Das sei sehr schön. Weiter sei er aber auch noch nie gewesen. Gut, das trifft sich nicht so schlecht. In der Nähe ist ein See den ich ohnehin besuchen will. Vorbei an einem kilometerlangen schön in den Wald eingebetteten Zeltplatz gelange ich nach Carwitz. Das wäre ein kleines unbedeutendes Dorf inmitten einer grandiosen Hügel und Seenlandschaft wenn Hans Fallada nicht für seine Werke inspiriert worden sei. Heute ist es sein Wallfahrtsort. Glücklicherweise nicht gar zu sehr in Corona-Zeiten. Die Carwitzer Seen sind zudem alle eiszeitliche Zungenbecken-Seen. Alles was der Gletscher einst abschürfte und nebenan aufhäufte schuf diese wunderschöne Landschaft. Das türkisblaue Wasser lädt gleich dazu ein hinein zu springen. Gefühlt ist alles auf den Beinen was schon schwimmen kann. Gleichermaßen verteilen sich die Leute zu Boot und mit dem Kajak. Jeder findet sein Plätzchen und seinen Rückzugsort. Nur ungern ziehe ich weiter. Erst lasse ich wehmütig die Schokolade zurück, jetzt den Badesee.
      Unweit davon bin ich jedoch erneut vollends in meinem Element. Der Sprockfitzer See hat eine geologische Besonderheit. Inmitten dieser ganzen eiszeitlichen Seen erstreckt sich entlang der Straße ein unscheinbarer Karst See, dessen Wasserpegel Über wenige Stunden von Tag zu Tag unabhängig von der Witterung mehrere Meter schwankt. Als ich vorbei fahre stehen die Schwäne gerade einen Meter auf dem Trockenen. Woher diese Wasserblase im Untergrund kommt kann mir niemand sagen. Für den Augenblick hat es für mich wieder so etwas Magisches an diesem Ort, nicht zu wissen woher es kommt und wohin es geht. Nur dass es einfach so schön daliegt.
      Unterdessen drückt die Sonne vollends am Nachmittag. Ich suche mir auf der Karte die nächste Badestelle. Komme was wolle, eine Abkühlung tut gut. Ich fahre hin und kann einfach den Eingang von der Straße zu dem Weg zum See nicht finden. Hmm. Als ich einen netten Herrn frage will ich vor Neugier was er da macht eigentlich bald gar nicht mehr baden. Der Antikwurm zeigt mir wie er herrlich alte Möbel wieder aufbereitet. Das sind alles Auftragsarbeiten. Vier fünf Projekte hat er schon gleichzeitig. So gegen Acht hört er aber immer auf. Familie hat er ja auch noch. Er erzählt viel von der Suche nach geeigneten Möbeln und wie er es schafft gegen die Holländische Konkurrenz zu bestehen. Vor Neugier und Respekt lasse ich die Kamera in der Tasche. Schlussendlich gesteht der Herr mir dass er in der Brühe liebe nicht baden ginge wenn ringsum alles eingeleitet wird. Warum bin ich nicht in Carwitz geblieben? Das sei seine Heimat und die kann er getrost jedem empfehlen wenn er die Wahl hätte. Demütig ist das für mich ist das das Stichwort nach Neubrandenburg zum Tollensee. Niemals zurück, immer voraus! Rügen wartet!
      Neubrandenburg ist zugegeben eine ziemlich hässliche Stadt. Neue Neubauten laden einzig dazu ein schnell weiter zu fahren. Erst die Seepromenade lädt zum Verweilen ein. Plötzlich ist mir der Ort gar nicht mehr so fremd. Die ganze Stadt ist auf den Beinen und hat sich hier im Park, beim Spiel oder auf der Seepromenade zum Spaziergang eingefunden. Glücklicherweise ist der Campingplatz an diesem Abend nicht mehr weit. Warum ich dennoch hier herkam wo das eigentlich nur ein Ort zur Durchfahrt scheint liegt etwas weiter in der Vergangenheit. Vor einigen Jahren kam ich bereits mit Alexander von Humboldt in Kontakt als ich quer durch Ecuador gestiefelt bin. Zu dieser Zeit noch ohne mein Fahrrad. Nichts desto trotz hat mich sein Forscherdrang fasziniert. Ihn hat immer interessiert wie alles zusammenhing das zu jener Zeit bekannt war. Auch wenn er sonst in Berlin lebte so mochte er die Seen um Neubrandenburg gar sehr. Wie ich nun beim Abendbrot sitze kommt noch ein zweiter Radfahrer daher. Er kehrt gerade von der Ostsee zurück. Gemeinsam essen wir und sprechen über unsere Reisen. In der Zwischenzeit habe ich den Platzwart gefragt wo denn der Chimborazo liege. Es ist der höchste Berg von Ecuador und hier am Tollensee zu Humboldts Ehren der höchste Berg der Umgebung. Da werden Erinnerungen wach! Der Platzwart kennt ihn leider nicht. Genauso wenig wie ich bislang wusste dass nicht weit von hier 'Afrika' liegt. Ich dachte immer ich habe den Berg schon mal in den Anden bestiegen. Auch sonst stört es ihn eher dass wir seinen Feierabend nicht gönnen. Also nehme ich mich zurück. Ich stelle noch schnell die Getränke für morgen im See kalt und lege mich mit vielen tollen Erinnerungen zur Ruhe.
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    Scharteisensee

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