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- Day 126
- Saturday, February 4, 2023 at 8:00 PM
- ☁️ 24 °C
- Altitude: 116 m
ColombiaPuerto Nariño3°42’17” S 70°20’26” W
Amazonas Part 2

Nach der Dorfbesichtigung am ersten Tag, stand dann noch eine Übernachtung im Dschungel an.
Also packten wir ein paar Sachen zusammen und fuhren mit James & Octavio, welcher der Sohn der Familie ist, den Amacayacu River mit einem kleinen Boot weiter rauf.
Die Fahrt dauerte nochmal insgesamt 2 Stunden, sodass wir nun wirklich mittendrin waren.
Wir genossen den Weg bei bestem Wetter und stellten fest, dass der Wasserpegel zur Zeit trotz Regenzeit nicht sonderlich hoch ist.
Wir mussten zwischendurch sogar kurz aussteigen und über eine der vielen Sandbänke laufen, während die anderen beiden das Boot durch die flachen Stellen schoben.
Überall ragten Äste etc. aus dem Wasser und wurden teils auch durch die Strömung den Fluss weiter getrieben.
Unser Weg war gegen die Strömung, weshalb wir etwas langsamer waren und immer wieder aufpassen mussten, dass nichts an Treibholz in die Motorschraube gelangt.
Am Ziel angekommen mussten wir von dem kleinen provisorischen Anleger noch einen kleinen Hang von ca. 2m hochklettern und zack waren wir im Dschungel.
Die beiden befestigen das Boot und erklären uns, dass wir nun eine geeignete Stelle für unser Lager suchen, da sie auch zum ersten Mal hier sind.
Daher zündet Octavio noch eine kleine Palme an, was die bösen Geister vertreiben soll. Dies ist ein alter Brauch des Ticuna-Stammes.
Der Platz für das Lager ist schnell gefunden und die beiden machen sich mit der Machete an die Arbeit die Fläche freizubekommen.
Danach wird mit Hilfe von Lianen unserer Dach in Form von einer Plane gebaut und zudem unsere Hängematten befestigt.
Octavio will im Boot schlafen, sodass nur drei Hängematten aufgehangen werden müssen. Bei der von James gibt es ein paar Probleme, weswegen er auf dem Boden schlafen will..
Die beiden sind generell sehr bescheiden und kümmern sich mega um uns, sodass wir auch nichts machen brauchen.
Nachdem das Lager steht, beginnen sie das Essen für uns zu kochen während wir in der Hängematte bei einem Bier entspannen dürfen.
Muss man sich mal vorstellen, wir sind im Amazonas, liegen in Hängematten bei bestem Wetter, lauschen dem Treiben über uns, trinken Dosenbier & es wird für uns gekocht. Ein Traum.
Das Abendbrot fällt dann nicht spektakulär aus, was aber vollkommen ok ist und auch definitiv reicht.
Es gibt Brot, frischen Kaffee & Obst.
Gut gestärkt machen wir uns danach auf den Weg zur Nachtwanderung durch den Dschungel.
Und es ist wirklich Dschungel, keine Wege oder ähnliches, nur dichtes Gestrüpp, durch welches wir uns mit der Machete durchkämpfen.
Die beiden halten Ausschau nach Tieren, erklären uns aber auch, dass wir hauptsächlich kleinere Tiere sehen werden, da die anderen zu scheu sind.
Man hört immer wieder Affen und sieht auch, wie sich die Bäume bewegen, aber es ist so gut wie unmögliche diese zu Gesicht zu bekommen.
Auf unserer knapp 2-stündigen Wanderung sehen wir dann Riesenkröten, einige Spinnen, kleinere Insekten & sogar eine Schlange, welche sich an einem Baum langschlängelt.
Bei einer Spinne können wir sogar beobachten, wie sie ein Insekt, welches sich in ihrem Netz verfangen hat, tötet und einwickelt. Krass, sowas haben wir vorher auch noch nie gesehen.
Des Weiteren findet James noch eine Jaguar-Marke, welche maximal 10-15 Minuten alt ist.
Okay, das beruhigt eher weniger, aber auch hier sagen beide, dass diese viel zu viel Angst haben und wir uns keine Sorgen machen müssen.
James zeigt uns auch noch das "Leuchten des Dschungels". Dies sind ganz normale Blätter auf denen Pilze wachsen, welche im Dunkeln leuchten. Dies funktioniert nur hier im Dschungel. Absolut faszinierend, wenn man in kompletter Dunkelheit im Amazonas-Dschungel steht, es leuchtet überall & es ist unfassbar laut.
Auf dem Rückweg zündet Octavio noch eine Art Baumharz an, was den Jaguar vertreiben und fernhalten soll. Einfach zur Sicherheit.
Zurück im Camp gibt es noch einen Kaffee bevor wir uns fertig für die Nacht machen.
James bekommt es zum Glück noch hin, seine Hängematte aufzuhängen, sodass er nicht auf dem Boden schlafen muss.
Die Hoffnung etwas Schlaf zu bekommen ist dann nach knapp 30 Minuten vorbei.
Der Himmel bricht auf und es fängt an zu regnen.
Wobei man es kaum so nennen kann, es schüttet wie aus Eimern. Zudem gewittert es noch kräftig, sodass die Blitze den Himmel taghell erleuchten und die Donner so ohrenbetäubend laut sind, dass man denkt man wäre direkt neben ihnen.
So ein heftigen Regen habe ich noch nicht erlebt...
Wenn man mal den stärksten Regen bei uns zuhause nimmt und mit 15-20 multipliziert, dann hat man wahrscheinlich das was hier grade abgeht.
Es prasselt nur so auf die Plane, sodass wir kein Wort mehr verstehen & wir uns teilweise anschreien müssen.
Octavio hat mittlerweile schon ein paar Holzbretter aus dem Boot geholt und es sich auf dem Boden unter der Hängematte von James gemütlich gemacht.
Doch für die beiden ist die Nacht auch erstmal vorbei und sie versuchen mit allen Mitteln zu verhindern, dass wir hier vollkommen absaufen.
So stehen die beiden nur in Boxershorts und klitschnass in unserem Camp und müssen alle 10 Sekunden die Plane vom Wasser befreien.
Ab und zu reißt noch eine Ecke ab, was sie dann auch noch immer wieder reparieren müssen.
Wir können kaum helfen, liegen einfach nur da & hoffen, dass es sich bald legt.
Doch wenn der Dschungel weint, muss man stark und ausdauernd sein.
Die beiden haben mittlerweile eine Vorrichtung gebaut, sodass kein Wasser mehr auf der Plane stehen bleibt.
Wir versuchen etwas zu schlafen, während es weiter kräftig regnet.
Immerhin bekommen wir zwischendurch immer mal wieder etwas Schlaf, aber definitiv keinen Tiefschlaf.
In meine Hängematte läuft dann irgendwann auch ganz leicht Wasser rein & es wird echt kalt, was die Situation natürlich nicht angenehmer macht.
Es regnet bis zum nächsten Morgen durch. Unter uns haben sich schon riesige Pfützen gebildet, sodass man froh ist, erhöht geschlafen zu haben.
Um halb 8 überlegen wir mal aufzustehen und zu schauen, ob wir den anderen beiden helfen können, denn sie machen bestimmt schon Frühstück.
Wieder ins Dorf wäre auch ganz nett, weil man schon irgendwie leicht nass & kaputt ist, zudem regnet es immer noch leicht.
Genau in dem Moment kommt James ins Lager.
"Good morning guys, how are you?"
Während wir noch sagen, dass alles gut bei uns ist, spricht er weiter..
"We have a big problem, our boat is gone. The current took it away."
Okay, in dem Moment hätte ich gerne unsere Gesichter gesehen. Unsere Köpfe kamen beide blitzschnell aus der Hängematte hoch und wir hielten das Ganze für einen schlechten Scherz.
Als wir dann zum Ufer kamen, trauten wir unseren Augen kaum.
Das Boot war weg und das Wasserlevel war bis an die Höhe, auf der wir waren angestiegen.
Also ist es locker 2-3m über Nacht gestiegen. Völlig krank, da der Fluss hier auch bestimmt 25m breit ist und auch nicht grade kurz..
Vielleicht kann man sich so vorstellen, wie heftig der Regen in der Nacht war.
Das Problem nun aber ist, wir haben kein Boot, es gibt keinen Empfang und zudem ist auch alles nass, sodass man so gut wie kein Feuer anbekommt.
Klasse. Aber wo ist Octavio?
Der ist schon seit 6 Uhr losgelaufen, um das Boot zu suchen.
James erklärt uns, dass es eine Möglichkeit gibt ohne Boot ins Dorf zu kommen, was aber ein direkten Weg von 4 Stunden bedeutet.
Direkt meint in dem Sinne nicht am Ufer des sich schlängelnden Fluss entlang, sondern mitten durch den Dschungel und zwischendurch den Fluss mit Schwimmen zu überqueren.
Ihm ist das ganze absolut peinlich, wobei er ja nichts dafür kann.
Also heißt es nun Warten. James versucht Feuer anzubekommen und wir warten am Ufer in der Hoffnung, dass evtl. Fischer oder Jäger vorbeikommen.
Aber sind wir mal ehrlich, wir haben gestern die letzte Stunde Bootsfahrt nicht einen einzigen Menschen gesehen, zudem ist noch Sonntag.
Vorsichtig erfragen wir, wie sowas früher denn gemacht wurde. Die Antwort dazu ist ganz klar, wenn die Leute (Jäger oder andere Dorfbewohner) nach 3 Tagen nicht wieder zurück waren, haben sich die Ticuna auf den Weg gemacht, um die vermissten zu suchen.
Okay das beruhigt uns eher weniger und wir hoffen einfach, dass Octavio das Boot findet.
Um ca. halb 1, also knapp 6 Stunden nach dem Octavio los ist, kommt James aus dem Dschungel und sagt, er hört ein Boot. Es dauert noch ein paar Minuten bis wir es auch hören und dann kommt tatsächlich Octavio mit einem Boot um die Ecke.
Die Erleichterung ist bei allen zu merken.
Er befestigt das Boot und steigt triefend nass aus diesem aus und geht ins Lager. Dort leert er erstmal seine Stiefel, in denen der halbe Amazonas war.
Er erklärt, dass er das Boot gefunden hat, dies aber umgekippt und kaputt ist.
Also ist er ganz bis ins Dorf und direkt mit einem neuen Boot wieder los.
Der Junge hatte nicht mal Zeit seine Stiefel auszuleeren...
Nun schnell das Camp abbauen und ab aufs Boot.
Beim Abbau kommt dann auf einmal eine riesige Tarantel aus James seiner Hängematte.
Er sagt, dass diese, genau wie die Schlange ungefährlich sei und nur bei Vollmond aggressiv wird. Auf dem Boot gibt es dann ein kleines Frühstück und Octavio zeigt uns auf dem Rückweg noch das kaputte Boot, welches kaum zu sehen ist, da es schon halb untergegangen ist.
Im Dorf angekommen fällt Octavios Mutter erstmal alles aus dem Gesicht als sie die Geschichte hört.
Für uns gibt es noch einen kleinen Snack und eine Dusche.
Octavio hingegen macht sich mit 3 Kumpels wieder auf den Weg, um das Boot irgendwie zu bergen.
Was für eine Story. Das hätte auch ganz anders ausgehen können, wobei wir uns zu jeder Zeit sicher gefühlt haben & jetzt darüber grinsen. Dennoch war das sicherlich nicht ganz ohne, aber wir sind um eine Erfahrung reicher.
Apropos, wir hatten Vollmond in der Dschungelnacht (Thema Tarantel & Schlange). Außerdem ist es kein Geschenk bei strömenden Regen im Dschungel auf Klo zu müssen...Read more