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  • Tag 15

    Tag 15: Nachipan - Chheubas

    11. Oktober 2023 in Nepal ⋅ ☁️ 6 °C

    7,8 km, 420m auf, 430 m ab

    Heute sollte es wieder ins Valley gehen - und zwar über den ersten Teil des Eselwegs. Während wir frühstückten kam ein blonder Wanderer in die Tür und fragte ob er die Toilette nutzen dürfe. Was für eine Überraschung! Es war Paul. Wieder einer diesee Zufälle. Also rannten wir nach draußen und freuten uns, dass wir uns nochmal wiedersehen sollten. Melli und Paul waren leider direkt von der Flugpause betroffen und mussten auch durch das Valley absteigen. Als kurz nach unserem Aufeinandertreffen ihre Unterkunft absagte, weil eine große Gruppe eintreffen sollte, organisierte Furba kurzerhand ein weiteres Zimmer für sie in Chheubas (unserem Zielort). Zwar mussten sie am nächsten Tag um 10 Uhr den Jeep in Kharikola nehmen aber mit einem frühen Start um 5 Uhr morgens alles machbar. Wir freuten uns alle und wanderten das erste mal als Gruppe. Sonst waren David, Furba und ich immer alleine unterwegs. Heute war es richtig schön Begleitung zu haben.
    Auf dem Eselweg war es wieder schlammig, voller Kacki und rutschig. Der anstrengende Teil bergab vom Hinweg musste nun leider rund zwei Stunden wieder 400m am Stück bergauf gegangen werden. Es ging besser als gedacht und wir arbeiteten uns gemeinsam hoch.
    Plötzlich sahen wir neben dem Weg eine Touristin mit einem liegenden Esel. Sie gab ihm Wasser und legte Blätter hin. Wir kamen ins Gespräch und merkten schnell, dass etwas nicht stimmte. Der Esel hatte sich auf dem steilen, anspruchsvollen und vorallem nicht Esel-gerechten Weg am Bein verletzt und konnte nicht mehr weiter gehen. Statt sich um das Tier zu kümmern, wurde ihm scheinbar seine Transportware abgenommen und er zum sterben liegen gelassen. Es war furchtbar. Nach etwas hin und her blieb uns nichts Anderes übrig, als die Situation zu verlassen. Es war unfassbar traurig, schmerzhaft und man fühlte sich einfach ohnmächtig. Teilweise gingen die Eselführer nicht gut mit den Tieren um, scheuchten sie mit Stockhieben über die steilen Wege. Immerhin soll in ein bis zwei Jahren eine neue Straße fertig gestellt werden, über die fortan Vorräte und Waren in die Berge gelangen können. Denn irgendwie muss alles, was die Touris verbrauchen hier hoch gebracht werden. Von schweren Gasflaschen, Lebensmitteln und Baumaterial - es gab neben teuren Helikoptertransporten nur diese Möglichkeit. Auch die Porter schleppten teils bis zu 80 Kilo auf ihrem Rücken den Berg hinauf. Insbesondere Gruppen, die ihre Porter mit schweren Taschen beluden, machten uns wütend. Ohne darüber nachzudenken, dass es bei solch einer Reise auch um den eigenen Verzicht ging, stopften die Leute ihre Reisetaschen voll und ließen sie tragen. Sicherlich ermöglicht der Beruf des Porters vielen Nepalesen ein Einkommen, das sie sonst so nicht hätten. Letztendlich ging es für uns um das Bewusstsein für einen würdevollen Umgang mit Mensch und Tier! Und das wurde von vielen Touris leider nicht gesehen, bzw. hingenommen. Wir fühlten uns regelmäßig schlecht wenn ein vollbepackter Porter an uns vorbei lief, der nur halb so groß war wie wir. Ein kleiner Wehrmutstropfen war, dass wir unser eigenes Gepäck trugen und wir uns beim Duschen und Verbrauch von Lebensmitteln, die nicht zum absoluten Grundverbrauch zählten, sehr zurückhielten. Dennoch waren wir Teil davon. Und das war ganz klar die Schattenseite dieser Tourismusindustrie. Es ist richtig sie zu sehen und wir waren teilweise entsetzt wie ignorant oder selbstsüchtig einige Wander*innen sich gegenüber diesen wundervollen Menschen und Tieren verhielten. Die Anzahl an Eseln hat sich laut Furba auch stark erhöht. Mehr als 1000 Tiere laufen Tag für Tag diese Wege entlang. Das Bewusstsein über diese Situation sollte jedem von euch klar sein, wenn ihr in den nächsten zwei Jahren auf den Track geht. Deswegen schreibe ich es nochmal so explizit. Erst wenn die Strasse nach Lukla fertig gebaut ist, wird sich diese Situation hoffentlich verbessern.
    In Chheubas angekommen saßen wir gemeinsam bei einem Tee vor dem Haus und ließen den Tag ausklingen. Das Teehaus war überbucht. Es waren schlichtweg zu viele Menschen im Valley unterwegs und so mussten viele im Gemeinschaftsraum schlafen. Wir hatten Glück und bekamen durch die telefonische Reservierung noch einen eigenen Raum. Allerdings war für Furba auch kein Platz mehr. Wir boten ihm an bei uns mit im
    Zimmer zu schlafen. Aber er wollte nicht und übernachtete in der Küche auf der Bank. Was für ein Chaos.
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