Semper Heide

Im Waldpark Semper versetzt eine Gruppe aus zehn ca. 100-jährigen Süntelbuchen (Pflanzung 1920) die Besucher immer wieder in Erstaunen.

Süntelbuchen ( Fagus sylvatica var. suentelensis) sind eine sehr seltene, erbliche Varietät der Rotbuche, der genaue Wirkmechanismus dieser Genmutation liegt aber nach wie vor im Dunkeln.

Die maximal 15 Meter hohen, drehwüchsigen Stämme bilden mit ihren herabhängenden Zweigen bis zum Boden reichende, halbkugelförmige Kronen aus. Die durchschnittliche Altersgrenze liegt nur bei 120 bis 160 Jahren, ein für Rotbuchen sehr geringes Alter.

Auffällig ist die bizarre Wuchsform der Bäume. Stämme und Äste sind gedreht, gekrümmt oder spiralig gewunden. Salopp formuliert könnte man sagen, der Baum dreht - im wahrsten Sinn des Wortes - komplett durch. 😁

Gerade Stammstücke sind in der Regel nur maximal einen Meter lang und können daher nicht einmal als Brennholz gestapelt werden.

Aufgrund ihres Zickzackwuchses ist das Holz aus forstwirtschaftlicher Sicht komplett nutzlos, dieser Umstand hätte um ein Haar zur kompletten Ausrottung dieser faszinierenden Rotbuchenvarietät geführt!

Im namengebenden „Süntel“, ein Mittelgebirge in Niedersachsen, gab es einen der größten Bestände an Süntelbuchen in Europa. Im Jahre 1843 verteilte die Forstgenossenschaft ein 200 Hektar grosses Waldgebiet an ihre Mitglieder. Zur Gewinnung von Weideland holzten die Bauern die Süntelbuchenbestände kurzerhand komplett ab und verbrannten sie.
Innerhalb eines einzigen Jahres blieben nach diesem Massaker von über 1000 Süntelbuchen nur eine Handvoll übrig.

Glücklicherweise gab es schon immer Naturliebhaber, die sich dem Schutz der Süntelbuchen verschrieben hatten. Die Bäume wurden in Schlossgärten, Parks und botanischen Gärten gepflanzt. Heute tauchen sie auch immer häufiger im Sortiment von Baumschulen auf, erfreulicherweise ist ihr Fortbestand damit wohl endgültig gesichert.

Am bekanntesten ist die aus circa 100 Stämmen bestehende, Süntelbuchenallee im Kurpark von Bad Nenndorf, die derzeit den größten Bestand an älteren Süntelbuchen in Deutschland bildet.

Der „Hexenwald“ auf Rügen gleicht vom Weiten einer belaubten Kuppel. Erst wenn man das Innere durch eine Öffnung in der Blätterwand betritt, stellt man fest, dass die Kuppel von einer Gruppe aus zehn Bäumen gebildet wird.

Das Innere der lichtdurchfluteten Laubkuppel mit den grotesk verdrehten, bizarren Stämmen ist der absolute Hammer, ein Ort der aus Mythen und Sagen entsprungen zu sein scheint. Naturliebhaber sollten sich dieses Schauspiel auf keinen Fall entgehen lassen, ich kenne wirklich nichts Vergleichbares. 🤩Read more