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  • Day 6

    Tana Toraja - Tag 1 - Beerdigungen

    September 26, 2023 in Indonesia ⋅ ⛅ 26 °C

    Im Normalfall ist es so, dass die Gäste meistens mit einem Transporter zusammen zu den Zeremonien fahren.
    Dort stehen dann alle hinten auf der Ladefläche, wo sie auch die Schweine, welche als Geschenke dienen, mit unterbringen.
    Man erkennt es auch dadurch, dass alle dunkle Klamotten tragen. Die Farbe schwarz symbolisiert Tod und Leid.
    Für uns ging es dann zunächst zu einer kleineren Zeremonie, welche sich am ersten Tag befand.
    Generell dauern die Beerdigungen 3-4 Tage lang.
    Der Aufwand für diese ist im Allgemeinen super groß, da sogar temporäre Häuser aus Bambus für die Gäste, entweder zum Sitzen während der Feier oder aber auch zum Schlafen, gebaut werden.
    Diese werden über mehrere Wochen mithilfe der Nachbarn und Freunden gebaut und nach der Beerdigung wieder abgerissen.
    Es ist einer der Gründe, weshalb die Feiern oft erst viel später als den Todestag stattfinden.
    Ein weiterer Grund ist natürlich der finanzielle Aspekt, da viele sehr lange sparen müssen, um sich das alles und vor allem die Büffel leisten zu können.
    Außerdem benötigt die Familie viel Zeit, um Abschied zu nehmen und sie wollen auch, dass so viele wie möglich teilnehmen können.
    Heutzutage ist es nicht unüblich, dass Familienmitglieder in Städte oder auf andere Inseln wegen des Jobs gehen.
    Es kann schon vorkommen, dass die Beerdigungen erst bis zu 20 Jahre nach dem eigentlichen Tod stattfinden. So lange leben die verstorbenen als "kranke" Person weiterhin mit im Haus und bekommen auch ganz normal das Essen etc. gebracht. Damit der Körper nicht verwest, wird er mit Formaldehyd behandelt, bis die Zeit für die Beerdigung gekommen ist.
    Die "Toten" sind dadurch mumifiziert und liegen entweder in einem temporären Sarg oder sogar einfach im Bett. Immer aber im südlichen Zimmer des Hauses mit Blick in Richtung Westen.
    All dies ist Teil des Glaubens an das Leben nach dem Tod.

    Wir waren danach noch bei einer größeren Feier, welche irgendwie ganz anders war als die erste.
    Bei dieser waren um die 1000 Gäste und sie war daher 10x so groß wie die vorherige.
    Dennoch ist der Ablauf immer gleich.
    Es gibt einen Zeremonien-Meister der in der alten Sprache der Toraja diverse Sachen erzählt und vorliest.
    Die Nachbarn sind für das Essen zuständig und es werden einige der Schweine, welche geschenkt wurden, vor Ort geschlachtet und dann serviert.
    Diese werden mit dem Messer umgebracht und nachdem sie die Innereien ausgenommen haben wird die oberste Haut mit einer Art Bunsenbrenner weggebrannt.
    Danach wird es auf unterschiedliche Weise gebraten oder in Bambusstangen gegart.
    Zu dem Essen, welches aus Reis und dem Fleisch besteht, gibt es reichlich Palmwein, welcher traditionell auch aus Bambusstangen getrunken wird.

    Wie viele der Schweine geschlachtet werden, entscheidet die Familie. Einige werden auch behalten, um sie dann selbst als Gast zu einer Feier mitzubringen oder später selbst zu verarbeiten.

    Wir waren im Anschluss an die Zeremonie sogar zum Essen eingeladen und konnten so noch einen etwas tieferen Einblick in die ganze Tradition bekommen.

    Die Anzahl der Gäste, sowie die Anzahl der am zweiten Tag geopferten Büffel zeigt das Ansehen der Familie in der Gesellschaft an, denn es werden offiziell keine Einladungen rausgegeben, weshalb die Leute nur kommen, wenn sie gut mit der Familie klarkommen oder sie Freunde sind.
    Daher finden die Familien und Leute es auch nicht schlimm, dass Touristen auf den Beerdigungen sind, ganz im Gegenteil, sie freuen sich darüber, denn es zeigt, dass das Interesse an den Verstorbenen und der Familie hoch ist.
    Auch hier ist es so, dass jeder mit uns Fotos machen möchte, um es stolz allen Leuten zeigen zu können.

    Generell wirkt es nicht wirklich wie eine Trauerfeier, denn alle scheinen sehr glücklich, was damit zusammenhängt, dass sie ja schon einige Zeit Abschied nehmen konnten und sie den Glauben haben, dass der Verstorbene in einer anderen guten Welt weiterlebt.

    Am Ende des Tages darf sich dann jeder Fleisch mit nachhause nehmen, was auch eine Geste ist, dass die Gäste glücklich und zufrieden sein sollen und demnach auch Wohlhaben aufzeigt.

    Am zweiten Tag einer Zeremonie werden dann die Büffel geopfert. Diese waren damals ein Transportmittel und sollen den Verstorbenen behutsam und sicher transportieren.
    Denn die Toraja glauben, der Verstorbene braucht die geopferten Wasserbüffel, um nach Puya, ins Jenseits, zu kommen. Je mehr Wasserbüffel geopfert werden, desto schneller kommt er in Puya an.

    Bei der größeren Feier wird am Ende des Tages auch noch ein Büffel geopfert, weshalb wir dies noch sehen.
    Dieser wird an einem Bein und mit der Leine an einem Holzpfahl festgemacht und dann wird die Kehle durchgeschnitten, sodass das Tier langsam verblutet.
    Es ist irgendwie total krass, aber in dem Moment völlig normal, da es die Einheimischen nicht mal wirklich interessiert.
    Es dauert auch eine Ewigkeit, bis der Büffel endgültig tot ist.

    Anschließend werden dann die Innereien rausgenommen, dieser gehäutet und zerlegt, sodass das Fleisch auch verschenkt werden kann.
    Bei der Opferung wird das Herz und der Kopf inklusive des Gehörns noch zu dem Haus der Familie gebracht, was eine noch stärkere Bindung zum Verstorbenen zeigen & erzeugen soll.

    All diese Sachen passieren ganz normal draußen auf dem Hof der Familie. Die Einheimischen tragen die ganze Zeit Flip-Flops und natürlich keine Handschuhe.
    Selbst beim Zerlegen wird nebenbei geraucht und Palmwein getrunken. Es wirkt alles total surreal, aber für die Einheimischen ist es ganz normal und vor allem eine absolut wichtige Sache im Leben.
    Viele fangen seit Beginn des Lebens an, auf die Beerdigung zu sparen.
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