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  • Day 7

    Emsiges Treiben um Mitternacht

    May 25, 2017 in Mongolia ⋅ ⛅ 23 °C

    Das enorme Wirtschaftswachstum von China ist auf meiner Reise auch von der Eisenbahn aus unübersehbar. Es sind nicht so sehr nur die neuen Wohnblöcke entlang der Bahnlinie, sondern es ist die erstaunlich moderne Infrastruktur, die das demonstriert. Neue, äußerst grosszügig konzipierte Strassen, moderne Hochgeschwindigkeitseisenbahnen auf riesigen Brückenviadukten oder riesige, fortschrittliche Windenergieparks entlang der traditionellen transsibirischen Route zeigen, dass China gewillt ist, auch in der nordwestlich von Peking gelegenen inneren Mongolei, die ja ebenfalls noch zu ihrem Territorium gehört, zu investieren.

    Welch ein Kontrast dann in der äusseren Mongolei, die wir heute passieren und einen eigenen Staat zwischen China und Russland bildet. Fast fünfzig Mal so gross wie Schweiz, aber nur knapp drei Millionen Einwohner verhelfen der Mongolei zum Rekord des am wenigsten dicht besiedelten Landes der Welt.

    Zuvor haben wir um Mitternacht aber erst noch die Grenze zur Mongolei passieren müssen, ein rund dreistündiges Prozedere. Am Grenzbahnhof von Erlian bot sich fast ein bisschen ein gespenstisches Szenario als sich chinesischen Beamten im Stechschritt dem Zug näherten, uns alle mit unverständlichen Worten aber klaren Gesten in die Abteile beorderten und die Pässe einsammelten, die wir erst etwa zwei Stunden später mit einem wortlosen Nicken wieder zurück erhalten sollten. Ganze sechs Kontrollen mussten wir über uns ergehen lassen. Der ganze Zug wurde zwischenzeitlich mit uns noch in eine riesige Fabrikhalle gefahren, wo aus Lautsprechern monotone Stimmen den etwa fünfzig wartenden Eisenbahnmitarbeitende Arbeitsanweisungen erteilten. Da China eine andere Spurbreite der Eisenbahn aufweist als die Mongolei und Russland, galt es in etwa anderthalb Stunden die Wagen umzubauen. Mit den Passagieren an Bord wurden diese dazu durch hydraulische Lifte etwa einen Meter in die Höhe gehoben, so dass die Arbeiterschaft in ihrer Nachtschicht den gesamte Unterbau mit dem bereitstehenden, schmaleren Fahrgestell ersetzen konnte.

    An ein Schlafen war bei diesen vielen und langwierigen Kontrollen, wo wir jeweils nicht liegen bleiben durften und uns zu erheben hatten, sowie dem Getöse beim Umbau und Koppeln der Wagen nicht zu denken. Um zwei Uhr Morgens setzte sich der Zug dann zu unserer Erleichterung aber doch wieder in die Bewegung.
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