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  • Day 21

    Kambodscha – eine leidgeprüfte Nation

    March 5 in Cambodia ⋅ ☀️ 36 °C

    Gegen 13 Uhr haben wir die Hauptstadt Phnom Penh des Königreiches Kambodscha erreicht, von Vietnam aus mit dem Schnellboot auf dem Mekong kommend. Ein örtlicher Guide und ein Fahrer stehen schon am Pier und erwarten uns.
    Nach über zwei Jahrzehnten Krieg, Schreckensherrschaft und Besatzung war Kambodscha Anfang der 2000er-Jahre eines der ärmsten Länder der Welt. Man hat seitdem enorme Fortschritte im Kampf gegen Armut und Unterentwicklung gemacht und heute soll Kambodscha eine der der am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften Asiens sein. Wenn man durch Phnom Penh wandelt, mag man die grausame Geschichte des Landes kaum glauben, die noch gar nicht so lang her ist. Die Hauptstadt des Landes ist mittlerweile für viele Urlauber ein echter Geheimtipp geworden – ein kosmopolitische Hauptstadt mit Flair. Leider auch für viele ältere Männer, die allein oder zu zweit herkommen – ohne Frauen. Das ist uns beim Bummel durch die Stadt in den Cafe´s recht schnell aufgefallen.
    Wir haben am Nachmittag vier der wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt genossen. Beginnend mit dem Königspalast. Die goldenen Dächer der Gebäude sind bereits von Weitem zu sehen, sie glitzern in der gleißenden Sonne – es hat 37 Grad. Die Anlage ist schon beeindruckend, errichtet wurde sie an der Stelle älterer Gebäude Ende des 19. Jahrhunderts unter französischer Herrschaft, aber im Stile der Khmer. Als ob der Palast und die Tempel an sich noch nicht beeindruckend genug wären, findet sich hier noch die Silberpagode. Ihr Boden besteht aus 5329 massiven Silberziegeln, je 1,125 kg schwer. In ihr, Fotografieren ausnahmsweise mal verboten, finden sich prächtige Schätze und die bedeutendste Buddha-Statue der Landes. Die Buddhas hier sind allesamt schlank. Eine Statue besteht aus rund 90 Kilogramm reinem Gold und ist mit über 9500 Diamanten besetzt, das dritte Auge hat 25 Karat und findet sich ein weitere 20-Karäter. Im Palast residiert noch heute die königliche Familie. Der aktuelle König ist 65 Jahre alt und lebt hier mit seiner Mutter.
    Weiter ging es zum Nationalmuseum um sich mit der älteren Geschichte des Landes etwas vertraut zu machen und dann zum zentralen Markt. Zum Schluss besuchen wir noch den kleinsten und ältesten Tempel der Stadt, die Wat Phnom Pagode, das Herz von Phnom Penh. Hier fand die alte Frau Penh 1372 mehrere Buddha-Statuen in einem Fluss und errichtete den Tempel auf dem Hügel, quasi die Keimzelle der heutigen Stadt.
    Kambodscha ist aus dem Reich Kambuja hervorgegangen, das seine Blüte vom 9. bis zum 15. Jahrhundert erlebte. Von 1863 bis zu seiner Unabhängigkeit im Jahr 1953 war das Land unter französischer Herrschaft. Zu einer Schreckenszeit kam es ab 1975 unter den roten Khmer, die je nach Quelle 1,7 bis 2,6 Millionen Khmer töteten. Vor allem Intellektuelle, Monarchisten und Minderheiten ließ Pol Pot systematisch und grausam ermorden. Nicht selten reichte für ein Todesurteil aus, lesen zu können. Im Sicherheitsgefängnis 21 in Phnom Penh unter Leitung des sogenannten Duch überlebten 23 von insgesamt 15.000 bis 30.000 Gefangenen. Wer nicht an der Folter starb, wurde auf den Killing Fields vor den Toren der Stadt umgebracht. Damals lebten in Kambodscha rund 6,8 Millionen Einwohner. Rund ein Drittel der eigenen Bevölkerung fiel dem Genozid zum Opfer. Heute leben in Kambodscha rund 16 Millionen Menschen, es ist also ein eher kleines asiatisches Land. Duch, dessen richtiger Name Kaing Guek Eav lautete, war studierter Mathematiker und Pädagoge. Später tauchte er unter, konvertierte zum Christentum und arbeitete als Pastor. 1999 entdeckte und verhaftete man ihn – einer von nur zwei Führungskadern, die von ehemals 2000 der für die Grauen Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen wurden. Im Februar 2012 wurde er in einem Revisionsverfahren zu lebenslänglich verurteilt. Beim ersten Urteil zu 35 Jahren Haft wäre er 2020 schon wieder freigekommen.
    1979 entmachteten vietnamesische Truppen die roten Khmer, was einen Krieg zwischen Vietnam und China zu Folge hatte, die die roten Khmer unterstützen. Wie viele weitere, auch westliche Länder wie Deutschland und auch die UNO – Weltpolitik. China besetzte den Norden Vietnams, wurde aber recht schnell besiegt und wieder vertrieben. Kambodscha blieb zehn Jahre von Vietnam besetzt, unterstützt vor allem durch den Ostblock, die Roten Khmer wehrten sich mit Guerillataktik von Thailand aus und mit dessen und westlicher sowie chinesischer Unterstützung. 1989 folgte unter der Mitwirkung der Vereinten Nationen ein Friedensabkommen und der Neuaufbau staatlicher Strukturen, die 1993 mit einer neuen Verfassung und der Wiederherstellung der Monarchie endeten. Pol Pot starb 1998 unter ungeklärten Umständen, ohne dass er jemals zur Rechenschaft gezogen wurde. Erst in diesem Jahr endeten auch die letzten Kampfhandlungen zwischen den verfeindeten Kambodschanern. Das Rote-Khmer-Tribunal nahm 2007 seine Arbeit auf. Das behandelt aber nur die Taten der obersten Führungsriege, da zu viele Politiker des heutigen Kambodscha auf eine zweifelhafte Vergangenheit blicken. Eingeschränkt hat man auch die Zeitspanne der Verbrechen, sonst wären China, Vietnam, die USA und vermutlich sogar die Vereinten Nationen auf der Anklagebank. Manche Verantwortlichen sind inzwischen verstorben oder dement. Vielen wurde schon früher ein neues Leben ermöglicht, sogar in Armee und Regierung. Teilweise übernahm man ganze Kampfverbände inklusive den Offizieren. So etwa im Dezember 1998. Kämpfer der ehemaligen Kommunistischen Partei sollen nach Angaben von Beobachtern auch heute noch im Untergrund von Kambodscha aktiv sein, würden aber für den bestehenden Staat keine unmittelbare Gefahr mehr darstellen.
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