• Die Grauen des Krieges

    1. marts 2024, Vietnam ⋅ ⛅ 35 °C

    Wir sind nach dem Bummeltag in Hoi An nun etwa 900 km südlicher in Saigon. Nachdem der Flieger drei Stunden Verspätung hatte, haben wir den Besuch des Tunnelsystems in Cu Chi auf Morgen verschoben. Für den Besuch des Kriegsmuseums in Saigon reichte es aber noch. Das Kapitel gehört zu einem Besuch Vietnams hinzu. Das Museum beinhaltet vor allem Dokumentationen und zahlreiche Fotos vom Indochinakrieg und besonders vom Vietnamkrieg. Ein dunkles Kapitel des Landes, das noch bis heute in Form von Behinderungen bei Neugeborenen (Agent Orange, Napalm), von zahllosen Blindgängern und mit Dioxin verseuchter Erde nachwirkt. Dabei ist das Museum eher Mahnmal als Anklage, es werden Schicksale anhand zahlreicher Fotos dokumentiert, dem Grauen der Bombardierungen und der chemischen Kriegsführung, aber auch die Kriegsverbrechen und Folterrungen der Amerikaner. Von den Bilder verschone ich Euch in diesem Post, sie sind schon schwere Kost. Da wird man nachdenklich. Die meisten dieser Bilder stammen von internationalen, vorwiegend amerikanischen Fotojournalisten, von denen sehr viele im Krieg fielen. Die Bilder sorgten für ein Umdenken bei den Menschen, zeigten weltweit und auch in den USA die Grausamkeit der Kriegsführung. So trugen die Fotografen letztendlich auch zum Ende des Krieges im April 1975 bei, Zensuren wie heute und manipulierte Bilder gab es damals nicht. Die Kriegsverbrechen der Nordvietnamesen sind kein Thema, dennoch klagt man hier kaum an – eher indirekt, sondern zeigt die Folgen auf, damit so etwas nicht noch einmal passiert. Zu sehen sind auch Dokumentationen für die Zeit nach dem Ende des Krieges, selbst das Leid der von den chemischen Waffen auch geschädigten US-Veteranen sind Thema, weiter die Annäherung an den Westen - auch an Amerika sowie die internationale Unterstützung, um mit den Spätfolgen fertig zu werden. Auch heute noch müssen ganze Landstriche entgiftet werden und von Blindgängern geräumt. Nur ein paar Fakten: Der Vietnamkrieg dauerte 17 Jahre. 1968 und 1969 waren mehr als eine halbe Million US-amerikanische Soldaten in Vietnam, neben verbündeten Truppen aus Neuseeland, den Philippinen, Südkorea oder Thailand und der vielen Million Soldaten aus Süd- und Nordvietnam (zusammen rund neun Millionen). Es wurden dreimal so viel Bomben wie im zweiten Weltkrieg abgeworfen, allein über 58.000 US-Soldaten fielen. Und mehrere Millionen Vietnamesen. Über Agent Orange und Napalm wollen wir hier gar nicht reden. Das ist kaum 50 Jahre her. Inzwischen ist Vietnam der zehntwichtigste Handelspartner der USA und die USA wiederum der größte Exportmarkt für die Vietnamesen. Alle Embargos sind aufgehoben (die letzten unter Obama), es gibt sogar eine engere militärische Zusammenarbeit. Vietnam vermeidet es jedoch, sich zu eng an irgendeine Macht zu binden, um China nicht zu verärgern. Das hat ein Militärbündnis mit den USA bisher verhindert. Vietnam ist zu sehr von China abhängig, letztendlich kann das Land dem Norden Vietnams sogar das Wasser abdrehen, sind auf chinesischer Seite doch große Stauwerke vorhanden. Nur die Chinesen mögen, das tun die Menschen hier nicht. Das haben wir schon sehr deutlich und immer wieder festgestellt.Læs mere