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  • Day 15

    Der Vulkan, der nicht tötet

    March 28, 2023 in Italy ⋅ ☀️ 7 °C

    Der Ätna gilt als gutmütiger Vulkan, da seine Ausbrüche üblicherweise keine Todesopfer fordern – so erzählt man es uns. Er gilt als gutmütiger Vulkan, kündigt seine Ausbrüche rechtzeitig an, so dass die Menschen aus der Gefahrenzone entkommen. Dennoch, ganz richtig ist das nicht. Gab es bei Ausbrüchen doch schon Todesopfer. Die basische Lava des Vulkans hat nur einen geringen Kieselsäureanteil, ist deshalb meist dünnflüssig. So entweichen die in ihr enthaltenen Gase, es entsteht kein Überdruck, der zu einer Explosion wie am Mount St. Helens oder am Vesuv führt. Deshalb gilt der Vesuv auch als gefährlichster Vulkan Europas. Nur ganz so sicher scheint man sich nicht mehr zu sein. So stellte man fest, dass der Ätna 122 v. Chr. sehr wohl einen explosiven Ausbruch produzierte. Man befürchtet aufgrund einiger Vorkommnisse in jüngerer Zeit, dass der Ätna seinen Charakter ändern könnte. Der Ätna gilt als der am besten überwachte und untersuchte Vulkan weltweit.
    Der Mongibello – mongi aus dem lateinischen mons und bello aus dem arabischen djebel - was beides einfach Berg heißt – sorgt durch seine Asche und Ausbrüche für sehr fruchtbare, mineralreiche Erde, gleichzeitig wirkt der poröse Boden wie ein Schwamm, der sehr viel Wasser bindet. Selbst wenn es viele Wochen nicht geregnet hat, ist der Boden wenige Zentimeter unter der Oberfläche feucht. Ideal für das Pflanzenwachstum, so kann man hier fünfmal im Jahr etwa Zitronen ernten, ansonsten nur zweimal. Der Überschuss an Zitronen führte übrigens zur Entwicklung des Limoncello, einem Zitronenschnapses, so erzählt man. Aber natürlich zerstören seine Ausbrüche auch mal Häuser oder wie 2002/2003 ein ganzes Winterskiressort.
    Heute jedenfalls haben wir uns einer geführten Jeeptour angeschlossen. Wir besuchen eine Lavahöhle, in der man in früheren Zeiten gepresstes Eis produziert hat, das bis nach Malta exportiert wurde. Und sehen uns verschiedene Lavaströme an, machen auch eine etwa 1 ½ Stunden lange Wanderung einen Seitenkrater hinauf. Hier bläst der Wind recht stark, die Böen sollen manchmal bis zu 100 km/h erreichen. Das entspricht Windstärke 10, einem orkanartigen Sturm, der auch Bäume entwurzeln kann. Die einzelnen Kiefern hier, die recht stabil sind, scheinen sich daran gewöhnt zu haben. Unterwegs sehen wir aber nicht wenige dicke Äste, teilweise auch abgebrochene Bäume, die die Macht des gestrigen Sturmes zeigen. Der verhinderte auch meinen Hubschrauberflug über den Ätna. Hole ich heute Abend nach – mal sehen.
    Einer der Führer erzählt uns zudem, dass man beim Ätna mit Sprengungen in den vier Hauptkratern ein Verstopfen derselbigen verhindern will, damit keine weiteren Ausbrüche an den Flanken des Vulkans erfolgen. Denn die Lava sucht sich immer den Weg des geringsten Widerstandes, deswegen erfolgen die Eruptionen meist an den Flanken. So haben sich mittlerweile etwa 400 Nebenkrater gebildet, so wie der, den wir heute bestiegen haben. Die meisten davon liegen in Höhenlagen um 700 bis 2500 m, mit einer Häufung um 1800 m. Der Vulkan ist derzeit um die 3350 m hoch. Manchmal reißt die Flanke auf einer Länge von mehreren Kilometern auf, meist sind es einige Hundert Meter. Die letzten Ausbrüche fanden 2022 statt.
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